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Knapp dreißig Jahre nach Lewis Carrolls Meisterstück, den Alice-Romanen, entstand zwischen 1889 und 1893 eine »Tagtraumdichtung«, die von den Feengeschwistern Sylvie, der klugen Kindfrau, und Bruno, dem vorlauten Tolpatsch, handelt. Zwei miteinander verwobenen Erzählsträngen hat der Leser in dem Roman zu folgen: dem einen in das Land der Feen, in dem die Geschwister typische Märchenabenteuer zu bestehen haben, dem anderen in das Königreich »Outland«, in dem zwei Männer um die Liebe einer schönen Frau wetteifern.
In dem Königreich »Outland« spiegelt sich satirisch gebrochen die englische
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Produktbeschreibung
Knapp dreißig Jahre nach Lewis Carrolls Meisterstück, den Alice-Romanen, entstand zwischen 1889 und 1893 eine »Tagtraumdichtung«, die von den Feengeschwistern Sylvie, der klugen Kindfrau, und Bruno, dem vorlauten Tolpatsch, handelt. Zwei miteinander verwobenen Erzählsträngen hat der Leser in dem Roman zu folgen: dem einen in das Land der Feen, in dem die Geschwister typische Märchenabenteuer zu bestehen haben, dem anderen in das Königreich »Outland«, in dem zwei Männer um die Liebe einer schönen Frau wetteifern.

In dem Königreich »Outland« spiegelt sich satirisch gebrochen die englische Gesellschaft wider und es wird dabei spielerisch über Moral, Politik und Religion philosophiert. So entsteht ein farbenprächtiger Teppich, gewebt aus zauberhaften Geschichten und Gedichten, die ineinander greifen und Realität und Fiktion, Kinder- und Erwachsenenwelt verknüpfen. Dieses faszinierende Kunstwerk wird hier vollständig in einer Neuübersetzung vorgelegt.
Autorenporträt
Carroll, Lewis
Lewis Carroll (eigtl. Charles Lutwidge Dodgson) wurde am 27. Januar 1832 in Daresbury/GB als Sohn eines Pfarrers geboren. Er studierte in Oxford, lehrte später dort Mathematik und Logik, erfand das assoziative Schreiben und die phonetische Poesie und führte ein unspektakuläres Leben als Junggeselle und Sonderling. Er starb am 14. Januar 1898 in Guildford.
Hübner, Sabine
Sabine Hübner, aufgewachsen in Stuttgart, lebt mit ihrem Mann und ihren Katzen in München und ist Literaturübersetzerin. Sie hat u. a. Mark Haddon und Michael Frayn übersetzt.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 17.01.2008

Ich weiß nicht, was soll es bedeuten
Ein unbekanntes Meisterwerk: Lewis Carrolls "Sylvie und Bruno" in der Frankfurter Romanfabrik

Es gibt Bücher, die sind zu gut für diese Welt. So zumindest scheint es sich mit Lewis Carrolls "Sylvie und Bruno" zu verhalten. Woran sollte es sonst liegen, dass ein Roman des Autors von "Alice im Wunderland" und "Alice hinter den Spiegeln" in Großbritannien bis heute kaum bekannt ist und in Deutschland nahezu vollständig missachtet wurde? Dabei ist Carrolls letztes Werk ebenso amüsant wie seine berühmten Vorläufer. In der Frankfurter Romanfabrik stellte Klaus Reichert zusammen mit dem Übersetzer Michael Walter nun die im vergangenen Jahr bei dtv erschienene Ausgabe des Buches vor.

Es ist nicht die erste Übertragung von Carrolls Spätwerk ins Deutsche. Dieter H. Stündels Übersetzung kam schon 1994 heraus, ohne viel Aufsehen zu erregen. Dabei hatte Arno Schmidt die Abenteuer der Elfenkinder Sylvie und Bruno sowie der schönen Lady Muriel schon 1966 als bestes Werk des Autors gelobt. Von Schmidt inspiriert, machte sich vor einem Vierteljahrhundert auch Michael Walter an seine Übersetzungsarbeit. 1981 brachte der Frankfurter Robinson-Verlag den ersten der beiden Bände des Romans heraus. Dass er pünktlich zur Veröffentlichung von Carrolls Alterswerk einging, war nicht die Schuld des Buches, verhinderte aber, dass Walter sich an den zweiten Band machen konnte. Reichert, der einst mit einer Arbeit über Carroll promoviert worden war, konnte in der "Süddeutschen Zeitung" immerhin noch eine lobende Rezension unterbringen. Es blieb die einzige; genutzt hat sie wenig. Erst vor kurzem kam man bei dtv auf die Idee, die Romanruine zu vollenden. Walter, der auch die Übersetzung des "Tristram Shandy" angefertigt hat, die Peter Heusch in den nächsten Jahren im Literaturhaus vorlesen wird, überarbeitete seinen ersten Band und übertrug den zweiten völlig neu. Das Resultat ist glänzend gelungen, hat aber in den Medien auch nicht viel Aufmerksamkeit erfahren.

Dabei bieten die Geschichten aus "Absonderland" genau das, was die Anhänger der "Alice"-Bücher lieben - eine absurde und sehr witzige Logik des sprachlichen und gedanklichen Spiels. In "Sylvie und Bruno" springt der Erzähler, der Lady Muriel auf einer Zugfahrt kennenlernt, zwischen der Elfenwelt und dem sentimentalen, aber entdeckungsfreudigen viktorianischen England hin und her. Lady Muriel hat Sylvies Augen, und auch sonst erweist sich die Grenze zwischen Realität und Phantasie als ausgesprochen durchlässig. Die Entsprechungen zwischen dem Reich der Wirklichkeit und dem Reich der Einbildungskraft kennzeichnen den Roman genauso als modernes Kunstwerk wie sein Umgang mit der Sprache. Wie Thomas Manns "Buddenbrooks" stellt "Sylvie und Bruno" die Sinnfrage danach, was die Dinge und die Wörter bedeuten, gleich auf der ersten Seite.

Carrolls Antwort ist dabei genau jene, die er Humpty Dumpty im Spiegelland Alice geben lässt - sie bedeuten genau das, was man sie bedeuten sehen will. Aus diesem Geist des Spiels heraus plädiert der Roman für die vernünftige Idee, junge Liebespaare auf "Probeflitterwochen" zu schicken, und macht sich darüber Gedanken, wie man einem jungen Frosch die Zeit vertreibt. Zu den von ihm durchgespielten Theorien gehört auch die, man sei als Kritiker erledigt, gebe man zu, ein Kunstwerk sei gut gemacht. Aber "Sylvie und Bruno" hat die Aufmerksamkeit aller Leser verdient, die nichts gegen Verschrobenheit haben und wieder einmal herzlich lachen wollen.

FLORIAN BALKE

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Recht weit entfernt von den Stärken seiner Meisterwerke um Alice im Wunderland ist dieser späte Versuch, an diese noch einmal anzuknüpfen. Das findet nicht nur der Rezensent Tobias Döring, da sind sich die Kenner eigentlich einig. Der Hörspielversion von Lewis Carrolls "Sylvie und Bruno" kann Döring dennoch einiges abgewinnen - oder doch so viel, dass er sie für ereignisarme Zugreisen durchaus empfiehlt. Zumal die Erzählsituation selbst eine Zugreise ist, bei der der Erzähler Fantasiewelten um Elfen und andere Fabelwesen entwirft, in die er selbst dann unversehens auch gerät. Das Durcheinander der Vorlage verstehe der Lesekünstler Ulrich Pleitgen modulationsreich zu zähmen, wobei entschiedene Kürzungen sich auch als alles andere denn schädlich erweisen. Extralob bekommt die Neuübersetzung des Buches von Michael Walter und Sabine Hübner.

© Perlentaucher Medien GmbH