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Was heißt das eigentlich, Deutschsein? Wald und Eichenlaub, Goethe und Schiller, Zivilisationsbruch und alte Schuld? Jeder Deutsche hat Bilder von Deutschland im Kopf, doch kaum einer hat eine Sprache für das diffus empfundene, halb verdrängte, halb ersehnte Nationalgefühl.Was bedeutet deutsch? Zafer Senocak wagt sich an diese Frage, der wir viel zu lange ausgewichen sind. Sie mag unangenehm sein, in Wahrheit ist sie aber längst überfällig - wie die Hitzigkeit und Hilflosigkeit der Integrationsdebatten zeigen. Weil die Deutschen keinen positiven Begriff davon haben, wer sie sind, haben sie…mehr

Produktbeschreibung
Was heißt das eigentlich, Deutschsein? Wald und Eichenlaub, Goethe und Schiller, Zivilisationsbruch und alte Schuld? Jeder Deutsche hat Bilder von Deutschland im Kopf, doch kaum einer hat eine Sprache für das diffus empfundene, halb verdrängte, halb ersehnte Nationalgefühl.Was bedeutet deutsch? Zafer Senocak wagt sich an diese Frage, der wir viel zu lange ausgewichen sind. Sie mag unangenehm sein, in Wahrheit ist sie aber längst überfällig - wie die Hitzigkeit und Hilflosigkeit der Integrationsdebatten zeigen. Weil die Deutschen keinen positiven Begriff davon haben, wer sie sind, haben sie auch keine Vision für eine offene Gesellschaft, die sich nicht über die Abgrenzung des Fremden definiert. Die politische Korrektheit des Amtsdeutschen ersetzt noch immer den Willkommensgruß an jene, die im Einwanderungsland Deutschland längst ein Zuhause gefunden haben.Was könnte deutsch sein? Zafer Senocak ruft uns die universellen Werte der Aufklärung in Erinnerung: Statt weiterhin auf Ängsten und Vorur teilen zu beharren, wird man mit dem Mut, sich des eigenen Verstandes zu bedienen, eine bessere Basis für das Zusammenleben finden.
Autorenporträt
Zafer Senocak wurde in Ankara als Sohn eines Verlegers und einer Lehrerin geboren. Er wuchs in Istanbul und München auf und lebt seit 1989 in Berlin. Seit seinem Debüt 1983 veröffentlichte er über 20 Bände mit Lyrik, Prosa und Essays, die ins Englische, Französische, Italienische, Tschechische, Spanische und Türkische übersetzt wurden. Senocaks Beiträge zur islamischen Tradition und türkischen Identität in der Moderne, zu Einwanderung und Integration in Deutschland erscheinen u. a. in der taz, im Tagesspiegel, in der Welt und in der ZEIT.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 25.07.2011

Farbklänge
Das Projekt Integration

"Sprache fließt, berührt und erzeugt Lust. Nichts ist von dieser Lust spürbar, wenn in Deutschland über Integration und Sprachdefizite gesprochen wird. Es herrscht die kühle Atmosphäre eines Labors." Der in der Türkei als Sohn türkischer Eltern geborene, seit dem achten Lebensjahr in Deutschland lebende "deutsche Schriftsteller" Zafer Senocak, der erst in Deutschland dessen Sprache lernte, wählte mit der Analyse der Sprache einen originellen Zugang zum Thema der Integration - und dies in brillanter Diktion. In immer neuen Anläufen kommt er zu dem Ergebnis, dass die Deutschen selbst nur "gebrochenes Deutsch" sprechen. Er meint damit die Ausklammerung von Tabufeldern aus der Identitätsfindung. Dies wiederum fördere die selektive Wahrnehmung einer homogenen Volkseinheit. Aus Psychosen erwächst die Angst vor dem Fremden. Der Verfasser konstatiert zu recht die Fortdauer einer "völkischen, abstammungszentrierten Grundlage des deutschen Selbstverständnisses", die selbst eine "assimilatorische Integration verhindere". Er erinnert stattdessen an das kosmopolitische Erbe aus der vornationalistischen Epoche, der Aufklärung, als die Werte der "westlichen Zivilisation" keine nationalen Grenzen kannten und als sich - wie bei Goethe und Kant - viele Berührungspunkte zur islamischen Kultur fanden. Ein schönes Kapitel ist Thomas Manns Läuterung von einem deutschen Kulturbegriff zur Weltbürgerschaft gewidmet.

Besonders spannend ist die biographische Darstellung der Symbiose von Deutschsein und Türkischsein des Autors: einmal die Dialektik der Zweisprachigkeit des Autors, der deutsch schreibt, aber mit "türkischen Farbklängen im Ohr", und zum andern die Entwicklung seiner "Bikulturalität". Als er sich nämlich im Alter von 30 Jahren in Deutschland einbürgerte, sei die Entfremdung von Deutschland, mit dem er sich eindeutig identifizierte, stufenweise gewachsen. Immer wieder sei er als Türke betrachtet worden. Er aber habe sich als "Teil eines innerdeutschen Dialogs" gefühlt. Seit er Deutscher sei, kümmere er sich viel stärker um sein "türkisches Potential" und sehe darin keinen Widerspruch. An dieser Stelle wird deutlich, welche Bereicherung Migration für Deutschland bedeuten kann. Senocak verweist auf die Vielfalt des Islam und ist besonders stolz auf die Modernisierungsgeschichte der Türkei, einen "Zivilisationsentwurf" und "eine der großen Kulturrevolutionen der Menschheitsgeschichte" - allerdings auch mit negativen Begleiterscheinungen wie dem Nationalismus und seinen mörderischen Folgen. Diese Seite einer ebenfalls gebrochenen türkischen Identität kommt in dem Buch allerdings zu kurz. Insgesamt gelingt es dem Autor jedoch, das Thema der Integration als großartiges Menschheitsprojekt zu präsentieren - als Vermächtnis seiner eigenen Herkunft.

WOLFGANG JÄGER

Zafer Senocak: Deutschsein. Eine Aufklärungsschrift. Edition Körber Stiftung, Hamburg 2011. 190 S., 16,- [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 31.10.2011

Sachbücher des
Monats November
Empfohlen werden nach einer monatlich erstellten Rangliste Bücher der Geistes-, Kultur- und Sozialwissenschaften sowie angrenzender Gebiete.
1. STEVEN PINKER: Gewalt. Eine neue Geschichte der Menschen. Übersetzt von Sebastian Vogel. S. Fischer Verlag, 1216 Seiten, 26 Euro.
2. CHRISTOPHE FRICKER: Stefan George. Gedichte für Dich. Verlag Matthes & Seitz, 383 Seiten, 29,90 Euro.
3. EVA ILLOUZ: Warum Liebe weh tut. Eine soziologische Erklärung. Übersetzt von Michael Adrian. Suhrkamp Verlag, 467 Seiten, 24,90 Euro.
4. MEYERS WELTATLAS: Die Erde im Großformat. Bibliographisches Institut, 328 Seiten, 129 Euro.
5. SUSANNE GASCHKE: Die verkaufte Kindheit. Wie Kinderwünsche vermarktet werden und was Eltern dagegen tun können. Pantheon Verlag, 270 Seiten, 14,99 Euro.
6. ZAFER SENOCAK: Deutschsein. Eine Aufklärungsschrift. Edition Körber-Stiftung, 190 Seiten, 16 Euro.
7.-8. HANS JOAS: Die Sakralität der Person. Eine neue Genealogie der Menschenrechte. Suhrkamp Verlag, 302 Seiten, 26,90 Euro.
HEINRICH AUGUST WINKLER: Geschichte des Westens. Die Zeit der Weltkrieg 1914-1945. C. H. Beck Verlag, 1350 Seiten, 39,95 Euro.
9. TOM KOENIGS: Machen wir Frieden oder haben wir Krieg? Auf UN-Mission in Afghanistan. Herausgegeben von Joscha Schmierer. Verlag Klaus Wagenbach, 268 Seiten, 19,90 Euro.
10. WINFRIED MENNINGHAUS: Wozu Kunst? Ästhetik nach Darwin. Suhrkamp Verlag, 316 Seiten, 24,90 Euro.
Besondere Empfehlung des Monats November von Rainer Blasius:
NORBERT LEITHOLD: Friedrich II. von Preußen. Ein kulturgeschichtliches Panorama von A - Z. Eichborn Verlag (Die Andere Bibliothek), 428 Seiten, 32 Euro.
Die Jury: Rainer Blasius, Eike Gebhardt, Fritz Göttler, Wolfgang Hagen, Daniel Haufler, Otto Kallscheuer, Petra Kamnann, Guido Kalberer, Elisabeth Kiderlen, Jörg-Dieter Kogel, Hans Martin Lohmann, Ludger Lütkehaus, Herfried Münkler, Wolfgang Ritschl, Florian Rötzer, Johannes Saltzwedel, Albert von Schirnding, Jacques Schuster, Norbert Seitz, Hilal Sezgin, Elisabeth von Thadden, Andreas Wang, Uwe Justus Wenzel.
Redaktion: Andreas Wang (NDR Kultur)
Die nächste SZ/NDR/BuchJournal-
Liste der Sachbücher des Monats erscheint am 30. November.
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