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Irland 1847, die 'Stella Maris' legt mit Ziel New York ab. Unter den Passagieren befinden sich der bankrotte Lord Merridith mit seiner Familie, ein geheimnisvolles Kindermädchen und Pius Mulvey, der den Lord umbringen muss, um sein eigenes Leben nicht zu verlieren. Noch ahnen sie nicht, auf welch tragische Weise ihre Lebenswege miteinander verwoben sind. Sie alle fliehen vor der großen Hungersnot, aber die 'Überfahrt' ins Ungewisse wird für sie zur Falle.Ein packender Thriller mit unvergesslichem Ende."Dieses Buch ist ein Triumph. Ein spektakulärer Durchbruch der irischen Literatur." The…mehr

Produktbeschreibung
Irland 1847, die 'Stella Maris' legt mit Ziel New York ab. Unter den Passagieren befinden sich der bankrotte Lord Merridith mit seiner Familie, ein geheimnisvolles Kindermädchen und Pius Mulvey, der den Lord umbringen muss, um sein eigenes Leben nicht zu verlieren. Noch ahnen sie nicht, auf welch tragische Weise ihre Lebenswege miteinander verwoben sind. Sie alle fliehen vor der großen Hungersnot, aber die 'Überfahrt' ins Ungewisse wird für sie zur Falle.Ein packender Thriller mit unvergesslichem Ende."Dieses Buch ist ein Triumph. Ein spektakulärer Durchbruch der irischen Literatur." The Sunday Times "Besser als perfekt - ein Roman wie eine Beethoven Sinfonie." The Sunday Independent
Autorenporträt
O'Connor, Joseph
Joseph O'Connor1963 in Dublin geboren, studierte in Dublin und Oxford. Seit 2014 ist er Professor für kreatives Schreiben an der University of Limerick. Seine Romane und Erzählbände, für ihren satirischen Humor bekannt, sind regelmäßig auf irischen wie britischen Bestsellerlisten zu finden.

Allié, Manfred
Manfred Allié, geboren 1955 in Marburg, übersetzt seit über dreißig Jahren Literatur. 2006 wurde er mit dem Helmut-M.-Braem-Preis ausgezeichnet. Neben Werken von Jane Austen, Joseph Conrad und Patrick Leigh Fermor übertrug er unter anderem Romane von Yann Martel, Richard Powers, Joseph O'Connor, Reif Larsen und Patricia Highsmith ins Deutsche. Er lebt in der Eifel.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 16.02.2004

Kreuzfahrt auf einem Sargschiff
Sturmhoch: Joseph O'Connors Roman zur irischen Hungersnot

Die Kartoffelpest des neunzehnten Jahrhunderts ist für die Iren das, was für die Deutschen die Vertreibung übers Eis war. Inventarisiert man die Gründe, darüber keinen Roman zu schreiben, so tauchen auf der Liste ähnliche Begriffe auf wie in der deutschen Diskussion, Schuld, Scham und der wohlmeinende Versuch, dem Gegner von damals einen Affront zu ersparen. Die Liste der Sachbücher zur irischen Hungersnot ist lang, die literarischen Texte dagegen kann man an einer Hand abzählen, Liam O'Flahertys "Famine" (1937) gehört dazu sowie ein Bühnenstück von Tom Murphy. Nun ist Joseph O'Connor, Jahrgang 1963, mit einem Roman zur Hungersnot an die Rampe getreten. O'Connor, den man dem Alter und dem Talent nach zum Mittelbau der zeitgenössischen irischen Autoren rechnen darf, ist bislang durch leichtere Ware ("Der Verkäufer", "Cowboy und Indianer", "Inishowen Blues") wenig auffällig geworden.

Seinem neuen Roman, "Star of the Sea", auf deutsch "Die Überfahrt", war die Aufmerksamkeit der angelsächsischen Welt gewiß, nicht zuletzt weil O'Connor den Bogen von Irland über England bis nach Amerika spannt. Sein Roman handelt von der Atlantiküberquerung eines jener Schiffe, die den traurigen Beinamen "coffin ship" trugen und von deren Passagieren nur ein Bruchteil Amerika erreichten, den Rest erledigten unterwegs der Hunger und der Typhus. Heute hat die Katastrophe ihre Zahl: Eine Million Iren starb in den Hungerjahren 1845 bis 1849 im Land, eine weitere Million hatte Irland verlassen. Die Bevölkerung sank zwischen 1845 und 1851 von 8,5 auf 6,5 Millionen; ein Massensterben von Zivilisten, das im Europa des neunzehnten Jahrhunderts seinesgleichen sucht.

In diesem Zusammenhang ist es bemerkenswert, daß O'Connor die gängigen Positionen der Debatte im wahrsten Sinne des Wortes umschifft. Er ignoriert vor allem die Frage, ob man den Engländern die Alleinschuld an dieser Katastrophe geben darf oder nicht. Bei O'Connor wird die Hungersnot zu einem dramatischen Tableau, vor dem sich allerhand Menschliches abspielt. Die nationale Katastrophe nimmt den Weg zur Folklore, als Ort der exemplarischen Verdichtung dient die Schiffskabine. Da zwängen sich der Grundbesitzer, das Kammermädchen, die Edeldame, der Romancier, der Kapitän, der vertriebene Bauer sowie unter Deck Hunderte namenloser Passagiere zusammen.

Die Namen der Versammelten lesen sich wie ein who's who des irischen Historienromans - doch damit nicht genug. O'Connor gibt seinen Figuren delikate und sich überkreuzende familiäre Beziehungen mit auf dem Weg, um so seinen handlungsbetonten Roman voranzutreiben. Der Bösewicht Pius Mulvey ist unterwegs, um den Landlord Merredith zu ermorden, welcher eine Liebesbeziehung zu dem Landmädchen Mary Duane hatte, die sich als seine Halbschwester entpuppt und längst ein Kind von Mulvey bekommen hat, der sie aber sitzenließ. Lord Merredith liebt Mary Duane zwar noch immer, verharrt aber in einer freudlosen Ehe mit Laura Markham, welche noch vor Beginn der Überfahrt mit dem mäßig talentierten amerikanischen Journalisten Dixon angebandelt hat.

Die Konstruktion hat O'Connor beim viktorianischen Roman abgeschaut, vor allem an Emily Brontës "Sturmhöhe". Es ist durchaus eine hübsche Fußnote der Literaturgeschichte, daß man in dem Waisenkind Heathcliff einen irischen Hungerflüchtling erkannt hat. Ausgehend davon und von der Tatsache, daß "Wuthering Heights" 1847 erschien, in jenem Jahr, da die Hungersnot ihren Höhepunkt erreichte, konstruiert O'Connor ein literarisches Verwirrspiel, das zur Hommage an die große englische Autorin wird.

Gleich zwei Figuren tragen Namen, die auf Brontë verweisen: der Kapitän Lockwood sowie der Londoner Verleger T. C. Newby, welcher "Sturmhöhe" unter dem Pseudonym Ellis Bell verlegte. In O'Connors Roman lehnt der fiktive Newby einige Kurzgeschichten des Amerikaners Grantley Dixon ab, erklärt sich aber später bereit, dessen Reiseerinnerungen zu publizieren. Demnach ist Newby der Herausgeber und Dixon der Erzähler dieses Romans, in dessen Beobachtungen auch das Logbuch des Kapitäns aufgegangen ist, welcher sich nach gelungener Überfahrt zur Ruhe setzt, um an den Küsten von Connemara Gutes zu tun.

Diese dreifache Autorenschaft soll natürlich Zweifel an der Zuverlässigkeit der Erzählung streuen. O'Connor verfolgt das Thema der Urheberschaft ganz explizit; einmal sogar, indem er Charles Dickens einen Gastauftritt gewährt. Der Großmeister recherchiert in einer Londoner Spelunke und läßt sich dabei von Pius Mulvey einen gewaltigen Bären aufbinden. Solche Details machen dem Leser zwar durchaus Spaß, vermögen aber nur kurzzeitig von der Schwäche dieses Romans abzulenken: Ein seichter Plot bleibt ein seichter Plot, egal wie viele Schirme die fiktiven Herausgeber dazwischenschieben. Und als hätte O'Connor seinen eigenen Spekulationen nicht getraut, entwirrt er auf den letzten Seiten mit Akribie auch noch den letzten Handlungsfaden, er verfolgt sogar seine Heldin Mary Duane in den hintersten Winkel Amerikas. Da war ein Autor mit buchhalterischem Erzähleifer am Werk. Auf den großen Roman zur irischen Hungersnot wird man weiter warten müssen.

TANYA LIESKE.

Joseph O'Connor: "Die Überfahrt". Roman. Aus dem Englischen übersetzt von Manfred Allié und Gabriele Kempf-Allié. S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2003. 445 S., geb., 19,90 [Euro].

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Perlentaucher-Notiz zur TAZ-Rezension

Joseph O'Connors "vielschichtig und virtuos erzählter Roman" hat Rezensent Andreas Merkel rundum begeistert. Angelegt als aufsehenerregender Kriminalfall und historisches Sittengemälde zugleich schildert O'Connor darin das Schicksal einer Gruppe verzweifelter Iren, die sich im Winter 1847 an Bord der "Stella Maris nach New York wagen, berichtet Merkel. Die ebenso "komplexe" wie "grandios durchkomponierte" Handlung des Romans hat ihn sichtlich beeindruckt: "Die Überfahrt" atme den Geist der großen Romane des 19. Jahrhunderts ebenso wie den des Breitwandkinos der Gegenwart, von "Gangs of New York" bis "Shawshank Redemption". Aber Merkel hebt hervor, dass sich O'Connor zuallererst der Literatur und ihrer Introspektion verpflichtet fühlt. So trete er mit einer Vielschichtigkeit von Perspektiven der "gemütlichen Eindimensionalität und moralischen Wertung", denen Geschichtsromane oftmals zum Opfer fallen, entgegen. Resümee des Rezensenten: ein "Meisterwerk, das dem Leser mit allen Risiken und Nebenwirkungen an die Nieren geht."

© Perlentaucher Medien GmbH
"Joseph O'Connors brillanter Kriminalroman macht es unmöglich, nicht beeindruckt zu sein." (The Irish Independent)