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Als der Journalist Sacha Batthyany zufällig erfährt, dass seine Großtante Margit in eines der schlimmsten Nazi-Verbrechen am Ende des Zweiten Weltkrieges verwickelt war, ist er schockiert. Schnell merkt er, dass dem Schweigen über die Tat kaum beizukommen ist - die Familie hat sich arrangiert, es wird nach vorn geblickt und nicht zurück. Als er auf das Tagebuch seiner Großmutter stößt, verändert das seinen Blick auf die Familie und sich selbst radikal. Prägen vorangegangene Generationen die Art, wie wir leben? Sind wir doch alle Kriegsenkel? Berührend und kenntnisreich berichtet Batthyany von…mehr

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Produktbeschreibung
Als der Journalist Sacha Batthyany zufällig erfährt, dass seine Großtante Margit in eines der schlimmsten Nazi-Verbrechen am Ende des Zweiten Weltkrieges verwickelt war, ist er schockiert. Schnell merkt er, dass dem Schweigen über die Tat kaum beizukommen ist - die Familie hat sich arrangiert, es wird nach vorn geblickt und nicht zurück. Als er auf das Tagebuch seiner Großmutter stößt, verändert das seinen Blick auf die Familie und sich selbst radikal. Prägen vorangegangene Generationen die Art, wie wir leben? Sind wir doch alle Kriegsenkel? Berührend und kenntnisreich berichtet Batthyany von dem unsichtbaren Band, das uns noch heute mit der Vergangenheit verbindet.Lesung mit Barnaby Metschurat, Dagmar Manzel und Corinna Kirchhoff4 CDs ca. 5 h 16 min
Autorenporträt
Kirchhoff, Corinna§Corinna Kirchhoff, 1958 geboren, hat auf allen großen Bühnen des Landes gespielt und in zahlreichen Produktionen für Film und Fernsehen mitgewirkt. Sie wurde u.a. mit dem O.E. Hasse-Preis und dem Nestroy-Theaterpreis geehrt. Vielen Hörspielen leiht sie ihre Stimme.

Manzel, Dagmar§Dagmar Manzel, geboren 1958 in Ost-Berlin, zählt zu den erfolgreichsten deutschen Schauspielerinnen. Sie ist regelmäßig an der Komischen Oper und als »Tatort«-Kommissarin zu sehen. Für ihre Arbeit erhielt sie u.a. den Grimme-Preis sowie den Deutschen Hörbuchpreis für ihre Interpretation von Christa Wolfs »August«.

Metschurat, Barnaby§Barnaby Metschurat, geboren 1974, wurde bekannt durch den Kinoerfolg »L'auberge espagnole«. Für seine Rollen in »Anatomie II« und »Solino« erhielt er den Bayerischen Filmpreis. In der vielfach prämierten Serie »KDD - Kriminaldauerdienst« spielte er eine der Hauptfiguren. Für DAV las er zuletzt »Worauf wir hoffen« von Fatima Farheen Mirza ein.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 24.03.2016

Die mit den Mördern tanzte
Sacha Batthyany erforscht ein Kapitel seiner Familiengeschichte: "Und was hat das mit mir zu tun?"

Kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs, als die Russen schon an der Donau standen, fand in Rechnitz eines der schlimmsten Kriegsverbrechen Österreichs statt: In dem kleinen Grenzort zu Ungarn wurden in einer Nacht hundertachtzig jüdische Zwangsarbeiter ermordet, ihre Leichen verscharrt und das Verbrechen jahrzehntelang totgeschwiegen. Erst ein Dokumentarfilm von Eduard Erne und Margareta Heinrich rückte in den Neunzigern die Tat wieder ins Bewusstsein. Bis heute wurde das Massengrab nicht gefunden und keiner der Haupttäter je zur Verantwortung gezogen.

Dabei waren die Mörder, lokale Nazi-Größen, keine Unbekannten gewesen. Ehe sie in die mondhelle Märznacht des Jahres 1945 hinaustraten und Jagd auf ihre Opfer machten, hatten sie auf Schloss Rechnitz ein großes Fest gefeiert. Sie hatten getanzt und getrunken, und nachdem sie die ungarischen Juden niedergemetzelt hatten, kehrten sie ins Schloss zurück und feierten weiter.

Der Journalist Sacha Batthyany hörte 2007 zum ersten Mal von Rechnitz. Doch nicht etwa, weil in seiner Familie darüber gesprochen wurde. Vielmehr fragte ihn eine Kollegin: "Was hast du denn für eine Familie?" Denn Batthyany, dieser Name, der Bilder der Donaumonarchie heraufbeschwört, an Bischöfe, Ministerpräsidenten und Sissi-Filme denken lässt, wurde plötzlich in einem Atemzug mit Rechnitz genannt. Batthyanys Großtante, Gräfin Margit Thyssen-Batthyány, bewohnte damals Schloss Rechnitz. Sie war die Gastgeberin des Gefolgschaftsfests.

Einmal auf das Geheimnis der Familie gestoßen, lässt sich der in der Schweiz aufgewachsene Autor, der heute als Korrespondent in Washington arbeitet, nicht mehr davon abbringen. Er beginnt eine intensive Befragung seiner Familie und seiner selbst, die ihn sieben Jahren beschäftigen und von Ungarn über Sibirien bis nach Buenos Aires und auf die unbequeme Couch eines Psychoanalytikers führen wird. Batthyany hat viele Fragen, auf die er nicht immer Antworten erhält: Wie die Bewohner von Rechnitz beschweigen auch große Teile seiner Familie die Vergangenheit. Erst rückblickend begreift der Autor aber auch, dass etwa dem Schweigen des Vaters, selbst ein Kriegsflüchtling aus Ungarn, der unbedingte Wille zum Neuanfang innewohnte: Die Schweiz, dieses "wattierteste aller Länder Europas" sei für diese Generation ein "Spieleland" gewesen, in dem sie die Last vergangener Tage abzustreifen hofften.

Batthyanys Recherche ist eine Gratwanderung, weil er seinen Stoff zwar als Journalist behandelt, wenn er Archive in Bern und Berlin konsultiert, Zeitzeugen aufsucht und Fakten zusammenträgt, gleichzeitig aber sich selbst immer als handelnde Person im Geschehen verortet: "Es ging jetzt nur noch um mich." Der persönliche Zugang und nicht zuletzt eine Ehrlichkeit, die ungeschützt viel über den Autor selbst preisgibt, lassen den Bericht eines Kriegsenkels glaubwürdig erscheinen. Wenn er mit dem Vater auf den Spuren des verschleppten Großvaters reist oder im Tagebuch der Großmutter auf eine nach Argentinien emigrierte Familie stößt, deren Wege sich im Krieg mit seiner Familie schicksalhaft kreuzten, dann gehört dies zu den starken Passagen dieser Ermittlung in eigener Sache.

Welche Rolle Margit Thyssen-Batthyány in jener Märznacht 1945 spielte, ob sie nur Gastgeberin der Nazi-Party war oder selbst zur Waffe griff, ist bis heute ungeklärt. Dazu steuert leider auch ihr Großneffe keine neuen Fakten bei. Batthyany referiert lediglich die Ergebnisse seiner Nachforschungen, wonach sich die Gräfin nicht am nächtlichen Massaker beteiligte. Von der Verantwortung spricht er sie dennoch nicht frei. Zweifellos sei sie eine Mitwisserin gewesen, die mit den Mördern "lachte und tanzte". Und sie war es demnach auch, die nach dem Krieg nicht nur die Ermittlungsbehörden, sondern auch die Familie unter Druck setzte. "Das Geld hat euch stumm gemacht", wirft Batthyany seinem Vater in einem Telefonat vor. Weil "Tante Margit" alles bezahlt habe, konnte sie entscheiden, worüber man sprach und worüber nicht.

Geschwiegen wird heute, mehr als siebzig Jahre nach der Mordnacht, nicht mehr. Es finden Tagungen zu Rechnitz statt, Bücher erscheinen, Elfriede Jelinek hat ein Theaterstück geschrieben. Die Täter sind längst gestorben. Aber noch immer liegen irgendwo in der Nähe des Kreuzstadels die sterblichen Überreste ihrer Opfer. Es wäre an der Zeit, sie endlich zu finden.

SANDRA KEGEL.

Sacha Batthyany: "Und was hat das mit mir zu tun?" Ein Verbrechen im März 1945. Die Geschichte meiner Familie.

Kiepenheuer & Witsch Verlag, Köln 2016. 256 S., geb., 19,99 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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»Ich möchte wissen, was von früher in meinen Knochen steckt... Ich will herausfinden, was Ereignisse in der Vergangenheit aus uns machen.« Sacha Batthyany

Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension

Wie schwierig es ist, als Teil einer Täterfamilie Recherchen über die familiäre Vergangenheit anzustellen, erfährt Martina Läubli aus Sacha Batthyanys Buch. Wie der Autor die Geschichte seiner Großtante und ihre Verwicklung in die Ermordung von 180 jüdischen Zwangsarbeitern auf ihrem Schloss Rechnitz erforscht, findet Läubli durchaus respektabel. Schon weil sich der Autor nicht auf eine externe Warte begibt, sondern mittels Psychoanalyse in das Geschehene einbringt und seine eigene Position hinterfragt. Das gewählte Mittel der Textmontage scheint Läubli zudem fruchtbar, vor allem, da es jüdische und ungarische adelige Perspektiven miteinander konfrontiert. Beunruhigend bleibt die Geschichte des nie restlos aufgeklärten Massakers von Rechnitz für die Rezensentin allerdings dennoch.

© Perlentaucher Medien GmbH
"Der glänzend und packend geschriebene Bericht über eine jahrelange Spurensuche zeigt, dass die Vergangenheit tatsächlich bis ins Heute wirkt." Monica Dörig, Anzeige-Blatt für die Gemeinden Gais, Bühler