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Stationen eines jüdischen Lebens im 20. Jahrhundert: Kindheit in Stuttgart - Erster Weltkrieg - Schlagende Verbindung in Freiburg - Eintritt in die SPD und Bekanntschaft mit Kurt Schumacher - Flucht vor den Nazis nach Frankreich - Pariser Künstlerkreise - Ausstellungen - Reise nach Spanien - England - Begegnung mit Kokoschka - Internierungslager - Freundschaft mit Kurt Schwitters
Am 23. März 1933 verließ der Stuttgarter Rechtsanwalt Fred Uhlman fluchtartig seine Vaterstadt Stuttgart, nachdem er am Telefon mit dem Codewort ›In Paris ist es jetzt sehr schön‹ gewarnt worden war. Uhlman war
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Produktbeschreibung
Stationen eines jüdischen Lebens im 20. Jahrhundert: Kindheit in Stuttgart - Erster Weltkrieg - Schlagende Verbindung in Freiburg - Eintritt in die SPD und Bekanntschaft mit Kurt Schumacher - Flucht vor den Nazis nach Frankreich - Pariser Künstlerkreise - Ausstellungen - Reise nach Spanien - England - Begegnung mit Kokoschka - Internierungslager - Freundschaft mit Kurt Schwitters
Am 23. März 1933 verließ der Stuttgarter Rechtsanwalt Fred Uhlman fluchtartig seine Vaterstadt Stuttgart, nachdem er am Telefon mit dem Codewort ›In Paris ist es jetzt sehr schön‹ gewarnt worden war.
Uhlman war Jude und Sozialdemokrat. 1901 geboren, 1985 im Londoner Exil gestorben. Dazwischen lag ein Leben, beeinträchtigt durch ein wenig glückliches Elternhaus, gefährdet durch die Nationalsozialisten, bereichert durch künstlerische Talente und Künstlerfreunde und gewärmt schließlich durch Geborgenheit in seiner Familie und das Feuer in englischen Kaminen.
Die Erinnerungen an dieses Leben schrieb Uhlman 1960 in der Autobiographie The Making of an Englishman nieder. Es seien die Erinnerungen eines durchschnittlichen Menschen, hatte Uhlman selbst geschrieben. Das ist tiefgestapelt, denn immerhin verkehrte er regelmäßig mit Kurt Schumacher, rettete Oskar Kokoschka und John Heartfield noch aus dem besetzten Prag und traf im Internierungslager mit Kurt Schwitters zusammen. Er machte sich einen Namen als Maler, doch am bekanntesten wurde er durch sein Buch, Der wiedergefundene Freund, der ein Bestseller wurde und verfilmt wurde. 2/3 1/3
Autorenporträt
Fred Uhlman, geboren 1901 in einer mittelständischen jüdischen Familie in Stuttgart, studierte in Freiburg, München und Tübingen Rechtswissenschaften, war aktives Mitglied der SPD und mit Kurt Schumacher befreundet. 1933 flüchtete er nach Frankreich und lebte später als vielbeachteter Maler und Schriftsteller in Paris, Spanien und England. Fred Uhlman starb 1985 in London.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 21.08.1998

Erinnern ohne Garantie
Fred Uhlmanns Autobiographie mit beschränkter Haftung

Der Maler und Schriftsteller Fred Uhlmanns haßte Bayern: "Ich glaube es ist leicht einzusehen, warum dieser Teil Deutschlands die Wiege des Nationalsozialismus werden sollte. Nirgends sonst in Deutschland hätte Hitler mehr Chancen gehabt, seinen Anfangserfolg zu erringen, nirgends sonst hätte er einen solchen Gipfel an Trägheit, engstirnigen Provinzialismus und Fremdenhaß vorgefunden", schreibt er in seinen Erinnerungen. In ihrer Ausschließlichkeit verweisen diese Sätze auf einen Menschen, der sein Leben längst gelebt zu haben glaubt. Da wird für Revisionen kein Raum gelassen.

Wer seine Memoiren schreibt, zieht einen Schlußstrich unter die Lebensrechnung. Fred Uhlmann aber hat schon im Alter von knapp sechzig Jahren abgerechnet. Seine Erinnerungen eines deutschen Juden unter dem Titel "The Making of an Englishman", 1960 im Original erschienen, beschreiben die Jahre von 1901, dem Jahr seiner Geburt, bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges. Dann läßt er das Buch abbrechen. Aus dem Stuttgarter Juden war ein englischer Künstler geworden.

Als eine Arbeit hauptsächlich aus der Erinnerung heraus beschreibt Fred Uhlmann seine Art zu malen. Dabei bezieht er sich auf Gauguin, der gesagt haben soll: "Es ist am besten aus der Erinnerung zu arbeiten; auf diese Weise wird das Werk Dein eigenes - Deine Erfahrung - Dein Geist." Auch Tschechow zitiert er zur Unterstützung: "Ich kann nur aus der Erinnerung und nicht direkt nach der Wirklichkeit schreiben." Genau das kann und will Uhlmann auch nicht. Seine Kunstwerke wie seine Memoiren sind kein Abbild der Welt, sondern seine Erinnerung daran.

Der Prozeß der Erinnerung gibt dem Unternehmen eine spannende Vagheit: etwas zutiefst Unentschiedenes, obwohl alle Entscheidungen längst getroffen wurden. Eingeleitet mit Floskeln wie "Ich erinnere mich", "Ich glaube" oder "Das erinnert mich an" werden Uhlmanns Aufzeichnungen so auch zu einer Biographie mit beschränkter Haftung: "Ich garantiere für nichts", raunt er dem Leser zu, wenn er ihn über die ungeraden Bahnen der Erinnerung geleitet. Dabei versucht er seine Gedanken in ein chronologisches Raster zu pressen, was ihm sympathischerweise so gar nicht gelingen mag. Immer wieder mogelt sich etwas aus Vergangenheit oder Zukunft in die angestrebte Ordnung.

Der Rückgriff auf die Erinnerung als gestalterisches Prinzip verleiht dem Geschriebenen eigene Authentizität. Auch wenn es nicht so war, so dokumentiert das Buch zumindest die Erinnerung Uhlmanns daran. Sie erschafft sich ihre eigene Wirklichkeit. Doch der Leser erfährt wenig über die Schrecken des Autors angesichts der Greueltaten der Zeit. Für jemanden, der sich in seiner Kunst auf die Erinnerung beruft, gibt Uhlmann in seinen Memoiren merkwürdig wenig preis. Das Schuldgefühl des Geretteten wurde für ihn zwar zum ständigen Begleiter. Doch nur auf zwei Seiten des Buches bricht es aus ihm heraus: "Mord, Mord!" schreit er ohnmächtig bei einem Besuch auf dem Friedhof in Stuttgart. Nur das Grab seiner Großmutter konnte er besuchen. Die anderen waren "weit, weit weg; irgendwo zwischen Belsen und Auschwitz".

Ansonsten zügelt er seine Emotionen, was zuweilen eine nonchalante Nüchternheit zur Folge hat. Theresienstadt wird da zu einer scheinbar normalen Station, beiläufig und abgeklärt erwähnt. Sein späteres Dasein als "gemachter" Engländer erklärt vielleicht den zurückhaltenden, dezenten Tonfall des Buches. "Der Tod ist unvermeidlich und das Leiden davor ebenfalls", schreibt Uhlmann. Seine gelebten Erinnerungen geben davon eine Ahnung. SHIRIN SOJITRAWALLA

Fred Uhlmann: "The Making of an Englishman". Erinnerungen eines deutschen Juden. Herausgegeben und aus dem Englischen von Manfred Schmid. Diogenes Verlag, Zürich 1998. 352 S., Abb., br., 19,90 DM.

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"Wer wissen möchte, wohin Judenhaß und Judenverfolgung in den dreißiger und vierziger Jahren geführt haben, dem sei das Buch zur Lektüre empfohlen. Insbesondere den Jüngeren."
(Stuttgarter Zeitung)

"In Uhlmans Autobiograpihe entsteht Atmosphärisches aus der Beobachtung, nicht aus Gefühl, das Erinnerungsgenauigkeit stört. Uhlman unterfüttert sein Buch mit Ironie und Lakonie - als Stiche zwischen Herz- und Magengrube werden sie fühlbar. Ein Buch zur rechten Zeit."
(Stuttgarter Nachrichten)

"Zeitgeschichte - spannend wie ein Krimi."
(Cannstatter Zeitung)

"Eines der raren Zeugnisse dafür, daß auch angesichts des namenlosen Schreckens Literatur als Kunst möglich ist. Der Diogenes Verlag ist zu loben, daß er dieses Buch, das 1985 zuerst in Deutsch erschienen ist, jetzt noch einmal in einer schönen Ausgabe aufgelegt hat."
(Neue Züricher Zeitung)