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Das Attentat auf Adolf Hitler am 20. Juli 1944 wird vor allem mit dem Namen Stauffenberg verbunden. Viele andere der damals beteiligten Widerständler haben im Vergleich dazu bis heute nicht die ihnen gebührende Würdigung erfahren. Dabei wären ohne ihren Einsatz die Planung und der Versuch eines Staatsstreichs nicht möglich gewesen. In zehn Porträts stellen die beiden Autoren einige dieser Widerstandskämpfer vor, beschreiben deren Handeln und Beweggründe sowie das Schicksal ihrer Familien. So erweitern sie den Blick auf die durchaus unterschiedlichen Ursprünge des Widerstands gegen den…mehr

Produktbeschreibung
Das Attentat auf Adolf Hitler am 20. Juli 1944 wird vor allem mit dem Namen Stauffenberg verbunden. Viele andere der damals beteiligten Widerständler haben im Vergleich dazu bis heute nicht die ihnen gebührende Würdigung erfahren. Dabei wären ohne ihren Einsatz die Planung und der Versuch eines Staatsstreichs nicht möglich gewesen. In zehn Porträts stellen die beiden Autoren einige dieser Widerstandskämpfer vor, beschreiben deren Handeln und Beweggründe sowie das Schicksal ihrer Familien. So erweitern sie den Blick auf die durchaus unterschiedlichen Ursprünge des Widerstands gegen den Nationalsozialismus. Für das Buch haben sie zudem den letzten noch lebenden Teilnehmer am Attentat, Ewald-Heinrich von Kleist, interviewt.
Autorenporträt
Antje Vollmer ist promovierte Theologin und war viele Jahre Bundestagsabgeordnete für Bündnis 90/Die Grünen. Von 1994 bis 2005 amtierte sie als Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages. Sie hat außerdem mehrere Bücher verfasst, zuletzt 2010 Doppelleben. Heinrich und Gottliebe von Lehndorff im Widerstand gegen Hitler und von Ribbentrop.

Lars-Broder Keil ist Redakteur im Ressort Innenpolitik der WELT-Gruppe und beschäftigt sich intensiv mit zeitgeschichtlichen und literaturhistorischen Themen. Zuletzt erschien von ihm Mord an der Mauer. Der Fall Peter Fechter (mit Sven Felix Kellerhoff, 2012).
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension

Gerechtigkeit für die Attentäter des 20. Juli, das ist es, was dieses Buch für Cord Aschenbrenner vor allem leistet. Dass sich die Autoren Antje Vollmer und Lars-Broder Keil durch Interviews, die Auswertung von Tagebüchern und Erinnerungen der Attentäter und ihrer Angehörigen der Mentalität auch der unbekannteren Gefährten Stauffenbergs annähern, gefällt Aschenbrenner dabei besonders gut. Beleuchtet wird das wenig bekannte Umfeld der Verschwörung, wenn auch, wie der Rezensent einräumt, nicht immer mit der gleichen Intensität. Wenn etwa der Stabsoffizier Georg Schulze-Büttger aus dem inneren Kreis der Verschwörer durch einen wiedergegebenen Abschiedsbrief sehr plastisch vor Augen tritt, ist Aschenbrenner gerührt. Und stellt sich die Frage, wie er selber wohl gehandelt hätte.

© Perlentaucher Medien GmbH

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 15.07.2013

Gegnerschaft und Berufsethos
Unbekanntere Verschwörer aus Stauffenbergs Umfeld

Beim Thema Widerstand gegen den Nationalsozialismus denkt heutzutage jeder an Claus Schenk Graf von Stauffenberg. Umso wichtiger ist es, auch an sein Umfeld zu erinnern. Die frühere Bundestagsvizepräsidentin Antje Vollmer hat, unterstützt von Lars-Broder Keil, zehn Porträts von mehr oder weniger unbekannten Verschwörern verfasst: Friedrich Karl Klausing, Erich Fellgiebel, Heinrich Graf zu Dohna, Albrecht Graf von Bernstorff, Hans-Ulrich von Oertzen, Kurt Freiherr von Plettenberg, Georg Schulze-Büttger, Randolph Freiherr von Breidbach-Bürresheim, Ewald Heinrich von Kleist und Hans-Bernd Gisevius.

Nach 1945 bestimmte Gisevius, der "gleichzeitig enge Kontakte zum deutschen Widerstand und zum amerikanischen Auslandsgeheimdienst" gepflegt hatte, maßgeblich das Bild über viele Hitler-Gegner. Der Überlebende des 20. Juli war Zeuge im Nürnberger Kriegsverbrecherprozess und lieferte in seinem Buch "Bis zum bitteren Ende" dann "verzerrende Darstellungen und Dekonstruktionen der toten Mitkämpfer, die sich nicht wehren können". Der Wichtigtuer Gisevius bot - so vermutet Frau Vollmer - eine Schilderung, die auf Zustimmung seiner Leser setzte. Mit dem Kern seiner Darstellung, "wonach das Unternehmen ,Walküre' irgendwie als nicht ganz seriös und politisch als unzuverlässig einzustufen sei", hätten sogar die früheren Täter und Mitläufer des nationalsozialistischen Regimes "gut leben" können.

In der gelungenen Vollmer-Sammlung wird immerhin eine Frau gewürdigt: Die 1904 geborene und 1991 verstorbene Margarethe von Oven wurde 1943 Büroleiterin im Allgemeinen Heeresamt in Berlin. Dort tippte sie unter anderem den entscheidenden Befehl der Verschwörer für den Umsturz: "Der Führer Adolf Hitler ist tot." Mit ihm sollte der Ausnahmezustand ausgerufen und die vollziehende Gewalt an den Befehlshaber des Ersatzheeres übertragen werden. Für das "Revidieren und Schreiben" von Dokumenten wurde sie gebraucht, zu konspirativen Besprechungen zwischen Stauffenberg und Henning von Tresckow hinzugezogen. Elisabeth Raiser widmet ihr eine einfühlsame Skizze und stellt Frau von Oven auf eine Stufe mit Marion Yorck von Wartenburg und Freya von Moltke: "Sie hat mitgedacht, mitgeplant, ist große Risiken eingegangen, hat sich geschickt verhalten und die Verschwörer gut getarnt."

Im November 2012 hielt Rüdiger von Voss in Stuttgart auf Einladung der Stauffenberg-Gesellschaft einen - jetzt gedruckt vorliegenden - eindrucksvollen Vortrag über seinen Vater Hans-Alexander von Voss, der aktiv an den Staatsstreich-Planungen beteiligt war und sich aus Furcht vor Enttarnung am 8. November 1944 das Leben nahm. Rüdiger von Voss, Gründer der "Forschungsgemeinschaft 20. Juli 1944" und deren langjähriger Vorsitzender, betont, dass sein Vater kurz nach Kriegsbeginn zu Hause "mit tiefer Betroffenheit über Erschießungen von polnischen Intellektuellen und Juden" berichtete. Als Ic einer Division wusste er "von Gewaltakten der Einsatzgruppen von SS und SD und auch der Angehörigen der Wehrmacht in Polen" - ein Wissen, das er "ganz sicher mit anderen hochrangigen Offizieren in den Stäben und an der Front" teilte und "das aus heutiger Sicht und Kenntnis über kriegsvölkerrechtliche Verbrechen von Anfang an ein Schlaglicht auf den lang andauernden Versuch der Leugnung von Kriegsverbrechen wirft". Es habe auch später immer wieder scharfe Kritik am Regime und an der Besatzungspolitik gegeben: "Gleichzeitig war der Wille - wohl bei allen Offizieren - ausgeprägt, die militärischen Pflichten zu erfüllen. Gegnerschaft und Berufsethos charakterisieren die Spannungslage."

In Anlehnung an ein Zitat aus der "Erzählung aus den Türkenkriegen" des 1942 gefallenen Schriftstellers und Stauffenberg-Freundes Wolfgang Hoffmann-Zampis komme es vor allem darauf an, "seinem eigenen Auftrag die Treue zu halten" - also dem Gewissen zu folgen, Recht, Gesetz und die Würde der Menschen zu achten, "dafür auch mit seinem eigenen Leben einzutreten". Dies ist - so Voss - "eine Botschaft, die Stauffenberg und allen Männern und Frauen des Widerstandes eine würdige Erinnerung bewahrt".

RAINER BLASIUS

Antje Vollmer/Lars-Broder Keil: Stauffenbergs Gefährten. Das Schicksal der unbekannten Verschwörer. Hanser Berlin im Carl Hanser Verlag, München 2013. 256 S., 19,90 [Euro].

Rüdiger von Voss: Im Schatten der Väter. Hans-Alexander von Voss 1907-1944. Wallstein Verlag, Göttingen 2013. 48 S., 7,90 [Euro].

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