Zehn Jahre lang habe ich eine DDR - Schule besucht und ich war ein aufmerksamer Schüler - ehrlich!
Doch vom Beutezug der siegreichen und ruhmvollen Sowjetunion erfuhr ich in der Schule nichts. Später hörte ich vereinzelt Leute davon erzählen. Sie hatten miterlebt wie die sowjetischen Freunde
ganze Betriebe in Waggons packten, um mit ihnen in der UDSSR zu verschwinden. Das dies planmäßig und…mehrZehn Jahre lang habe ich eine DDR - Schule besucht und ich war ein aufmerksamer Schüler - ehrlich!
Doch vom Beutezug der siegreichen und ruhmvollen Sowjetunion erfuhr ich in der Schule nichts. Später hörte ich vereinzelt Leute davon erzählen. Sie hatten miterlebt wie die sowjetischen Freunde ganze Betriebe in Waggons packten, um mit ihnen in der UDSSR zu verschwinden. Das dies planmäßig und flächendeckend geschah, erfuhr ich erst in diesem Buch von Bogdan Musial.
Dabei beschränkt sich der in Polen geborene Historiker nicht etwa auf eine plumpe Aufzählung der abgebauten Betriebe. Er beginnt in seinem spannenden Buch in den frühen 30er Jahren und belegt an Hand von Fakten, die geplante kommunistische Kapitalbeschaffung durch Raub und Sklavenarbeit. Man bemerkt beim Lesen, dass Musial sehr solide gearbeitet und zahlreiche östliche Archive durchforstet hat.
Sehr detailiert wird die wirtschaftliche Zusammenarbeit zwischen der UDSSR und Deutschland vor dem II. Weltkrieg analysiert. Nach dem Sieg der Roten Armee über Hitlerdeutschland kommt dann Stalins Deutschlandpolitik zum tragen. Unter dem Deckmantel eines Reparationsprogramms beginnt die systematische Deindustralisierung Deutschlands.
Die in Deutschland abgebauten und in der Sowjetunion wieder aufgebauten Betriebe, waren die Grundlage für den wirtschaftlichen Aufstieg des Landes zur Weltmacht. Auch der Beutezug durch Österreich findet Erwähnung. Ebenso die Beutezüge quer durch die sowjetische Besatzungszone, auf denen viele wertvolle Kulturgüter geraubt und in die Sowjetunion gebracht wurden.
Sehr ausführlich zeigt Bogdan Musial in seinem Buch, wie besonders Deutschland die Sowjetunion zur wirtschaftlichen Weltmacht kürte. Vor dem II. Weltkrieg durch materielle Unterstützung und "nach dem Krieg war es die systematische Demontage sämtlicher ostdeutscher Industrie - und Infrastrukturanlagen, die Stalins Regime einen zweiten, aus eigenen Kräften nicht erreichbaren Modernisierungsschub bescherte", so der Autor.
Geschichtsinteressierte werden an diesem Buch nicht vorbeikommen.
Christian Döring, buecherveraendernleben.npage.de