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2 Kundenbewertungen

Am 20. Juli 1944 verliert Nina, Frau des Hitler-Attentäters Claus Schenk Graf von Stauffenberg, den Mann, den sie liebt. Was war ihre wahre Rolle in der Geschichte? Was hat sie vom Widerstand gewusst? Wie hat sie mit diesem Wissen gelebt? Das Porträt einer bemerkenswerten Frau: persönlich und behutsam erzählt von ihrer jüngsten Tochter, basierend auf Gesprächen sowie bislang unbekannten Dokumenten und Aufzeichnungen der Nina Schenk Gräfin von Stauffenberg.

Produktbeschreibung
Am 20. Juli 1944 verliert Nina, Frau des Hitler-Attentäters Claus Schenk Graf von Stauffenberg, den Mann, den sie liebt. Was war ihre wahre Rolle in der Geschichte? Was hat sie vom Widerstand gewusst? Wie hat sie mit diesem Wissen gelebt? Das Porträt einer bemerkenswerten Frau: persönlich und behutsam erzählt von ihrer jüngsten Tochter, basierend auf Gesprächen sowie bislang unbekannten Dokumenten und Aufzeichnungen der Nina Schenk Gräfin von Stauffenberg.
Autorenporträt
Schulthess, Konstanze von
Konstanze von Schulthess, geboren 1945, ist die jüngste Tochter Nina Schenk Gräfin von Stauffenbergs, der Ehefrau des Hitler-Attentäters Claus Schenk Graf von Stauffenberg. Konstanze von Schulthess kam in Gefangenschaft auf die Welt, denn ihre Mutter wurde nach dem Attentat am 20. Juli 1944 inhaftiert. Ihre Kindheit verbrachte Konstanze von Schulthess im Kreis ihrer Familie im Haus der Großmutter in Lautlingen und in Bamberg. Seit 1965 lebt sie in der Schweiz. Sie ist verheiratet und hat vier Kinder.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 25.08.2008

Es war alles unvorstellbar
Ein etwas seltsames Porträt der Nina Gräfin von Stauffenberg
Die Hochzeitsreise nach Italien, die das Ehepaar Claus und Nina Schenk Graf von Stauffenberg im September 1933 antrat, stand, wie die Tochter in ihrem Porträt der Mutter berichtet, „auch im Zeichen des aufkommenden Faschismus”. Wie das, fragt sich der Leser, und wieso soll der Faschismus in Europa erst im Herbst 1933 aufgekommen sein? Nur die erste Frage beantwortet Konstanze von Schulthess: Die Stauffenbergs besuchten eine Ausstellung „zum zehnjährigen Regierungsjubiläum Mussolinis”.
Ihrem Porträt legt die Tochter Aufzeichnungen ihrer Mutter zugrunde, welche diese auf Bitten ihrer Kinder in den sechziger Jahren verfasst hatte. Den Text hält die Tochter für ein bedeutendes „Zeitdokument”. Umso bedauerlicher ist es, dass sie, die erst 1945 zur Welt kam, die Erinnerungen der Mutter nicht publiziert hat, wie sie sind. Der Leser muss sich also nicht nur mit der höchst subjektiven Rückschau der Mutter herumschlagen, sondern auch mit den Interpretationen der Tochter, die alle paar Seiten die Haltung ihrer Mutter „unvorstellbar”, „übermenschlich” oder sonstwie bemerkenswert findet.
Konstanze von Schulthess wünscht sich, dass ihre Mutter nicht bloß als Ehefrau geehrt werde, sondern als Stauffenbergs „gleichwertige Partnerin, die sich mit den Plänen des Widerstands identifizierte”. Die Eigenständigkeit der Nina Gräfin von Stauffenberg belegt sie damit, dass diese ihren kinderreichen Haushalt allein leitete. Claus von Stauffenberg war nämlich Offizier aus Lust und Überzeugung und mischte sich in die Aufsicht über die Dienstboten nicht ein. Außerdem sei die Mutter im Haushalt nicht aufgegangen: Sie „las viel, besuchte Konzerte und interessierte sich für Malerei”.
Nach dem Attentat am 20. Juli 1944 wurde die Gräfin Stauffenberg verhaftet und von der Gestapo vernommen. Ihre Tochter schreibt: „Was sie wirklich wusste und was für die Gestapo hätte aufschlussreich sein können, darüber schwieg sie.” Sie wurde nicht hart angefasst. Was hätte sie aber verraten können? Offenbar nichts Nennenswertes. Sie und ihr Mann waren übereingekommen, sie solle möglichst wenig wissen. So war es dann wohl auch.
Nichts anderes geht aus dem Buch ihrer Tochter hervor. Ja, so wenig scheint die Frau von ihrem Mann gewusst zu haben, dass sie keine Ahnung hatte, warum der sich 1942 freiwillig zum Frontdienst meldete. „Es muss ihr völlig unverständlich gewesen sein”, schreibt die Tochter.
Dass Nina von Stauffenberg die Widerstandspläne als „gleichberechtigte Partnerin” billigte, ist unwahrscheinlich. Als treue Ehefrau, der „militärische Ehrbegriffe wie Loyalität und Disziplin” sehr viel galten, hieß sie gut, was ihr Mann für richtig hielt. Etwas anderes wäre ihr nicht übriggeblieben an der Seite eines Mannes, der darauf pochte, dass seine militärischen Beschäftigungen unter allen Umständen wichtiger waren als das Privatleben. Bezeichnenderweise nannte sie seine Aktivität im Widerstand ein „Damoklesschwert”.
Die kitschige Naivität, mit der die Tochter ihre Mutter zur Heldin stilisiert, würde weniger unangenehm berühren, wenn sie es mit Augenmaß täte. Sowohl im Gewahrsam der Gestapo als auch später im KZ Ravensbrück genoss Nina von Stauffenberg bevorzugte Behandlung. Es ging ihr schlecht genug; aber was sie erlebte, lässt sich nicht im mindesten mit dem vergleichen, was den meisten anderen in den Händen der Gestapo und im KZ angetan wurde. Gegen Ende des Kriegs brachte die SS die Gräfin vor den anrückenden Russen in Sicherheit.
Das Buch legt nahe, dass sie die Russen immer schlimmer fand als die Nazis. Die Autorin, die über die politischen Ansichten ihrer Mutter so gut wie nichts zu sagen hat, geht auf den bizarren Umstand, dass diese von den Nazis vor den Russen gerettet wurde, aber nicht näher ein. Sie will ja ein Martyrium schildern. Anfang 1945 wurde die Gräfin samt der neugeborenen Konstanze in einem gut versorgten, freundlich geführten NSV-Entbindungsheim eingesperrt. Sie ängstigte sich um ihre vier übrigen Kinder.
Am Ende wird die Darstellung etwas lächerlich: Die Tochter beschreibt ausführlich, wie ihre Mutter gleich nach Kriegsende daran ging, Geschirr, Schmuck und Möbel aus dem Familienbesitz zurückzuerhalten. Dass eine Adelige, die den geliebten Mann verloren hat, an jedem alten Teller hängt, ist psychologisch verständlich. Peinlich ist, dass
die Tochter die mütterlichen Bemühungen um die Erbstücke zu grandiosen
Taten hochstilisiert. Die Lektüre des Buchs bestätigt aufs Neue: Man darf dankbar sein, dass der deutsche Adel als Klasse seit langem nicht mehr stilprägend ist. FRANZISKA AUGSTEIN
KONSTANZE VON SCHULTHESS: Nina Schenk Gräfin von Stauffenberg. Ein Porträt. Pendo, Zürich 2008. 224 Seiten, 19,90 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.sz-content.de
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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 24.09.2008

Treue Stütze
Nina von Stauffenberg

"Es ist für mich einfach der Inbegriff einer guten Ehe, dass man Rücken an Rücken steht und jeder sich jederzeit auf den anderen hundertprozentig verlassen kann." So beschrieb Nina Schenk Gräfin von Stauffenberg (1913-2006) die Haltung, in der sie und ihr Mann Claus Schenk Graf von Stauffenberg ihre Ehe gelebt hatten. Dass dies auch in schwersten Tagen galt, war für sie völlig selbstverständlich. Während das Leben des Hitler-Attentäters schon vielfach ausführlich in Büchern und Filmen behandelt wurde, blieb das seiner Frau, die ihm auch bei seinem Wirken im Widerstand gegen den Nationalsozialismus eine treue Stütze war, immer in seinem Schatten. Dabei hielt sie ihrem Mann nicht nur als stille Mitwisserin den Rücken frei, sondern transportierte auch als Kurier Umsturzdokumente und vernichtete überholte Entwürfe. Ihre Beteiligung und ihr Wissen konnte sie erfolgreich vor der Gestapo verheimlichen, der gegenüber sie die naive Hausfrau und Mutter spielte - mit Folgen für die Deutung ihrer Person, die zum Teil bis heute nachwirken.

Auch wenn die Gestapo sie nicht als Mitverschworene der Umsturzbewegung betrachtete, bewahrte dies die Witwe nicht vor der Sippenhaft. Wenige Tage nach dem 20. Juli 1944 begann für sie eine Leidenszeit in Gefängnissen und Konzentrationslagern, während deren sie ihr fünftes Kind zur Welt brachte. Die übrigen vier Kinder hatten ihr die Nationalsozialisten schon bei ihrer Verhaftung weggenommen. Mutter und Kinder überlebten das Kriegsende und fanden sich unter bewegenden Umständen wieder. Von diesen und vielen anderen Begebenheiten aus Nina Gräfin Stauffenbergs Leben erzählt eindrucksvoll ihre 1945 in der Gefangenschaft geborene Tochter Konstanze von Schulthess. Das erste Kennenlernen ihrer Eltern 1930 in Bamberg oder deren geheime Verlobung übergeht die Autorin ebenso wenig wie das Wirken ihrer Mutter nach dem Krieg für eine Verständigung zwischen Amerikanern und Deutschen oder den Erhalt der Bamberger Altstadt. Ein aufmerksameres Lektorat hätte eine Reihe kleiner sachlicher Fehler vermeiden können.

CHRISTOPHER DOWE

Konstanze von Schulthess: Nina Schenk Gräfin von Stauffenberg. Ein Porträt. Pendo Verlag, München 2008. 224 S., 19,90 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Peinlich, lächerlich, kitschig und naiv: SZ-Kritikerin Franziska Augstein liefert einen Totalveriss von Konstanze von Schulthess' Porträt der Nina Schenk Gräfin von Stauffenberg. "Höchst subjektive" Erinnerungen der Stauffenberg selbst - in den sechziger Jahren festgehalten -  bilden die Grundlage dieses Porträts. So weit, so belanglos. Richtig ärgerlich findet Augstein, in der verklärenden Bearbeitung der Tochter ständig von der "unvorstellbaren" oder "übermenschlichen" Haltung der Gräfin zu lesen. Dass diese im Gestapo-Verhör nach dem gescheiterten Attentat schwieg, führt die Rezensentin eher auf Unwissenheit denn auf Heldenmut zurück. "Lächerlich" und "peinlich" wird das Buch laut Augstein dort, wo die Bemühung, nach Kriegsende alten Familienbesitz zurückzuholen, zur "grandiosen Tat" werden solle. Nach dieser anstrengenden Lektüre ist Franziska Augstein froh, dass der deutsche Adel nicht mehr stilbildend wirkt.

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