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Das Nationalsozialistische Kraftfahrkorps (NSKK) wurde im "Dritten Reich" als "Banner- und Willensträger des Motorisierungsgedankens der deutschen Nation" bezeichnet. Was sich hinter diesem Topos verbirgt, untersucht Dorothee Hochstetter in ihrer Studie über das NSKK. Sie legt die erste Gesamtgeschichte dieser Organisation vor, die zeigt, dass das NSKK nicht nur ein Exekutivorgan der NSDAP war, sondern in vielen Gesellschaftsbereichen Macht ausübte: im Motorsport, in der Automobilindustrie, im Vereinswesen und im Verkehr. Indem die Autorin die Beteiligung des NSKK an der Verfolgung und…mehr

Produktbeschreibung
Das Nationalsozialistische Kraftfahrkorps (NSKK) wurde im "Dritten Reich" als "Banner- und Willensträger des Motorisierungsgedankens der deutschen Nation" bezeichnet. Was sich hinter diesem Topos verbirgt, untersucht Dorothee Hochstetter in ihrer Studie über das NSKK. Sie legt die erste Gesamtgeschichte dieser Organisation vor, die zeigt, dass das NSKK nicht nur ein Exekutivorgan der NSDAP war, sondern in vielen Gesellschaftsbereichen Macht ausübte: im Motorsport, in der Automobilindustrie, im Vereinswesen und im Verkehr. Indem die Autorin die Beteiligung des NSKK an der Verfolgung und Ermordung der Juden und an Kriegsverbrechen nachweist, wird der Mythos des NSKK vom unpolitischen Kraftfahrertreff und von der unwichtigen, weil untergeordneten Parteigliederung zerstört.
Autorenporträt
Dorothee Hochstetter, geboren 1970, ist Historikerin und lebt in Berlin.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 26.04.2005

Eine Fahrt ins Braune
Auch das als "unpolitisch" geltende NSKK unterstützte Kriegsverbrechen und Mordaktionen in Polen und in der Sowjetunion

Dorothee Hochstetter: Motorisierung und "Volksgemeinschaft". Das Nationalsozialistische Kraftfahrkorps (NSKK) 1931-1945. R. Oldenbourg Verlag München 2005. 537 Seiten, 69,80 [Euro].

Seit September 1934 war das Nationalsozialistische Kraftfahrerkorps eine eigenständige Gliederung der NSDAP. Das inhalts- und konturenreiche Buch von Dorothee Hochstetter stellt nicht nur die organisatorischen und personellen Entwicklung des NSKK dar, sondern bietet gleichzeitig eine die damaligen "Lebenswelten" einfühlsam nachempfundene Mentalitätsgeschichte. Das NSKK empfand sich selbst als eine von der nationalsozialistischen Weltanschauung geprägte politische, in großen Teilen paramilitärische Kampfformation, als "Banner- und Willensträger" der Motorisierungspolitik im "Dritten Reich". Dabei wird sein - die Gleichrangigkeit mit den bedeutenden Gliederungen wie SA und SS beanspruchender - Stellenwert innerhalb der Herrschaftsstrukuren des NS-Regimes ebenso deutlich wie der mitunter sehr drastisch akzentuierte Kontrast zur tatsächlichen Wahrnehmung des NSKK durch die Partei-, Volks- und sonstigen Zeitgenossen ("NSKK = Nur Säufer Keine Kämpfer").

Vor allem eröffnet die Verfasserin Perspektiven zu mannigfachen, sich aus dem engeren Forschungsgegenstand unmittelbar oder mittelbar ergebenden Ursachen- und Wirkungsfeldern. So entstehen inhaltsreiche Ausblicke auf den an den Erscheinungsformen des NSKK vor allem festzumachenden Motorisierungsgedanken in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts und die - durchaus Hitlers spezieller Vorliebe für den individuellen Autoverkehr geschuldete - spezifische Motorisierungspolitik des Regimes. Ebenso schildert Frau Hochstetter facettenreich den Motorsport im "Dritten Reich", wobei die Präsentation der überaus populären Rennfahrer der "Großen Preise" vor dem Hintergrund der vom NSKK bevorzugten Idee des vormilitärischen Mannschaftsmotorsports besonders gelungen ist.

Mit gleicher Intensität widmet sich die Studie den Aktivitäten des Kraftfahrerkorps hinsichtlich der Motor-HJ und der NSKK-Motorsportschulen, ferner dem komplizierten Verhältnis zu den später "gleichgeschalteten" Automobilclubs und zur Automobilindustrie sowie auch der bedeutsamen Rolle des NSKK im Bereich der Fahrausbildung und der Verkehrssicherheit. Die letzten Kapitel konzentrieren sich auf die Aufgaben und Tätigkeiten der NSKK-Transport- und -Verkehrseinheiten im Zweiten Weltkrieg und gelten insbesondere der Beteiligung des auch noch nach dem Zusammenbruch des nationalsozialistischen Regimes als weitgehend "unpolitisch" angesehenen NSKK an Diskriminierungs- und Gewaltmaßnahmen gegen Juden bis hin zu konkreten Kriegsverbrechen und Mordaktionen in Polen und in der Sowjetunion.

Bemerkenswert ist, daß die Verfasserin auch in diesem Punkt das Augenmaß in der sorgfältig abwägenden Bewertung des Geschehens beibehält, indem sie den eher unterstützenden Charakter dieser NSKK-Aktionen betont und damit dem Gegenstand ihrer beeindruckenden Studie keineswegs eine zentralere Rolle hinsichtlich des Kernstücks der NS-Ideologie zuweist, als ihm aufgrund der gewissenhaft ausgewerteten Quellen zukommt.

JOSEF HENKE

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Überaus instruktiv findet Rezensent Josef Henke diese Studie von Dorothee Hochstetter über das Nationalsozialistische Kraftfahrkorps (NSKK). Die Autorin stelle nicht nur die organisatorische und personelle Entwicklung des NSKK dar, sondern biete auch eine den damaligen "Lebenswelten" einfühlsam nachempfundene Mentalitätsgeschichte. Sie verdeutliche den Stellenwert des NSKK innerhalb der Herrschaftsstrukturen des NA-Regimes und akzentuiere den Unterschied zwischen Selbst- und Fremdwahrnehmung des NSKK. Henke hebt insbesondere Hochstetters Ausblicke auf die Motorisierungspolitik im Nationalsozialismus hervor. Weiterhin würdigt er die Darstellung des Motorsports im "Dritten Reich", der Aktivitäten des Kraftfahrerkorps im Blick auf die Motor-HJ und die NSKK-Motorsportschulen, des Verhältnisses des NSKK zu Automobilclubs und zur Automobilindustrie sowie der Rolle des NSKK im Bereich der Fahrausbildung und der Verkehrssicherheit. Schließlich widme sich Hochstetter den Aufgaben und Tätigkeiten des "als 'unpolitisch' geltenden" NSKK im Zweiten Weltkrieg sowie dessen Beteiligung an Diskriminierungs- und Gewaltmaßnahmen gegen Juden bis hin zu Kriegsverbrechen und Mordaktionen in Polen und in der Sowjetunion. Henke lobt die Autorin dafür, dass sie bei ihrer "sorgfältig abwägenden Bewertung" stets das Augenmaß behält.

© Perlentaucher Medien GmbH
"Mit ihrer ausgewogen urteilenden Darstellung über die bislang weitgehend unbekannte NSDAP-Organisation NSKK ohne moralisierend-volkspädagogische Bewertungen hat Hochstetter nicht nur einen sorgfältig gearbeiteten Beitrag zur allgemeinen NS-Forschung geleistet, sondern auch anhand einer Vielzahl mentalitätsgeschichtlichen Zitate aus der Zeit aufgezeigt, welche ambivalenten Wirkzusammenhänge aus Kampfzeit, Freizeitbeschäftigung, Wunsch nach Motorisierung und Servicebereit-schaft für die SA/NSDAP während der NS-Herrschaft Bevölkerung, Industrie und politischen Institutionen aneinander banden." (Reiner Ruppmann in: H-Soz-u-Kult, Juli 2005)"Das wissenschaftliche Buch mit umfangreichem Literaturverzeichnis vermittelt mehr als nur einen Überblick über den Automobilismus des Dritten Reichs." (Oldtimer-Markt, Heft 4/2005)"Künftige Darstellungen über die Motorisierung in der NS-Zeit müssen sich an diesem Standardwerk messen lassen." (Benjamin Obermüller in: en.ch, Januar 2005)