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»Wer die vier Traumspiele gelesen hat, der fühlt sich wie von Magie angerührt. In diesen Traumszenen ist Schicksals- und Daseinserfahrung unserer Gegenwart ohne jeden doktrinären Beigeschmack unmittelbar Bild und Szene geworden. T raumdeutung ist Gunter Eichs Gedicht, und man kann zu seinem Ruhme wohl nicht mehr sagen, als daß er unser aller Träume dichtet.« Karl Korn

Produktbeschreibung
»Wer die vier Traumspiele gelesen hat, der fühlt sich wie von Magie angerührt. In diesen Traumszenen ist Schicksals- und Daseinserfahrung unserer Gegenwart ohne jeden doktrinären Beigeschmack unmittelbar Bild und Szene geworden. T raumdeutung ist Gunter Eichs Gedicht, und man kann zu seinem Ruhme wohl nicht mehr sagen, als daß er unser aller Träume dichtet.« Karl Korn
Autorenporträt
Günter Eich wurde am 1.Februar 1907 in Lebus an der Oder geboren. In den ersten Kinderjahren wechselte die Familie häufig den Wohnort. 1922 Übersiedelung nach Leipzig, dort Besuch des Nikolai-Gymnasiums. Nach seinem Abitur begann er ein Studium der Sinologie in Berlin. Ab 1927 veröffentlichte Eich - teils unter Pseudonym - erste Gedichte und Texte. 1932 brach er sein Studium ab und fing eine Laufbahn als freier Schriftsteller bei der Zeitung eines Freundes an. 1933 begann er, Hörspiele (auch mehrteilig) für verschiedene deutsche Rundfunkanstalten zu schreiben.1939 wurde er zur Luftwaffe als Kraftfahrer und Funker einberufen. Bei einem Luftangriff 1943 auf Berlin gingen fast alle seine Manuskripte verloren. Nach dem Krieg veröffentlichte er weiter Gedichte, Prosa, Drehbücher, vor allem aber Hörspiele. 1947 wurde er Mitglied der Gruppe 47, deren ersten Preis er 1950 bekam. 1953 Heirat mit Ilse Aichinger. Es erschien die erste Sammlung von Hörspielen bei Suhrkamp. Verleihung des Hörspielpreises der Kriegsblinden. In den sechziger Jahren unternahm Eich als inzwischen renommierter und vielfach ausgezeichneter Verfasser von Hörspielen etliche Lesereisen mit anschließenden Aufenthalten unter anderem im Nahen Osten, Asien und Teile Nordamerikas. 1963 übersiedelte er nach Salzburg. 1968 erhielt er den Schiller-Gedächtnispreis des Landes Baden-Württemberg. 1967 nahm er an der letzten Tagung der Gruppe 47 teil. Am 20. Dezember 1972 starb Eich nach langjähriger Krankheit in Salzburg.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 07.03.2007

DAS HÖRBUCH
Ruf nach der Polizei
Günter Eichs Hörspiel „Träume”
„Das entspricht ja keinem mitteleuropäischen Geschmack.” „Scheint mir höchste Zeit, dass die Polizei da mal einschreitet.” „Denn wird da gesprochen von kollektiver Schuld, die anerkannt wird, die sind doch alle verrückt.” Als der Nordwestdeutsche Rundfunk am 19. April 1951 um 20 Uhr 50 – etwas später als gewöhnlich, um sicherzugehen, dass keine Kinder mehr vor dem Radio sitzen – Günter Eichs Hörspiel „Träume” ursendete, hagelte es noch während der Übertragung Proteste.
Der Regisseur Fritz Schröder-Jahn, der die Anrufe zum Teil persönlich entgegennahm, musste wüste Beschimpfungen über sich ergehen lassen. Unzumutbar erschien vielen Zuhörern der Inhalt von Eichs insgesamt fünf Traumerzählungen: Da rollt eine Familie seit vierzig Jahren in einem verriegelten Güterwagon durch die Welt; da verkaufen Eltern einem kranken Mann, der einer Blutauffrischung bedarf, ihren Sohn zum Schlachten; da höhlen Termiten Häuser, Städte, Menschen aus.
Die Anrufe wurden vom NDR archiviert. Sie dienen dem Musiker Hans Schüttler als Material für seine mehrminütige Klangcollage „Träume 1951”. Sie befindet sich auf der CD „Träume 2006”, die der Hörverlag gemeinsam mit der legendären Aufnahme von 1951 in einer CD-Box herausgegeben hat. Fünf junge Hörspielregisseure, unter ihnen Simona Ryser, Bernadette Sonnenbichler und Sven Stricker, haben gemeinsam mit renommierten Schauspielern wie Barbara Auer und Udo Wachtveitl jeweils einen von Eichs Träumen neu eingespielt. Jedoch nur Schüttler gelingt mit seinem geschickt arrangierten Zusammenschnitt der Hörerproteste eine zeitgemäße Auseinandersetzung mit Eichs Hörspiel.
Bereits 1967 stellte Fritz Schröder-Jahn selbstkritisch fest: „Ich würde das heute ganz anders machen. Ich meine, gerade diese Art Stücke, die sind aus der Zeit geboren, die Zeit hat sich sehr geändert. Damals herrschte allenthalben noch Lebensangst . . .”
Was für die sechziger Jahre gilt, gilt heute umso mehr. Und so dürfte für heutige Hörer die damalige Rezeption der „Träume” aufschlussreicher sein als diese selbst. Der schnelle Ruf nach der Polizei etwa verrät viel über die bundesrepublikanische Auf- und Verarbeitung des Dritten Reichs.
Gut geölt
Eindeutig zu wenig aber ist das, was die jungen Regisseure aus den „Träumen” machen. Keiner von ihnen entwickelt eine Haltung zu Günter Eichs bekanntestem Hörspiel. Keiner wagt eine Neuinterpretation, die auch die von Eich umgearbeitete Buchfassung von 1953 mit ihrer bekannten Aufforderung „seid Sand, nicht das Öl im Getriebe der Welt” einzuschließen hätte.
Stattdessen beschränken sich alle darauf, die Hörspielfassung von 1951 mit moderner Studiotechnik, was vor allem heißt: voluminöserem Sound, beinahe eins zu eins noch einmal einzuspielen. Die damalige Inszenierung jedoch ist in ihrer kargen Personenführung durch Schröder-Jahn, ihrer beunruhigenden Orchestrierung durch Siegfried Franz und dem brillanten Umgang mit der Eichschen Sprache durch Schauspieler wie Erich Ponto, Inge Meysel und Dagmar Altrichter unübertroffen. Das macht die Box durch die Möglichkeit des direkten Vergleichs der beiden Einspielungen unmissverständlich klar. FLORIAN WELLE
GÜNTER EICH: Träume. Hörspielinszenierungen aus den Jahren 1951 und 2006. Der Hörverlag, München 2007. 3 CD’s, 24,95 Euro.
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Als der NDR 1951 Günter Eichs Hörspiel "Träume" zum ersten Mal sendete, weiß Florian Welle zu berichten, haben die Hörer nach der Polizei gerufen. Doch was vor fünfzig Jahren noch für Empörung sorgen konnte, entlockt dem Rezensenten Welle heute nur ein Schulterzucken. Bedauerlich findet er vor allem, dass die meisten Regisseure in ihren Neufassungen keine Haltung, keine Neuinterpretation zu Eichs Traumerzählungen wagen. Einzig Fritz Schröder-Jahns Kollage hat ihm gefallen. Darin sind die damals vom NDR aufgenommenen Höreranrufe versammelt. O-Ton: "Das entspricht ja keinem mitteleuropäischen Geschmack."

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