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Musikproduzent Cook (Michael Fassbender) ist eine ebenso erfolgreiche wie exzentrische Lichtgestalt der berüchtigten Musikszene von Austin, Texas. In der Hoffnung auf ihren großen Durchbruch lässt sich die ambitionierte Musikerin Faye (Rooney Mara) auf eine Affäre mit ihm ein, die ihr schnell zum Verhängnis wird, als sie den aufstrebenden Songwriter BV (Ryan Gosling) kennenlernt und sich in ihn verliebt. Abseits des Rampenlichts entwickelt sich ein explosives Dreiergespann, deren Protagonisten sich zwischen Liebe, Betrug und Sinnlichkeit treiben lassen ...
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Produktbeschreibung
Musikproduzent Cook (Michael Fassbender) ist eine ebenso erfolgreiche wie exzentrische Lichtgestalt der berüchtigten Musikszene von Austin, Texas. In der Hoffnung auf ihren großen Durchbruch lässt sich die ambitionierte Musikerin Faye (Rooney Mara) auf eine Affäre mit ihm ein, die ihr schnell zum Verhängnis wird, als sie den aufstrebenden Songwriter BV (Ryan Gosling) kennenlernt und sich in ihn verliebt. Abseits des Rampenlichts entwickelt sich ein explosives Dreiergespann, deren Protagonisten sich zwischen Liebe, Betrug und Sinnlichkeit treiben lassen ...

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Interviews mit Natalie Portman, Michael Fassbender, Sarah Green, Ken Kao und Jacqueline West Die Musik im Film Trailer
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 24.05.2017

Die Liebe in Zeiten der Hyperoptimierung

Es kann einem kalt werden bei diesem Film: "Song to Song" von Terrence Malick ist Kopfkino mit vielen Stars und noch mehr Weltverbesserungssucht.

Alles Schlechte, was man über diesen Film sagen kann, stimmt. Dass er keine Geschichte erzählt, sondern nur Stimmungen evoziert. Sich an den eigenen Bildern berauscht, sinnlos treiben lässt im Assoziationsstrudel: noch eine Poolparty, noch ein Hochhausloft, noch eine Sommerwiese im Wind. Dass er immer von neuem große Ideenhorizonte aufmachen will, aber dann doch wieder nur die Abendsonne müde durch das Panoramafenster blinzelt. Oder eine Männerhand mit eingespielter Zärtlichkeit über eine blasse Frauenwange streicht, so langsam, als würden ihr gleich die Fingerkuppen einschlafen. Ein Film, der die ganze Zeit "Fühl mich! Spür mich!" ruft. Esokino. Furchtbar.

So kann man ihn sehen, den neuen Film von Terrence Malick. Als Fortsetzung seiner protometaphysischen Wende, die mit dem schwer erträglichen Erweckungsfilm "Tree of Life" begann und sich mit "To the Wonder" und "Knight of Cups" fortsetzte. Ein weiterer Offenbarungseid im großen malickschen Bekenntnis zum Leben, zur Schöpfung, zur kitschgetränkten Schönheit des Augenblicks.

Aber man kann sich - mit einiger Anstrengung - auch einen anderen, eigenen Weg durch die Bilderfluten bahnen. Alle Symbole und Verweise links liegenlassen, nicht den philosophisch angestrichenen Zaunpfählen folgen, mit denen allenthalben gewunken wird, sondern sich ganz und gar auf die Schauspieler konzentrieren, die hier auch vorkommen. Es sind nicht die schlechtesten - jedenfalls, wenn man Qualität am Talent zur Ausdrucksform misst. Inmitten all der Visionsästhetik zu sehen sind: Michael Fassbender, Ryan Gosling, Natalie Portman, Rooney Mara, Cate Blanchett - um nur die wirkungsstärksten zu nennen. Daneben haben Patti Smith und Iggy Pop Gastauftritte, genauso wie die Red Hot Chili Peppers und Florence + The Machine - eine Starbesetzung für einen Kopfkinofilm mit Weltverbesserungssucht.

Fassbender spielt einen arroganten Musikproduzenten, der so reich und berühmt ist, dass er vergessen hat, wie sich das richtige Leben jenseits von erfolgreichen Vertragsabschlüssen und morgendlichen Terrassenblicken aufs offene Meer anfühlt. Gegen die Leere geht er mit voller Laufstärke vor, will fühlen, einfach irgendetwas spüren: Also hat er harten Sex, hört dröhnende Bässe und macht hier und da ein bisschen Slamdance auf dem Austin-Musikfestival. Aber die Empfindung will einfach nicht kommen. Seine blasse Freundin Faye (Rooney Mara), der er protzig eine große Karriere versprochen hat, träumt davon, begehrt und verehrt zu werden. Auf einer Party trifft sie einen schüchternen Musiker im Holzfällerhemd (Ryan Gosling), den ihr Freund gerade zu einem Plattenvertrag überredet hat. Gemeinsam fahren die drei nach Mexiko, trinken und kugeln im Sand. Kurz blitzt ein Dreieck am Himmel auf, dann wird es doch eine Waagerechte von A nach B. Faye entscheidet sich für den zurückhaltenden Musiker, nicht zuletzt, weil ihr dämlicher Angeberfreund nicht damit aufhören kann, seine Sonnenbrille die Stirn so hochzuschieben, als wäre er ein halbdebiler Ballermannidiot.

Gosling und Mara werden ein Liebespaar auf Zeit. "Du kannst mir alles erzählen - das ist das Schöne an mir", sagt er. "Die Welt baut einen Zaum um uns herum - wie kommt man hinein", sagt sie. Gemeinsam werfen sie Klopapierrollen aus dem Hochhausfenster, tratschen beim Abwasch und stecken sich Grashalme in die Nasenlöcher. Wie Kinder, die in erwachsenen Körpern gefangen sind. Sex spielt für sie keine große Rolle - sie lachen lieber und laufen gemeinsam über eine Sommerwiese. Das ist das eine Liebespaar: romantisch, verspielt, frei.

Das andere Paar, das Malick zeigt - mehr als zeigen tut er wirklich nicht, von inszenieren kann man nicht reden -, ist das genaue Gegenteil: kalt, körperfixiert und selbstsüchtig. Aus einem Diner schleppt Fassbender eine Kellnerin ab (von Natalie Portman mit einer Mischung aus unbedarft und zickig gespielt), zwingt sie zu indianischen Reinigungsritualen und hat am Ende doch nie mehr als einen zynischen Spruch für sie übrig. Die Blicke, die Berührungen, die beide für einander haben, sind ohne Anteilnahme, ohne Mitgefühl für das Schicksal des anderen. Ihnen geht es nur um Stärke, Geld und Stolz. Ums Fesseln, während die beiden anderen sich treiben lassen.

Das ist, was in Malicks Film an Schönem übrig bleibt: eine pointillistische Parabel auf zwei unterschiedliche Modi der Paarbeziehung in Zeiten der sexuellen Hyperoptimierung und seelischen Einsamkeit. Alles andere ist eindrucksvoll arrangiertes Bildmaterial (die Kamera führt wieder der großartige Emmanuel Lubezki) ohne Story: Die Szenen vom texanischen Musikfestival, die immer wieder gegengeschnitten werden - Iggy Pop backstage mit einem Weinglas in der Hand, Hardrocker beim Crowdsurfen, Patti Smith als weiblicher Rockguru - wirken ebenso aufgesetzt und zusammenhangslos wie der kurze Auftritt von Cate Blanchett, über deren schönen Rücken Ryan Gosling einmal streichen darf.

Wenn Rooney Mara als Faye dann auch noch kurz ihre lesbische Seite entdecken muss und einer attraktiven Französin die Zunge in den Hals steckt, während ein kleiner Hund dabeisteht und mit dem Schwanz wedelt, wird das Ganze richtig peinlich. Der Film krankt sowieso schon an einer Überdosis phänomenologischer Autosuggestion. Da braucht es diese Form der schwülstigen Selbstironie nicht auch noch.

"Song to Song" ist ein Film, der zu viel Material und zu wenig Stoff hat. Bei dem man sich vor jedem Schnitt fürchtet, weil dann wieder ein neues Szenario angedeutet, wieder ein erzählerischer Zusammenhang zerstört wird. Manchmal fühlt man sich an die Arbeiten des Videokünstlers Bill Viola erinnert, etwa an dessen Videoinstallation "Going Forth By Day", in der stundenlang Menschen durch einen Park laufen, als wären sie auf direktem Weg ins Jenseits. Man schaut sie gerne an, diese Menschen, aber außer ihrem transitorischen Dasein erfährt man nicht viel von ihnen.

Bei Malick verhält es sich ähnlich: Es geht ihm weniger um die Motive als um die Farben der Bilder. Im Grunde ist er ein Neoimpressionist. Allerdings einer mit dem Hang zur symbolistischen Geste. Sich gegen Malicks impertinent verkopften Formwillen zu behaupten ist für Schauspieler - gerade für plotverwöhnte Hollywoodstars - nicht einfach: Portman und Fassbender rebellieren durch Pose, werden zu Typen ohne Eigenheit, ohne Tiefe. Mara und Gosling wehren sich durch eine besondere Art der Einfalt, sie werden zu Kindern, die das strenge Regiment des Vaters zunehmend traurig macht.

Es wird einem kalt bei diesem Film, der so perfektionistisch arrangiert ist: ein Schwan auf glattem Wasser, eine Sonne, die durch saubere Fenster in eine leere Wohnung scheint, dazu ein dauerndes Voice-Over aus dem Off, zu dem sich die Lippen der Spieler nur bei Gelegenheit synchron bewegen. Einmal singt kurz Bob Dylan. Aber das hilft auch nicht weiter.

Mit "Song to Song" ist Malick endgültig zum Dogmatiker geworden. Ein Beschwörer der Menschheit, damit diese endlich die Gnade der Schöpfung anerkennt. Es liegt ein vulgärmetaphysischer Druck auf dem Film. Und zu selten gelingt es dem Liebespaar, sich davon frei zu machen. Miteinander zu sprechen, aneinander zu leiden und einen Blick zu werfen, der einmal nichts Besonderes über Sein und Zeit sagen will. Wer von Liebe erzählen will, braucht eine Geschichte. Wer sich auf Formeln verlässt, spricht besser ein Gebet.

SIMON STRAUSS

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