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Die Familiensaga "Sturmzeit" erzählt in fünf Teilen ein großes Frauenschicksal. Es ist die Geschichte von Felicia Domberg - und zugleich Deutschland des 20. Jahrhunderts möglich war.
Felicia wächst in Ostpreußen auf. Dort lernt sie den Sozialisten Maksim Marakov kennen und lieben. Die beiden verbindet eine unerfüllte Liebe, die sie ihr ganzes Leben nicht loslassen wird. Doch ihr Schicksal sieht anderes für sie vor. Felicia heiratet den Münchner Fabrikanten Alex Lombard und mit Kriegsbeginn 1914 kommt Bewegung in ihr Leben: sie wird von Alex geschieden, gerät in Gefangenschaft und erlebt die…mehr

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Produktbeschreibung
Die Familiensaga "Sturmzeit" erzählt in fünf Teilen ein großes Frauenschicksal. Es ist die Geschichte von Felicia Domberg - und zugleich Deutschland des 20. Jahrhunderts möglich war.

Felicia wächst in Ostpreußen auf. Dort lernt sie den Sozialisten Maksim Marakov kennen und lieben. Die beiden verbindet eine unerfüllte Liebe, die sie ihr ganzes Leben nicht loslassen wird. Doch ihr Schicksal sieht anderes für sie vor. Felicia heiratet den Münchner Fabrikanten Alex Lombard und mit Kriegsbeginn 1914 kommt Bewegung in ihr Leben: sie wird von Alex geschieden, gerät in Gefangenschaft und erlebt die russische Revolution.

Auch nach Kriegsende kehrt keine Ruhe ein. In den 20er Jahren muss Felicia sich als Geschäftsfrau beweisen, doch der "Schwarze Freitag" von 1929 verschont auch ihr Unternehmen nicht. Die Zeit des Dritten Reiches stellt Felicia erneut vor die Aufgabe, Familie und Firma durch turbulente Ereignisse zu führen. Während der Studentenunruhen von 1968 kommt schließlich Felicias Enkel bei einer Auseinandersetzung mit der Polizei ums Leben. In diesen stürmischen Zeiten müssen alle Familienmitglieder ihr Leben immer wieder neu definieren...


Bonusmaterial

DVD-Ausstattung / Bonusmaterial: - Kapitel- / Szenenanwahl
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 30.06.1997

Das Drama bleibt in der Familie
Licht hinterm Dunkel und mehr als ein Bildungskurs: Das dritte Jüdische Filmfestival in Berlin

Was bedeutet ein Jüdisches Filmfestival der deutschen Hauptstadt? Kein Plakat, keine Werbung außer einem rasch vergriffenen Faltblatt und die üblichen Vorabinformationen in der örtlichen Presse und im Rundfunk luden zu den achtzehn Filmen im Kino Arsenal ein. Ausstellungen von Kleintierzüchtern oder Modelleisenbahnern werden der Öffentlichkeit besser verkauft. Man mag die Vorsicht bedauern, muß sie aber verstehen. Die Veranstaltung trägt im Grund keinen Kunstcharakter, ein Wettbewerb mit Preisen läge ihr völlig fern, dafür versammelt sie, unter wechselnden Themen (dieses Jahr lautete es "Jüdische Frauen im Film"), neuere und ältere Arbeiten, die einen Lebensbereich der an diesem Ort einst ausgegrenzten, verhöhnten und schließlich vernichteten jüdischen Kultur vergegenwärtigen.

Der Gedanke an eine erweiterte Lehrveranstaltung liegt nahe. Doch sein Wissen drängt man niemandem auf, vor allem nicht dieses Wissen in einem Land, das zwölf Jahre lang schon die bloße Erinnerung an das Volk Israel getilgt sehen wollte. Was man auch in Berlin, das hier stellvertretend für Deutschland steht, tut, um an jüdisches Leben zu erinnern, ob man ein Denkmal für die Opfer errichten will oder ein Museum plant, es muß sofort als völlig unangemessen erscheinen. Da mag der Weg der Bescheidenheit, den die alljährliche Filmveranstaltung eingeschlagen hat, der richtige sein.

Man müßte freilich blind sein, um zu übersehen, daß der allabendlich lebhaft mitgehende Zuschauerkreis zu einem Großteil der Jüdischen Volkshochschule oder ihrem Umfeld entstammt. Das von Premiere zu Premiere, von Event zu Event wallende kulturelle Berlin, auch die Anhängerschaft großer Filmkunst, sieht über die Veranstaltung hinweg. Nur wenn ein Ereignis, wie etwa die Berlinale, es organisiert, öffnet sich eine Mehrheit für fremde Lebensbereiche. Sonst bleiben etwa bei einer griechischen Filmreihe die in der Stadt lebenden Griechen, bei der Vorstellung eines kaukasischen Regisseurs dessen Landsleute und bei einem Jüdischen Filmfestival einige dem Holocaust entronnene oder zugewanderte Juden und jeweils deren schmale Anhängerschaft unter sich. Das soll nicht sonderlich beklagt, nur festgestellt werden, weil es anzeigt, in welchen Schachtelräumen wir unser Leben verbringen. Eine multikulturell empfindende Gesellschaft ist nichts als das Traumgebilde einiger hoffnungsvoller Phantasten.

Ein Jüdisches Filmfestival in Berlin hat stets in besonderer Weise mit dieser Stadt zu tun, die immer wieder mit Antworten rechnen muß, wie sie der jüdisch-amerikanische Filmemacher Micha X. Peled von seiner in Tel Aviv lebenden Mutter überbringt. Er nimmt die Häuser und Straßen in Augenschein, wo sie bis Mitte der dreißiger Jahre lebte, erwirkt eine Einladung des Senats an die Mutter, offeriert ihr die Tickets, um von der in einem Altersheim Untergebrachten zu hören, daß sie die Stadt zeit ihres Lebens nie mehr wiedersehen will. "Nie wieder nach Berlin", 1992 fertiggestellt, ein gerade durch seine subjektive Stilistik sehr überzeugender Dokumentarfilm, erteilt eine unmißverständliche Antwort auf alle Hoffnungen, mit der Vergangenheit schnell ins reine zu kommen. Um so mehr sollte jede jüdische kulturelle Aktivität von der Stadt als ein unverdientes Angebot, als ein Geschenk fast verstanden werden.

Ein wenig zurückgelehnt und mit entspanntem Vergnügen konnte der Zuschauer die freundlichen Familiengeschichten aus Amerika, Frankreich, Israel und sogar aus Mexiko genießen, allesamt Komödien, an deren Ende die private Harmonie wiederhergestellt oder ein reifes Mädchen unter die Haube gebracht ist. Mitten im modernen New York arrangiert eine traditionell denkende Mutter für ihre aufgeklärte Tochter eine Bekanntschaft - und die Erfahrung gibt ihr recht ("Crossing Delancy" von Joan Micklin Silver). Nirgends scheinen die Traditionen so viel wert zu sein wie in der Diaspora.

Selbst solche harmlosen Filme, in denen häßliche Worte wie Auschwitz oder Ghetto nicht vorkommen, wirken jedoch am Ende schmerzlich, weil sie indirekt an die Abwesenheit eines ganzen Bevölkerungsteils erinnern. In Berlin, Frankfurt oder Augsburg kann vorerst keine jüdische Familienkomödie mehr spielen, ebensowenig in den östlichen Ländern. Ein Jüdisches Filmfestival wird bei uns immer, unter welchem Thema es auch steht, ein Spiegel der Vernichtung und der Wanderungsbewegung dieses Volkes von Ost nach West oder nach Israel sein.

"Jidl mitn Fidl", eine unikate Filmkomödie aus dem Polen von 1936, von Joseph Grenn und Jan Nowina-Przybylski mit einem vom Broadway ausgeliehenen Star (Molly Picon) in Jiddisch gedreht, kann den Weggang aus Osteuropa noch als Erfolgsstory vorzeigen: Die junge, als Mann verkleidete Jidl zieht mit ihrem alten Vater und einigen Musikern über Land, um nach vielerlei erotischen Verwirrungen an einem Warschauer Theater als komische und natürlich hinreißend singende Mimin entdeckt zu werden, was die künftige Karriere in Amerika gleich einschließt. In den gleichen Ton sollte fast fünfzig Jahre später Barbra Streisand mit ihrem sentimentalen Musical "Yentl" einfallen, nur daß hier keine Fiedlerin, sondern die kluge Tochter eines Rabbi die Regeln durchbricht, auf ihre Anerkennung als Gelehrte wohl aber erst jenseits des Ozeans, dessen Wogen das Schiff in der Schlußeinstellung kraftvoll durchpflügt, hoffen darf.

Doch in der neuen Welt geht der Blick manchmal wehmütig zurück in die alte. Mit bewundernswerter Akribie rekonstruierte Joan Micklin Silver 1974 die "Hester Street" (so auch der Titel) im New York der Jahrhundertwende, als wollte sie ihr Publikum an seine Herkunft erinnern: Eine junge Frau kommt aus Rußland ihrem Mann nach, der inzwischen eine andere im Kopf hat und auf seine ostjüdische Herkunft verächtlich herabschaut. Ein Rabbi löst problemlos die Ehe, aber während der zum Jake mutierte Jankl an der Seite seiner neuen Frau kurzgehalten wird, ergreift Gitel die Chancen beim Schopf. Sie wird Geschäftsfrau, ihr zweiter Mann aber darf in der Hinterstube des Ladens sitzen und weiter die heiligen Bücher studieren.

Nicht jeder konnte sein Leben rechtzeitig so geschickt arrangieren. An den Schluß der Reihe hatte der Veranstalter den wohl bedeutendsten Film dieser Auswahl gesetzt: "Charlotte S.", die 1980 von dem Niederländer Franz Weisz inszenierte Lebensgeschichte der 1939 aus Deutschland geflohenen, 1943 von Südfrankreich nach Auschwitz deportierten Malerin Charlotte Salomon. Aller Mitleids- und Trauergestus, der solchen Stoffen eigen ist, bleibt hier beiseite. Vor den Augen der Zuschauer ersteht in dichten, pastellfarbenen Bildern ein exemplarisches Frauenschicksal. Bevor Charlotte (von Birgit Doll als ebenso heftige wie empfindsame Person verkörpert) zum Opfer wird, ist sie erst einmal in die Dreiecksgeschichte mit dem Gesangslehrer ihrer Mutter, der berühmten Sängerin Paula Lindberg-Salomon (der auch ein eigener Dokumentarfilm auf dem Festival gewidmet war), verstrickter und davon verwundeter Mensch. Sie kommt nicht los von dieser Liebe, bis sie im Exil alles Geschehene und nicht zuletzt die Geschichte ihres Vaters in farbleuchtende Bilder übersetzt. Obgleich die Zukunft für sie an der schließlich besetzten Mittelmeerküste von Tag zu Tag düsterer wird, scheint hinter der Gegenwart - Weisz versteht dies ganz unpathetisch optisch zu vermitteln - ein unauslöschbares Licht.

Jüdische Schicksale bleiben in Deutschland immer die Geschichten von Opfern, aber erst wenn wir die Opfer als unseresgleichen wahrnehmen, kann uns ihr Leben auch zutiefst zu Herzen gehen. Um der Opfer willen bleiben Filme wie dieser in Deutschland notwendig, sagte Arthur Brauner, der Produzent von "Charlotte S.", am Schluß des Festivals. Man könnte auch sagen: Die Erinnerung an die Opfer brauchen die Lebenden. HANS-JÖRG ROTHER

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