Die Dämonen ist ein 1873 veröffentlichter Roman von Fjodor Dostojewski. Der Titel wird oft auch als Böse Geister, Die Teufel oder Die Besessenen übersetzt. Das Buch beschreibt das politische und soziale Leben im vorrevolutionären Russland des späten 19. Jahrhunderts, als unter zunehmender Labilität der zaristischen Herrschaft und traditionellen Wertesysteme verschiedene Ideologien (Nihilismus, Sozialismus, Liberalismus, Konservatismus) aufeinanderprallten, die von Dostojewski jeweils in einem Protagonisten dargestellt werden. Mit der komplex angelegten Hauptfigur Stawrogin, einem amoralischen, jenseits von Gut und Böse agierenden Übermenschen, hat Dostojewski ein dunkles Gegenstück zu dem Christus-gleichen Fürst Myschkin geschaffen. Klar ist die ideengeschichtliche Genealogie herausgearbeitet, die die aufgeklärte Generation der 1840er Jahre als die Ziehväter der Nihilisten der 1860er Jahre benennt. Fjodor Michailowitsch Dostojewski (1821-1881) gilt als einer der bedeutendsten russischen Schriftsteller. Er gilt als einer der herausragenden Psychologen der Weltliteratur. Seine Bücher wurden in mehr als 170 Sprachen übersetzt.
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- Produktdetails
- Verlag: Musaicum Books
- Seitenzahl: 1843
- Erscheinungstermin: 17.08.2017
- Deutsch
- ISBN-13: 9788027210084
- Artikelnr.: 48944384
1873
Fjodor M. Dostojewskij "Die Dämonen"
Dostojewskijs große Romane müssen so dick sein, man würde sich sonst niemals so wunderbar meschugge machen lassen von dem Wahngemenge aus Schuld, Liebe, Gott und Mord und Leid und Rußland, aus dem er, wie aus der alten Ursuppe, Figuren kocht. Er wäre auch viel unerträglicher, als er schon ist, wenn er daneben nicht so sehr viel witziger wäre, als seine Bewunderer meistens vermuten lassen. Diesen sarkastischen und leidenschaftlichen Politthriller aus der russischen Provinz läßt er sehr raffiniert von einem Manne berichten, der eigentlich niemals so ganz auf der Höhe der Ereignisse ist (herrlich etwa der Anfang im Tone einer nun doppelt scheinbaren Betulichkeit - vielleicht tut nämlich der Erzähler auch bloß naiv; oder der Autor tut's, das bleibt offen). Und so setzen sich die komplexen Charaktere des Romans erst im Leser wie aus lauter Spiegelungen zusammen, die Erzählung selber dagegen kann jenen leicht abständigen Duktus behalten, in welchem dann später Dostojewskijs Bewunderer Gide so schön schwelgen konnte - selbst dessen irgendwie "grundlose Taten", die berühmten "actes gratuits", sind hier schon vorbereitet. Gide verzichtet lediglich (lediglich!) auf die Metaphysik, diesen gewissermaßen uneinsehbaren Grund aller Taten, auf den aber Dostojewskij baut - auch in diesem Politthriller, wenn sich in ihm als die tiefere Unwahrheit aller Subversivität der Unglaube entpuppt, und als das schlimme Geheimnis der Schönheit, wenn sie verführt, ohne die Moral zu wecken, dasselbe: nämlich, daß sie ohne Gott auskommen will. Man kann diesem Roman kaum widerstehn, wenn man ihn angefangen hat, und wird verführt, im Menschen und sich selber nicht eigentlich die Abgründe zu entdecken, die man ja schon kannte, aber in den Abgründen Riesengespenster, von denen man nur noch wenig wußte. (Fjodor Dostojewskij: "Die Dämonen". Roman. Aus dem Russischen übersetzt von Marianne Kegel. Deutscher Taschenbuch Verlag, München 1994. 844 S., br., 22,90 DM.) R.V.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Fjodor M. Dostojewskij "Die Dämonen"
Dostojewskijs große Romane müssen so dick sein, man würde sich sonst niemals so wunderbar meschugge machen lassen von dem Wahngemenge aus Schuld, Liebe, Gott und Mord und Leid und Rußland, aus dem er, wie aus der alten Ursuppe, Figuren kocht. Er wäre auch viel unerträglicher, als er schon ist, wenn er daneben nicht so sehr viel witziger wäre, als seine Bewunderer meistens vermuten lassen. Diesen sarkastischen und leidenschaftlichen Politthriller aus der russischen Provinz läßt er sehr raffiniert von einem Manne berichten, der eigentlich niemals so ganz auf der Höhe der Ereignisse ist (herrlich etwa der Anfang im Tone einer nun doppelt scheinbaren Betulichkeit - vielleicht tut nämlich der Erzähler auch bloß naiv; oder der Autor tut's, das bleibt offen). Und so setzen sich die komplexen Charaktere des Romans erst im Leser wie aus lauter Spiegelungen zusammen, die Erzählung selber dagegen kann jenen leicht abständigen Duktus behalten, in welchem dann später Dostojewskijs Bewunderer Gide so schön schwelgen konnte - selbst dessen irgendwie "grundlose Taten", die berühmten "actes gratuits", sind hier schon vorbereitet. Gide verzichtet lediglich (lediglich!) auf die Metaphysik, diesen gewissermaßen uneinsehbaren Grund aller Taten, auf den aber Dostojewskij baut - auch in diesem Politthriller, wenn sich in ihm als die tiefere Unwahrheit aller Subversivität der Unglaube entpuppt, und als das schlimme Geheimnis der Schönheit, wenn sie verführt, ohne die Moral zu wecken, dasselbe: nämlich, daß sie ohne Gott auskommen will. Man kann diesem Roman kaum widerstehn, wenn man ihn angefangen hat, und wird verführt, im Menschen und sich selber nicht eigentlich die Abgründe zu entdecken, die man ja schon kannte, aber in den Abgründen Riesengespenster, von denen man nur noch wenig wußte. (Fjodor Dostojewskij: "Die Dämonen". Roman. Aus dem Russischen übersetzt von Marianne Kegel. Deutscher Taschenbuch Verlag, München 1994. 844 S., br., 22,90 DM.) R.V.
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Fjodor M. Dostojewskij "Die Dämonen"
Dostojewskijs große Romane müssen so dick sein, man würde sich sonst niemals so wunderbar meschugge machen lassen von dem Wahngemenge aus Schuld, Liebe, Gott und Mord und Leid und Rußland, aus dem er, wie aus der alten Ursuppe, Figuren kocht. Er wäre auch viel unerträglicher, als er schon ist, wenn er daneben nicht so sehr viel witziger wäre, als seine Bewunderer meistens vermuten lassen. Diesen sarkastischen und leidenschaftlichen Politthriller aus der russischen Provinz läßt er sehr raffiniert von einem Manne berichten, der eigentlich niemals so ganz auf der Höhe der Ereignisse ist (herrlich etwa der Anfang im Tone einer nun doppelt scheinbaren Betulichkeit - vielleicht tut nämlich der Erzähler auch bloß naiv; oder der Autor tut's, das bleibt offen). Und so setzen sich die komplexen Charaktere des Romans erst im Leser wie aus lauter Spiegelungen zusammen, die Erzählung selber dagegen kann jenen leicht abständigen Duktus behalten, in welchem dann später Dostojewskijs Bewunderer Gide so schön schwelgen konnte - selbst dessen irgendwie "grundlose Taten", die berühmten "actes gratuits", sind hier schon vorbereitet. Gide verzichtet lediglich (lediglich!) auf die Metaphysik, diesen gewissermaßen uneinsehbaren Grund aller Taten, auf den aber Dostojewskij baut - auch in diesem Politthriller, wenn sich in ihm als die tiefere Unwahrheit aller Subversivität der Unglaube entpuppt, und als das schlimme Geheimnis der Schönheit, wenn sie verführt, ohne die Moral zu wecken, dasselbe: nämlich, daß sie ohne Gott auskommen will. Man kann diesem Roman kaum widerstehn, wenn man ihn angefangen hat, und wird verführt, im Menschen und sich selber nicht eigentlich die Abgründe zu entdecken, die man ja schon kannte, aber in den Abgründen Riesengespenster, von denen man nur noch wenig wußte. (Fjodor Dostojewskij: "Die Dämonen". Roman. Aus dem Russischen übersetzt von Marianne Kegel. Deutscher Taschenbuch Verlag, München 1994. 844 S., br., 22,90 DM.) R.V.
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