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Heldenhafter Hosenkult

Produktbeschreibung
Heldenhafter Hosenkult
Autorenporträt
Caspak, Victor
Victor Caspak, 1966 in Toronto geboren, wuchs bei seinen Tanten auf. Mit siebzehn schrieb er für eine Sportzeitschrift und hatte diverse Jobs - Eisrinkratte, Krankenwagenfahrer, Briefträger, Schneeschieber. Jahrelang schrieb er für verschiedene Zeitschriften und lernte im Sommer 1994 Yves Lanois kennen. Beide lagen literarisch auf einer Wellenlänge und beschlossen zusammen zu arbeiten. Auf einer Angeltour hörten sie dann vom Mythos der Short Ones und gingen ihm nach. Im selben Jahr lernten sie die Mitglieder der Kurzhosengang kennen. Beeindruckt von dieser Begegnung machten sich Caspak und Lanois an die Arbeit und schrieben - basierend auf den Erzählungen - die Geschichte auf.

Lanois, Yves
Yves Lanois, 1972 in Natti, einem Vorort von Toronto, geboren, gründete mit zehn Jahren einen der ersten kanadischen Horrorclubs und war für seine originellen Auftritte in Geisterbahnen und auf Geburtstagen bekannt. Dementsprechend waren auch seine erste Schreibversuche geprägt. Sie gelten als Meisterwerke des bizarren Horrors. Lanois lebte zwei Jahre in einer Inuitsiedlung, lernte die Traditionen und Sagen und kehrte mit einem völlig veränderten Weltbild nach Toronto zurück. Er heiratete die Sängerin Salia Finn und wurde kurzzeitig Musikproduzent. Dann wandte sich Lanois wieder dem Schreiben zu und tat sich mit Victor Caspak zusammen. Ihre gemeinsame Entdeckung der Kurzhosengang gab seinem Leben einen neuen Kurs.

Drvenkar, Zoran
Zoran Drvenkar wurde 1967 in Krizevci, Jugoslawien, geboren und zog 1970 als Dreijähriger mit seinen Eltern nach Berlin. Seit 1989 arbeitet Zoran Drvenkar als freier Schriftsteller und lebt in Berlin. Für seine Romane, Gedichte und Kurzgeschichten erhielt er mehrere Literaturstipendien. 1999 erhielt er den Oldenburger Kinder- und Jugendbuchpreis für seinen Roman "Niemand so stark wie wir", den Science-Fiction-Preis der Berliner Festspiele für seine Erzählung "Die Alte Stadt" und 2001 wurde er mit "Im Regen stehen" für den Deutschen Jugendliteraturpreis in der Sparte Jugendbuch nominiert. Im August 2002 erschien der Roman "Sag mir, was du siehst". "Du schon wieder", mit Zeichnungen von Ole Könnecke, wurde für den deutschen Jugendliteraturpreis nominiert. Im Frühjahr 2005 erschien sein Gedichtband "was geht wenn du bleibst".

Könnecke, Ole
Ole Könnecke, geboren 1961 in Göttingen, verbrachte seine Kindheit in Schweden. Er studierte Germanistik und begann nebenbei mit dem Zeichnen. Sein charakteristischer Stil ist einer der seltenen Glücksfälle im Bereich der Kinderliteratur. Bei CARLSEN COMICS erschien zuletzt »Doktor Dodo schreibt ein Buch«, im CARLSEN Taschenbuchprogramm der von ihm illustrierte »Sängerkrieg der Heidehasen« von James Krüss und 2009 folgte die vierfarbig illustrierte Nacherzählung dieses Textes als Bilderbuch. Könnecke lebt mit seiner Familie in Hamburg.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur ZEIT-Rezension

In diesem Buch scheint es hoch her zu gehen: da fliegt eine Schule vor den Fernsehkameras weg, es gibt eine Geburt in einem im Schnee steckengebliebenen Auto, den Angriff eines Grizzlys im Wohnzimmer und einen führerlosen Zug. Doch die Rezensentin Birgit Dankert gesteht, dass sie der "Logik" und dem "Lebensgefühl" der "Kurzhosengang", vier kanadischen Jungen, die hier Geschichten zum Besten geben, "rettungslos erlegen" ist. Sie preist die "Situationskomik" und die heitere Absurdität", die das Buch prägen und hat sich an der "widerborstigen Grundhaltung" der Protagonisten erfreut. Die kundige Rezensentin weist darauf hin, dass die Berichte, in denen jeweils einer der Jungen aus seiner Sicht erzählt, auf den typischen Gattungsmerkmalen der Novelle basieren und somit von einer "unerhörten Begebenheit" handeln. Dabei ist ihr besonders bei der letzten Geschichte aufgefallen, dass mit dem Erzählenden, der sich hier der Kamera verschließt und sich nur noch in einem "stillen Monolog" äußert, "Transzendenz in das heitere Chaos" der Geschichten kommt. Weniger gefallen haben ihr die Fußnoten des Übersetzers Andreas Steinhöffel, der die Komik des Textes zu potenzieren versucht, dabei aber nach Einschätzung und zum Bedauern der Rezensentin allzu oft ins "Kalauern" gerät. Dafür erringen die Illustrationen von Ole Könnecke wiederum ihr uneingeschränktes Lob, sie glaubt, dass damit auch "männliche Lesemuffel" für das Buch begeistert werden können.

© Perlentaucher Medien GmbH
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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 28.02.2004

Vier Jungen im Schnee
Kanadische Käuze: "Die Kurzhosengang" geht in Stellung

Über die Kurzhosengang muß man wissen: Sie lieben Horrorfilme, am besten mit Riesenmengen von Chips. Sie leben in einer kleinen kanadischen Stadt, in der es enorm viel Winter gibt. Zusammen bringen sie vierundvierzig Jahre auf die Waage, aber weil sie zu viert sind, sorgen sie sich nur selten ums Älterwerden. Und sie erleben phantastische, unglaubliche, ja geradezu so haarsträubende Abenteuer, daß man es nicht faßt. Und deswegen haben sie es in Kanada, sagen wir: dem fiktiven Kanada, das dem echten ziemlich, aber nicht ganz ähnlich sieht, zu beträchtlicher Berühmtheit gebracht. Das Fernsehen interviewt sie, Schriftsteller lassen sich ihre Geschichte erzählen. Und Andreas Steinhöfel, den überaus kreativen Übersetzer aus dem kanadischen Englisch, hat es nicht ruhen lassen, bis er so gut wie alle journalistischen und akademischen Quellen und Analysen der Kurzhosengang aufgetan und als Fußnoten aufbereitet hat. Dabei übertreibt er ein bißchen; aber wer Wissenschaftsparodien mag, wird sich daran erfreuen können.

Die Mitglieder der Kurzhosengang sind echte Freunde, jeder schon ein bißchen angeknackst und mit etlichen Narben in der Seele. Aber gemeinsam kriegen sie die Kurve. Sie trotzen ihren Feinden, der Pauli-Gang. Sie nehmen es mit einem Grizzlybären auf und behalten, was trotz der Kälte gar nicht einfach ist, ihren kühlen Kopf, als ein Tornado ihre Schule demoliert. Während eines Hockeyspiels stoßen sie auf der Suche nach dem weit weg geflogenen Puck in einer Schneewehe auf einen Personenwagen. Dessen Fahrerin liegt sozusagen im doppelten Wortsinn in den Wehen - aber dank der Kurzhosengang wird die Geburt eine relativ entspannte und zeitweise sogar einigermaßen vergnügliche Angelegenheit. Einmal retten sie sogar einen ganzen Zug voll Reisender vor einem schrecklichen Unglück. Das geht nur mit Hilfe übersinnlicher Kräfte, deren Eingreifen aber nicht nur ihnen selbst, sondern auch der Leserschaft völlig plausibel erscheint.

Die durch saftige Dialoge und immer wieder überraschende Wendungen sehr spannend erzählten Episoden lesen sich in einem Zug. Aber weil sie außerdem mit einer Menge witziger bis grotesker Details ausgeschmückt sind, blättert man auch gerne wieder zurück und achtet dann mehr auf solche absichtsvoll eingefügten Nebensächlichkeiten. Wie für Mikael Engström das Randstadt-Milieu in Schweden und für Carl Hiaasen das ewig sonnige Florida den sozial-geographisch präzise gezeichneten Hintergrund ihrer lustig-traurigen Jungens-Geschichten abgeben, so ist es hier das winterliche Kleinstadt-Ontario irgendwo nordwestlich von Toronto, das der Geschichte ihren ganz spezifischen lokalen Geschmack gibt. Die Zeichnungen von Ole Könnecke bilden die mal schreiend komische, mal gruselige Atmosphäre der Kurzhosengang-Geschichten liebevoll ab.

Ein prächtiges Buch, um das ein kräftiger Hauch von Mystifikation schwebt. Denn, ehrlich gesagt, liest sich alles so, als sei es von vorn bis hinten von Andreas Steinhöfel erfunden worden, einschließlich der beiden "offiziellen" kanadischen Autoren, die es zwischenzeitlich angeblich nach Südgeorgien verschlagen hat, wo sie nicht auf Schewardnadse, sondern auf vier Pinguine gestoßen sind, einer Vierfräckegang sozusagen. Auch die für die Rezensenten beigelegten Zusatzinformationen, "Interviews" und "kanadischen" Presseartikel können uns nicht recht überzeugen, höchstens vom Reichtum der Steinhöfelschen Phantasie. Wenn, dann ist es jedenfalls eine sehr sympathische Gesamt-Erfindung.

Dem seiner Begeisterung für Kanada völlig zu Recht ungehemmt Ausdruck gebenden "Übersetzer" muß man allerdings eines ankreiden: Er schreibt immer von "Eishockey". In Kanada weiß niemand, was das sein könnte. Das Spiel mit Puck, Schlagstöcken, Schlittschuhen und Ganzkörper-Knieschutz, das man auf Eisflächen spielt, das heißt dort nur: Hockey. Aber das läßt sich ja gegebenenfalls bei einer (Rück-)Übersetzung ins Kanadische ganz einfach richtigstellen.

WILFRIED VON BREDOW.

Victor Caspak/Yves Lanois: "Die Kurzhosengang". Aus dem Englischen übersetzt und mit Anmerkungen von Andreas Steinhöfel. Mit Bildern von Ole Könnecke. Carlsen Verlag, Hamburg 2004. 207 S., geb., 12,- [Euro]. Ab 9 J.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 02.04.2004

Die blutige Axt schläft nie
„Die Kurzhosengang” – ein besonderes Abenteuer
Ein Tipp: Vergessen Sie fürs erste die Randbemerkungen des Übersetzers. Lesen Sie einfach die Geschichte von Rudolpho, Island, Snickers und Zement und sagen Sie dann vielleicht: „Schön zu wissen, dass es auch in Kanada so sympathische Brüder im Geiste gibt wie die Vier von der Kurzhosengang.”
Wenn nach der zweifellos aufregenden Lektüre der Abenteuer der elfjährigen Jungs und trotz der liebenswerten Karikaturen von Ole Könnecke immer noch Klärungsbedarf besteht, dann beachten Sie bitte die 50 Fußnoten des vom Geschehen euphorisierten Übersetzers Andreas Steinhöfel. Sie sind very sophisticated, aber nicht unbedingt notwendig, um sich in den Mysterien der „Short Ones” (treffsicher: „Kurzhosengang”) wohlzufühlen. Die haben die Kanadier Victor Caspak und Yves Lanois in die Welt gesetzt, (zumindest steht es so auf dem Titelblatt), aus erster Hand, wie sie versichern. So umgibt die Erlebnisse der Vier ein rätselhafter Schleier, der genau in das Milieu selbst gebastelter Realitäten passt, das jede Generation von Abenteurern seit den wahrhaftigen Heldentaten von Huck und Tom pflegt.
Die Kurzhosengang lebt in einem kanadischen Provinznest. Kulturelles Zentrum ist die geliebte, aber erfolglose Eishockeymannschaft. Bis zu jenen ominösen Ereignissen mitten im Winter konnte man auch die Schule am Hügel dazuzählen. Doch dann wurde sie von einem Schneesturm weggeblasen. Schüler und Lehrer konnten rechtzeitig evakuiert werden, nur die Basketballgruppe wurde im abgedichteten Kellergewölbe vergessen. Doch die Helden – aus der Gruppe der Kellerkinder – wären keine, wenn sie nicht heldenhafte Rettungsmaßnahmen ergreifen würden. So entstand die erste Variante der Mysterien um die Entstehung der Short Ones: In kurzen Hosen starteten Rudolpho, Island, Snickers und Zement ihre verwegene Aktion. Es gibt noch drei andere Legenden, die nicht weniger dramatisch sind. Sie geben von nichts Geringerem kund als von der wundersamen Rettung einer gebärenden Frau aus einem eingeschneiten Wagen, von der Überwältigung eines Grizzlys auf Snickers’ breitem Wohnzimmersofa und von der Verhinderung einer Zugkatastrophe in letzter Sekunde. Taten, die jedes jugendliche Heldenherz höher schlagen lassen. Deshalb sitzen die Vier nun Cracker kauend im Scheinwerferlicht eines Fernsehstudios in Toronto (das erhöht den Realitätsfaktor) und erzählen von den unglaublichen Begebenheiten. Das heißt: Einer erzählt nicht, so lange die Kameras laufen und die Zuschauer gebannt lauschen: Zement, von dem man glaubt, er habe in seiner Gemächlichkeit noch nicht begriffen, wo er sich befindet. Dass der Eindruck täuscht, erfahren die Leser im philosophischsten Kapitelchen des Buches.
Wessen Geschichte auch immer am wahrhaftigsten wirkt: alle sind Teile des großen Mysteriums Abenteuerzeitalter, das jede/jeder von uns irgendwann zumindest gestreift hat. Dass sich die Erlebnisse der Kurzhosengang von denen der üblichen Drei-bis-fünf-Freunde-Abenteuer abheben, hat nichts mit der Größe ihrer Taten zu tun. Da haben schon ganz andere Knilche die Welt gerettet. Der eigentümliche Charme der Geschichte entwickelt sich aus Caspaks und Lanois sensiblem Wandel zwischen gedachter und gemachter Welt. Man spürt die Tragik der Helden im wirklichen Leben wie ein nahes Flüstern, aber man teilt mit ganzem Herzen ihr wahrhaftiges Heldenstreben. Und schließlich gibt es nichts Schöneres, als sich nach getaner Tat auf Snickers’ Sofa zu lümmeln und „Die blutige Axt schläft nie” in den Videorecorder zu schieben. Es muss ja nicht gleich ein Grizzly neben einem liegen. (ab 10 Jahre)
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SIGGI SEUSS
VICTOR CASPAK, YVES LANOIS: Die Kurzhosengang. Aus dem kanadischen Englisch und mit Anmerkungen versehen von Andreas Steinhöfel. Mit Bildern von Ole Könnecke. Carlsen Verlag, Hamburg 2004. 208 Seiten, 12 Euro.
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"Ein fabulierlustiges Meisterstück." Badische Zeitung