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Die Geschichte einer Papierfabrikantendynastie, erzählt von einem, der wie magisch angezogen immer wieder zum Wasser zurückkehrt. Vor unseren Augen lässt dieser Mann die Porträts seiner Ahnengalerie auferstehen.
Er erinnert sich an die sommerlichen Szenen seiner Kindheit und stellt sich vor, wie es gewesen sein könnte: damals, als im letzten Jahrhundert der Ururgroßvater auf seinem Landgut zwischen den Flüssen Orpe und Diemel entdeckte, wie sich Wasser in Papier und Papier sich in Geld verwandeln lässt; damals, als der Sohn des Firmengründers die Fabrik mit seinem nüchternen Zahlenverstand…mehr

Produktbeschreibung
Die Geschichte einer Papierfabrikantendynastie, erzählt von einem, der wie magisch angezogen immer wieder zum Wasser zurückkehrt. Vor unseren Augen lässt dieser Mann die Porträts seiner Ahnengalerie auferstehen.

Er erinnert sich an die sommerlichen Szenen seiner Kindheit und stellt sich vor, wie es gewesen sein könnte: damals, als im letzten Jahrhundert der Ururgroßvater auf seinem Landgut zwischen den Flüssen Orpe und Diemel entdeckte, wie sich Wasser in Papier und Papier sich in Geld verwandeln lässt; damals, als der Sohn des Firmengründers die Fabrik mit seinem nüchternen Zahlenverstand durch den ersten Krieg rechnete und rettete; damals, als die traditionsreiche Geschichte der erstgeborenen Fabrikherren mit dem nächsten Krieg und einem den Musen zugewandten Direktor zu Ende zu gehen drohte. Damals, als seine Frau die vorläufige Rettung brachte.

Autorenporträt
Düffel, John vonJohn von Düffel, geboren 1966 in Göttingen, promovierte 23-jährig über Erkenntnistheorie und war danach als Theater- und Filmkritiker, als Schauspieldramaturg und Übersetzer tätig. 1998 schrieb er seinen Debütroman 'Vom Wasser', eine große Hommage an das fließende Element, und wurde dafür u.a. mit dem aspekte-Literaturpreis des ZDF ausgezeichnet. Zur Zeit arbeitet er als Dramaturg am Deutschen Theater Berlin und ist Professor für Szenisches Schreiben an der Berliner Universität der Künste.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 12.10.2006

Im Sog des Fließens
„Vom Wasser” heißt der erste Roman des Schriftstellers und Schwimmers John von Düffel. Wasser ist sein Element. Wie eine Familie kann es dem Menschen Geborgenheit spenden und gleichzeitig gefährdend sein. Es ist daher kein Zufall, dass Düffel Wasser zum Leitmotiv seiner Familiensaga gewählt hat. Es geht um eine Papierfabrikanten-Dynastie, die vom Wasser lebt, aber auch daran zugrunde geht. Im Rückblick erzählt Düffel die Geschichte des Ururgroßvaters, der zwischen den Flüssen Orpe und Diemel ein Stück Land erworben hat, auf dem er eine Papierfabrik errichtet hat. Wasser wird zu Papier, Papier zu Geld. Doch der Unternehmer ertrinkt im Suff in den Fluten des geldbringenden Flusses. Auch die Erben werden nicht glücklich mit der Fabrik. Düffel springt in seinem Buch ins Wasser, er taucht ein in die Einsamkeit unter Wasser und sucht nach dem Rhythmus des Dahinfließens. Passagenweise folgt auch seine Sprache dem flüssigen Element und da scheint es zu sein, als flösse die Erzählung von alleine weiter. Für den Roman erhielt John von Düffel 1999 den Aspekte-Literaturpreis.
John von Düffel, Vom Wasser, Roman, DuMont, Köln 1998, 288 Seiten, ISBN 3-7701-4557-7
ed
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Eine Dienstleistung der DIZ München GmbH

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 06.10.1998

Von Wassers Gnaden
John von Düffel ist in seinem Element / Von Hubert Spiegel

Dieser Roman ist einem Helden gewidmet, der mehr als alles andere die Bewegung liebt. Er stürmt vorwärts, tänzelt, gleitet, schiebt sich langsam voran und schießt pfeilschnell dahin. Er fließt, tröpfelt und rinnt, rauscht, seufzt und gluckert. Indiskret drängt er sich in alle Ritzen, lautlos gleitet er unter geschlossenen Türen hinweg. Mag seine Oberfläche auch spiegelglatt und reglos sein, dieser Held steht nie wirklich still.

John von Düffels erster Roman handelt vom Wasser, dessen Bewegungslust der Debütant mit großer Leidenschaft beschreibt, ohne sich dieser Lust je ganz zu überlassen. Dem stets wechselnden Rhythmus des Elements setzt der Autor seinen eigenen Erzählrhythmus entgegen. Dieselben Stärken, die den Ich-Erzähler, einen Langstreckenschwimmer, auszeichnen, tragen auch den Debütanten durch diese wundersame Familienchronik: die Kunst, Zug um Zug den Widerstand des Elements zu überwinden und den langen Atem zu bewahren.

Düffel erzählt die Geschichte einer Familie, die zwischen zwei Flüssen lebt, der friedlich und träge dahinfließenden Diemel und der dunklen, bedrohlich wilden Orpe, aus deren "schwarzem Wasser" das weiße Papier geschöpft wird. Der Ururgroßvater des Erzählers hat das Landgut mit dem wenig verheißungsvollen Namen "Mißgunst" gekauft und dort eine Papiermühle errichtet, die sich im Laufe dreier Generationen zu einer Papier- und Kartonagenfabrik auswächst und ihren Betreibern zu Wohlstand verhilft. Die alten Herren der "Mißgunst", würdige Patriarchen, deren Ölporträts das Büro des Familienoberhaupts schmücken, lenken die Geschicke des Unternehmens mit Vorsicht und Erfolg. Auf den Ahnherrn, eine lebenslustige, gewitzte Gründerfigur, folgt ein Rechenkünstler und Zahlenneurotiker, dem die Welt eine Gleichung ist, die sich lösen läßt, solange die Anzahl der Unbekannten überschaubar bleibt.

Diesen kurzsichtigen Kalkulierer, der mißtrauisch alles beblinzelt, was sich nicht dem Muster seiner Rechenkästchen beugt, beerbt ein weltfremder Koloß mit einem steifen Bein, ein malender "Krüppel" und Sonderling, die "Schande der Familie". Das Erbe muß er gegen seinen Willen antreten, denn seine beiden älteren Brüder sind für "Volk und Vaterland" in den Krieg gezogen. Der Maler, der sich als Kind beim Schlittschuhlaufen selbst verstümmelt hat, um der nagenden Konkurrenz der Brüder zu entgehen, ist der Großvater des Erzählers, den zwei Ereignisse dazu bringen, sich der Geschichte seiner Familie zu erinnern. Zum einen steht der Abriß der Unternehmersvilla bevor, die mit der Papierfabrik an einen Konzern verkauft wurde, nachdem der Patriarch abgetreten war, ohne einen männlichen Nachkommen zu hinterlassen. Zum anderen erhält der Erzähler von seiner Freundin, einer nixenhaften Fotografin, die gern duscht und wenig spricht, den Laufpaß.

In kurzen Einschüben wird von einer letzten gemeinsamen Reise nach Frankreich erzählt, von schweigsamen Morgenstunden im Hotelzimmer, von einem Schwimmwettbewerb im Meer, in den der Erzähler unvermittelt gerät und der ihn, der nur das ruhige Wasser des Schwimmbeckens gewöhnt ist, fast das Leben kostet. Diese Rahmenhandlung bleibt ein Fremdkörper, aber hier finden sich auch jene Passagen, die zu den stärksten des Buches überhaupt gehören. Düffel beschreibt die Einsamkeit des Langstreckenschwimmers, sein Grauen vor der Tiefe, seine Furcht, die Hybris, mit der er das fremde Element herausfordert, könne bestraft werden, und schließlich sein Glücksgefühl, wenn er die "Gnade des Wassers" erfährt: der Moment, wenn die körperliche Erschöpfung überwunden ist und der Eindruck entsteht, es sei das Wasser selbst, das den Schwimmer trage. In Szenen wie dieser sind die Lust des Wassers, des Schwimmers und des Lesers eins geworden.

Es ist ein merkwürdiger Eros in diesem Buch, eine Wollust der Einsamkeit und Melancholie. Was der Langstreckenschwimmer wirklich fürchtet, wenn er seine Bahnen zieht, ist das Erbe seines Großvaters, des malenden Krüppels: die Sehnsucht zum Tode. Unter den zahlreichen Motiven, die Düffel aufgreift und variiert, von der allgegenwärtigen Wassermetaphorik über die Künstlerexistenz bis zum Melusinen-Motiv, ist diese Todessehnsucht das wichtigste.

Kunstvoll und mit immer neuen Wendungen beschreibt dieser Roman das Spiel des Lichts auf der Oberfläche des Wassers, er zeichnet die Flußlandschaft um die Mühle zu jeder Tages- und Jahreszeit, bei allen Licht- und Wetterverhältnissen. Er erzählt von der schönen Kunst des Fliegenfischens, vom Spiel der Forelle und von ihrer Klugheit, wenn sie dem Angler wieder vom Haken springt. Aber ihre größte Dichte erreicht diese Prosa, wenn vom Tod die Rede ist, vom Tod der Menschen und der Fische. Kälter und zugleich sinnlicher, als es hier geschieht, läßt sich wohl kaum beschreiben, wie eine Forelle ausgenommen wird. In dieser Passage zeigt sich der Hauptvorzug dieses Debüts: Es vereint Präzision und Poesie.

Denn das Ausnehmen der Fische im Morgengrauen ist auch ein zart-merkwürdiges Liebesspiel zwischen der Küchenaushilfe und ihrem mißgestalteten Herrn. Schon in aller Frühe steht das Mädchen am Spülstein in der Küche, um die Forellen entgegenzunehmen, die der häßliche und unter seiner Häßlichkeit leidende Krüppel nur aus einem Grund gefangen hat: Er will dem geschickten Spiel der schlanken Mädchenhände zusehen, die unter fließendem Wasser das weiße Fleisch der Fische säubern.

Die junge Küchenaushilfe wird die erste Herrin der "Mißgunst", und sie gebiert ihrem Ehemann drei Töchter, aber keinen Sohn. Sie, die Fischesserin, die doppelt unstandesgemäß in ein Geschlecht von Grätenphobikern einheiratet, beendet die Herrschaft und die Dynastie der Patriarchen. Sie ist ein Flußwesen, eine Melusine, die den Angler betört und ihn am Ende, als Eifersucht und Selbsthaß ihn fast um den Verstand gebracht haben, noch einmal dabei zusehen läßt, wie sie die Forellen ausnimmt, an deren Gräten er ersticken wird. So hat die schwarze Orpe nicht nur den ersten, sondern auch den letzten Herrn der Papiermühle zu sich geholt: "mit dem Fleisch und den Gräten der Fische, die denjenigen ertrinken machen und ihm den bläulichen Schimmer der Ertrunkenen ins Gesicht malen, den das Wasser selbst nicht zu fassen bekommt".

John von Düffel, Jahrgang 1966, Theaterdramaturg in Basel und Bonn, ist bislang mit Hörspielen und Theaterstücken hervorgetreten. Die Dramen "Solingen", "Saurier-Sterben" und "Oi" hatten bei der Kritik nur mäßigen Erfolg, wurden aber so häufig aufgeführt, daß man Düffel zu den am meisten gespielten jungen deutschen Theaterautoren der letzten Jahre zählen muß. Jetzt ist dem Dramatiker mit seinem Romandebüt ein großer Wurf gelungen. In einer Prosa, die vollständig auf Dialoge verzichtet, die weit ausgreift und erzählerische Bögen zu schlagen weiß, entwirft Düffel Figuren, die im Gedächtnis haften bleiben wie der im fremden Reich der Zahlen gefangene "Malerkrüppel" oder seine unglückliche Tochter, in deren Kopf eine extreme Doppelbegabung - das absolute musikalische Gehör und ein maschinenhafter Zahlensinn - zum Wahnsinn führt.

Aber in Formulierungen wie der vom "Vaterkrüppelmaler einer Tochterkrüppelpianistin" zeigt sich auch Düffels Freizügigkeit im Umgang mit den Früchten seiner Lektüre. Von Thomas Bernhard über Graham Swifts Roman "Waterland" bis zu Wilhelm Raabes "Pfisters Mühle" reichen die literarischen Vorbilder, die immer wieder und einmal auch allzu offenkundig durchscheinen. Die Szene vom langen Sterben des kurzsichtigen Rechenkünstlers ähnelt so sehr dem Beginn von Rilkes "Malte Laurids Brigge", daß Einspruch geboten scheint. Natürlich hat dieses Debüt noch andere kleine Mängel: Düffel neigt ein wenig zur Redundanz, er ist nicht immer gegen Kitsch und Pathos gefeit, und zuweilen gibt dieser Günstling des Wassers mehr von seinen Figuren preis, als jenen Lesern lieb sein kann, die selbst gern Rätsel lösen. Aber das sind nur Wermutstropfen im Forellenteich.

John von Düffel: "Vom Wasser". Roman. DuMont Buchverlag, Köln 1998. 288 S., geb., 39,90 DM.

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"Dem Dramatiker ist mit seinem Romandebüt ein großer Wurf gelungen. In einer Prosa, die... weit ausgreift und erzählerische Bögen zu schlagen weiß, entwirft Düffel Figuren, die im Gedächtnis haften bleiben wie der im fremden Reich der Zahlen gefangene Malerkrüppel oder seine unglückliche Tochter, in deren Kopf eine extreme Doppelbegabung - das absolute musikalische Gehör und ein maschinenhafter Zahlensinn - zum Wahnsinn führt."

Hubert Spiegel in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung

"Das Taschenbuch ist ein Gewinn für jeden, der das Ungewöhnliche sucht." 'Harburger Anzeigen und Nachrichten'
Mitreißender Familienroman.
Jens Meifert Kölnische Rundschau 20130710
"John von Düffels erster Roman handelt vom Wasser. Dem stets wechselnden Rhythmus des Elements setzt er seinen eigenen Erzählrhythmus entgegen. Dieselben Stärken, die den Ich-Erzähler, einen Langstreckenschwimmer auszeichnen, tragen auch den Debütanten durch diese wundersame Familienchronik: die Kunst, Zug um Zug den Widerstand des Elements zu überwinden und den langen Atem zu bewahren." FAZ "Ich kenne keinen anderen deutschsprachigen Erzähler der jüngeren Generation, der den Beinschlag des Erzählens so beherrscht wie dieser John von Düffel." BASLER ZEITUNG "John von Düffels Gespür für Wasser." DIE WELT "Der Meister des Wassers." WAMS "Düffels Sprung ins Wasser der Geschichten ist kraftvoll und elegant gelungen." TAGESSPIEGEL "Düffels Stil ist eine Kunst." STUTTGARTER ZEITUNG "Düffel entwickelt eine immense sensorische Kraft für Farben und Gerüche, Geschmack und Geräusche von Wasser, für seine metamorphischen Verwandlungen, für die Verbindungen, die es mit der Zeit eingeht, für seine Oberflächen und seine Schattentiefen, dass man aus der staunenden Bewunderung nicht herauskommt." SZ