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Kristian Sandberg, ein begabter junger Geisteswissenschaftler, schafft den ersehnten Berufseinstieg als Mitarbeiter einer Literaturagentur - das vereinbarte Gehalt stimmt, die Aufstiegschancen sind gut, auf die Arbeit freut er sich. Sämtliche Zeichen stehen auf Aufschwung. Doch Sandberg ist einsam. Sein Traum von der großen Liebe blieb bislang unerfüllt, in langen Nächten kippt seine Verlorenheit ins Bodenlose. Mensch seiner Zeit, nutzt er Dating-Apps, getrieben von der Hoffnung, endlich jener Frau zu begegnen, die ihn glücklich macht und beschützt. Eines Abends dann sitzt er auf der…mehr

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Produktbeschreibung
Kristian Sandberg, ein begabter junger Geisteswissenschaftler, schafft den ersehnten Berufseinstieg als Mitarbeiter einer Literaturagentur - das vereinbarte Gehalt stimmt, die Aufstiegschancen sind gut, auf die Arbeit freut er sich. Sämtliche Zeichen stehen auf Aufschwung. Doch Sandberg ist einsam. Sein Traum von der großen Liebe blieb bislang unerfüllt, in langen Nächten kippt seine Verlorenheit ins Bodenlose. Mensch seiner Zeit, nutzt er Dating-Apps, getrieben von der Hoffnung, endlich jener Frau zu begegnen, die ihn glücklich macht und beschützt. Eines Abends dann sitzt er auf der Außenterrasse eines Hamburger Cafés und hat ein Match. Wenig später trifft er sich mit Kalina. Eine romantische Beziehung beginnt, deren sexuelle Intensität und zärtliches Miteinander Sandberg wähnen lassen, in Kalina tatsächlich die Frau seines Lebens gefunden zu haben. Innerhalb weniger Wochen jedoch gerät er in emotionale Abhängigkeit zu seiner >gefährlichen Geliebten<, während er selbst alles nur Erdenkliche tut, um ihr seine Liebe zu beweisen. Fast unmerklich scheint diese ihm den sprichwörtlichen Boden unter den Füßen wegzuziehen. Die anfänglich euphorisch erlebte Beziehung entpuppt sich als Höllenfahrt in die Abgründe eines emotionalen Missbrauchs. . Jan Drees spürt in seinem dritten Roman den perfiden Manipulationsstrategien nach, mit denen emotionale Gewalt ihre Wirkungskraft entfaltet. Sandbergs Liebe, dem eine persönliche Erfahrung zugrunde liegt, führt in beinahe protokollarischer Genauigkeit und mit großer psychologischer Kenntnis vor Augen, wie Manipulation das Vertrauen in die eigene Wahrnehmung zerstören und infolgedessen die Psyche eines Menschen in ihren Grundfesten erschüttern kann.

Dieser Download kann aus rechtlichen Gründen nur mit Rechnungsadresse in A, B, BG, CY, CZ, D, DK, EW, E, FIN, F, GR, H, IRL, I, LT, L, LR, M, NL, PL, P, R, S, SLO, SK ausgeliefert werden.

Autorenporträt
JAN DREES, geboren 1979 in Haan, ist seit 2016 Moderator der Literatursendung Büchermarkt und Redakteur in der Deutschlandfunk-Buchredaktion. Er hat Reportagen, Features und Rezensionen unter anderem für MDR Kultur, 1LIVE, Bayern 2, die FAZ und den Rolling Stone verfasst. Jan Drees lebt und arbeitet in Köln.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 18.01.2019

Gefangen in einem Spinnennetz

Gelogen und manipuliert wurde in der Liebe schon immer - aber die Beziehungsanbahnung über Dating-Apps spielt dem emotionalen Missbrauch in die Hände. Wie, das zeigt der Roman "Sandbergs Liebe".

Ein Mann manipuliert heimlich die Gaslampen im Haus, damit sie permanent flackern. Als seine Frau ihn auf das Flackern anspricht, antwortet er irritiert, sie täusche sich, keine einzige Lampe flackere. Diese Destabilisierungsstrategie, die auf die Wahrnehmung zielt und die Frau in den Wahnsinn treiben soll, stammt aus einem Theaterstück des britischen Dramatikers Peter Hamilton, das 1938 in London Premiere feierte: "Gas Light". Der Begriff Gaslighting, der für emotionalen Missbrauch steht, geht auf Hamiltons Stück zurück.

Ein Mann lernt über eine Dating-App eine Frau kennen, die ihm wie die Erfüllung einer langen Sehnsucht erscheint, eine Verbündete und Seelenverwandte, liebesbedürftig wie er selbst. Sie ist die Richtige. Er ist der Richtige. Kalina Mickiewicz, die Zahnärztin, und Kristian Sandberg, der Literaturagent, werden schnell ein Paar und "Sandbergs Liebe", so der Titel des Romans von Jan Drees, der in diesen Tagen im Secession Verlag erschienen ist, ist groß. Die Liebe seiner Freundin Kalina entpuppt sich indes nach und nach als narzisstische Eigenliebe, die den neuen Mann an ihrer Seite zerstören will. Nach knapp vier Wochen spricht das Paar zum ersten Mal über Heirat, per Chat: "Wie würdest du reagieren, wenn ich dir einen Heiratsantrag machte?" schreibt Kristian, und Kalina antwortet: "Kristian, wenn du mir einen Antrag machen würdest, müsste ich vor Glück weinen."

Keine sechs Monate später ist die Beziehung gescheitert. Zurück bleibt ein erniedrigter Ich-Erzähler: seelisch beschädigt, emotional ausgebeutet, verstört, abgemagert, suizidgefährdet. Bei einer Party in Berlin flüchtet Kristian Sandberg auf die Dachterrasse und setzt sich vor eine Glasscheibe, die Betrunkene vor einem Sturz in den Tod schützen soll. "Ich schaue vom Bunker aus in die Ferne, wo die rot blinkenden Licher von Windrädern zu sehen sind. Über der Kante der Glasscheibe sind mehrere Drähte gespannt. Man müsste nur einen der Tische an den Rand schieben und könnte über die Sicherung klettern."

Drees' biographisch inspirierter Roman erzählt mehr als nur die Geschichte einer gescheiterten Liebe: Er zeigt eindringlich, wie die moderne Form der Beziehungsanbahnung über Dating-Apps und die Kommunikation per Whatsapp dem seelischen Missbrauch in die Hände spielt. Geschummelt und gelogen wurde bei der Partnersuche schon immer, beim Kennenlernen in einer Bar genauso wie in Zeitungsinseraten. Doch Inszenierungsplattformen wie Instagram, Facebook oder millionenfach genutzte Dating-Apps, auf denen sich ein ganzes (vermeintlich aufregendes) Leben ausstellen lässt, steigern die Möglichkeiten der Lüge ins Unermessliche. Die eigene Identität, beliebig getunt mit Fotos und Posts. Wer allerdings mit offenen Karten spielt und gedankenlos Informationen preisgibt, macht sich gezielt manipulierbar. Ähnlichkeit schafft Nähe. Ja, man sucht beim anderen geradezu nach Übereinstimmungen, die die eigenen Gefühle bestätigen - ohne zu ahnen, welche Posts gefährlich werden könnten.

Das Opfer wird verführt und an den Täter gebunden - auch durch Sex

Bei Kristian Sandberg ist es der Facebook-Post vom 28. März 2012. Auf dem Foto sieht man sein Bett, eine Yucca-Palme und ein Plakat. Harmlos, eigentlich. Sandbergs Kommentar lautet: "Nie wieder allein. Ab heute gehe ich mit der Gefährlichen Geliebten ins Bett." Bald fragt er, für den das Lesen Beruf und Leidenschaft ist, Kalina nach ihrem Lieblingsbuch, und sie antwortet: "Das ist Die Gefährliche Geliebte von Haruki Murakami."

Man kann "Sandbergs Liebe" als literarische Übersetzung des 1998 in Frankreich erschienenen Buchs "Masken der Niedertracht" der Psychoanalytikerin Marie-France Hirigoyen lesen. Die Manipulationsmaschinerie, in die der von Marie-France Hirigoyen als perverser Narzisst bezeichnete Täter sein Opfer zieht, folgt einem perfiden Drehbuch. Am Anfang steht die "Enthirnung". Das Opfer wird verführt und so eng an den Verführer gebunden, dass ihm fast keine Luft mehr bleibt. Diese "Aneignung durch Enteignung" funktioniert in "Sandbergs Liebe" auch durch Sex. Kalina inszeniert sich von Beginn an als Verführerin, schickt ihrem Freund Dessous-Fotos und schläft mit ihm auf eine Weise, die er nicht kennt. Gleichzeitig spürt der in die emotionale Abhängigkeit gleitende Kristian, dass irgendetwas nicht stimmt. Die Launen seiner Freundin schlagen grundlos um, Zuneigung und Distanziertheit wechseln einander ab, die Erniedrigungen (Kalina bestellt Kristian über ihre Praxis eine Beißschiene für die Nacht) nehmen zu, ihre Unterstellungen werden zunehmend absurd. Überall lauern plötzlich Fallen und jeder Alltagsmoment droht in eine Katastrophe zu kippen.

Das Opfer sei in einem Spinnennetz gefangen, zur Verfügung gehalten, psychologisch gefesselt, betäubt, schreibt Marie-France Hirigoyen. Es versteht die Welt nicht mehr. In "Sandbergs Liebe" heißt es einmal: "Als wir später zum Auto gehen, bleibt Kalina vor mir stehen. Sie küsst mich auf den Mund. Sie erinnert mich daran, dass sie mich liebt. Sie sagt, dass ich aufhören solle, während eines Frühstücks mit anderen Frauen zu flirten. Ich weiß nicht, was sie meint und bekomme den Kuss, ihre Worte, den Vorwurf nicht übereinander. ,Es ist halb so wild', sagt sie, ,aber ich habe gesehen, wie du mit der Blonden, die schräg hinter mir saß, Blicke getauscht hast, über meine Schulter hinweg.'"

Jeder Versuch einer konstruktiven Auseinandersetzung scheitert

Die Verwirrung des anderen durch verzerrte Kommunikation ist deshalb so wirkungsvoll, weil die aus der Luft gegriffenen Vorwürfe das Gegenüber ratlos zurücklassen. Es geht um Macht und Kontrolle. Sandberg weiß nicht, was er, der sich doch so anstrengt, alles richtig zu machen, tatsächlich falsch gemacht hat. Jeder Versuch einer konstruktiven Auseinandersetzung wird abgeschmettert. Das Verweigern des Dialogs ist, eine Form auszudrücken - ohne es unmittelbar in Worte zu fassen -, dass der andere einen nicht interessiere, oder sogar, dass er nicht existiere, schreibt Hirigoyen. Jeder offen ausgetragene Streit ist weniger grausam.

Das Quälende der zur Waffe umfunktionierten Kommunikation über Facebook oder Messenger ist, dass der Absender einer Nachricht in der Regel sieht, ob der Empfänger sie erhalten hat - kommt keine Antwort, wiegt das Gefühl der Erniedrigung um so schwerer. Dass die Ignorierten in ihrer Verzweiflung oft zur Feder greifen und dem Partner einen Brief schreiben, ändert nichts; eine direkte Antwort bekommen sie auch hier nie. Das Ignoriertwerden kann sich bis zum Ghosting steigern - der andere verschwindet wie ein Geist, ohne ein Wort der Erklärung, und blockiert den Expartner auf sämtlichen Plattformen.

Beim emotionalen Missbrauch aber ist die letzte Phase die Vernichtung. Der Hass tritt jetzt offen zutage, die Vergangenheit wird durch Umdeutung zunichte gemacht. Auf Kristians Nachricht, er sei verzweifelt, weil er sie nicht von seiner Liebe überzeugen könne, antwortet Kalina: "Ich erinnere mich gut an die Nacht. Ich hatte Angst vor Dir. Deine Augen waren voller Hass. Bitterlich geweint habe nur ich. Du hast verbittert geweint." Und: "Ich habe Mitleid mit Dir. Du musst sehr, sehr krank sein."

Als Leser von Drees' Protokoll dieser toxischen Beziehung fragt man sich natürlich ständig, warum Kristian Sandberg dem Albtraum kein Ende bereitet, warum er wieder und wieder angekrochen kommt wie ein geprügelter Hund. Selbst schuld, sagen hier wohl die Abgeklärten, die das Gefühl, auf abschüssigem Gelände zu stehen, nicht kennen und glauben, der Mensch sei ein rationales Wesen. "Das ideale Opfer" mag zwar eine gewissenhafte Person mit einem natürlichen Hang, sich schuldig zu fühlen, sein - sowie "prädepressive" Gemüter, oder, freundlicher formuliert: Melancholiker. Treffen kann es allerdings jeden, weil eben jeder irgendeinen wunden Punkt hat. Wie sich ein Alpinist an die Spalten in der Wand klammere, um sich vorzuarbeiten, heißt es bei Marie-France Hirigoyen, bediene sich der Angreifer der inneren Risse des anderen. Als Drees' Ich-Erzähler Kristian Sandberg Kalina per Dating-App kennenlernt, verarbeitet er gerade ein traumatisches Erlebnis. Seine inneren Risse liegen offen zutage. Und das macht ihn zu einer leichten Beute.

MELANIE MÜHL

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