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"Ein Genie der Gemeinsamkeit" Volker Braun."Wer ist Gerhard Wolf? Der wagemutige Verleger, eindringliche Essayist, exzellente Lektor, kunstversessene Herausgeber? Der Meisterkoch der deutschen Gegenwartsliteratur? Der Mann einer berühmten Frau, der Schriftstellerin Christa Wolf? Sollte all dies in einer einzigen Person vereinigt sein?" Friedrich Dieckmann.Wenn dieser Gerhard Wolf seinen Passionen folgt und über Begegnungen mit unvergesslichen Literatur- und Malerfreunden schreibt, entstehen lebendige Künstlerporträts, die zum Lesen und Entdecken verführen: Irmtraud Morgner, Walter Jens, Günter…mehr

Produktbeschreibung
"Ein Genie der Gemeinsamkeit" Volker Braun."Wer ist Gerhard Wolf? Der wagemutige Verleger, eindringliche Essayist, exzellente Lektor, kunstversessene Herausgeber? Der Meisterkoch der deutschen Gegenwartsliteratur? Der Mann einer berühmten Frau, der Schriftstellerin Christa Wolf? Sollte all dies in einer einzigen Person vereinigt sein?" Friedrich Dieckmann.Wenn dieser Gerhard Wolf seinen Passionen folgt und über Begegnungen mit unvergesslichen Literatur- und Malerfreunden schreibt, entstehen lebendige Künstlerporträts, die zum Lesen und Entdecken verführen: Irmtraud Morgner, Walter Jens, Günter de Bruyn, otl aicher, Carola Stern, Heinz Zöger, Stephan Hermlin, Tadeusz Rózewicz, Günter Grass, Bert Papenfuß, Stefan Heym, Andreas Reimann, Johannes Bobrowski, Carlfriedrich Claus, Christa Cremer, Volker Braun, Gino Hahnemann, Jan Faktor, Louis Fürnberg, Nuria Quevedo, Maria Sommer, Barbara Beisinghoff, Róza Domascyna, Angela Hampel, Franci Faktorová, Brigitte Reimann u. a."Ich kann nur über mich schreiben, indem ich über andere schreibe." Gerhard Wolf
Autorenporträt
Gerhard Wolf wurde 1928 in Bad Frankenhausen geboren. Er studierte Germanistik und Geschichte in Jena und Berlin, war Rundfunkredakteur und Lektor und ist seit 1957 freier Schriftsteller. Zahlreiche Essays zu historischen und zeitgenössischen deutschen Dichtern und Künstlern; Herausgeber von Anthologien, Auswahlbänden und der Reihe "Außer der Reihe" (Aufbau 1988-1991). 1990 gründete er den Verlag Gerhard Wolf Janus press. Christa und Gerhard Wolf waren seit 1951 verheiratet. Er lebt in Berlin. Ehrenmitglied der Sächsischen und der Berliner Akademie der Künste.   Wichtigste Publikationen: Beschreibung eines Zimmers. 15 Kapitel über Johannes Bobrowski, 1971; Der arme Hölderlin, 1972; Albert Ebert - Wie ein Leben gemalt wird, 1974; Wortlaut, Wortbruch, Wortlust, 1988; Sprachblätter, Wortwechsel. Im Dialog mit Dichtern, 1992; Christa Wolf, Gerhard Wolf, Malerfreunde. Leben mit Bildern, 2010; Im deutschen Dichtergarten. Lyrik zwischen Mutter Natur und Vater Staat. Texte aus fünf Jahrzehnten, Radius-Verlag 2018; Carlfriedrich Claus, Gerhard Wolf, Christa Wolf, Nun schauen mich immer mindestens vier Augen an. Der Briefwechsel 1971-1998, Kunstkeller Annaberg, Chemnitzer Verlag 2018 außerdem: Peter Böthig (Hg.), Die Poesie hat immer recht. Gerhard Wolf: Autor, Herausgeber, Verleger. Ein Almanach zum 70. Geburtstag, 1998; Friedrich Dieckmann (Hg.), Stimmen der Freunde. Gerhard Wolf zum 85. Geburtstag, 2013.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Rezensent Nils Kahlefendt entdeckt einige Glanzlichter in den gesammelten Reden und Aufsätzen von Gerhard Wolf, so etwa die eleganten Kollegen- und Kolleginnenporträts über Franci Faktorova, Walter Jens, Volker Braun oder Irmgard Morgner. Das Herzliche ist den Texten laut Kahlefendt eingeschrieben und auch die letzten Jahre der DDR wie das Milieu der künstlerischen Avantgarde, die bei den Wolfs ein- und ausging. Kahlefendt schätzt an den Porträts das Unprätentiöse, das dennoch oft zu neuen Einsichten führt, wie er feststellt. Hinter all dem wird für ihn auch der Netzwerker Wolf sichtbar.

© Perlentaucher Medien GmbH

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 08.01.2021

Mann im Hintergrund
Gelegenheitstexte von Gerhard Wolf
Es gibt keinen äußeren Anlass für diese „Herzenssache“. Zwar hat der Aufbau Verlag gerade sein 75. Jubiläum gefeiert, doch die Sammlung mit Texten Gerhard Wolfs, der im Oktober 92 Jahre alt geworden ist, gehört nicht zum kleinen Festprogramm des Verlages. Dieser Band mit Erinnerungen an „unvergessliche Begegnungen“, an Freunde, Wegbegleiter, Dichter und Maler aus dem Umkreis von Christa und Gerhard Wolf, war einfach fällig. Denn darin, im unaufdringlichen und nie ganz unkritischen Lobpreisen, besteht das Lebenswerk dieses bescheidenen, gebildeten Mannes.
60 Jahre, bis zum Tod Christa Wolfs 2010, waren die beiden verheiratet und ohne einander gar nicht denkbar. Ihr Leben ist über den Untergang der DDR hinaus an den sozialistischen Staat gekoppelt, ist verbunden mit all den Illusionen und Hoffnungen, die den Sozialismus am Leben hielten, bis daraus ein bloßes Ausharren geworden war. Christa und Gerhard Wolf bewegten sich stets auf dem schmalen Grad zwischen Loyalität und Dissidenz, Identifikation und Widerstand. Als der Mann im Hintergrund, als Verleger, Lektor, Literaturwissenschaftler und Kunstinteressierter bot Gerhard Wolf vielen jungen Künstlern Zuflucht, Zuspruch und Unterstützung.
Der Sammelband mit größtenteils unveröffentlichten Gelegenheitstexten – Ausstellungseröffnungen, Buchvorstellungen, Nachrufen, Geburtstagsgrüßen – legt davon Zeugnis ab. Er lenkt den Blick zurück in eine versunkene, fern gerückte Welt, in eine imaginäre, bessere DDR, die nicht von Dogmatikern, sondern von wirklichen Künstlern bevölkert wurde. Die Wolfs wirkten darin als ein Zentrum, als Gesprächsangebot für Freunde. So gehen die Beiträge Gerhard Wolfs stets aus dem Gespräch mit Christa Wolf hervor, auch dann, wenn sie nicht – wie die Porträts der Freunde Stephan Hermlin und Volker Braun – direkt in Gesprächsform gehalten sind.
Zu den Porträtierten gehören Christa Wolf-Freundinnen wie Brigitte Reimann, Irmtraut Morgner oder Nuria Quevedo. Daneben gibt es Würdigungen von Johannes Bobrowski, Walter Jens, Stefan Heym oder der Künstlerfreunde Gerhard Altenbourg, Carlfriedrich Claus und Otl Aicher. Ein intimer Essay widmet sich dem deutsch-tschechischen Dichter und Komponisten Louis Fürnberg, über den Gerhard Wolf 1956 an der Berliner Humboldt-Universität seine Examensarbeit schrieb. Wie wichtig der tschechische Einfluss dann vor allem in der Zeit des Prager Frühlings gewesen ist, belegt der ganz persönliche biographische Abriss „Memorial für Franci Faktorová“, einer jüdischen Lebensfreundin, die mit ihrer Mutter und Schwester Auschwitz überlebt hatte.
Dass Gerhard Wolf kein schmeichelnder Lobredner gewesen ist, beweist der Beitrag über Günter de Bruyn aus den 90er Jahren, als beide – einst gemeinsame Herausgeber brandenburgischer Literatur – sich politisch voneinander entfernten und de Bruyn für Wolfs Geschmack etwas zu sehr die neuen Machtverhältnisse begrüßte. Da zeigt Gerhard Wolf, wie man Kritik höflich formulieren und sie in einer Laudatio unterbringen kann, ohne zu verletzen.
Neben der jungen Avantgarde- und Untergrunddichtung der DDR und der Wendezeit – Bert Papenfuß, Detlef Opitz, Andreas Reimann oder Gino Hahnemann wären da zu nennen – gibt es bei Gerhard Wolf immer auch eine Linie, die zurück zu Hölderlin und zu Rilke führt. Er berichtet, wie Fürnberg als junger Mann Rilke besuchte und erzählt die schöne Anekdote, wie er von Heinz Zöger, seinem Chef beim MDR in den 50er Jahren, gerügt wurde, ein Rilkegedicht gesendet zu haben, weil das doch spätbürgerlich und also unerwünscht sei. Zöger gestand ihm jedoch, dass er Rilke abends zu Hause durchaus gerne lese. Das wurde wiederum einem höheren Funktionär zugetragen: „Wie finden Sie das, verbietet es für die Sendung, liest es aber privat gerne!“ Der Funktionär stutzte und fragte zurück: „Das kommt darauf an: Liest er Rilke nur, um sich weiterzubilden – oder hat er Genuss dabei?“ Dieser Satz wurde im Hause Wolf zum geflügelten Wort. Für Gerhard Wolfs freundschaftliche „Memorials“ lässt sich sagen: Man liest sie, um sich zu bilden, und Genuss ist sehr wohl auch dabei.
JÖRG MAGENAU
Gerhard Wolf: Herzenssache. Memorial. Unvergessliche Begegnungen. Aufbau Verlag, Berlin 2020. 286 Seiten, 22 Euro.
Ohne einander nicht denkbar: Christa und Gerhard Wolf im Jahr 1996.
Foto: imago
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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 02.06.2021

Spontaneität als Qualitätsmerkmal
Gerhard Wolf sammelt in seinem Band "Herzenssache" Reden und Aufsätze der letzten zwanzig Jahre

"Man weiß eigentlich das, was man weiß, nur für sich selbst", zitiert ein in Moll gestimmter Gerhard Wolf im Spätsommer 1993 aus Goethes "Maximen". Anlass ist seine Rede zur Buchpremiere von Günter de Bruyns "Mein Brandenburg". Eigentlich erwartet man eine heitere Lobrede zu Wein und Häppchen, schließlich waren die beiden lange befreundet: Gemeinsam gaben sie den "Märkischen Dichtergarten" heraus, stolze sechzehn Bände in zehn Jahren, das schweißt zusammen. Mit dem von de Bruyn vorbehaltlos begrüßten Mauerfall trübt sich das Verhältnis ein: Da sitzen zwei zwischen den Stühlen und sind, da es sich nicht um die gleichen handelt, verstummt. Wolf benennt die gegenseitigen Vorbehalte, lädt zur Wiederaufnahme des Dialogs ein, skizziert die aufgeregten Zeiten nach dem deutsch-deutschen Literaturstreit - und flicht dem Kollegen obendrein einen wunderbaren Kranz: Chapeau, oder in seinen auf de Bruyn gemünzten Worten: "Das soll ihm erst mal einer nachmachen."

Der Text ist ein Glanzlicht in dem Band, in dem Wolf - nach seinen 2018 erschienenen Essays zur Lyrik ("Im deutschen Dichtergarten") und dem Briefwechsel mit Carlfriedrich Claus ("Nun schauen mich immer mindestens vier Augen an") - Reden und Aufsätze der letzten zwanzig Jahre versammelt. "Herzenssache", der Titel, lässt die Temperatur der Geburtstagsgrüße und Nachrufe, Vor- und Nachworte, der Vernissagen-Texte und Laudationes ahnen. Zugleich klingt da ein Wort, das heute wie aus der Zeit gefallen wirkt und eher an Hölderlin, Kleist, die Günderrode, Bettine oder Arnim erinnert - all jene, die beide Wolfs in den bleiernen letzten Jahren der DDR in Prosa und Essay umkreisten. Mehr als sechzig Jahre war Wolf der Mann an der Seite seiner 2011 verstorbenen Frau Christa, ihr erster Leser und vertrauter Gesprächspartner - kein Wunder also, wenn das Pronomen "wir" sich durch viele Texte des neuen Bandes zieht, die Porträts der Freunde Volker Braun oder Stephan Hermlin sogar als Dialoge angelegt sind.

Eine Welt von gestern wird besichtigt, deren Bewohner an das Gute, Schöne und Wahre glauben und an eine reformierbare DDR: Walter Jens, Carola Stern und Günter Grass ebenso wie Stefan Heym und Brigitte Reimann. Zugleich zeichnen die auf sympathische Weise unprätentiösen Künstler- und Autorenporträts auch das Bild des Schriftstellers, Lektors, Verlegers und Ermöglichers Gerhard Wolf, der stets von den Unangepassten, Experimentierfreudigen fasziniert ist. Diese Republik freier Geister reicht von der feministischen Poetessa Irmtraud Morgner, deren Grabrede Wolf neben Alice Schwarzer hält, über unbotmäßige Autoren wie Andreas Reimann, Gino Hahnemann oder Bert Papenfuß bis zu von den SED-Oberen ins Abseits geschobenen Künstlern wie Gerhard Altenbourg oder Carlfriedrich Claus. In den Achtzigern unterstützen die Wolfs die Avantgardeszene, die ihre Künstlerbücher und Grafikmappen im Samisdat vertreibt. Als die seit 1988 von Gerhard Wolf im Aufbau Verlag betreute Reihe "Außer der Reihe" nach elf Titeln mit jungen Underground-Dichtern 1991 eingestellt wird, macht der nimmermüde Wolf einfach weiter - und gründet den eigenen Verlag Janus press.

Leichtfüßig und klug geht Wolf seine Porträts an; wenn er behauptet, "mehr spontan als systematisch" vorzugehen, oder "bruchstückhaft, den ersten Assoziationen folgend", stapelt er bewusst tief. Wie es ihm auf diese Weise gelingt, scheinbar in Stein gemeißelte Wahrheiten in neues Licht zu rücken oder uns zumindest nachdenklich zu machen, zeigt sein Essay über Louis Fürnberg, heute vor allem als Schöpfer einer SED-Lobeshymne ("Die Partei, die Partei, die hat immer recht") in unguter Erinnerung. Wolf, der 1956 seine Examensarbeit über Fürnberg schrieb, skizziert auf wenigen Seiten ein von tragischen Konflikten und unerfüllbaren Hoffnungen gezeichnetes - dabei viel zu kurzes - Leben: Der deutschböhmische Jude, Schöngeist und Kommunist starb 1957, drei Jahre nach seiner Übersiedlung in die DDR, mit nur 48 Jahren, an einem Herzinfarkt.

Eine Reise des jungen Gerhard Wolf auf den Spuren Fürnbergs nach Prag wird 1958 zum Initial einer "Lebensfreundschaft", die das Dasein der gesamten Familie über Jahrzehnte mitbestimmt. Das "Memorial für Franci Faktorová", der erst 2020 verfasste, persönlichste Text des Bandes, ist für Wolf "wie ein Stein, den man auf das Grabmal eines jüdischen Freundes legt". Die alten Schwarz-Weiß-Fotos aus der Berliner Friedrichstraße und der Sommerfrische in den Beskiden zeigen eine bis ins Alter schöne Frau, die zur Familie gehört; 1977 heiraten Annette Simon, Tochter der Wolfs, und Francis Sohn Jan Faktor. Die Geschichte der Faktorová (1926 bis 1997), die das KZ Theresienstadt überlebte, 1968 als Mitarbeiterin der Zeitschrift Literarny noviny das "Manifest der 2000" mitverfasste und später Christa Wolfs Roman "Kindheitsmuster" unter konspirativen Umständen ins Tschechische übersetzte, liest sich wie ein Roman.

Tatsächlich plante Christa Wolf, auf Grundlage von Gesprächen, Tagebuchaufzeichnungen und Briefauszügen über die Freundin zu schreiben. Das Projekt, auf das sich Gerhard Wolfs Text stützt, blieb Fragment. "So redete man bei uns Anfang der Sechziger", vertraut Francis tschechischer Lebensgefährte Jarda im August 1976 im Neu Metelner Sommerhaus der Wolfs seinem Tagebuch an, "da sind sie weit hinter uns . . ." Kurz darauf, im Herbst 1976, beginnt mit der Ausbürgerung von Wolf Biermann der Anfang vom Ende der DDR.

NILS KAHLEFENDT

Gerhard Wolf: "Herzenssache". Memorial - unvergessliche Begegnungen.

Aufbau Verlag, Berlin 2020. 288 S., geb., 22,- [Euro].

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»Leichtfüßig und klug geht Wolf seine Porträts an; wenn er behauptet, 'mehr spontan als systematisch' vorzugehen, oder 'bruchstückhaft, den ersten Assoziationen folgend', stapelt er bewusst tief. « Frankfurter Allgemeine Zeitung 20210602