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"Die Verkennung Christoph Martin Wielands hat eine lange Tradition. Gerade das aber, was Empfindsamkeit, Göttinger Hain, die Romantik und spätere nationale Gesinnungen an Wieland kritisierten, macht ihn für uns zu einer zentralen Gestalt des europäischen 18. Jahrhunderts; stilistische Virtuosität, elegantes Spiel mit den verschiedenen literarischen Gattungen und die Annäherung von Nationalliteraturen durch Adaption und Übersetzung, die Aufhebung von kulturellen und nationalstaatlichen Schranken. Mit der Vielfalt und Leistung seines Oeuvres hat Wieland nicht nur der deutschen Klassik den Weg…mehr

Produktbeschreibung
"Die Verkennung Christoph Martin Wielands hat eine lange Tradition. Gerade das aber, was Empfindsamkeit, Göttinger Hain, die Romantik und spätere nationale Gesinnungen an Wieland kritisierten, macht ihn für uns zu einer zentralen Gestalt des europäischen 18. Jahrhunderts; stilistische Virtuosität, elegantes Spiel mit den verschiedenen literarischen Gattungen und die Annäherung von Nationalliteraturen durch Adaption und Übersetzung, die Aufhebung von kulturellen und nationalstaatlichen Schranken. Mit der Vielfalt und Leistung seines Oeuvres hat Wieland nicht nur der deutschen Klassik den Weg bereitet, sondern auch wesentlich auf die weitere deutsche Literatur gewirkt. Wielands Geschichte des Agathon steht als Prototyp am Anfang der Geschichte des modernen Romans und wurde Vorbild für viele spätere Werke, kulminierend in Goethes Wilhelm Meister-Romanen. Mit dem epochemachenden Werk Wielands erfuhr die bis dahin stets verachtete Prosagattung endgültig jene Anerkennung, die vormals dem Versepos gegolten hatte. Mit dem Agathon nimmt Wieland eine ähnlich bahnbrechende Stellung für den Roman ein wie Lessing für das Drama und Klopstock für die Lyrik."
Autorenporträt
Wieland, Christoph MartinChristoph Martin Wieland wurde am 5. September 1733 in Oberholzheim geboren. Nach dem Besuch des pietistischen Internats Kloster Berge bei Magdeburg begann er 1749 ein Philosophie-Studium in Erfurt. Ein Jahr später wechselte er zu einem Jura-Studium nach Tübingen. Ab 1752 arbeitete er als Hauslehrer in der Schweiz. Während seiner Professur an der Universität Erfurt von 1769 bis 1772 gründete er die Zeitschrift »Der Teutsche Merkur«, die eine herausragende Stellung im Geistesleben der Zeit einnahm und so zu Weimars Rolle als literarisches Zentrum beitrug. Er veröffentlichte im Merkur eine Vielzahl eigener Essays und Aufsätze, beschäftigte sich mit philosophischen, politischen, gesellschaftlichen und ästhetischen Fragen. Daneben schrieb er Romane, Satiren und Dramen und übersetzte Shakespeare ins Deutsche. Christoph Martin Wieland starb am 20. Januar 1813 in Weimar.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 13.07.1998

1767
Voltaire/Wieland "Der Freiwillige" / "Agathon"

Das sind dann merkwürdige Zusammentreffen in der europäischen Oberliga, wenn in diesem Jahr Wieland, dieser wirklich europäisch denkende Mann, für den dazu noch die Antike ein Teil seines Europa ist, die "Geschichte des Agathon" beendet, die Geschichte eines jungen Mannes, eines Griechen, der in der von Wieland so geliebten nachklassischen Epoche heranwächst, zwischen schönen Frauen und politischen Intrigen sowohl in der Republik als der Despotie, und wenn zugleich Voltaire den "Freimütigen" schreibt, dessen Titelheld, ein Indianer, als man ihn einmal fragt, wie er denn die griechischen Tragödien finde, ebenso sanft wie schlagend antwortet: gut für die Griechen. Dieser Freimütige ist einer jener Wilden, die namentlich in der französischen Literatur dieser Zeit, besonders seit Rousseau, aber auch sonst überall in Europa ihre gesellschaftskritisch-aufklärendes Wesen treiben. Selbst Winckelmann, wenn er Achill beschreiben will, stellt einen Indianer neben ihn, es sind dieselben sehnig-schönen Körper, die er dann bewundert. Voltaires Held ist ein Hurone, ein kanadischer Indianer; die Huronen hatten seit der Mitte des sechzehnten Jahrhunderts Beziehungen zu den Europäern und hatten seit dem Anfang des siebzehnten Jahrhunderts mit jesuitischen Missionierungsbestrebungen zu kämpfen: dieser Indianer ist also nicht ganz so ausgedacht wie andre philosophische Wilde; überdies kommt am Ende des Romans noch heraus, daß er überhaupt kein Wilder ist, sondern bloß ein als Kind unter die Huronen verschlagener Franzose - so macht Voltaire sehr raffiniert aus der scheinbaren Naivität des Wilden eine erworbene und um so schlagendere Unbefangenheit. Aber schließlich ist ja im Grunde, das brauchte Wieland dem Leser gar nicht erst zu sagen, auch sein Agathon kein Grieche, sondern ein junger Mann seiner Zeit, ein Deutscher, ein Franzose, wie man wollte, und mochten seine verführerischen Mädchen auch Psyche und Danae heißen statt Mignon und Philine (aber damals suchten sie ja ohnehin in jeder Frau eine Helena) - seine politische Erziehung war die zu einem Bürger der Gegenwart; und wenn Agathon sich die Staaten ansieht, dann ganz mit ähnlichen Augen wie die reisenden Helden und Heldinnen Voltaires. (Voltaire: "Der Freimütige/L'Ingénu". Zweisprachig. Aus dem Französischen übersetzt von Peter Brockmeier. Reclam Verlag, Stuttgart 1982. 256 S., br., 9,- DM. Christoph Martin Wieland: "Geschichte des Agathon". Reclam Verlag, Stuttgart 1982. 687 S., br., 22,- DM; Deutscher Klassiker Verlag, Frankfurt am Main 1986. 1156 S., geb., 156,- DM.) R.V.

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