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Als ich eines Abends mal am Fenster stand und den Dohlen nachschaute, die in die großen Kastanien zum Schlafen einsegelten - eine langwierige Sache, die sich in genau abgestimmter Rangfolge vollzog -, kriegte hinter mir ein Häftling namens Schmidt einen Herzschlag. Dem Toten wurde eine Decke übergezogen, und die Umstehenden erzählten sich gegenseitig, daß sie eben noch mit ihm gesprochen hätten. Weiter abwohnende Knastologen baten, man möge doch noch mal die Decke wegziehen, sie wüßten ja gar nicht, ob sie den kennten. Als er dann hinausgetragen wurde rief einer: "Achtung", und alle sprangen auf und stellten sich stramm hin.…mehr

Produktbeschreibung
Als ich eines Abends mal am Fenster stand und den Dohlen nachschaute, die in die großen Kastanien zum Schlafen einsegelten - eine langwierige Sache, die sich in genau abgestimmter Rangfolge vollzog -, kriegte hinter mir ein Häftling namens Schmidt einen Herzschlag. Dem Toten wurde eine Decke übergezogen, und die Umstehenden erzählten sich gegenseitig, daß sie eben noch mit ihm gesprochen hätten. Weiter abwohnende Knastologen baten, man möge doch noch mal die Decke wegziehen, sie wüßten ja gar nicht, ob sie den kennten. Als er dann hinausgetragen wurde rief einer: "Achtung", und alle sprangen auf und stellten sich stramm hin.
Autorenporträt
Kempowski, Walter
Walter Kempowski wurde am 29. April 1929 als Sohn eines Reeders in Rostock geboren. Er besuchte dort die Oberschule und wurde gegen Ende des Krieges noch eingezogen. 1948 wurde er aus politischen Gründen von einem sowjetischen Militärtribunal zu 25 Jahren Zwangsarbeit verurteilt. Nach acht Jahren im Zuchthaus Bautzen wurde Walter Kempowski entlassen. Er studierte in Göttingen Pädagogik und ging als Lehrer aufs Land. Seit Mitte der sechziger Jahre arbeitete Walter Kempowski planmäßig an der auf neun Bände angelegten "Deutschen Chronik", deren Erscheinen er 1971 mit dem Roman "Tadellöser & Wolff" eröffnete und 1984 mit "Herzlich Willkommen" beschloss. Kempowskis "Deutsche Chronik" ist ein in der deutschen Literatur beispielloses Unternehmen, dem der Autor das mit der "Chronik" korrespondierende zehnbändige "Echolot", für das er höchste internationale Anerkennung erntete, folgen ließ.Walter Kempowski verstarb am 5. Oktober 2007 im Kreise seiner Familie. Er gehört zu

den bedeutendsten deutschen Autoren der Nachkriegszeit. Seit 30 Jahren erscheint sein umfangreiches Werk im Knaus Verlag.