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Ein glänzend geschriebenes Portrait deutscher Irrungen, in absurden, bitteren und außergewöhnlichen Bildern.

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Produktbeschreibung
Ein glänzend geschriebenes Portrait deutscher Irrungen, in absurden, bitteren und außergewöhnlichen Bildern.

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Autorenporträt
Stephan Hermlin wurde 1915 in Chemnitz geboren. 1931 schloss er sich den Kommunisten an, arbeitete nach 1933 drei Jahre im Untergrund, bevor er nach Frankreich emigrierte und sich der Résistance anschloss. Nach dem Krieg kehrte er nach Deutschland zurück. Er lebte zunächst in Frankfurt am Main, wo er als Rundfunkredakteur arbeitete, dann ab 1947 in Ost-Berlin und wurde Mitarbeiter der Zeitschriften Aufbau und Eulenspiegel. Der Lyriker, Prosaautor und Übersetzer (unter anderem Nerudas und Aragons) wurde rasch zu einem der wichtigsten DDR-Intellektuellen. 1976 gehörte er zu den Initiatoren des Protestschreibens gegen die Ausbürgerung Wolf Biermanns. Fünf Jahre später organisierte er das vielbeachtete Treffen ost- und westdeutscher Schriftsteller in Ost-Berlin. Hermlin starb 1997 in Berlin.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 10.04.2015

Abnehmendes Licht

Zu Stephan Hermlins hundertstem Geburtstag ist sein umstrittenes Erinnerungsbuch "Abendlicht" wieder aufgelegt worden. Aber was kann man dieser Wunschbiographie eigentlich glauben?

Ob Stephan Hermlin als bekannter oder schon vergessener Autor gelten kann, nun da am 13. April sein hundertster Geburtstag ansteht, ist nicht leicht zu entscheiden. Sein alter Verlag hat in dieser Situation etwas Kluges getan: Er hat eines von Hermlins Büchern wieder aufgelegt. "Abendlicht", zuerst 1979 bei Wagenbach erschienen, gilt seinen älteren Lesern entweder als Hermlins schönstes oder als sein zweifelhaftestes Buch.

Die Erstausgabe trug das Schwarz der damals populären Quarthefte. Heute erscheint "Abendlicht" in einem blaugrauen Umschlag, als wäre - mit Hegel - eine Gestalt des Lebens grau geworden und die Eule der Minerva könnte ihren Dämmerungsflug beginnen. Diesem Aspekt von Deutung und Reflexion möchten zwei Beigaben zum Text dienen: Klaus Wagenbachs Grabrede von 1997 und das Nachwort der Autorin Kathrin Schmidt. Wagenbach rühmt "Abendlicht" als "wunderbare Mischung aus Erinnerung und Parabel". Schmidt beschwört Hermlins Rolle für ihre literarische Sozialisation in der DDR. Beide Texte sind Memorabilien; sie verzichten auf eine explizite Auseinandersetzung mit Hermlins Deutung seines Lebens.

Daher lohnt ein Rückblick auf Geschichte und Rezeption des Buches. "Abendlicht" ist ein Alterswerk, das Werk eines Vierundsechzigjährigen, eines Dichters zudem, der erstaunlich früh, nämlich mit 43 Jahren, als Lyriker verstummt ist. Seine Vita ist die Geschichte eines Mannes großbürgerlicher Herkunft, der sich als Jugendlicher der kommunistischen Bewegung anschließt und der Partei und später dem Staat ergeben bleibt bis zum Ende der DDR und darüber hinaus. "Abendlicht" liefert den Schlüssel für beides: für Hermlins Aufgabe der Poesie und sein Festhalten am Kommunismus. Paradox formuliert: Der verstummte, der gleichsam tote Dichter erzählt von seinem Weiterleben.

Hermlins letztes Gedicht stammt aus dem Jahr 1958 und heißt tatsächlich "Der tote Dichter". Es ist ein Nachruf auf Johannes R. Becher, den Staatsdichter der DDR, und zugleich Hermlins eigener Abgesang. Im Odenton Hölderlins versucht der Autor, aus der eigenen Resignation so etwas wie Hoffnung zu retten: "Neues wächst aber fort, so wie die Zeit es will. / Die ist des Darbens müd. Ihn aber ruft es weit. / Was auch ohne ihn blühet, / Preist er künftigen Glücks gewiß."

Was dann blühte, war nicht der Staat DDR, aber doch die Poesie. Und was in der DDR-Poesie blühte, blühte zwar ohne Hermlin als Dichter, aber nicht ohne sein Zutun. Man weiß, wie Hermlin die jungen Poeten der Sächsischen Schule gegen die SED-Bürokratie verteidigte - bis hin zu seiner Petition gegen die Ausbürgerung Wolf Biermanns. Zum andern bezeugte der verstummte Dichter Staat und Partei seine Loyalität. In beider Dienst veröffentlicht Hermlin zehn Jahre vor Wende und Wiedervereinigung jenes Erinnerungsbuch, das seinen melancholischen Verfasser im "Abendlicht" zeigt.

Bei seinem Erscheinen rühmte Hans Mayer eine Lebensgeschichte, in der ein Dichter seine Poesie auf dem Altar des Sozialismus opfert, als "ein Werk der lyrischen Prosa" und zugleich "dichterisches Monument für unauslöschliche Erinnerungen". Das Buch behandele nur zwei Themen, "die Entscheidung für das Gedicht und die Entscheidung für den Kommunismus". Die Austragung dieser "Normen-Kollision" verbürgte für Mayer und andere Bewunderer die Authentizität des Erzählten.

Es war Karl Corino, der 1996 die zumeist unbezweifelte Identität von Dichtung und Wahrheit auflöste. Er wies nach, dass Hermlin wesentliche Angaben über sein Leben verändert, verfälscht oder frei erfunden oder inkorrekten Angaben nicht widersprochen hatte. Weder ist Hermlins Vater im KZ Sachsenhausen umgekommen, noch fand sein Bruder Alfred als Jagdflieger der Royal Air Force den Fliegertod. David Leder ist nach Wochen der Haft entlassen worden, und der Bruder starb bei einem Übungsflug in Kanada. Auch kämpfte Hermlin weder in Spanien noch in der französischen Résistance, im Maquis. Es ehrt Hermlin, dass er selbst eingestand: "Ich habe gelogen aus sehr dringenden Gründen." Solche Gründe mag es gegeben haben. Das eine ist die Frage nach biographischer Korrektheit, das andere das Problem von Lebensmaterie und literarischer Fiktion.

Karl Corino hat "Abendlicht" seinerzeit als Hermlins "Wunsch-Biographie" verstanden, also als Lebenslüge. Einige seiner Verteidiger haben dagegen das Vorrecht der Dichter, "vernunftlos zu träumen", ins Feld geführt. Gert Mattenklott hat sogar gefragt, ob die Träume zu guter Letzt "nicht doch wahrer sind als ihre Entzauberungen".

Dazu ein Beispiel, auf das Corino verwiesen hat. In "Abendlicht" lässt Hermlin einige Figuren Revue passieren, die ihm für sein Leben wichtig, ja vorbildlich wurden. Unter ihnen erscheint zeugenhaft ein junger Metallarbeiter: "Von dem, was meinem Vater später widerfuhr, weiß ich von wenigen Zeugen. Einer meiner Freunde, ein junger Metallarbeiter, hatte ihn in Sachsenhausen gesehen, wie er, gegen Ende des Jahres, in dünnem Drillich Steine klopfte. Er habe gewußt, sagte mein Freund, daß mein Vater niemals zuvor körperlich gearbeitet hatte; er habe ihn auch ohne Klage schwere Lasten tragen sehen, nach seiner Einlieferung, die besonders furchtbar gewesen sei. Er habe der SS gegenüber bis zuletzt eine merkwürdige Haltung gewahrt, die Disziplin, Höflichkeit und Verachtung ausdrückte." Eine anrührende und authentisch wirkende Passage. Man würde sie nicht in Zweifel ziehen, enthielte sie nicht jenes "bis zuletzt" - das insinuiert, Hermlins Vater sei im KZ umgekommen.

Die Stelle zeigt, welche Probleme die Mischung von "Erinnerung und Parabel" (Wagenbach) aufwirft. Wo sich authentische und fiktive Erinnerungen mischen, geraten auch die authentischen Details ins Zwielicht. Der Leser, der nicht alles glaubt, glaubt womöglich gar nichts mehr. Man muss nicht ausführen, was das für die Parabel bedeutet. Schließlich wird auch das zweifelhaft, worauf die Parabel zielt - in Hermlins Fall das Projekt Sozialismus. Der Autor selbst hat an dem, was er lebte und schrieb, festgehalten und bekannt, er nehme zur Kenntnis, dass er einer Generation angehöre, deren Hoffnungen zusammengebrochen sind: "Aber damit sind diese Hoffnungen nicht erledigt." Dieses Bekenntnis des alten Dichters findet der neue Leser auf dem Umschlagrücken von "Abendlicht". Möge er entscheiden, ob das Starrsinn ist oder Treue zur Idee.

HARALD HARTUNG.

Stephan Hermlin: "Abendlicht".

Mit einem Nachwort von Kathrin Schmidt und einer Rede von Klaus Wagenbach.

Verlag Klaus Wagenbach, Berlin 2015. 122 S., br., 14,- [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Hermlin war einst einer der bekanntesten und angesehensten Autoren beider Deutschlands. Heute fragt Harald Hartung, ob er noch als ein bekannter Autor gelten könne oder schon als vergessener, und daran schließt sich angesichts dieser Neuausgabe die Frage an, ob "Abendlicht" "als Hermlins "schönstes oder als sein zweifelhaftestes Buch" anzusehen sei. Nun ja - liest man Hartungs höflich angeekelten Bericht über diese zum Teil mit Lügen geschmückten Reminiszenzen eines Dichters, der aufhörte zu dichten, aber nie der Partei zu dienen, so meint man herauszuhören, dass das Buch erstens zweifelhaft und der Dichter zweitens zu recht vergessen sei. Die Flunkerei stieß laut Hartung im Ersterscheinungsjahr 1979 selbst bei westlichen Kritikern auf ungute Sympathie. Sie ist heute Hartungs Hauptargument für die Verabschiedung dieses Büchleins in die Literaturgeschichte: "Wo sich authentische und fiktive Erinnerungen mischen, geraten auch die authentischen Details ins Zwielicht." Und warum soll man so etwas lesen?

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