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Nah am Leben und wunderschön erzählt: „Das Haus an der Ampel“ von Reinhard Mey ist ein musikalischer Geschichtenschatz, der 16 neue Songs vereint. Das 28. Werk des großen Chansonniers ist gleich zweifach wertvoll: Jedes der neuen Lieder ist auf dem Doppelalbum in zwei Versionen vertreten. Auf Disc 1 glänzt jeder Track als Studioversion mit perfekt arrangierter Bandbegleitung. Disc 2 enthält die Songs als musikalische Skizzen. Damit gewährt Reinhard Mey einen seltenen Blick auf die Entstehung der Lieder. Die Skizzen hat er nicht als getrennte Spuren aufgenommen – Gitarre und Gesang hat er…mehr

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Produktbeschreibung
Nah am Leben und wunderschön erzählt: „Das Haus an der Ampel“ von Reinhard Mey ist ein musikalischer Geschichtenschatz, der 16 neue Songs vereint. Das 28. Werk des großen Chansonniers ist gleich zweifach wertvoll: Jedes der neuen Lieder ist auf dem Doppelalbum in zwei Versionen vertreten. Auf Disc 1 glänzt jeder Track als Studioversion mit perfekt arrangierter Bandbegleitung. Disc 2 enthält die Songs als musikalische Skizzen. Damit gewährt Reinhard Mey einen seltenen Blick auf die Entstehung der Lieder. Die Skizzen hat er nicht als getrennte Spuren aufgenommen – Gitarre und Gesang hat er gleichzeitig eingespielt. Ein wundervolles Geschenk an seine Fans, die damit jedes Lied so erleben, wie es entstanden ist. Besonders auf der zweiten Disc spürt man so die Seele der Songs, an denen Mey „ein Jahr und ein Leben lang“ geschrieben hat, wie er selbst sagt.

Reinhard Meys neues Album ist ein sehr persönliches – das zeigen auch die Bilder im Booklet, die aus der privaten Sammlung von seiner Frau Hella stammen. Familiäre Unterstützung bekam er außerdem von einem seiner Kinder. Den Track „Scarlet Ribbons“ hat Mey als harmonisches Duett mit seiner Tochter Victoria-Luise eingesungen.

Trackliste
CD 1
1Im Hotel zum ewigen Gang der Gezeiten00:04:33
2An meinen Bleistift00:03:30
3Das Haus an der Ampel00:08:15
4Der Vater und das Kind00:04:31
5In Wien00:05:45
6Bleib bei mir00:04:22
7Häng dein Herz nicht an einen Hund00:03:19
8Glück ist, wenn du Freunde hast00:04:20
9Menschen, die Eis essen00:05:24
10Ich liebe es, unter Menschen zu sein00:04:19
11Gerhard und Frank00:04:37
12Wiegenlied00:03:26
13Wir haben jedem Kind ein Haus gegeben00:04:40
14Zimmer mit Aussicht00:05:09
15Was will ich mehr00:03:44
16Scarlet Ribbons00:03:52
CD 2
1Im Hotel zum ewigen Gang der Gezeiten (Skizzenbuch)00:04:25
2An meinen Bleistift (Skizzenbuch)00:03:04
3Das Haus an der Ampel (Skizzenbuch)00:07:42
4Der Vater und das Kind (Skizzenbuch)00:03:53
5In Wien (Skizzenbuch)00:05:46
6Bleib bei mir (Skizzenbuch)00:03:43
7Häng dein Herz nicht an einen Hund (Skizzenbuch)00:03:24
8Glück ist, wenn du Freunde hast (Skizzenbuch)00:04:03
9Menschen, die Eis essen (Skizzenbuch)00:05:07
10Ich liebe es, unter Menschen zu sein (Skizzenbuch)00:04:21
11Gerhard und Frank (Skizzenbuch)00:04:27
12Wiegenlied (Skizzenbuch)00:02:41
13Wir haben jedem Kind ein Haus gegeben (Skizzenbuch)00:04:28
14Zimmer mit Aussicht (Skizzenbuch)00:04:21
15Was will ich mehr (Skizzenbuch)00:03:32
16Scarlet Ribbons (Skizzenbuch)00:02:45
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 19.06.2020

Kind in der Dämmerung
Liedermacher 1: Reinhard Meys elegisches Spätwerk "Das Haus an der Ampel"

Jemand ist weg, aber etwas von ihm ist noch da: Das ist das Grundmotiv mancher schöner Songs von Reinhard Mey. Es kann zum Beispiel ein Röhrchen für Seifenblasen sein: "Sie schenkte es mir irgendwann mal aus Jux. / Jetzt stehe ich Narr, der ich bin / Und puste am offenen Fenster / Seifenblasen vor mich hin."

Das war 1971. Es klang nach junger Liebe, und zudem war in dem Lied die Rede von einem "Knacks in meinem Sinn", jenem Knacks, der wohl immer nötig ist, um aus der Liebe ein Lied zu machen. Mehr als fünfzig Jahre sind vergangen. Es sind Knackse hinzugekommen. Die Liebe ist alt geworden, aber immer noch stark - wie vor Jahr und Tag. "An klaren Tagen kann ich bis zum Glück sehen. Ich muss nur ein wenig zur Seite gehen." Der hier singt, blickt auf die Landschaft seines Lebens zurück: "Nichts ist verborgen, nichts ist geschönt, keine Rechnung offen, mit allen versöhnt." Wirklich glücklich, wer das sagen kann - "Was will ich mehr" heißt dann auch das Lied. Es klingt nach Erfüllung. Aber es hat einen Widerhaken: Der Akkord unter der Refrain-Frage ist in moll. Irgendein "mehr" zu wollen, muss es doch immer noch geben. Und zwar: "Ich will an einem klaren Tage / Im Goldenen Hahn noch ein Gelage / Mit Wein und Schmaus und Saitenspiel / Und Mutter soll sagen: Junge, trink nicht so viel!" Da kann man mit Compton Mackenzie nur sagen: "Oh doctor, what a wonderful dream."

Aber das ist noch nicht alles. Oliver Twist has asked for more. Und zwar: "Will schiffbrüchig in deinen Armen versinken / ein König in Thule noch Lebensglut trinken / Den Becher leer'n, wenn die Dämmerung fällt / Im Einklang mit dir und mit Gott und der Welt." Damit hat Reinhard Mey das Zauberwort des Spätwerks ausgesprochen: Dämmerung. Die Kollegen Dylan und Cohen lassen grüßen, viel Mythologie hängt an dieser Dämmerung und lange werkgeschichtliche Vorbereitung darauf. So auch bei Mey: Er, der auf seinem ersten deutschsprachigen Studioalbum "wie Orpheus singen" wollte, sieht sich nunmehr als König in Thule. Also als jener König aus Goethes Ballade, dem seine Geliebte nichts als einen goldenen Becher hinterlassen hat. "Die Augen gingen ihm über / So oft er trank daraus", heißt es bei Goethe. Und genau das ist das passende Bild, in dem alle Lieder auf Meys nun erschienenem Spätwerk-Album zusammenfinden. Aus dem Seifenblasenröhrchen ist der goldene Becher der Erinnerung geworden. Und sooft er trinkt, gehen dem Sänger die Augen über, dann auch der Mund.

"Das Haus an der Ampel" heißt dieses jüngst erschienene Album. Das ist ein schöner, schlichter Titel. Er hat einen ganz konkreten Bezug auf Meys Elternhaus in Berlin-Reinickendorf, aber er klingt auch schon irgendwie mythologisch. Wenn die reale Ampel auf Rot steht und die Autos hinter dem Sänger schon hupen, ist die Erinnerungsampel grün. Da steht ein Glas Pulverkaffee auf dem Küchentisch, "mit Tauchsieder, vorsintflutlich". Mutter trinkt diesen Kaffee, Vater dreht am Röhrenradio und "dirigiert seinen Mozart". Vor dem Haus auf der Schaukel der Bruder Fred: träumt vom Fliegen.

Der Sänger schreitet - oder fährt - Stationen seines Lebens noch einmal ab, dabei auch manches aus alten Liedern Bekannte streifend: "Häng dein Herz nicht an einen Hund", ist die altersweise Antwort auf "Es gibt Tage, da wünscht ich, ich wär mein Hund". "Glück ist, wenn du Freunde hast": Das müssen dann wohl die sein, mit denen er schon vor langer Zeit ein letztes Glas im Stehen trank? "In Wien" heißt ein schönes Unterwegslied, das an Meys Gefühl erinnert, den Durchbruch geschafft zu haben, "damals in Wien", in einem Hotelzimmer mit eigenem Föhn und einem Radio, aus dem, so will es die Legende, beim Anschalten eines seiner eigenen Lieder ertönte.

Die neuen Lieder präsentiert Mey in zwei Versionen: mit Band oder nur mit Gitarre und Gesang als "Skizzenbuch" - eine schöne Idee, bei der jeder findet, was ihm besser gefällt. Das vielleicht stärkste neue Lied heißt "Im Hotel zum ewigen Gang der Gezeiten". Es ist, könnte man sagen, Reinhard Meys Variante von "Hotel California", ein mythischer Zwischenort, an dem Winde über die Flure gehen. Einer davon flüstert schon: "Du bist der Nächste." Auf solche Schwermut folgt aber auch wieder Leichtigkeit, und sei es nur die von "Menschen, die Eis essen". Was machen die? Sie "vergessen das Windelnnässen".

Um Kinder geht es noch viel und darum, was es heißt, ein Kind zu verlieren. Reinhard Mey, nahezu achtzig, stellt fest: "Du magst ein noch so altes Kind geworden sein / Wenn die Dämmerung kommt, bist du wieder allein." Mit Bob Dylan entgegnen wir: "It's not dark yet." Komm, schenk mein Glas noch einmal ein.

JAN WIELE

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