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Sie wanderten aus in das Land, in dem Milch und Honig fließen. Doch in Israel fanden sie nicht nur eine neue spirituelle Heimat. Lea Fleischmann und Chaim Noll erleben ihr Land jeden Tag in seiner ganzen Widersprüchlichkeit, und beziehen leidenschaftlich Stellung. Trotzdem sind sie ihrer alten Heimat verbunden, dem Land, in dem ihre Sprache wohnt. Ihre Erinnerungen sind auch die Erinnerung an zwei deutsche Staaten: Lea Fleischmann wuchs in der BRD auf, Chaim Noll in der DDR. Sie sehen Deutschland und Israel mit kritischer Anteilnahme und schonungsloser Offenheit. Ein einzigartiges Zeitdokument und gleichzeitig Literatur von hohem Rang.…mehr

Produktbeschreibung
Sie wanderten aus in das Land, in dem Milch und Honig fließen. Doch in Israel fanden sie nicht nur eine neue spirituelle Heimat. Lea Fleischmann und Chaim Noll erleben ihr Land jeden Tag in seiner ganzen Widersprüchlichkeit, und beziehen leidenschaftlich Stellung. Trotzdem sind sie ihrer alten Heimat verbunden, dem Land, in dem ihre Sprache wohnt. Ihre Erinnerungen sind auch die Erinnerung an zwei deutsche Staaten: Lea Fleischmann wuchs in der BRD auf, Chaim Noll in der DDR. Sie sehen Deutschland und Israel mit kritischer Anteilnahme und schonungsloser Offenheit. Ein einzigartiges Zeitdokument und gleichzeitig Literatur von hohem Rang.
Autorenporträt
Fleischmann, Lea§Lea Fleischmann wurde 1947 in Ulm geboren. Ihre Jugend verbrachte sie in Frankfurt am Main. Nach dem Studium der Pädagogik und Psychologie arbeitete sie als Lehrerin, bis sie 1979 nach Israel ging. Dort lebt sie als deutschsprachige Autorin in Jerusalem und widmet sich dem deutsch-israelischen und christlich-jüdischen Dialog. Nähere Informationen unter www.leafleischmann.com.
Weitere Titel der Autorin bei Scherz: »Schabbat«, »Rabbi Nachman und die Thora« und »Meine Sprache wohnt woanders«.

Noll, Chaim§Chaim (Hans) Noll wurde 1954 in Ostberlin als Sohn des Schriftstellers Dieter Noll geboren. Er studierte Kunst und Kunstgeschichte an den Universitäten Jena und Berlin. Seine ersten Manuskripte wurden in den Westen geschmuggelt. 1983 reiste er nach Westberlin aus, 1991 verließ er Deutschland. Er lebt seit 1995 in Israel.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 26.08.2008

"Radikale können nicht die Macht übernehmen"

Vor 30 Jahren hat die Frankfurter Jüdin Lea Fleischmann Deutschland in Richtung Israel verlassen. Ihre Abrechnung mit ihrem Geburtsland in dem Buch "Dies ist nicht mein Land!" erregte damals große Aufmerksamkeit.

"Dies ist nicht mein Land!" lautet der Titel Ihres vor 30 Jahren erschienenen ersten Erfolgsbuches. Ist Deutschland weiterhin nicht Ihr Land?

Ich lebe nicht mehr in Deutschland, aber ich schreibe weiterhin in Deutsch. Meine Bücher erscheinen in Deutschland, ich gehe hier jedes Jahr auf Lesereise. Meine deutsche Staatsbürgerschaft habe ich abgegeben, aber die deutsche Sprache ist ein Teil meiner Identität geblieben.

Kann man Land und Sprache so einfach trennen?

Wenn man nicht mehr in seinem früheren Land lebt, bekommt man viele Entwicklungen nicht mehr genau mit. Ich sehe Deutschland heute aus der Warte einer ausländischen Beobachterin.

Erleben Sie heute ein anderes Deutschland als vor 30 Jahren, als Sie aus Frankfurt nach Israel gegangen sind?

Bei meinen Reisen treffe ich fast nur Menschen, die entweder meine Freunde sind oder die zu meinen Veranstaltungen kommen, also Menschen, die interessiert sind an Kultur, an Literatur, an Judentum und an Religion. Alltagskontakte etwa mit Behörden, Arbeitskollegen oder Nachbarn, mit denen man sich nicht versteht, habe ich nicht mehr. Insofern erlebe ich in Deutschland eine andere Realität als jemand, der dort wohnt.

Sie haben Deutschland ja deshalb verlassen, weil Sie Ihre Umgebung als pingelig, gehorsam und zum Buckeln bereit empfunden haben.

Als Tochter von Holocaust-Überlebenden habe ich mich immer gefragt: Wie kam es zu den Verbrechen während des Nationalsozialismus? Als ich Beamtin geworden war, habe ich gesehen, wie sehr dieses Land eingebunden ist in Verordnungen und Anweisungen. Ich dachte damals - das ist jetzt schon 30 Jahre her -, dass, sollten sich die politischen Verhältnisse verändern und radikale Parteien an die Regierung kommen, die Beamten alle Anweisungen und Verordnungen ausführen würden wie damals unter Hitler. Das hat mich bewogen, Deutschland zu verlassen.

Sie konnten sich nicht erklären, wie dieses nette und freundliche Volk im Dritten Reich zu diesem bestialischen Völkermord fähig war. Haben Sie eine Antwort auf diese schon in Ihrer Jugend immer wieder gestellte Frage gefunden?

Die Ursache habe ich in der Erziehung gesehen, die die jungen Menschen ängstlich gemacht hat. Und im Perfektionismus der Deutschen. Mittlerweile glaube ich, dass sich in Deutschland die demokratischen Strukturen verfestigt haben. Radikale könnten wohl nicht mehr die Macht übernehmen. Deutschland ist aus meiner heutigen Sicht ein fester Teil des demokratischen Europas.

In Israel, Ihrem neuen Heimatland, gilt Deutschland inzwischen als einer der besten Freunde. Konnten Sie sich das jemals vorstellen?

Diese Entwicklung lässt mich hoffen, dass auch andere Konflikte gelöst werden können. Gerade auch die hier im Nahen Osten.

Ihr neues Buch heißt: "Meine Sprache wohnt woanders". Wie muss man diesen Titel verstehen?

Ganz einfach: Ich lebe in Israel und schreibe in Deutsch. Damit baue ich eine geistige Brücke zwischen den beiden Ländern. Meine Stadt ist Jerusalem, ich bin Teil dieser Stadt und des Landes Israel. An meinen Eindrücken und Beobachtungen lasse ich die Leser in Deutschland teilhaben. Sie können mit meinen Augen und durch meine Worte in die israelische Gesellschaft hineinschauen und das Judentum kennenlernen.

Was fällt Ihnen besonders auf?

Dass hier Religion im Alltag eine wichtige Rolle spielt.

Waren Sie schon in Frankfurt religiös?

Nein. Ich habe erst in Israel zur Religion gefunden und habe erkannt, dass die abendländische Kultur von den ethisch-moralischen Werten des Judentums geprägt ist. Jesus und seine Jünger kamen aus dem Volk Israel, sie sind von der jüdischen Kultur geformt worden. Deshalb ist mir der christlich-jüdische Dialog ein Anliegen.

Einst haben Sie an einer Wiesbadener Schule Schüler unterrichtet. Jetzt wollen Sie sozusagen mit Ihren Büchern ganz Deutschland etwas lehren. Was?

Dass christlich geprägte Gesellschaften wie die in Deutschland ihre jüdischen Wurzeln erkennen sollten. Ein Beispiel ist der jüdische Schabbat, unser Ruhetag, das Vorbild für den christlichen Sonntag. Häufig spreche ich, auch vor Schülern, zum Thema "Schabbat - Sonntag - Ruhetag" und rate den Menschen in Deutschland, sich den Sonntag nicht entweihen zu lassen. Ich arbeite an einer Reihe "Das Judentum für Nichtjuden verständlich gemacht". Im Herbst 2009 wird mein neues Buch "Koscher essen" erscheinen.

Sie kehren für Ihre Lesung für einen Tag nach Frankfurt zurück. Freuen Sie sich auf diesen Besuch, oder fällt er Ihnen schwer?

Ich freue mich darauf. Frankfurt ist nach Jerusalem die Stadt, die ich am besten kenne. Sie ist mir immer noch wohlvertraut.

Die Fragen stellte Hans Riebsamen.

Lea Fleischmann liest am Mittwoch, 27. August, um 19.30 Uhr in der Deutschen Nationalbibliothek, Adickesallee 1, aus ihrem Buch "Meine Sprache wohnt woanders".

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