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Aufgewachsen in einem 'Privilegium aus Liebe' will der Greizer Lyriker Günter Ullmann (1946-2009) zunächst kein politischer Mensch sein. Doch der Alltag in der DDR macht ihn dazu. Seine Malerei wird als dekadent abgewiesen, als Dichter gerät er in die Fänge der Stasi, sein Freund Ibrahim Böhme bespitzelt ihn.2009 stirbt Günter Ullmann mit 62 Jahren letztlich an den Spätfolgen dieser durchlittenen Zeit. Wegbegleiter und Freunde wie Reiner Kunze, Lutz Rathenow, Gerd Sonntag und Arnold Vaatz schildern ihre Erinnerungen an diese Ausnahmepersönlichkeit, die zitierten Gedichte Ullmanns sind erschütternde Zeitzeugnisse eines begabten Poeten.…mehr

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Produktbeschreibung
Aufgewachsen in einem 'Privilegium aus Liebe' will der Greizer Lyriker Günter Ullmann (1946-2009) zunächst kein politischer Mensch sein. Doch der Alltag in der DDR macht ihn dazu. Seine Malerei wird als dekadent abgewiesen, als Dichter gerät er in die Fänge der Stasi, sein Freund Ibrahim Böhme bespitzelt ihn.2009 stirbt Günter Ullmann mit 62 Jahren letztlich an den Spätfolgen dieser durchlittenen Zeit. Wegbegleiter und Freunde wie Reiner Kunze, Lutz Rathenow, Gerd Sonntag und Arnold Vaatz schildern ihre Erinnerungen an diese Ausnahmepersönlichkeit, die zitierten Gedichte Ullmanns sind erschütternde Zeitzeugnisse eines begabten Poeten.
Autorenporträt
Udo Scher, geb. 1951, war Mitglied im 1975 verbotenen Arbeitskreis Literatur Jena, 'Operative Bearbeitung' durch die Staatssicherheit, Veröffentlichungen literarischer Arbeiten wurden bis 1989 in der DDR weitgehendverhindert, seit 1993 freiberuflicher Schriftsteller und Publizist, 1995-2001 Gründungsvorsitzender der Geschichtswerkstatt Jena e. V., Veröffentlichungen u. a. 'Jürgen Fuchs. Ein literarischer Weg in die Opposition' (2007).
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 01.02.2013

Ohne
Kompromisse
Ein Porträt des widerständigen
DDR-Dichters Günter Ullmann
Zwei mal zwei Meter misst die Dichterklause. Ein Tisch, ein Stuhl, links und rechts bedrängt von Bücherregalen. Ein Fenster, dahinter der Kirschbaum. Diese Beengung ist nicht nur Realität, sondern auch Sinnbild einer bemerkenswerten Schriftsteller-Existenz: Günter Ullmann aus Greiz in Thüringen, der alten Residenzstadt aus der der heute bei Passau lebende Schriftsteller Reiner Kunze und seine Familie 1977 in Zeiten der DDR vertrieben wurde. Ullmann erlitt ein verwandtes Schicksal.
  Im SED-Staat aufgrund staatlich organisierter Repression zum Schweigen verurteilt, konnte er erst nach dem Mauerfall mit seiner Kunst öffentlich in Erscheinung treten. Mehr als zwei Dutzend Bücher erschienen. Darunter sind Gedichte, Epigramme, Prosaminiaturen und Geschichten für Kinder. Nun hat der Thüringer Autor Udo Scheer das Leben dieses Widerständigen in einer einfühlsamen und spannenden Biografie beschrieben.
  1946 hineingeboren in die Sowjetische Besatzungszone geriet Ullmann aufgrund seines Gerechtigkeitssinnes und seines kritischen Verstandes schon früh in Konflikt mit den Vertretern der SED-Diktatur. Bereits als Jugendlicher beginnt er zu schreiben, wird Schlagzeuger, Komponist und Sänger in einer Beat-Gruppe, die prompt wegen „sozialismusfremden, englischen Gesangs“ verboten wird. Nachdem er sich aus Protest gegen den Einmarsch der Warschauer-Pakt-Staaten in die CSSR zusammen mit Freunden tschechische Fähnchen ans Revers heftet, wird er 1968 zusammen mit diesen verhaftet. In dieser Zeit beginnt die Überwachung durch das Ministerium für Staatssicherheit. Ullmann wird operativ bearbeitet. Seine Proteste gegen die Ausbürgerung von Kunze und Wolf Biermann ziehen Verhöre nach sich, deren Druck ihn seelisch krank machen. Zugleich versehrt und befreit, entfaltete er nach dem Ende der DDR eine ungeheure Produktivität. Er starb überraschend im Jahr 2009. Im Rückblick auf sein Leben sagte Ullmann: „Ich konnte nur so sein wie ich bin. Dichtung kennt keinen Kompromiss.“
HANS-JOACHIM FÖLLER
Udo Scheer: Die Sonne hat vier Ecken. Günter Ullmann– eine Biografie. Mitteldeutscher Verlag, Halle 2012. 288 Seiten, 14,95 Euro.
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'Udo Scheers Ullmann-Biographie ist nicht nur deshalb von Bedeutung, weil sie einen zu Unrecht wenig bekannten Dichter dem Vergessen entreißt, sondern auch, weil sich in seiner Lebensgeschichte mehrere für seine Generation exemplarische Biographien zu vereinen scheinen, die ein sehr komplexes Bild vom Leben in der großen Provinz namens DDR ermöglichen. Es ist das Verdienst des Biographen, die historischen Ereignisse und ihre Auswirkungen auf Ullmann und seine Gefährten in all ihrer bedrängenden Fülle darzulegen, ohne dabei die innere Entwicklung seines Protagonisten aus dem Auge zu verlieren. Udo Scheer kommt dabei zugute, selbst Teil der Protestbewegung im nahen Jena gewesen zu sein; seine persönlichen Bindungen ermöglichen ihm ein lebensnahes Bild jener Zeit, in dem sich Erinnerungen der Familienmitglieder und Freunde mit den Berichten der Staatsorgane ergänzen und die schriftlichen und mündlichen Äußerungen des Lyrikers das Zentrum bilden.' (Bernd Wagner: Deutschlandradio Kultur, 13. Mai 2012)"Günter Ullmann war ein bescheidener Mensch, der es nicht mochte, mit seiner DDR-Biografie, die tragisch genug war, hausieren zu gehen. Doch was dieser redliche Charakter wegen seiner Gedichte und seiner Zivilcourage durch die Stasi an Repressalien erleiden musste, sprengt den Rahmen des Vorstell- und auch Aushaltbaren. Zu diesem Schluss kommt, wer Udo Scheers verdienstvolle Biografie über Günter Ullmann liest." (Kai Agthe in: Das Blättchen, 30. April 2012)