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Auf einer abgelegenen Privatinsel in der Nähe Borneos hat der russische Unternehmer Kalt mit seinen Millionen und seinem Know-how aus Waffen-, Tourismus- und Vergnügungsindustrie den ultimativen Park errichtet - die gigantomanische Vereinigung von allem, was jemals innerhalb einer Einfriedung verwirklicht wurde: Wildgehege und Vergnügungspark, Rummel und Flüchtlingscamp, Reptilienhaus und Altenheim, Konzentrationslager und Technologiepark, Friedhof und Kindergarten, Arboretum und Gefängnis. Nur hundert Besucher pro Tag haben (nach Entrichtung von 15.000 $ Eintrittsgeld) das Recht, den ParK zu…mehr

Produktbeschreibung
Auf einer abgelegenen Privatinsel in der Nähe Borneos hat der russische Unternehmer Kalt mit seinen Millionen und seinem Know-how aus Waffen-, Tourismus- und Vergnügungsindustrie den ultimativen Park errichtet - die gigantomanische Vereinigung von allem, was jemals innerhalb einer Einfriedung verwirklicht wurde: Wildgehege und Vergnügungspark, Rummel und Flüchtlingscamp, Reptilienhaus und Altenheim, Konzentrationslager und Technologiepark, Friedhof und Kindergarten, Arboretum und Gefängnis. Nur hundert Besucher pro Tag haben (nach Entrichtung von 15.000 $ Eintrittsgeld) das Recht, den ParK zu besuchen. Und keiner kann sich seiner Faszination entziehen...

Provokantes Gedankenexperiment zwischen George Orwell, Guy Debord und Michel Houellebecq, fulminanter Kurzroman ohne Handlung: Bruce Bégout entwirft den ausgelebten Traum eines Spätkapitalismus, dem nur scheinbar sämtliche Sicherungen durchgebrannt sind. Ein großartiger Text über unsere niedrigsten Beweggründe, absolutauf der Höhe seiner Zeit.
Autorenporträt
Bégout, BruceBruce Bégout ist Schriftsteller und Philosoph phänomenologischer Ausrichtung und hat sich als Autor literarischer Essays und Erzählungen einen Namen gemacht. Er forscht zur Urbanität, zum Allgemeinplatz und zum Alltäglichen, hat das amerikanische Motel in all seinen Facetten beschrieben und unterrichtet derzeit an der Universität Bordeaux.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 10.02.2012

Eine neue Geographie des Albtraums

Der französische Schriftsteller und Philosoph Bruce Bégout erzählt in seinem provokativen Kurzroman "Der ParK", wie die Perversion zum Freizeitvergnügen wird.

Was für eine Wohltat ist dieses Buch: keine über mehrere Generationen hinweg geschilderte Familienchronik, keine wohlfeile Abrechnung mit den Regimes von anno dazumal, sondern ein Kurzroman ohne Handlung, ein scharfsinniges Gedankenspiel, das hinsichtlich der demonstrativen Zuspitzung seinesgleichen sucht. Die Rede ist von Bruce Bégouts "Der ParK", dem fiktiven Bericht eines "Geschichtsschreibers des Aktuellen", der das zweifelhafte Glück hat, die titelgebende Monstrosität gleich zweimal besuchen zu dürfen.

Dieses Privileg bleibt wenigen vorbehalten, kostet doch allein das Eintrittsticket 15 000 Dollar. Nur einhundert zahlungskräftigen Gästen wird pro Tag der Zutritt gewährt, doch was sie in der auf einer Privatinsel vor Borneo gelegenen Anlage sehen und erleben, scheint auf perverse Weise sein Geld wert zu sein. Denn der ParK - die auffällige Majuskel am Ende des Namens dient als Ausweis seiner Einzigartigkeit - vereint in sich alle denkbaren Formen von Parks. Dazu gehören auch sämtliche positiven wie negativen Arten der Einhegung, die der im Pluralis Majestatis voranschreitende Berichterstatter als praktische Lösung für die Furcht des Menschen vor dem Unbegrenzten definiert.

Der ParK ist eine Ansammlung unerhörter bis geschmackloser Vergleiche und surrealistischer Collagen, eine sich im stetigen Wandel befindende Kombination aus Wildgehege und Erlebnispark, Konzentrationslager und Technologiezentrum, Jahrmarkt und Flüchtlingslager, Friedhof, Kindergarten und Gefängnis - eine Schreckensgalerie im Geiste J. G. Ballards, halb Disneyland, halb Treblinka, kurz gesagt: "die Weltausstellung der Übel unserer Zivilisation, die gerade dadurch abgewendet werden, dass sie öffentlich ausgestellt werden. Fragt sich nur, bis wann." Selbst der Hoffnung, die bekanntlich zuletzt stirbt, wünscht man hier ein baldiges Ableben, stellt sie doch im Lebenswerk des klaustrophilen ParK-Architekten Licht das entsetzlichste und zerstörerischste aller Übel dar, die der Büchse der Pandora entsteigen. Den Wahnsinn bezeichnet Licht folgerichtig als den einzigen Weg zur Erlösung.

Bruce Bégout, Jahrgang 1967, lässt in seinem Roman die Genres und Disziplinen so unmerklich ineinander übergehen, wie im ParK die Grenzen zwischen Wunder- und Folterkammer, zwischen Faszination und Aversion verschwimmen. Der Gegensatz von Täuschung und Enttäuschung, von Dystopie und Utopie - das Wunschbild der Science-Fiction kommt nicht erst seit Michel Houellebecq stets als Insellösung daher - löst sich im pseudobürokratischen Tonfall des Erzählers auf, der ständig darum bemüht ist, sich die bösen Gerüchte, die sich um dieses skrupellose Experiment mit futuristischen Unterhaltungsformen ranken, vom Leibe zu halten. Er ist ein ebenso gewissenhafter wie gerissener Protokollant des Barbarischen und Ungeheuerlichen, das es seiner Meinung nach qua Erzählung auszukosten gilt; einen Teil seiner Informationen stiehlt er immerhin aus dem Papierkorb.

Während der ParK, der von einer wahnwitzigen Neuro-Architektur geprägt wird, eine "neue Geographie des Traums" anstrebt, greift Bégout auf handfeste Theorien der Soziologie und der Urbanistik zurück, auf die Philosophiegeschichte gleichermaßen wie auf die Mythologie oder Phänomene der Alltagskultur. So treibt der französische Schriftsteller und Philosoph, von dem auf Deutsch bislang nur der Essay "Zeropolis. Las Vegas als Sinnbild des amerikanischen Traums" erhältlich ist, in seiner literarischen Phantasmagorie die perfiden Prinzipien von Überwachen und Strafen ebenso auf die Spitze wie den Überdruss einer Gesellschaft des Spektakels, die sich an den Lustbarkeiten konventioneller Touristenfallen längst sattgesehen hat. Literarisch wiederum, bis hin zur eingenommenen Erzählperspektive, mag Bégout sich die schillernden Kurzgeschichten von Steven Millhauser zum Vorbild genommen haben, vor allem "Das Barnum-Museum" aus dem Band "Ein Protest gegen die Sonne". In dieser Short Story geht es um ein Museum, dem unablässig neue Räume hinzugefügt werden, während alte verschwinden oder umgebaut werden. Und auch hier üben die misstrauisch beäugten, unzähligen Attraktionen einen unwiderstehlichen Reiz auf die Besucher aus, denen eine Offenbarung verheißen wird, die niemals kommen mag.

Bégout jedoch geht mit "Der ParK" einen Schritt weiter, sehenden Auges dem Abgrund entgegen. Der vollkaskoversicherten Vergnügungssucht unserer Tage stellt er sarkastisch "die Wiederentdeckung des abenteuerlichen Reisens" entgegen, das keine Vorsichtsmaßnahmen kenne. Sie geht einher mit einer grundlegenden Geschichtsskepsis, die mit dem wohligen Grusel der Gegenwart die ketzerische Behauptung aufstellt, der Verweis auf die historischen Albträume der Vergangenheit verstelle den Blick auf die zeitgenössischen Formen der Gewalt. Alles Mahnen und Gedenken war umsonst? Das ist natürlich ein starkes Stück.

Doch gerade wegen solcher gedanklicher Herausforderungen lohnt es sich, dieses schmale Büchlein zu lesen. Es steckt voller provokanter Thesen, waghalsiger Prognosen und hinterlistiger Schlussfolgerungen. Wer sich fragt, welchen Zukunftsentwurf der Spätkapitalismus mangels eines neuen Feindbildes noch zu bieten hat, welchem Ideal des exklusiven und bedrückenden Freizeitvergnügens er entgegenstrebt, der wird in "Der ParK" einige aufschlussreiche Antworten finden. Sie werden niemandem gefallen.

ALEXANDER MÜLLER

Bruce Bégout: "Der ParK". Roman.

Aus dem Französischen von Franziska Humphreys-Schottmann. Diaphanes Verlag, Zürich 2011. 121 S., br., 10,- [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 17.02.2012

KURZKRITIK
Schrecken, durchaus
Ultimativ: „Der ParK“, ein Roman
des Soziologen Bruce Bégout
Hier herrscht Dauerkarneval der makaberen Art. Der russische Milliardär Kalt hat auf einer Insel vor Borneo einen Vergnügungspark eingerichtet, den er ParK nennt, eine gespenstisch fröhliche Ansammlung des Schreckens. Überall gibt es Bonbons und Handschellen, man kann foltern oder auch nicht, in einem Lager, das Todeskamp I heißt, hat Kalt eine Hölle eingerichtet, in der die einen spielen, die anderen wie im KZ zusammengepfercht vegetieren und dabei den Spielen zusehen müssen.
Ja: die Anlage der Erzählung ist spannend, Bruce Bégout, 1967 geboren, ist ein zu wenig übersetzter französischer Alltagssoziologe und in seinem erzählerischen Debut versucht er Literatur und Erkenntnis zu verbinden. Statt weitschweifig auszumalen, geht es in kurzen Abschnitten zur Sache, radikal und poetisch zugleich. So wenigstens ist der erkennbare Plan, doch warum lässt einen der Schrecken vollkommen kalt?
Bégouts Problem ist, dass er einen geschwätzigen Erzähler installiert hat, der das Schreckliche behauptet, ohne es im Geringsten inszenieren zu können. Und seine Gedanken sind so unoriginell, dass sie das Nicht-Erzählte leider nicht ersetzen. Die Geschwätzigkeit geht bis in die Details: ParK’s Sprache, laut Konzept schneidend, ist voller stilistischer Füllsel: „durchaus“, „definitiv“, „ultimativ“. Solche Wortkunstwerke wiederholen sich wacker und das liegt nicht an der Übersetzung. Immer wieder ist marktschreierisch von „Verstörung“ und „Schock-Erfahrung“ die Rede, was jedes ansatzweise erkenntnisfördernde Gedankenbild erstickt. Aber auch die Gedanken allein überzeugen selten. Anfangs heißt es, ein Schrecken von ParK, in dem es keine Wegweiser gibt, sei die Abwesenheit von „Form“. Das klingt nach Terror des Amorphen. Aber die „riesigen Hallen“ des „Pavillons der Visionäre“ stehen harmlos in diesem Roman herum.
HANS-PETER KUNISCH
BRUCE BÉGOUT: Der ParK. Roman. Aus dem Französischen von Franziska Humphreys-Schottmann. Diaphanes Verlag, Zürich 2011. 121 Seiten, 10 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Dieses Buch kommt Alexander Müller gerade recht. In seinem kurzen Roman "Der ParK" erzählt der Franzose Bruce Begout von einer wahren Monstrosität von einem Park, den man in Borneo für 15.000 Dollar besuchen kann, dafür reist man ohne Versicherung. Und laut Müller handelt es sich bei diesem speziellen Park um eine Mischung aus "Disneyland und Treblinka", eine Kammer des Schreckens, die alle Gräuel der Menschheit in sich birgt. Ziemlich wahnwitzig findet der Rezensent dies, der sich geradezu vor Freude die Hände rieb über die provokanten Thesen und "hinterlistigen Schlussfolgerungen", die seiner Ansicht nach kaum jemanden gefallen dürften.

© Perlentaucher Medien GmbH
»Der Besuch dieses ParKs ist lohnenswert, die Lektüre sowieso. Der Baum der Erkenntnis um eine Frucht reicher, eine exotische.« Schweizer Buchhandel