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'Mensch wie Gras wie' ist eine Graphic Novel über Forschung, Technik, Geld und Liebe. Die Biologin Elin Elwert arbeitet an gentechnisch veränderten Pflanzen und anderen Organismen - eine fundamentale Umwälzung der Nahrungsmittel- und Pharmaindustrie steht bevor. Elin lebt mit dem Bioinformatiker Thomas Schäfer zusammen - seelisch und körperlich aber gelingt es ihr nicht, die ältere, sehr komplizierte Beziehung zu Martin/Martina Riede loszulassen - eine Liebe, die sich nicht in die emotionalen und erotischen Standards einpassen lässt, die in Elins Arbeits- und sonstigem Lebens umfeld gelten. Im…mehr

Produktbeschreibung
'Mensch wie Gras wie' ist eine Graphic Novel über Forschung, Technik, Geld und Liebe. Die Biologin Elin Elwert arbeitet an gentechnisch veränderten Pflanzen und anderen Organismen - eine fundamentale Umwälzung der Nahrungsmittel- und Pharmaindustrie steht bevor. Elin lebt mit dem Bioinformatiker Thomas Schäfer zusammen - seelisch und körperlich aber gelingt es ihr nicht, die ältere, sehr komplizierte Beziehung zu Martin/Martina Riede loszulassen - eine Liebe, die sich nicht in die emotionalen und erotischen Standards einpassen lässt, die in Elins Arbeits- und sonstigem Lebens umfeld gelten. Im Laufe der Handlung, die sich wie ein Puzzle aus Erinnerungen und intensiven Erlebnissen zusammensetzt, kollabiert die Sehnsucht nach einem anderen Leben als dem vorgefertigten: In einem Szenario, das den direkten Eingriff von Geld und Macht ins Lebendige als eine Katastrophe zeigt, die auch das Geld und die Macht nicht stabil kontrollieren können - und in der unerwartete Durchgänge in etwasanderes, etwas Unvorhergesehenes zu finden sind. Die Geschichte wird nicht als abstrakte, spekulative Anklage des Vorhandenen erzählt, sondern in visueller Traumschau, in Sprüngen, Trips, Schocks und Rätseln.Im Anhang erzählt Dietmar Dath von der Verwandlung des Erzählens durch das praktische Zusammendenken von Bildern und Worten - ein persönlicher Bericht von den überraschungen und dem Lernen beim Arbeiten an der Form 'Comic', wenn sie nicht einfach als Illustrationsverfahren, sondern als eigenständige Herausforderung an Schreiben, Denken und Empfinden ernst genommen wird.
Autorenporträt
Dietmar Dath, geboren 1970, veröffentlicht seit 1990 journalistische und literarische, satirische und essayistische Texte. Von 1998 bis 2000 war er Chefredakteur der Zeitschrift für Popkultur Spex, von 2001 bis 2007 und wieder seit 2011 Redakteur der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Dath hat zahlreiche Romane, Theaterstücke, Sachbücher und Gedichte veröffentlicht. Zuletzt erschienen das mit Barbara Kirchner verfasste Sachbuch 'Der Implex' (2012), der Roman 'Pulsarnacht' (2012) und der mit Swantje Karich verfasste Band 'Lichtmächte' (2013). Im März erscheint der Roman 'Feldeváye - Roman der letzten Künste'. Im Verbrecher Verlag erschienen zuletzt die Neuausgaben seiner Romane 'Für immer in Honig' (2008) und 'Am blinden Ufer' (2010) sowie der Erzählungsband 'Kleine Polizei im Schnee' (2012). Oliver Scheibler, geboren als Oliver Schulze 1972 in Amsterdam, ist Künstler und grafischer Erzähler. Er hat Jahre im Ausland, bei der Bundeswehr, ohne festen Wohnsitz, auf Technopartys, im Kuns

tarchiv einer Produzentengalerie und in anderen Dimensionen verbracht. Er ist ausgebildeter Zimmermann und studierter Grafik-Designer. Seit 1990 zeichnet und veröffentlicht er Comics und entwickelt seine Stoffe wie seinen Stil teils in Skizzenbüchern, teils in der Do-it-yourself-Öffentlichkeit kontinuierlich weiter. Die Welt von Werbung und Lifestyle hat erfolglos versucht, ihn aus dem Underground zu locken. 2011 nahm er bei seiner Hochzeit stattdessen den Namen Scheibler an und ist inzwischen Vater einer Tochter.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Eigentlich freut sich Thomas von Steinaecker, dass sich mit Dietmar Dath endlich mal ein bewährter Romancier für eine Zusammenarbeit an einem Comic gewagt hat, mit dem Zeichner Oliver Scheibler, schließlich ist der Argwohn, den wir der "Aufspaltung des kreativen Prozesses" entgegenbringen, längst überholt, findet der Rezensent. Das Problem: "Mensch wie Gras wie" ist zwar toll gezeichnet, aber die Geschichte ist Dath leider etwas dünn geraten, so Steinaecker. Eine "kluge, unschuldig-schuldige Wissenschaftlerin", ein böser Geschäftsmann und ein schwuler Junkie, der zufällig auf die Machenschaften des Bösewichts gestoßen ist - die Geschichte entspinnt sich dann ganz entsprechend der Programmierung, meint der Rezensent. Bleibt wenigstens die Signalwirkung einer solchen Zusammenarbeit, für die will Steinaecker Dath, Scheibler und dem Verbrecher Verlag trotzdem danken.

© Perlentaucher Medien GmbH

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 25.04.2014

Fruchtbare Verbindungen
Dietmar Dath hat einen Comic geschrieben, Oliver Scheibler ihn gezeichnet: „Mensch wie Gras wie“
Wenn es um die Herstellung von Kunst geht, steht Teamwork heute nicht sonderlich hoch im Kurs. Schon der Hinweis, etwas stamme aus der Werkstatt eines Malers, entwertet ein Gemälde, egal, wie großartig es erscheint. Ein Bild hat gefälligst vom Meister selbst gemalt zu sein, selbst wenn der es allein vielleicht nicht so gut hingekriegt hätte. Gleiches gilt für die klassische Musik, wo jede Note des im Sterben liegenden Mozarts im „Requiem“ als genial gilt, jeder Takt der Vollendung durch seinen Schüler Süßmayr aber natürlich als zweitklassig. Neben der Rockmusik, bei der wir allerdings den Kopf einer Band immer der völligen Gleichberechtigung aller Mitglieder vorziehen, ist der Film vielleicht die einzige Kunstform, in der die Aufspaltung des kreativen Prozesses akzeptiert wird, ohne dass automatisch geargwöhnt wird, die Integrität des Werkes leide darunter. Und auf den ersten Blick scheint es auch selbstverständlich, dass ebenso die Neunte Kunst, die als bebilderte Erzählung dem Prinzip des Films ähnelt, sowohl den Szenaristen als auch den Zeichnern gehört.
  Die Comicgeschichte zeigt, dass dies ein Trugschluss ist. Sieht man von industriell gefertigten Comics ab, mit Glanzlichtern wie „Superman“, „Batman“ oder „Spiderman“, ist die Liste der Zusammenarbeiten überraschend kurz. Paarungen wie die zwischen Goscinny und Uderzo sind eher die Ausnahme als die Regel. Die gute Nachricht lautet: Es gibt heute so viele brillante Zeichner wie selten zuvor; die schlechte Nachricht: Selbst bei Meistern wie Hergé oder Chris Ware ist die Qualität der Bilder meistens jener der Geschichte überlegen.
  Mit „Mensch wie Gras wie“ liegt nun der seltene Fall einer Zusammenarbeit eines arrivierten Romanciers mit einem Zeichner vor. Nein, nicht einfach die Visualisierung eines erfolgreichen Romans, wie es zurzeit sicherlich auch aus jenem Grund Mode ist, dass die besten Zeichner nicht immer die besten Erzähler sind, sondern ein Originalcomic. Und tatsächlich gibt es nur wenige andere Schriftsteller hierzulande wie Dietmar Dath, die sich sowohl in den buntesten Auswüchsen der Popkultur als auch in der sogenannten Hochkultur zu Hause fühlen und damit für so eine Paarung prädestiniert sind.
  Sinnigerweise geht es denn auch im vorliegenden Comic genau darum: um Kreuzungen. Der undurchsichtige Geschäftsmann Farczády wirbt die hochbegabte junge Biologin Elin Elwert an, um mit genetisch manipulierten Pflanzen die Nahrungsprobleme der Welt zu lösen. Elin ist in einer Beziehung mit dem Bioinformatiker Thomas, hängt aber immer noch ihrem langjährigen Freund nach, dem schwulen Martin. Als Martin herausfindet, dass es Farczády lediglich darum geht, nicht Gras für den Hunger der Menschen anzupflanzen, sondern Geld wie Heu zu machen, und Elin zu warnen versucht, nehmen die Dinge eine Wendung, die man in Klappentexten dramatisch nennen würde, in Wirklichkeit aber recht vorhersehbar ist.
  Womit wir bei der größten Enttäuschung dieses Comics wären. Der Zeichner Oliver Scheibler hat Daths Szenario famos in markante Schwarz-Weiß-Zeichnungen gesetzt, die ein wenig an Charles Burns erinnern; ihren Sog erhält die Geschichte durch ihre unkonventionelle Erzählweise, bei der sich kurze achronologische Episoden mit assoziativen Bilderreihen von einem Go-Spielfeld, wild wucherndem Gestrüpp, biblischen Motiven oder Mensch-Tier-Mischwesen verbinden. Was hilft das aber, wenn die Fabel, die das gesamte Werk zusammenhalten soll – kluge, unschuldig-schuldige Wissenschaftlerin zwischen bösem Finanzhai und schwulem Junkie, der dessen Komplott durchschaut –, mit Klischees überfrachtet ist? Die wesentlich spannendere Geschichte, die komplexe Beziehung zwischen Elin und Martin, verläppert sich leider zugunsten der Weltverschwörung. Das längliche Nachwort, in dem Dath über sich selbst als „D.“ sowie über Möglichkeiten der künstlerischen Zusammenarbeit räsoniert, verstärkt den Eindruck, den die Lektüre des Comics hinterlässt: Passagen, die mehr Bedeutung suggerieren, als sie am Ende transportieren, stehen neben vereinzelten originellen Gedanken und Dialogen wie: „Was nicht geht, das will ich nicht wollen. – Und wir? – Das geht.“
  Vielleicht liegt die Bedeutung dieser halbgaren Kollaboration aber auch eher in ihrer möglichen Signalwirkung. Es wäre endlich an der Zeit, dass Autoren und Zeichner einen Weg für mehr gemeinsame Projekte finden. Das wird aber nur funktionieren, wenn Verlage in Kauf nehmen, dass solche Experimente auch mal nicht vollkommen glücken. Für diesen Mut zum Risiko muss man Dath, Scheibler und dem feinen Verbrecher-Verlag dankbar sein.
THOMAS VON STEINAECKER
  
Dietmar Dath (Skript) / Oliver Scheibler (Bild): Mensch wie Gras wie. Verbrecher Verlag, Berlin 2014. 206 Seiten, 24 Euro.
Um seltsame Paarungen und Mischwesen geht es in diesem Comic.
 abb. aus d. bespr. band
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