Ein aufstrebendes Land
Der Historiker und Publizist Raimund Löw arbeitet als Auslandsexperte beim ORF und hat mit seiner Frau Kerstin Witt-Löw von 2015 bis 2017 in China gelebt. Ihre vielen Eindrücke und Analysen haben die beiden in dem Buch „Weltmacht China“ verarbeitet und gewähren interessante
Einblicke in die chinesische Gesellschaft, Politik, Wirtschaft und Kultur.
Die größte Stadt der…mehrEin aufstrebendes Land
Der Historiker und Publizist Raimund Löw arbeitet als Auslandsexperte beim ORF und hat mit seiner Frau Kerstin Witt-Löw von 2015 bis 2017 in China gelebt. Ihre vielen Eindrücke und Analysen haben die beiden in dem Buch „Weltmacht China“ verarbeitet und gewähren interessante Einblicke in die chinesische Gesellschaft, Politik, Wirtschaft und Kultur.
Die größte Stadt der Welt wird vorgestellt – Chongqing – mehr als 30 Millionen Menschen leben dort. Interessant fand ich, dass den Menschen erlaubt ist, am dortigen Flussufer Gemüse zu pflanzen, was den Bewohnern einen einträglichen Zusatzverdienst beschert. Man erfährt auch einiges über wirtschaftliche Gegebenheiten und Ziele dieser Weltmacht, beispielsweise ist China im Bereich der Elektromobilität auf dem Vormarsch. Bereits 2019 müssen bei jedem Autohersteller mindestens 10 Prozent der verkauften Neuwagen Elektroautos sein, ab 2020 bereits 12 Prozent.
Einige Kapitel beschäftigen sich mit der politischen Lage, Xi Jinpings Ideen, seine Macht, das Politbüro, Risiken werden aufgezeigt, aber auch Positives erwähnt. Regierungsziel ist, dass China bis 2020 ein „Land mittleren Wohnstands“ sein soll, in dem die Armut beseitigt ist und ein Großteil der Bürger zur Mittelschicht gehört.
Doch es wird auch der Maoismus heute analysiert, über die staatliche Zensur und die Einhaltung der Menschenrechte informiert. Der Ein-Kind-Politik wurde mittlerweile abgeschworen – nach 35 Jahren wurde die Familienpolitik reformiert und nun wird verheirateten Paaren ein zweites Kind erlaubt. Ebenfalls interessant ist die Situation Hongkongs, Macaus und Taiwans. Das Tabuthema Dalai Lama sowie die schwierige Lage in Tibet wird auch zum Thema, sowie die Rivalität zu Japan oder auch die Schwierigkeiten mit Nordkorea. Der Brückenschlag zum Westen ist noch nicht so recht geglückt, hier muss wohl erst die neue Machtstellung Chinas akzeptiert werden.
Das Buch liest sich sehr flüssig, zwischen den informativen und aussagekräftigen Texten findet man immer wieder persönliche Hintergründe, freundschaftliche Begebenheiten, Ausflüge und dergleichen – diese dürfen wir in „Kerstins Tagebuch“ lesen. Dadurch bekommen wir auch private Einblicke in die Zeit der beiden Autoren während ihres China-Aufenthaltes.
Ein interessanter Einblick in das Reich der Mitte. Gerne vergebe ich hier 5 Sterne und eine Leseempfehlung.