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CORONA CUT - DIE PANDEMIE UND DIE ZUKUNFT DER GLOBALISIERTEN WELT
Adam Tooze erzählt in seinem atemberaubenden Buch die Geschichte der zwölf Monate vom Januar 2020 bis Januar 2021. Am Anfang gibt Xi Jinping der Weltöffentlichkeit bekannt, dass sich in China ein tödliches neues Virus ausbreitet. Am Ende zieht Joe Biden als Nachfolger von Donald Trump ins Weiße Haus ein. Dazwischen liegen die Schockwellen einer Pandemie, die keinen Kontinent, kein Land und keine Bevölkerung ungeschoren lässt. Der brillante Wirtschaftshistoriker Tooze schildert nicht nur, wie und warum Staaten und nationale…mehr

Produktbeschreibung
CORONA CUT - DIE PANDEMIE UND DIE ZUKUNFT DER GLOBALISIERTEN WELT

Adam Tooze erzählt in seinem atemberaubenden Buch die Geschichte der zwölf Monate vom Januar 2020 bis Januar 2021. Am Anfang gibt Xi Jinping der Weltöffentlichkeit bekannt, dass sich in China ein tödliches neues Virus ausbreitet. Am Ende zieht Joe Biden als Nachfolger von Donald Trump ins Weiße Haus ein. Dazwischen liegen die Schockwellen einer Pandemie, die keinen Kontinent, kein Land und keine Bevölkerung ungeschoren lässt.
Der brillante Wirtschaftshistoriker Tooze schildert nicht nur, wie und warum Staaten und nationale Ökonomien auf jeweils eigene Weise und mit sehr unterschiedlichen Resultaten auf das Geschehen reagiert haben. Er analysiert die Pandemie auch im Kontext der anderen großen Krisen unserer Zeit, von der Finanzkrise über die Klimakrise bis zur Flüchtlingskrise. Welt im Lockdown ist eine tiefenscharfe Diagnose der Gegenwart und ein Buch, aus dem man lernen kann, wie die globalisierte Welt funktioniert, in der wir heute leben.

Spannend wie ein Thriller - Adam Tooze beschreibt unsere Welt im radikalen Wandel
Wie gehen die Regierungen weltweit mit der nie dagewesenen Krise um und welche Konsequenzen hat das?
Eine tiefgreifende Analyse unserer Gegenwart weit über die Corona-Krise hinaus
Tooze gilt als einer der besten Wirtschaftshistoriker seiner Generation
Autorenporträt
Adam Tooze ist Autor der vielgepriesenen Bücher "Ökonomie der Zerstörung" und "Crashed" und gilt als einer der führenden Wirtschaftshistoriker unserer Zeit. Nach Stationen in Cambridge und Yale lehrt er heute an der Columbia University. Seine Arbeiten wurden mehrfach preisgekrönt, u.a. mit dem renommierten Wolfson Preis für Geschichte sowie dem Preis Historisches Buch von H-Soz-Kult.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Rezensent Daniel-Pascal Zorn spricht von einer "radikalen Innensicht", um uns Adam Toozes Buch zur Weltwirtschaft während der Corona-Pandemie nahezubringen. Dann wechselt er aber doch schnell zu den großen globalen Linien, die sich in einem komplexen Geflecht aus Wirtschaft und Politik verknüpften. Dabei macht Zorn in Toozes Darstellung zwei größere Fluchtpunkte aus: Zum einen die USA, wo sich sich Rechtspopulisten und reaktionäres Großkapital einerseits und die liberale Funktionseliten des Kapitalismus andererseits dysfunktional gegenüberstehen, zum anderen China mit seiner effizienten kapitalistischen Entwicklungsdynamik. Zorn findet Toozes Sinn für Dialektik durchaus anerkennenswert, aber am Ende merkt er doch, dass diese Form einer Geschichtsschreibung in Echtzeit auch nur begrenzt gültige Aussagen zulässt. 

© Perlentaucher Medien GmbH

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 05.12.2021

Die Bücher des Jahres
Welche Bücher haben 2021 beeindruckt, welche Themen die Welt bewegt? Die F.A.S.-Wirtschaftsredaktion stellt ihre Lieblingstitel vor.

Zwei Forscher retten die Welt.

1 Zahllose Medien haben seit dem Frühjahr 2020 verfolgt, wie das Mainzer Biotech-Unternehmen Biontech in weniger als einem Jahr einen Corona-Impfstoff marktreif machte. Doch so detailliert und nah dran an diesem medizingeschichtlich einmaligen Vorgang ist wohl nur das Buch, das der Financial-Times-Journalist Joe Miller mit den Biontech-Gründern Özlem Türeci und Ugur Sahin verfasst hat. Ihr Bericht von der Vakzin-Front liest sich intensiv und atemlos, aber nicht hektisch zusammengestöpselt; verständlich, aber nicht platt. Er sei nur ein erster Entwurf für die Annalen, bekennt Hauptautor Miller. Das mag zwar stimmen, doch ist dieses Provisorium ziemlich gelungen. magr.

Joe Miller mit Özlem Türeci und Ugur Sahin, Projekt Lightspeed. Der Weg zum Biontech-Impfstoff - und zu einer Medizin von morgen, Rowohlt, Hamburg, 2021, 352 S., 22 Euro.

Wie Frauen zu Hausfrauen wurden.

2 Das Modell der abhängigen Hausfrau, so die erstaunliche These der Kulturwissenschaftlerin Evke Rulffes, ist ein höchst modernes Produkt. Bis ins 18. Jahrhundert agierte die "Hausmutter" in der bäuerlichen Gesellschaft als selbständige Figur, die den Wirtschaftsbetrieb und das Gesinde dirigierte. Dass Frauen einer Erwerbsarbeit nachgingen, war aus ökonomischen Zwängen ohnehin selbstverständlich (und blieb es in weniger begüterten Kreisen lange). Erst als die steigenden Löhne der Männer das zuließen, wurde das Hausfrauenmodell nach 1945 zur allgemeingültigen Norm - bis 1977 die Abhängigkeit zumindest juristisch endete. boll.

Evke Rulffes, Die Erfindung der Hausfrau. Geschichte einer Entwertung, HarperCollins, Hamburg, 2021, 288 S., 22 Euro.

Die Macht der Grenzen.

3 Die Spanische Grippe kam 1918 nicht aus Spanien. In Spanien durfte die Presse, anders als in anderen Staaten, bloß unzensiert über die Seuche berichten. Und nur zu gern nahm man das vielerorts zum Anlass, die Krankheit schon mit der Namensgebung im Ausland zu verorten. Parallelen zur gegenwärtigen Diskussion über die Herkunft und Eindämmung verschiedener Varianten des Coronavirus sind kein Zufall. Sie zeigen, wie mächtig das Konzept der Grenze und der Grenzkontrollen nach wie vor ist, allen gegenteiligen Versprechen der Globalisierung zum Trotz. Der Soziologe Steffen Mau hat darüber ein kluges Buch geschrieben. lzt.

Steffen Mau, Sortiermaschinen. Die Neuerfindung der Grenze im 21. Jahrhundert, C. H. Beck, München, 2021, 189 S., 14,95 Euro.

Ein Haus veränderte alles.

4 Eula Biss dachte, ihr Hauskauf werde sie glücklich machen. Doch er machte sie nicht glücklich. Und sie war überrascht. Damit beginnt "Was wir haben", ein Essay über Besitz und Selbstverwirklichung. In kurzen Episoden, kaum eine länger als drei Seiten, durchleuchtet die Autorin die Dilemmata, in die sie mit ihrem wachsenden Wohlstand geriet. Denn so ein Haus macht auch abhängig: Man muss es pflegen und erhalten, es muss in der richtigen Nachbarschaft liegen und mit entsprechenden Möbeln ausgestattet sein. Dass ausgerechnet sie, die Linke, plötzlich an einem System teilnimmt, dessen Werte sie nicht verinnerlichen kann, seziert die Autorin voller Selbstironie. Eine fulminante Kapitalismuskritik. maj.

Eula Biss, Was wir haben: Über Besitz, Kapitalismus und den Wert der Dinge, Hanser, München, 2021, 320 S., 24 Euro.

Der wundersame Aufstieg der ETF.

5 Aus dem Erfolg eines langweiligen Finanzproduktes wie Indexfonds (ETF) ein spannendes Buch zu machen, ist eine Kunst für sich. Dem Journalisten Robin Wigglesworth ist das gelungen. Was auch damit zu tun hat, dass am Aufstieg der heute so populären ETF einige Charakterköpfe mitwirkten, die er seinen Lesern vorstellt. So lernt man die Lebensgeschichte von Larry Fink kennen, Sohn eines Schuhverkäufers, der es zum Chef des größten ETF-Anbieters der Welt gebracht hat. Eine Pflichtlektüre für alle, die die Finanzwelt von heute besser verstehen wollen. dek.

Robin Wigglesworth, Trillions: How a Band of Wall Street Renegades Invented the Index Fund and Changed Finance Forever, Penguin, London, 2021, 352 S., ca. 25 Euro.

Probier's mal mit Gemütlichkeit.

6 Von klein auf wird uns eingetrichtert, den Fleiß der Ameisen und Bienen zu loben. Trotzdem will niemand mit ihnen tauschen. Ihre Geschäftigkeit ist auf Dauer öde. Ganz anders das Faultier. Stunde um Stunde hängt es lässig kopfüber am Ast, bewegt sich kaum weiter als ein paar Dutzend Meter am Tag und frisst klimaschonend Blätter. Klasse. Trotzdem wird es in keiner Fabel gepriesen. Goethe und Hegel haben Faultiere sogar plump als hässlich und schwach beschimpft. Die Evolution ist toleranter. Sie lässt Nichtstun als Lebensentwurf gelten. Wer es also ernst meint mit der Kritik an Beschleunigung und Kapitalismus, muss dieses Buch lesen. lzt.

Tobias Keiling, Heidi Liedke, Faultiere. Ein Portrait, Matthes & Seitz, Berlin, 2021, 143 S., 20 Euro.

Es gibt kein Zurück mehr.

7 Adam Tooze beschäftigt sich aus Sicht eines Wirtschaftshistorikers mit den ökonomischen Auswirkungen der Corona-Pandemie. Das ist nicht immer leichte Kost, wenn Tooze in die Details der globalen Finanzmärkte abtaucht, liest sich aber dennoch über weite Strecken wie ein Thriller. Zugleich erzählt er auch die Geschichte von der Krise der Demokratie in den Vereinigten Staaten, von einem neuen Bewusstsein für die Gefahren des Klimawandels in Europa und vom Aufstieg Chinas. So entsteht ein Bild des Jahres 2020 als Jahr der Umbrüche, als "Moment in einem Prozess der Eskalation". Der Weg zurück in den früheren Normalzustand wird wohl versperrt bleiben. awu.

Adam Tooze, Welt im Lockdown: Die globale Krise und ihre Folgen, C. H. Beck, München, 2021, 408 S., 26,95 Euro.

Gewappnet gegen die nächste Krise.

8 Eine Wirtschaft ohne Krisen? Kann es nicht geben. Davon ist Markus Brunnermeier überzeugt. Für ihn lauten die wichtigen Fragen deshalb: Wie lassen sich die nächsten Krisen besser meistern? Wie bereitet man sich auf das Unwägbare und zugleich Unvermeidbare vor? Seine Antwort darauf gibt der Princeton-Ökonom in seinem neuesten Buch. Die Kernbotschaft: Es komme auf den Unterschied zwischen Robustheit und Resilienz an. Robustheit bedeute, jedem Schock standzuhalten wie eine Eiche im Wind. Resilienz aber heiße, nachzugeben und zurückfedern zu können wie ein Schilfrohr, das im Wind schwankt, aber nicht bricht. maj.

Markus Brunnermeier, Die resiliente Gesellschaft, Aufbau Verlag, Berlin, 2021, 336 S., 24 Euro.

Das Geheimnis der Rohstoffhändler.

9 Sie handeln im Verborgenen, kaum jemand kennt sie - und doch spielen sie eine wichtige Rolle in unserer Wirtschaftswelt. Die beiden Bloomberg-Journalisten Javier Blas und Jack Farchy begeben sich auf die Spuren derjenigen, die mit Öl, Gas, Gold oder Kobalt mächtig Geld verdienen, von Saudi-Arabien über Libyen bis in die Schweiz. Die Geschichten erzählen vom mitunter skrupellosen Geschäft mit den Ressourcen der Welt und gehen bis in die 1950er-Jahre zurück. Wer in den Weihnachtstagen etwas Spannung und Action sucht, wird dieses Buch lieben. sahu.

Javier Blas, Jack Farchy, The World for Sale. Money, Power and the Traders Who Barter the Earth's Resources, Oxford University Press, 2021, 416 S. ca. 25 Euro.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 11.01.2022

Getrieben und gefangen
Der britische Wirtschaftshistoriker Adam Tooze versucht in „Die Welt im Lockdown“, die Geschichte der Corona-Krise zu erzählen, während sie sich ereignet
Wenn es eine Erfahrung gibt, die das Leben in den Corona-Jahren 2020 und 2021 beschreibt, dann ist es die Erfahrung, auf sich selbst zurückgeworfen zu sein. Abgeschnitten von sonst normalen sozialen Kontakten, oft sogar von der eigenen Familie, eingeschränkt durch Maßnahmen, deren Zweck noch wesentlich abstrakter ist als der bloße unmittelbare Schutz der Gesundheit, wird einem der radikale Innenraum des eigenen Lebens schlagartig bewusst. Die notorische Unsicherheit der Pandemie umstellt diesen Innenraum mit Fragezeichen, lässt das Normale zur Ausnahme werden, die sonst gewohnten Sicherheiten wanken. Doch anders als es der auf nationale Deutungsrahmen festgelegte Blick der Medien und noch mal anders als es die gegen die jeweiligen Regierungen gerichteten Proteste und ihre Verschwörungsnarrative suggerieren, handelt es sich bei dieser Erfahrung um eine, die man mit Milliarden Menschen weltweit teilt: eine wahrhaft globale Größenordnung der radikalen Innensicht.
Die „Welt im Lockdown“, so der Titel des neuen Buchs von Adam Tooze, ist nicht nur ein Buch, dass von der Reaktion der Welt auf die Pandemie erzählen will. Es ist auch eine radikale Innenansicht dieser Welt, die durch die Corona-Pandemie auf sich selbst zurückgeworfen wird. Der britische Wirtschaftshistoriker mit deutschen Wurzeln hat sich auf den Zusammenhang spezialisiert, der Krisen und Transformationen miteinander verbindet.
Wie wirken Macht, Politik und Wirtschaft zusammen? Welche Möglichkeiten ergeben sich in Krisen, deren Bekämpfung „getrieben“ ist „von der Dinglichkeit der unmittelbaren Situation“ und die zugleich „gefangen“ sind „in einem Geflecht von Interessen“, die sich „ihre Instrumente während ihres Tuns selbst zusammenstellen“ müssen? Die Ökonomie des Nationalsozialismus, die Wirtschaftskrise 1929, die wirtschafts- und finanzpolitische Wende der krisenhaften Siebziger hat er auf das Getrieben- und Gefangensein hin untersucht und offengelegt, wie Krisen und daraus erwachsene Chancen Geschichte machen.
Doch all das sind historische Themen, die wenigstens 40 Jahre in der Vergangenheit liegen. Die Besonderheit von „Welt im Lockdown“ ist, dass es den Blick auf eine Krise richtet, während sie geschieht. Es ist eine Art teilnehmender Beobachtung, mit der Tooze die Corona-Krise zwischen Januar 2020 – als die Krankheit der Welt bekannt wurde – und Januar 2021 – der Amtseinführung von Präsident Joseph Biden in den USA – in den Blick nimmt. Diese unbedingte Situiertheit der Beschreibung, die in einer paradoxen Bewegung eine Art unmittelbare Geschichtsschreibung vollzieht, interessiert sich mehr für Verflechtungen als für große Linien.
Auch hier sind „getrieben“ und „gefangen“ die Vokabeln, die Thema und Vollzug der Darstellung nachhaltig bestimmen. Es ist der einzigartige Versuch, die Komplexität einer sich während des Schreibens entfaltenden Krise zu erfassen und dabei den Überblick zu behalten: „Wollen wir damit Schritt halten“, schreibt Tooze pointiert im Schlussteil des Buches, „müssen wir rennen, um stillzustehen. Ob es uns gefällt oder nicht, wir befinden uns in medias res.“
Dennoch zeigen sich bei aller Komplexität Fluchtpunkte, die vor allem durch das Interesse des Wirtschaftshistorikers Tooze vorgegeben sind. Einer dieser Fluchtpunkte betrifft die sich verändernde Rolle der Zentralbanken, die im Frühjahr 2020 den taumelnden Markt für Staatsanleihen durch massive Ankäufe gestützt und so Schlimmeres verhindert haben. Die oft beschworene Selbstreferenzialität des globalen Finanzsystems hat ironischerweise dafür gesorgt, dass es sich stabilisiert: Die Regierungen machten Schulden, ihre Zentralbanken kauften sie.
Nötig war das nicht nur, um den notorisch instabilen Finanzmarkt auf Kurs zu halten. Um den wirtschaftlichen Schaden der Pandemie zu kompensieren, legten vor allem die reichsten Staaten der Welt beispiellose Konjunktur- und Rettungspakete auf. Die Federal Reserve, die amerikanische Zentralbank, agierte dabei, so Tooze, seltsam getrennt von der Welt der Trump-USA, die sich – eine weitere Selbstreferenzialität – in immer neuen populistischen Schleifen mit sich selbst beschäftigte.
Der zweite Fluchtpunkt betrifft den Aufstieg Chinas. Die Politik der USA aus dem 20. Jahrhundert, in der sich Rechtspopulisten und kapitalistische Funktionseliten gegenüberstehen, trifft hier auf Entwicklungsdynamiken des 21. Jahrhunderts. Dem Erfolg Chinas bei der Bewältigung der Corona-Krise, der Globalisierung chinesischer Impfstoffe, der massiven Unterstützung der Entwicklungs- und Schwellenländer, der Vorreiterrolle auch beim Strukturwandel zur Klimaneutralität steht bei Tooze das Versagen der USA und Europas gegenüber, deren demokratische Regierungen sich zu spät auf Lockdowns einigten und beim Krisenmanagement einer globalen Pandemie kläglich versagten.
Die einfachen Linien ideologischer Vorurteile verwischen bei näherem Hinsehen: China ist der effizientere kapitalistische Staat, eine aufstrebende Weltmacht, die auch die EU dazu nötigt, sie als gleichwertigen Partner anzuerkennen. Die USA, in denen der „corporate liberalism“ einem Bündnis aus reaktionären Großkapitalisten und enttäuschten Arbeitern gegenübersteht, sich einstmals linke mit ganz rechten Phrasen vermischen, können in China nur eine Spiegelung der Sowjetunion erkennen.
Doch diese Fluchtpunkte sind wirklich nur in Konturen erkennbar, zumal sich der Historiker Tooze alle Mühe gibt, seine Darstellung immer wieder dialektisch zu brechen. Was aus der einen Perspektive wie eine Lösung von Problemen erscheint, erzeugt aus einer anderen Perspektive neue. Tooze verweigert dem Leser bei aller erkennbaren Zuspitzung und Parteinahme – etwa gegen Trumps Politik oder zugunsten der chinesischen Interventionen in die Weltwirtschaft – das einfache Urteil und verschweigt weder die Erfolge Trumps noch den massiven autoritären Charakter chinesischer Entscheidungen. Das macht die Lektüre nicht immer ganz einfach, zumal Tooze in der zweiten Hälfte des Buches mehr als einmal den Fokus auf die Corona-Krise aus den Augen verliert. Der englische Untertitel ist da deutlicher: „How Covid Shook the World’s Economy“. Es geht, heißt das, nicht nur um die Reaktion der Weltwirtschaft auf Corona, sondern vor allem um den weltwirtschaftlichen Rahmen, in dem diese Krise sich ereignet.
In solchen Passagen wähnt man sich in einer nicht unangenehmen, aber doch seltsam einseitigen Situation. Es ist, als würde man mit Adam Tooze zu einem nicht enden wollenden Kneipengespräch zusammensitzen, in dem er einem alles erzählt, was ihm zum Thema Corona und Weltwirtschaft einfällt. Um Corona geht es unmittelbar vor allem im ersten Teil, in dem sich die Darstellung in einer Aufzählung der Reaktionen verschiedener Länder auf die Krise erschöpft, sowie in den Passagen, die im vierten Teil den „Wettlauf um den Impfstoff“ zwischen humanistischer Mission, Big Pharma und Profitinteressen beschreiben.
Darin zeigt sich ein Problem der Echtzeitgeschichtsschreibung, wie Tooze sie versucht: Die Urteile lassen sich nicht zuspitzen, Reaktionen sind „nicht wirklich … mangelhaft“, aber „angesichts einer sich schnell ausbreitenden Pandemie … katastrophal unzureichend“. Der Kontrast geht verloren, wenn man Komplexität darstellen will und die Darstellung zugleich als an allen Stellen revidierbar anlegt. Dabei ist die Zusammenschau der unterschiedlichen Perspektiven beeindruckend: Die Kapitel bieten Crashkurse über die Rolle der Zentralbanken, den Markt für Staatsanleihen, die Coping-Strategien der Schwellenländer, die nationale Krise der USA, die Geschichte der Impfstoffentwicklung und die – oft, aber nicht immer klugen – strategischen Entscheidungen Chinas. Was sie nicht bieten, ist eine Geschichte.
Tooze lässt am Ende offen, ob das nur an der Art seiner Darstellung liegt oder ob die Welt selbst dabei ist, sich der Funktion ihrer bisherigen Geschichte zu entledigen. Der anachronistische Rückschritt ins 20. Jahrhundert, den die USA vollziehen, legt das nahe. „Die Intellektuellen des chinesischen Regimes“, schreibt Tooze im Schlussteil des Buches, „arbeiten an ihrer eigenen Version der Geschichte. An dieser Geschichte sind wir alle beteiligt, ob wir wollen oder nicht.“ Im radikalen Weltinnenraum haben sich Kapitalismus und Kommunismus zu einer neuen Geschichte verflochten. Die Frage ist, ob wir wollen, dass sie zu unserer Geschichte wird.
DANIEL-PASCAL ZORN
„Wollen wir damit Schritt halten“,
pointiert er, „müssen wir
rennen, um stillzustehen.“
Der Wirtschaftshistoriker Adam Tooze, geboren in London, aufgewachsen in Heidelberg, lehrt an der Columbia University, New York.
Foto: Ian Masterton/Alamy/mauritius
Adam Tooze: Welt im Lockdown – Die globale Krise und ihre Folgen.
Aus dem Englischen von Andreas Wirthensohn.
C.H. Beck, München 2021. 408 Seiten, 27 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
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"Der Wissenschaftler ist weltweit vernetzt, bestens informiert und sehr urteilsstark."
Hans Monath

"Sein Buch erklärt, wie und warum Staaten und nationale Ökonomien auf jeweils eigene Weise und mit sehr unterschiedlichen Resultaten auf das Geschehen reagiert haben."
Bestenliste von Die WELT, WDR 5, NZZ, ORF, November 2021

"So entsteht ein Bild, das zwischen einer klassischen Tragödie und einer breit angelegten Erzählung von Aufstieg und Niedergang großer Mächte oszilliert."
FAZ, Herfried Münkler

"eine radikale Innenansicht dieser Welt, die durch die Corona-Pandemie auf sich selbst zurückgeworfen wird (...) der einzigartige Versuch, die Komplexität einer sich während des Schreibens entfaltenden Krise zu erfassen und dabei den Überblick zu behalten."
SZ, Daniel-Pascal Zorn

"Eine herausragende Studie über Corona und den neuen Kapitalismus (...) Adam Tooze nimmt die Coronakrise als Brennglas, um die Veränderungen zu beschreiben, die die neue Welt des 21. Jahrhunderts ausmachen."
SPIEGEL Bestseller (Beilage), Tobias Rapp

"die Bekämpfung des Virus hat nach Ansicht des Wirtschaftshistorikers Adam Tooze abseits gesundheitspolitischer Maßnahmen zu einer Umwandlung der Werte, einer Art Revolution in der Finanzwirtschaft geführt."
Der Standard, Günther Strobl

"Kein Thema, nicht mal der Klimawandel, prägte die Welt in den letzten zwei Jahren so sehr wie die Coronakrise. Es sind erste Bücher darüber erschienen, die die Krise international oder auch nur im Kontext deutscher Politik resümieren. Das interessanteste mag Adam Toozes 'Welt im Lockdown' über die globale Krise und ihre Folgen sein."
perlentaucher.de Bücherbrief

"überaus lehrreich und spannend (...) Ein Buch, das gleichzeitig erinnert und produktiv in die Zukunft gerichtet ist."
Hannoversche Allgemeine Zeitung, Kristian Teez

"Einer der weltweit originellsten Wirtschaftshistoriker ist diesmal rasend schnell und weiß schon jetzt, welche Auswirkungen die Pandemie auf die globale Zukunft hat."
DIE ZEIT

"ein zeitgenössisches Werk von ungewöhnlicher Brillanz und Sprengkraft, vorgetragen im Duktus großer Nüchternheit."
tagesspiegel.de, Meike Fessmann

"eine global angelegte Erzählung von bewundernswerter Tiefe und Präzision, die weit über das hinausgeht, was die meisten von uns schon wissen."
Neue Zürcher Zeitung, Tobias Straumann

"Faszinierend - informativ und weise."
Times Literary Supplement, Paul Collier

"Erste umfassende Geschichte des Lockdowns."
Neue Zürcher Zeitung am Sonntag, Peer Teuwsen

"Engaging account of the twin health and economic crises that enveloped the world in 2020. Tooze leaves the reader with a clear sense of foreboding: about our preparedness for the next crisis, and about its imminence. It's a warning we should take seriously." New York Times, Robert E. Rubin

"Tooze (...) versteht es hervorragend, den Werkzeugkasten der Zentralbanker und Wirtschaftspolitiker zu öffnen, und blickt dabei im Gegensatz zu vielen zeitgenössischen Beobachtern über die westlichen Länder hinaus."
Der Freitag, Ole Nymoen

"Ein Buch, das Licht ins Dunkel der Weltwirtschaft bringt."
SWR2 Buchkritik, Eva Karnofsky

"Einer der führenden 'Global Thinkers' unserer Zeit."
Foreign Policy

"Der renommierte britische Wirtschaftshistoriker (...) zeigt, wo die Welt in ihrer aktuellen Verfassung für kommende Krisen gut aufgestellt ist und wo nicht." TREND

"Fesselnde Darstellung der Gesundheits- und Wirtschaftskrise, die sich 2020 entwickelte. Tooze hinterlässt beim Leser eine düstere Vorahnung, was unsere Bereitschaft für die nächste Krise und ihre unmittelbare Bedrohung angeht. Es ist eine Warnung, die wir ernst nehmen sollten."
New York Times

"Einer der aufmerksamsten und hellsichtigsten Beobachter unserer Gegenwart (...) Was (...) aber in Adam Toozes Buch in beinahe erschütternder Weise deutlich und nur durch eine lesenswerte Portion Zynismus erträglich wird, ist der Dilettantismus, mit dem Politiker auf der ganzen Welt durch den Lockdown gestolpert sind." Soziopolis

"Eine komplexe Geschichte, die Tooze mit Klarheit und Elan erzählt. (...). Es ist unwahrscheinlich, dass die Welt eine bessere Darstellung der wirtschaftlichen Auswirkungen der Pandemie erhält."
The Times

"Nach Tooze ist die Welt in ein Zeitalter permanenter Krisen eingetreten. Eine Rückkehr zur Normalität sieht er deshalb vorerst nicht." Handelsblatt, Torsten Riecke

"Faszinierend, informativ und weise."
Times Literary Supplement

"(Eine) brillante, anregende Bilanz der Covid Pandemie und ihrer langwierigen politischen Folgen (...). Nuanciert und weitreichend. Tooze hat die beeindruckende Fähigkeit, historische Ereignisse zu kontextualisieren noch während sie sich abspielen."
The Herald


"Tooze offenbart eine bemerkenswerte Fähigkeit, das Detail zu beherrschen (...) Dies ist wahrlich ein Bild der globalen Auswirkung der Krise. Es erfasst die Erschütterungen des Wirtschaftsmarktes, wie auch das Vor und Zurück der Regierungspolitik."
The Economist

"Tooze untersucht die beispiellose Entscheidung von Regierungen weltweit, ihre Wirtschaft im Angesicht der Pandemie herunterzufahren. (...). Während die Pandemie hoffentlich weiter zurückgehen wird, bleiben andere Krisen. Dieses Buch ist eine wertvolle Vorschau der zukünftigen Probleme."
Kirkus

"Eine umfassende Geschichte eines beispiellosen Jahres (...). Leser werden diese fundierte, informative Analyse der Pandemie erhellend und anregend finden."
Publishers Weekly
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