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Die Seidenstraßen, die den fernen Osten mit Europa verbanden, waren vor dem Aufstieg des Westens jahrhundertelang die Lebensadern der Welt - und genau das werden sie, wie Peter Frankopan zeigt, auch in Zukunft wieder sein. Die asiatischen Staaten investieren derzeit Milliarden, um die neuen Seidenstraßen zu errichten, und an ihnen liegen die Orte, in denen künftig die Weichen der globalen Entwicklung gestellt werden: Peking, Delhi, Islamabad, Riad, Moskau. Asien rückt zusammen und drängt immer entschiedener nach Westen. Doch was bedeutet das für uns? Mit der Weitsicht des Globalhistorikers und…mehr

Produktbeschreibung
Die Seidenstraßen, die den fernen Osten mit Europa verbanden, waren vor dem Aufstieg des Westens jahrhundertelang die Lebensadern der Welt - und genau das werden sie, wie Peter Frankopan zeigt, auch in Zukunft wieder sein. Die asiatischen Staaten investieren derzeit Milliarden, um die neuen Seidenstraßen zu errichten, und an ihnen liegen die Orte, in denen künftig die Weichen der globalen Entwicklung gestellt werden: Peking, Delhi, Islamabad, Riad, Moskau. Asien rückt zusammen und drängt immer entschiedener nach Westen. Doch was bedeutet das für uns? Mit der Weitsicht des Globalhistorikers und dem Scharfsinn des politischen Analysten führt uns Frankopan vor Augen, was wir gerade erleben: die Entstehung einer neuen Weltordnung und den Beginn einer neuen Epoche.
Autorenporträt
Peter Frankopan, geboren 1971, zählt zu den profiliertesten Historikern Großbritanniens. Er ist Leiter des Zentrums für Byzantinische Studien an der Universität Oxford und lehrte als Gastdozent unter anderem an den Universitäten Cambridge, Harvard, Yale und Princeton. Als Experte für die Geschichte des Nahen und Mittleren Ostens äußert sich Frankopan regelmäßig in der nationalen und internationalen Presse. Seine Bücher 'Licht aus dem Osten. Eine neue Geschichte der Welt' und 'Die neuen Seidenstraßen' standen lange auf der 'Spiegel'-Bestsellerliste.
Rezensionen
Auf gut 300 Seiten gelingt es Frankopan zu zeigen, wie notwendig ein Perspektivwechsel der Europäer ist ... Die Kräfteverschiebung von West nach Ost zwingt uns zum Umdenken. Eckhard Stuff RBB Kulturradio 20190625

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 19.03.2019

Land oder Meer
Amerikanisches Kalkül und Wege des chinesischen Vordringens:
Peter Frankopan erkundet die „neuen Seidenstraßen“
VON HERFRIED MÜNKLER
Seit dem Aufstieg des Westens zur globalen Vormacht gilt die Beherrschung der Ozeane als Schlüssel zur Weltmacht. Die Briten waren die Ersten, die daraus eine strategische Doktrin geformt und ein System der Stützpunkte entwickelt haben, das ihnen durch die Kontrolle der Meerengen sowie einiger Inseln in den Weiten der Ozeane die Beherrschung der Weltmeere sicherte; im zwanzigsten Jahrhundert sind die USA dem britischen Vorbild gefolgt. Das amerikanische Zeitalter beruhte – und beruht nach wie vor – auf der Kontrolle der Seewege. Wer die Seewege kontrolliert, beherrscht den Welthandel. Man mag dagegen einwenden, die Kapitalströme seien längst wichtiger als Seewege und Meerengen, aber solange der weitaus größte Teil des Welthandels per Schiff erfolgt, bleiben die Seewege die Grundlage auch der Kapitalströme. Dass dies so bleibt, ist die Basis des westlichen, vor allem des US-amerikanischen Zukunftsvertrauens.
Bereits zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts hat der britische Geopolitiker Harold Mackinder jedoch in einem später berühmt gewordenen Vortrag das Dogma von der geopolitischen Dominanz der See übers Land infrage gestellt, als er das weltpolitische Kerngebiet der Zukunft in Asien, präzise in Westsibirien, verortete und die Weltordnung als ein um dieses Zentrum gelagertes System aus Halbmonden beschrieb.
Mackinder ging davon aus, dass die bisherigen Vorteile des Seetransports gegenüber dem Landtransport durch den Bau transkontinentaler Eisenbahnlinien wettgemacht wurden, sodass territoriale Geschlossenheit gegenüber einem System stützpunktförmiger Raumbeherrschung die Oberhand bekommen werde. Das ist bis heute jedoch nicht der Fall. Und auch in den Kriegen und Konflikten des zwanzigsten Jahrhunderts hat sich zuletzt immer die große Seemacht durchgesetzt. Aber wird dieser geopolitische Grundsatz auch im 21. Jahrhundert Gültigkeit behalten? Und was heißt das für den weiteren Aufstieg Chinas?
Der englische Historiker Peter Frankopan, der vor einigen Jahren mit seiner Weltgeschichte „Licht aus dem Osten“ (auf Deutsch 2016 erschienen) große Aufmerksamkeit erregt hat, weil er die letzten zweieinhalb Jahrtausende nicht aus mittelmeerisch-atlantischer, sondern asiatischer Sicht beschrieb, wirft jetzt mit Blick auf China und dessen wirtschaftliches wie politisches Ausgreifen in den zentralasiatischen Raum und darüber hinaus die Mackinder-Thematik neu auf. An die Stelle Westsibiriens ist bei ihm Zentralasien getreten, eigentlich eine der ärmsten Gegenden der Welt, was sich nach seiner Auffassung aber schnell ändern könnte, wenn die dort getätigten chinesischen Infrastrukturinvestitionen Wirkung zeitigen.
Völlig sicher ist sich Frankopan dabei jedoch nicht; es ist nämlich nicht auszuschließen, dass sich die von China initiierten und finanzierten gewaltigen Bauvorhaben als eine gigantische Fehlinvestition erweisen, weil der Gütertransport auf Schiene und Straße gegenüber dem auf See unrentabel bleibt und die ethnischen und religiösen Konflikte in den zentralasiatischen Ländern sich durch wirtschaftliche Prosperität nicht ruhigstellen lassen.
Wenn in Afghanistan die Briten, die Russen und jetzt die Amerikaner gescheitert sind – warum sollte es China in Kasachstan, Usbekistan, Turkmenistan und so weiter anders ergehen?
Was man auf den ersten Blick für eine Schwäche halten könnte, ist tatsächlich die Stärke von Frankopans Buch: dass es mehr Fragen aufwirft als Antworten gibt. Die weltpolitischen Konstellationen sind zurzeit im Umbruch, und es ist nur schwer zu erkennen, in welche Richtung sie sich entwickeln werden. Bevor man hier über feste Konstellationen nachdenkt, sind zunächst einmal Entwicklungstendenzen und Absichtserklärungen ins Auge zu fassen, um daraus dann unterschiedliche Szenarien zu formen und sie auf ihre Wahrscheinlichkeit hin zu analysieren. Das genau macht Frankopan, und er tut dies auf der Grundlage eines breiten Wissens, wie man es bei deutschen Historikern oder Politikwissenschaftlern selten findet: Leitartikel regierungsnaher Tageszeitungen gehören ebenso dazu wie Reden hoher Offiziere, Arbeitspapiere politischer Analytiker nicht weniger als Statements von Chefs großer Unternehmen.
Inwieweit diese Äußerungen tatsächlich repräsentativ oder nur zur Unterstützung einer bestimmten Sichtweise von Frankopan geschickt ausgewählt sind, muss dahingestellt sein. Fast immer lassen sich gegensätzliche Positionen finden, die bei Frankopan durchaus zu Wort kommen. Gelegentlich gewichtet er die unterschiedlichen Sichtweisen, häufig lässt er sie aber auch bloß nebeneinander stehen. In einer Übergangsphase kann man eben nicht mit Sicherheit wissen, wohin die Entwicklung gehen wird, aber man sollte deren unterschiedliche Möglichkeiten kennen. So Frankopans Devise.
Einige Entwicklungen stehen für Frankopan indes fest, und zu ihnen zählen an erster Stelle der weitere Aufstieg Chinas und der sich beschleunigende Einflussverlust der USA. Letzterer hat, so Frankopan, durch die ebenso große Unbedachtheit wie Unberechenbarkeit von US-Präsident Trump deutlich an Fahrt gewonnen. So sei es inzwischen nicht mehr ausgeschlossen, dass China, Russland und Iran eine gegen die USA gerichtete Koalition eingingen, was Zbigniew Brzeziński, der Sicherheitsberater von Präsident Carter, für die den USA gefährlichste weltpolitische Konstellation gehalten hat. Das zu verhindern müsse deswegen die oberste Leitlinie amerikanischer Politik sein. Eine nur von den Intentionen und Intuitionen des Präsidenten geleitete US-Politik, die keinen Blick für ihre möglichen Effekte hat, habe, so Frankopan, dieses Worst-Case-Szenario inzwischen in den Bereich des Möglichen gebracht.
Erschwerend kommt hinzu, dass Trump viele alte Verbündete, darunter auch die Westeuropäer, durch seine Auftritte und Äußerungen auf große Distanz zu den USA gebracht habe. Trumps Leitidee laute, das überseeische Engagement der USA sei überaus kostspielig und habe nichts gebracht. Bei einer Politikevaluation nach den Vorgaben kurzfristiger Bilanzierung spricht das für die Beendigung dieses Engagements. Demgemäß ziehen die USA sich zurzeit überall zurück.
Das Problem dabei ist, dass sich eine Seemacht nicht aus ihrem überseeischen Engagement zurückziehen kann, ohne dadurch ihre bisherige Position infrage zu stellen. Das freilich will Trump auch nicht, weswegen er das Militär zurückzieht, internationalen Organisationen die Finanzmittel streicht – und sich dann doch wieder einmischt. Er gibt die teuren Projekte auf und setzt stattdessen auf eine Politik der Wirtschaftssanktionen, von der er annimmt, dass sie für ihn billig ist und er dabei nur gewinnen kann.
China dagegen betreibt die genau entgegengesetzte Politik, indem es in Zentral- und Südasien, in Ostafrika und inzwischen auch in Südosteuropa in großem Stil in die Verkehrsinfrastruktur investiert, darüber in den betreffenden Ländern politisches Renommee aufbaut, aber auch finanzielle Abhängigkeiten schafft. Andererseits braucht China die Landwege auch, um im Konfliktfall nicht von der Seemacht USA durch eine Blockade der Seewege stranguliert zu werden.
Frankopan spricht von der Seidenstraße durchweg im Plural, denn es handelt sich in Zentralasien, wo die historische Seidenstraße einst verlief, nicht nur um ein dichtes Geflecht von Verkehrswegen, sondern dazu gehören auch die Schienenwege nach Südasien und die Schifffahrtsrouten in den Indischen Ozean. „Seidenstraßen“ sind Wege des chinesischen Vordringens. Dennoch ist China nicht auf dem geopolitischen Weg zur Seemacht, sondern konzentriert sich auf Landverbindungen. Das spricht dafür, dass die USA und China miteinander auskommen könnten – wenn beide eine rationale Politik betreiben und ihre längerfristigen Interessen verfolgen. Danach sieht es zurzeit bei China freilich mehr aus als bei den USA.
Der Politikwissenschaftler Herfried Münkler veröffentlichte zuletzt „Der Dreißigjährige Krieg. Europäische Katastrophe, deutsches Trauma 1618 – 1648“ (Rowohlt Berlin, 2017).
Was auf den ersten Blick
wie eine Schwäche aussieht,
ist die Stärke des Buches:
dass es mehr Fragen aufwirft,
als es Antworten gibt
Immer rascher scheinen
die USA ihren Einfluss
zu verlieren
Peter Frankopan:
Die neuen Seidenstraßen.
Gegenwart und Zukunft
unserer Welt.
Aus dem Englischen von
Henning Thies.
Verlag Rowohlt Berlin,
Berlin 2019. 314 Seiten, 22 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 02.07.2019

Führen alle Straßen nach Peking?
Die Zukunft der Welt ist offener, als manche denken - und nicht alle nehmen Chinas Verhalten einfach hin

Die globale Dominanz Europas und der Vereinigten Staaten neigt sich ihrem Ende zu. Heute strebt Peking entschlossen nach Wiedergewinnung früheren Einflusses, indem es den eurasischen Wirtschaftsraum integriert. Zwei Faktoren beschleunigen dies: Europas interne Konflikte und Donald Trumps irrlichternde Politik. So argumentiert Peter Frankopan. Der Professor für Globalgeschichte an der Universität Oxford will damit thematisch und zeitlich anknüpfen an seinen Bestseller "Licht aus dem Osten. Eine neue Geschichte der Welt", in dem er die zentrale Rolle des Orients für den Okzident herausarbeitete.

Sein neues Buch ist solide recherchiert und gut geschrieben, es überrascht aber kaum. Wer die internationale Politik in einer guten Zeitung mitverfolgt, kennt die meisten Fakten und Daten. Frankopans Leistung liegt vielmehr in der Kompilation und Verdichtung. In fünf Kapiteln identifiziert der Autor "Straßen", auf denen sich Weltpolitik heute abspielt. In "Die Straßen in den Osten" zeigt er, wie der Westen seit seinem Sieg im Kalten Krieg an Einfluss in der Welt verliert. Symptome dafür sind: Russische Oligarchen und arabische Scheichs übernehmen englische Fußballclubs, Olympische Spiele und Fußball-WMs finden in China, Südkorea, Russland, oder Qatar statt, der neue Louvre eröffnete in Abu Dhabi. Chinesische Milliardäre kaufen alteingesessene Weingüter in Frankreich und Luxusimmobilien in Vancouver, die neue chinesische Mittelklasse lässt die bisherigen Reiseweltmeister, Amerikaner und Deutsche, bei den Tourismusausgaben zurück. "Straßen ins Herzstück der Welt" argumentiert, dass sich die Vereinigten Staaten und die EU politisch selbst zerlegen, während Asien Spannungen ab- und multilaterale Organisationen aufbaut. Das Herzstück der Welt liegt jedoch zwischen der Türkei und Japan, so Frankopan, wo 4,5 der 7,6 Milliarden Menschen leben und das Gros der Rohstoffe lagert - Öl, Gas, seltene Erden. Was dort passiere, bestimme deshalb den Lauf des 21. Jahrhunderts.

In "Die Straßen nach Peking" widmet sich Frankopan der chinesischen "Belt and Road Initiative". Ausgestattet mit einer Billion Dollar, hat sie das Zeug, China als Weltmacht zu verankern. Mittlerweile sind mehr als 80 Länder Teil des Megaprojekts - in Zentralasien, in Süd- und Südostasien, im Mittleren Osten, in Mittel- und Osteuropa, selbst in Afrika und der Karibik. Peking gibt Kredite für den Bau von Straßen, Eisenbahnen und Häfen, finanziert Kraftwerke, Pipelines und Flughäfen. Die Gründe dafür sind vielfältig: Da ist zum einen der Energiebedarf der chinesischen Wirtschaft, der bedient wird. Zum anderen kann die chinesische Stahl-, Zement- und Metallindustrie ihre Überproduktion in den gigantischen Infrastrukturprojekten im Ausland absetzen und überflüssige Bauarbeiter dort beschäftigen. Schließlich geht es Peking um Sicherheits- und Machtinteressen: Nachbarn wie Afghanistan sollen durch Infrastrukturprojekte stabilisiert, Territorialansprüche auf das Südchinesische Meer wortwörtlich zementiert, wichtige Knotenpunkte wie Häfen in Sri Lanka, São Tomé und Príncipe, Pakistan, Griechenland oder den Malediven kontrolliert werden. Zugleich kauft sich Peking massiv in rohstoffreiche afrikanische Länder ein und verdrängt die ehemaligen Kolonialmächte und die Vereinigten Staaten als deren wichtigste Handelspartner. Sein verlockendes, aber verlogenes Versprechen: sich nicht in innere Angelegenheiten der meist diktatorisch regierten Länder einzumischen. Geld bekommt nur, wer keine Beziehungen zu Taiwan unterhält und China nicht kritisiert. "Früher einmal führten alle Straßen nach Rom", schreibt Frankopan. "Heute führen sie nach Peking."

Der Aufstieg Chinas wird von anderen, allen voran Amerika unter Trump, nicht mehr einfach hingenommen. Davon handelt das Kapitel "Straßen der Rivalität". Obwohl Trump wenig von Militärstrategie und ökonomischen Zusammenhängen versteht, so erkennt er doch besser als seine Vorgänger, dass sich Peking nicht länger in die von Amerika geschaffene und dominierte liberale Weltordnung einbinden lässt. Allerdings verschärft Trump in den Augen Frankopans den Konflikt unnötig, indem er Strafzölle auf chinesische Importe verhängt und zu stark auf eine enge Partnerschaft mit Chinas Konkurrenten Indien setzt. Zugleich verprellen die Amerikaner durch ihre konfrontative Politik gegenüber EU und Nato alte Bündnispartner. Wie also geht es weiter mit der Welt? Frankopan zeichnet ein für den Westen ernüchterndes Bild: "Die Konstanz und Kohärenz von Chinas Botschaft steht in markantem Gegensatz zu der aus Washington, die zufällig, erratisch und voller Widersprüche ist". Trump treibe Iran, Pakistan und Russland in die Arme Pekings, zudem schwinde der militärtechnologische Vorsprung Amerikas. Die Machtverlagerung von West nach Ost gehe einher mit allen Ungewissheiten einer Übergangszeit, aber es gebe keinen Zweifel, dass das 21. Jahrhundert das asiatische sei.

Das ist alles im Kern richtig, wenn auch nicht neu oder gar originell. Natürlich ist es eine Herkulesaufgabe, angesichts einer Vielzahl von Brandherden und im Dauergewitter von Trumps Tweets und Putins Macho-Posen die Weltpolitik einzuordnen und die großen Linien zu zeichnen. Als Historiker reiht Frankopan indes lieber Indizien aneinander, zeigt Pro- und Contra-Argumente auf, als dass er sein Argument theoretisch unterfüttert. Ein paar Grafiken zur Entwicklung des Bruttoinlandsprodukts, des Pro-Kopf-Einkommens oder der Verteidigungsausgaben der Protagonisten hätten geholfen, die vielen Detailbeobachtungen besser einzuordnen. Letztlich unterschätzt Frankopan die militärische Stellung Amerikas und die Angst vieler Anrainer vor Chinas aggressivem Verhalten. Japan, Vietnam, Indonesien, Australien und Indien etwa erhöhen ihre Rüstungsbudgets und bauen ihre Verteidigungskooperation untereinander und mit Washington aus. Die Zukunft der Welt ist offener, als Frankopan glaubt.

STEPHAN BIERLING

Peter Frankopan: Die neuen Seidenstraßen. Gegenwart und Zukunft unserer Welt.

Rowohlt Berlin Verlag, Berlin 2019. 346 S., 22,- [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Sehr eingehend bespricht Alexander Wulfers dieses Buch auf den Wirtschaftsseiten der FAZ und verbindet seine Ausführungen mit allgemeinen Erwägungen und Informationen zu Chinas neuer Rolle in der Wirtschaft und Politik. "Vor noch nicht allzu langer Zeit bedeutete Globalisierung vor allem, dass westliche Unternehmen in Asien investieren. Heute fließt Geld oft in die andere Richtung", schreibt Wulfers. Mit einem traurigen Beispiel zeigt er, wie sich Kalkül und Irrationalität bei den Chinesen verbinden: "Weil in China die Haut von Eseln als alternatives Heilmittel gilt, ist die Nachfrage nach den Tieren stark gestiegen auch andernorts. In Tadschikistan vervierfachte sich der Eselpreis, auch in Afrika stieg er stark an." Ausführlich resümiert Wulfers, wie der in Oxford lehrende Frankopan die chinesische Expansion in allen Weltregionen beschreibt. Themen wie Überwachung oder die scharfe Kontrolle auch westlicher Öffentlichkeiten auf bestimmte Themen wie Taiwan oder Tibet scheint Frankopan eher nur zu streifen. Frankopan scheint die politische Kehrseite des Expansionsprozesses zwar zu thematisieren - aber offenbar in britischer Gelassenheit. Den Europäern rät er, so Wulfers, zu mehr Investition in Forschung. Klingt schon fast, als sei der Zug abgefahren.

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