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Einer der besten Kenner des alten China bringt archäologische Fundstücke zum Sprechen: Für die Zeit von der Gründung des Kaiserreichs 221 v.u.Z. bis zur Unterwerfung durch die Mongolen 1279 wird das breite Spektrum einer faszinierenden Kultur ausgeleuchtet. Vor allem die Archäologie bietet heute die Möglichkeit, das Leben im alten China zu rekonstruieren, und Aufsehen erregende Fundstücke illustrieren die unterschiedlichsten Aspekte einer beeindruckenden Kultur. In Verbindung mit eigens dafür übersetzten Literaturauszügen veranschaulichen sie in diesem Buch unter anderem die Machtfülle des…mehr

Produktbeschreibung
Einer der besten Kenner des alten China bringt archäologische Fundstücke zum Sprechen: Für die Zeit von der Gründung des Kaiserreichs 221 v.u.Z. bis zur Unterwerfung durch die Mongolen 1279 wird das breite Spektrum einer faszinierenden Kultur ausgeleuchtet. Vor allem die Archäologie bietet heute die Möglichkeit, das Leben im alten China zu rekonstruieren, und Aufsehen erregende Fundstücke illustrieren die unterschiedlichsten Aspekte einer beeindruckenden Kultur. In Verbindung mit eigens dafür übersetzten Literaturauszügen veranschaulichen sie in diesem Buch unter anderem die Machtfülle des Kaisers, die Unterwürfigkeit der Beamten und die Beziehungen zwischen den Geschlechtern; sie berichten von der Begeisterung für Fußball, vom Wandel der Schönheitsideale und von der Vorliebe für Seide, die schon vor mehr als 2000 Jahren ein Exportschlager war. Ausgehend von 60 ausgewählten Objekten, die in großformatigen Farbabbildungen präsentiert werden, entwirft Thomas O. Höllmann ein facettenreiches Gesamtbild der chinesischen Kultur. Welchen Stellenwert hatte die Schrift? Wann wurde gefeiert? Wie ging man mit dem Tod um? Auf diese und zahllose weitere Fragen gibt der Band konkrete Antworten; er berührt dabei eine enorme Vielfalt von Themenkomplexen, die von Ernährung bis Erziehung, von Musik bis Medizin, von Recht bis Religion und von Wirtschaft bis Wissenschaft reicht. Wer versuchen will, das heutige China in seinen Zusammenhängen zu verstehen, wird ohne den Rückgriff auf die historischen Wurzeln scheitern. Dieses Buch bietet einen lebendigen Einblick in Kultur und Alltag im alten China.
Autorenporträt
Thomas O. Höllmann ist Professor für Sinologie und Ethnologie an der Universität München. Zahlreiche Veröffentlichungen zur Geschichte, Ethnologie und Archäologie Asiens. Bei C.H.Beck liegt von ihm vor: "Die Seidenstraße" (2006).
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 23.08.2008

Polospiel und Schäfchenbier
Sechzig Szenen altes China: Thomas O. Höllmanns wunderbare Kulturgeschichte
Diese Erfahrung kennen wir aus der Kindheit, und wir haben sie trotz nachweislicher Bildungsanstrengungen immer wieder machen müssen: Man steht vor einem kleinen Exponat aus Lehm, aus Bronze, vielleicht auch aus Porzellan, einer Kanne, sagen wir, anmutig geformt, ein wenig ungewöhnlich die Tülle, merkwürdig geschwungen der Henkel, das ganze Teil umfangen von einer Schale, diskret beleuchtet in einer Nische stehend, darunter die Botschaft: Porzellankanne mit Schale (Dengyünshan, Jiangsu; 12. Jahrhundert).
Oder man blickt auf eine Goldhalskette mit eingelegten Lapislazuli und Karneol und liest: Halskette einer Prinzessin (Grab der Li Jingxun in der Nähe von Xi’an, Shaanxi; 7. Jahrhundert) und geht weiter und findet zwei kreisförmige und ein anderes, entfernt an ein Hufeisen erinnerndes Objekt mit der Legende: Hals- und Fußfessel aus Eisen (Zhengzhuang, Shaanxi; 3. Jahrhundert v. Chr.).
Man betrachtet also diese Exponate, denkt darüber nach, wie die Wörter Dengyünshan, Zhengzhuang oder Shaanxi wohl laut und ohne Peinlichkeit wiederzugeben wären. Noch mehr wünschte sich der Betrachter, seine Nacherzählung nicht auf die Begriffe Porzellankanne, Halskette und Fußfessel beschränken zu müssen, wünscht sich, irgendetwas begriffen zu haben, das die ästhetische Wahrnehmung haftend und vermittelbar macht. Eine Geschichte wäre hier angebracht, eine Geschichte der Herkunft, des Gebrauchs, der kulturellen Bedeutung, der in Material und Form verkörperten Träume und Ängste, die in diesen Objekten aufgehoben wurden.
Der in München lehrende Sinologe und Ethnologe Thomas O. Höllmann ist ein über jeden Zweifel an seiner akademischen Seriosität erhabener Gelehrter. In seinem bei C. H. Beck erschienenen, wunderbaren Buch „Das alte China” zeigt er uns, dass jene Seriosität und die Sehnsucht nach einer packenden, fesselnden Geschichte durchaus gleichzeitig erfüllbare Wünsche sind.
Höllmann berichtet in sechzig Szenen, die alle von mehr oder weniger bekannten Exponaten der chinesischen Kulturgeschichte ausgehen, über die wichtigsten Konfigurationen der klassischen chinesischen Lebenswelt. Selbstverständlich gehören dazu der Kaiser und das Mandat des Himmels, die Normen des Konfuzianismus und die Bedeutung des Glückspiels.
Doch wo liest man sonst von Schäfchenbier, von Polospielern oder von einem Odometer, mithin einem chinesischen Aufzeichnungstrommelwagen für Entfernungen?
Das Leben liegt bei den Toten
Das didaktische Prinzip, dessen der Autor dieses Buches sich befleißigt, wirkt denkbar schlicht und überzeugend: Ein Artefakt wird kurz vorgestellt, sein Fundort und seine archäologische Bestimmung werden bündig verhandelt, dann öffnet sich der Vorhang und der Leser erfährt über, sagen wir, das Bild der Tonfigur eines Knaben, wie es im alten China um Kindersterblichkeit bestellt war und um Vornamen, die Glück brachten oder Unglück abwehrten, wie es mit dem Lernen von Moral und von Bildungsgütern vor sich ging und wann die Kindheit aufhörte.
Als das Sich-Merken noch eine Kunst war, gingen die Lehrer ähnlich vor: Die Schüler erinnerten sich über einen vorgestellten Gegenstand an inhaltliche Zusammenhänge und behielten so den Stoff im Gedächtnis. So betrachtet, hat Thomas Höllmann in diesem Buch die klassische Kunst der Mnemotechnik aus einem langen Schlaf erweckt. Mit Geschichten, die, auch das ist heftig zu preisen, vorgelesen selten länger als acht Minuten dauern.
Aufschluss über das Leben im alten China geben uns in erster Linie die Toten. Ihnen wurden Beigaben ins Grab gelegt, die das Besondere und auch den Alltag für die Nachwelt festhielten. Etwa ein Schreibstein für Tusche, das Gemälde einer idealisierten Landschaft, Bronzemünzen oder Modelle für Schiffe, Haartracht oder Gewänder. Zu schweigen von vielen anderen Objekten einer schwer zu zügelnden Neugier, die hier aufzuzählen der Platz fehlt. Höllmann weist ihnen klug und unaufdringlich ihren Platz in der chinesischen Kulturgeschichte zu – als tragende Elemente oder als faits divers –, und die Leser werden darob klüger. Denn sie können künftig mitreden, wenn es um Staatsreligionen geht und um die Erfindung des Fußballspiels, wissen, wie es früher um Zahnpasta und Zähneputzen bestellt war und wie ein Tang-Kaiser sich erheiterte: Er befahl seinen höchsten Beamten, am Polospiel teilzunehmen und ergötzte sich an ihren Stürzen.
Ein schallendes Kompliment sei hier auch den Herstellern dieses Bandes ausgesprochen. Ihnen ist zu danken, dass der intellektuelle Gewinn auch zu einem Fest fürs Auge wurde. TILMAN SPENGLER
THOMAS O. HÖLLMANN: Das alte China. Eine Kulturgeschichte. Verlag C. H. Beck, München 2008. 328 Seiten, 29,90 Euro.
Ein Mann beim Zähneputzen – ja, beim Zähneputzen! Eine Darstellung in der Höhle 159 von Mogao (Dunhuang, Gansu, 9. Jahrhundert). Abbildung aus dem besprochenen Band
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.sz-content.de
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Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension

Matthias Messmer hat zwei Werke zur Geschichte Chinas gelesen und hat über beide viel Lobendes zu sagen. Thomas O. Höllmanns Kulturgeschichte des alten Chinas wählt einen Ansatz, der den Rezensenten als gleichermaßen "originell" wie erhellend beeindruckt. Der Münchner Professor für Sinologie und Ethnologie untersucht anhand einzelner archäologischer Funde alltägliche, philosophische oder ästhetische Phänomene im alten China, erklärt der Rezensent. Dabei nehme sich der Autor der verschiedensten Themen wie beispielsweise das "Zähneputzen" oder das "Lesen auf dem Klo" auf höchst anschauliche und instruktive Weise an, freut sich Messmer. Dass sich der Autor dieses auch äußerlich sehr ansprechenden Bandes dabei auch noch als guter Erzähler erweist, kann das Lesevergnügen des Rezensenten nur steigern. Allerdings weist Messmer darauf hin, dass die Ausführungen nicht unbedingt für Leser geeignet sind, die sich mit der Geschichte Chinas noch gar nicht beschäftigt haben.

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