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China and Japan have cultural and political connections that stretch back 1,500 years. But today they need to reset their strained relationship. Ezra Vogel underscores the need for Japan to offer a thorough apology for its atrocities during WWII, but he also urges China to recognize Japan as a potential vital partner in the region.

Produktbeschreibung
China and Japan have cultural and political connections that stretch back 1,500 years. But today they need to reset their strained relationship. Ezra Vogel underscores the need for Japan to offer a thorough apology for its atrocities during WWII, but he also urges China to recognize Japan as a potential vital partner in the region.
Autorenporträt
Ezra F. Vogel (1930-2020) is the author of Deng Xiaoping and the Transformation of China, a finalist for the National Book Critics Circle Award and winner of the Lionel Gelber Prize, and of the international bestseller Japan as Number One. He was Henry Ford II Professor of the Social Sciences Emeritus at Harvard University.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 12.11.2019

Wege aus der Sackgasse
Differenzierte Überlegungen über die schwierigen Beziehungen zwischen China und Japan

Es mag zunächst etwas befremden, dass ein emeritierter Harvard-Soziologe ein Werk zur über tausendjährigen Geschichte der beiden wichtigsten Länder Ostasiens vorlegt. Zumal er gleich auf den ersten Seiten freimütig betont, kein Historiker zu sein. Dass sein gut fünfhundert Seiten starkes Buch dennoch von größtem Interesse und äußerst lesenswert ist, liegt einerseits an der beeindruckenden Fülle historischer Fachliteratur und Expertise, anhand derer der Autor seine Darstellung entwickelt. Zum anderen - und das ist vielleicht noch entscheidender - ist es die von Empathie und Erfahrung getragene Haltung, mit der Ezra Vogel die Verflechtungsgeschichte Chinas und Japans präsentiert. Vogel, 1930 geboren und Schüler des bekannten Soziologen Talcott Parsons, ist ja für die modernen Ostasienwissenschaften kein Unbekannter. Er ist mit zahlreichen Monographien zu Politik und Gesellschaft Chinas und Japans im letzten Viertel des 20. Jahrhunderts hervorgetreten. Geradezu als Klassiker gilt sein 1979 publiziertes Werk "Japan as Number One. Lessons for America", das wie kaum ein anderes den Boden für den westlichen "Japan-Boom" der achtziger Jahre bereitete. Bis heute ist die japanische Ausgabe das meistgelesene Sachbuch eines westlichen Autors in Japan.

Aber Vogel, des Japanischen ebenso wie des Chinesischen mächtig, analysierte als Sozialwissenschaftler nicht nur die japanische Gesellschaft, sondern auch die chinesische Politik, insbesondere in der Zeit der Öffnung Chinas unter Deng Xiaoping. Zwar besaßen seine sozialwissenschaftlichen Studien immer auch eine historische Perspektive, doch dass er mit diesem Alterswerk die lange Geschichte der Beziehungen zwischen China und Japan selbst in den Mittelpunkt stellt, ist neu und gleichzeitig von höchster Aktualität. Denn die Kontroversen um die Deutung von Geschichte haben sich insbesondere seit den späten neunziger Jahren zu einem kaum überwindbaren Hindernis in der Diplomatie Ostasiens entwickelt und das wechselseitige Vertrauen beider Gesellschaften nachhaltig untergraben. Auch wenn in den vergangenen Jahren neue Eskalationen ausgeblieben sind, bleiben die Geschichte beider Länder und ihre politische Instrumentalisierung ein zentrales Problem, wie im Übrigen auch und derzeit in bislang unerreichter Zuspitzung zwischen den "Verbündeten" Japan und Südkorea.

Ezra Vogel geht es allerdings gerade darum, Wege aus der Sackgasse solcher Zuspitzungen aufzuzeigen, indem er gewissermaßen von der Position des Beobachters aus erzählt, der Perspektiven und Argumente beider Seiten genau wahrnimmt und in den Beziehungen Chinas und Japans minutiös kontextualisiert - ohne dabei auch die dunkelsten Kapitel dieser Geschichte auszublenden, die er ebenso differenziert wie nüchtern referiert.

Von tiefer Sympathie für beide Gesellschaften getragen, sieht Vogel nicht nur westliche Leserinnen und Leser, sondern eher jene Chinesen und Japaner als ideales Lesepublikum seines Buches, die ein ehrliches, "objektives" Interesse am jeweils anderen haben. Fest steht: Dieses Buch ist nichts für die Hardliner und Schwarzweißmaler beider Seiten, denn es eröffnet eine Zusammenschau chinesischer und japanischer Geschichte und ihrer Verflechtung, die sich jeder Stereotypisierung der jeweils anderen Gesellschaft widersetzt. Dabei ist es jedoch die Stärke dieses Buches, auch gängige Stereotypen im Einzelnen zu benennen und aus der historischen Erfahrung abzuleiten, um so zu zeigen, wo diese unter welchen zeitgeschichtlichen Umständen wirksam beziehungsweise instrumentalisiert wurden.

In den vergangenen zwei Jahrzehnten spielten dabei die Medien beider Länder eine wachsende Rolle, wenn etwa im Kontext der "patriotischen Erziehung" Chinas das Image der gleichsam ontologischen Brutalität "der Japaner" in zahllosen Filmen und Fernsehserien zementiert wurde und in der japanischen Berichterstattung umgekehrt allein chinesische Szenen gewaltsamer, antijapanischer Ausschreitungen das Bild dominierten. Eindrücklich führt die nuancierte und behutsame Darstellung Vogels auch vor Augen, dass es im historischen Prozess Ostasiens seit Mitte des 19. Jahrhunderts keine Automatismen gegeben hat, dass es nur so und eben nicht anders hat kommen müssen.

Dies gilt beispielsweise auch für die moderne Geschichte Japans, für die nicht nur von chinesischer Seite bisweilen eine lineare, geradezu zwangsläufige Entwicklung von den imperialen Träumen der späten Meiji-Zeit (1868-1912) zu den Kriegsverbrechen des Japanisch-Chinesischen Krieges in den dreißiger Jahren diagnostiziert wird. Auf sechzig Seiten behandelt Vogel die Geschichte der Beziehungen beider Länder vom Altertum bis zum Ende der Neuzeit und erinnert daran, dass für Kultur und Gesellschaft Japans der Einfluss Chinas als kulturell-zivilisatorische Größe schlichtweg nicht zu überschätzen ist - auch wenn Shogunat und Tenno den Status eines dem chinesischen Kaiser tributpflichtigen Vasallenstaats niemals akzeptierten und Japan daher mit China keine diplomatischen Beziehungen unterhielt. Chinesische Klassik, Literatur und Gelehrsamkeit bildeten dennoch den Mainstream höherer Bildung in Japan.

Der Schwerpunkt des Buches liegt aber dann auf der wechselvollen Geschichte seit Mitte des 19. Jahrhunderts und reicht bis in die Gegenwart - bis zur aktuellen Krise des sino-japanischen Verhältnisses. Am Schluss erörtert es mögliche außen- und globalpolitische Optionen Ostasiens im Zeitalter der Trump-Präsidentschaft - insofern ein sehr aktuelles Buch! Es ist in jedem Fall eine großartige Synopse, die Vogel hier in insgesamt zwölf Kapiteln vorlegt und die einerseits die großen Linien der historischen Entwicklungen in ihrer Komplexität präsentiert, andererseits aber durch die Rückbindung dieser großen Linien an das exemplarische Denken und Handeln einzelner Politiker, Unternehmer, Intellektueller, Dissidenten, Militärs und Propagandisten das historische Geschehen konkret und anschaulich macht.

Es ist dieses auf historische Akteure fokussierte Narrativ, das den Leser vielleicht am stärksten beeindruckt - gerade in Zeiten, in denen zu Recht der Mangel an regelmäßigen Kontakten zwischen japanischen und chinesischen Politikern beklagt wird. Wie dicht war dieses Netz nicht nur an Begegnungen, sondern an persönlichen Beziehungen, ja über Jahre und Jahrzehnte gepflegten Freundschaften noch bis in die achtziger Jahre! Vierzehn besonders aussagekräftige Biographien - unter anderem von Tschiang Kei-schek über Ishibashi Tanzan, Jiang Baili, Takasaki Tatsunosuke und Tanaka Kakuei bis Tschou En-lai - finden sich im Anhang. So bringt Vogel auch in Erinnerung, dass es einmal "goldene Zeiten" des sino-japanischen Verhältnisses gab, getragen von persönlicher Erfahrung als Lehrende oder Lernende in dem jeweils anderen Land. Dabei bleibt sein Narrativ frei von jeder Nostalgie. Angesichts der von Vogel am Schluss genannten aktuellen Zahlen und Befunde mag der Leser hoffen, dass die seit etwa zehn Jahren durch Massentourismus und wirtschaftliche Aktivitäten exponentiell gestiegenen Begegnungen auf der Graswurzelebene letztlich doch einen Beitrag gegen die Verfestigung von stereotypen Feindbildern in den Gesellschaften Chinas und Japans leisten mögen.

KLAUS VOLLMER

Ezra F. Vogel: China and Japan. Facing History.

Harvard University Press, Harvard 2019. 523 S., 28,95 £.

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