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Yassir Arafat war das Symbol des palästinensischen Kämpfers für einen eigenen Staat. Vielfach abgeschrieben, war der politische Überlebenskünstler einer der weltweit bekanntesten und wichtigsten Politiker im Nahen Osten.Ihn und seinen politischen Lebensweg umgibt noch immer eine Aura des Rätselhaften. Danny Rubinstein lüftet diesen Schleier aus Legenden und Mythen. Sachkundig und objektiv beschreibt er das »Phänomen Arafat«, ohne ihn zu glorifizieren oder ihn als »Terroristen« zu verteufeln.Durch den Zugang zu Insiderinformationen enthüllt Rubinstein teilweise nicht bekannte Details und…mehr

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Produktbeschreibung
Yassir Arafat war das Symbol des palästinensischen Kämpfers für einen eigenen Staat. Vielfach abgeschrieben, war der politische Überlebenskünstler einer der weltweit bekanntesten und wichtigsten Politiker im Nahen Osten.Ihn und seinen politischen Lebensweg umgibt noch immer eine Aura des Rätselhaften. Danny Rubinstein lüftet diesen Schleier aus Legenden und Mythen. Sachkundig und objektiv beschreibt er das »Phänomen Arafat«, ohne ihn zu glorifizieren oder ihn als »Terroristen« zu verteufeln.Durch den Zugang zu Insiderinformationen enthüllt Rubinstein teilweise nicht bekannte Details und widerlegt manches Klischee. Spannend beschreibt er den Lebensweg des langjährigen PLO-Vorsitzenden von den politischen Anfängen in Kairo bis in die 1990er Jahre.Der Autor vermittelt zudem vielfältige Einblicke in die Hintergründe des israelisch-palästinensischen Konflikts, wodurch das Buch einen wichtigen Beitrag zu dessen Verständnis leistet.Danny Rubinstein wurde 1937 in Jerusalem geboren. An der Hebräischen Universität studierte er Soziologie sowie Geschichte und Sprachen der arabischen Welt. Seit 1968 schreibt er über den israelisch-palästinensischen Konflikt. Für seine Berichterstattung über die Palästinenser erhielt er 1988 den Sokolowpreis, Israels wichtigste journalistische Auszeichnung. Rubinsteins Buch The People of Nowhere bezeichnete Edward W. Said als »einen der seltenen israelischen Versuche, die palästinensische Tragödie zu verstehen«. Neben seiner journalistischen Tätigkeit ist Rubinstein Dozent für Geschichte der arabischen Welt an der Unversität in Beesheba.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 21.03.1997

Der Mythos verflüchtigt sich
Eine israelische Biographie des Palästinenserführers Arafat

Danny Rubinstein: Yassir Arafat. Vom Guerillakämpfer zum Staatsmann. Aus dem Englischen von Torsten Waack. Palmyra Verlag, Heidelberg 1996. 208 Seiten, 34,- Mark.

Wenn Yassir Arafat sein Kopftuch, die palästinensische Keffiya, um sein Haupt windet, überläßt er nichts dem Zufall. Er achtet darauf, daß der Stoff an einer Stelle einen Zipfel bildet und zugleich über seine rechte Schulter fällt. So erhalte seine Kopfbedeckung die Form der Landkarte Palästinas, erläuterte der PLO-Chef einmal. Doch nicht nur in der Gestaltung seiner Kleidung, sondern auch in der Darstellung seines Lebenslaufs und der Inszenierung seines Lebensstils sucht er die "palästinensische Erfahrung" zu verkörpern. "Arafats Hauptfunktion ist diejenige eines Symbols", schreibt der israelische Journalist Danny Rubinstein in seiner Biographie. Arafats Bild "wurde von ihm und seinem Umfeld als Katalysator für die Mobilisierung des Volkes geschaffen".

Rubinstein erhebt nicht den Anspruch, eine umfassende Biographie vorzulegen, vielmehr geht es ihm darum, das "Image" des Palästinenserführers zu untersuchen. Er will zeigen, wie sich dieses auf die politische Entwicklung im Nahen Osten ausgewirkt hat. Trotz aller Widersprüche und Unwahrheiten, die er in den "Mister Palästina" umgebenden Legenden aufzeigt, bleibt der israelische Autor fair. Unaufgeregt und und sachlich zeichnet Rubinstein Arafats Entwicklung vom "Guerillakämpfer zum Staatsmann" nach. Herausgekommen ist dabei ein gut zu lesender Versuch, das Rätsel um den PLO-Chef zu lösen, ohne den Menschen Arafat bloßzustellen.

Das Rätselraten beginnt bereits mit seinem Geburtsort. Arafat selbst behauptet, er sei in der Altstadt von Jerusalem geboren worden oder zumindest im Gazastreifen. Rubinstein schließt sich indes der Meinung anderer Biographen an, die nachweisen können, daß er in Kairo geboren wurde. Zwar steht außer Zweifel, daß er in seiner Kindheit mehrere Jahre in Jerusalem gelebt hat, doch läßt sich seine ägyptische Vergangenheit - bis hin zu seinem Akzent - kaum verleugnen. Seinem Ansehen als Palästinenserführer hat es nicht geschadet. Auf Fragen nach den Umständen seiner Geburt antwortet er deshalb gerne: "Ich wurde erst geboren, als ich Abu Ammar wurde." Das ist Arafats Kampfname, und als Revolutionär werde er allseits anerkannt. Dieses hier wie auch schon bei der Wahl seiner Kleidung erkennbare Bemühen, seine Identität als Privatperson in den Hintergrund zu drängen, hält Rubinstein für einen Schlüssel für das Verständnis von Person und Politik. Gerade dadurch sei er zu einer Projektionsfläche für palästinensische Wünsche und Gefühle. An Übertreibungen, ja Lügen nähmen viele kaum Anstoß. Etwa, daß viele der Operationen der Fatah-Kämpfer Ende der sechziger Jahre frei erfunden waren. Wichtig für Arafats Wirkung sei seine Aufrichtigkeit und seine große Konsequenz in der Verfolgung seines Kurses - auch wenn für manche seiner "Fehleinschätzungen" ein hoher Preis bezahlt werden mußte: Der PLO-Chef hatte es etwa nicht für möglich gehalten, daß König Hussein seine Organisation aus Jordanien vertreiben würde. Im blutigen "Schwarzen September" mußte er das Gegenteil erfahren.

Die durch sein Ansehen gewonnene Machtposition hat der PLO-Chef durch ein zentralistisches System gefestigt, in dem nichts ohne ihn geschehen kann. Die penible Kontrolle der PLO-Finanzen führt Rubinstein als eine der wichtigsten Erklärungen für seine starke Position an: Praktisch alle Zahlungsanweisungen bis hin zu den Spesenabrechnungen seiner Mitarbeiter gehen über seinen Schreibtisch. Alle Konten und Aktiva sollen unter seinem Namen registriert sein. Arafats Führungsstil wird immer wieder mit dem an einem "byzantinischen Hofstaat" verglichen. Dennoch sucht er bei wichtigen Entscheidungen den Konsens, der ihm oft wichtiger ist als der Gegenstand der Verhandlungen. Ausnahmen - die zum Teil zu erheblichem Aufruhr an der Basis führten - machte er 1974, 1984 und zuletzt 1993 bei der israelisch-palästinensischen Grundsatzerklärung. Jeweils galt es, die Gründung eines Palästinenserstaates voranzutreiben. Dafür war er bereit, den Konsens zu verletzen. Da der Autor diese Themen in verschiedenen summarischen Kapiteln anspricht ("Führungsstil", "Reisediplomatie"), kommen die eigentliche Entscheidungsfindung und die damit verbundenen Meinungsumschwünge etwas zu kurz, nicht zuletzt Arafats Rolle bei den Verhandlungen in Oslo.

Seit 1994 lebt und regiert Abu Ammar in Palästina. Die Zukunft des Mythos Arafat beurteilt Rubinstein eher pessimistisch. Sein autoritärer Führungsstil und das Demokratieverständnis vieler Palästinenser in den Autonomiegebieten vertragen sich nicht. Mit kleineren Oppositionsgruppen hatte er zwar früher schon zu kämpfen. Aber keine war so groß wie die islamistische Hamas, die seine Politik offen ablehnt. Der Autor hat den Eindruck, daß sich der Mythos um Arafat auf dem Höhepunkt seiner politischen Karriere verflüchtigt. "Die Legende Yassir Arafat scheint dabei allerdings kaum noch von Nutzen zu sein, sich vielmehr an der harten Realität im Gazastreifen aufzureiben."

HANS-CHRISTIAN RÖSSLER

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