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Erotisch, packend nervenaufreibend: "Wo die Erde bebt" führt nach Japan - und in die Abgründe menschlicher Begierde. Susanna Jones' sinnlicher Psychothriller handelt von einer Leidenschaft, die so unzähmbar ist, das sie nur in einer Katastrophe enden kann. Bei einem Regenspaziergang im nächtlichen Tokio lernt die Britin Lucy Fly den schönen Japaner Teiji kennen, einen Fotografen, der ihr durchs Kameraauge in die Seele zu schauen scheint. Eine Amour fou entspinnt sich zwischen dem Mann mit dem Fotoapparat und der Ich-Erzählerin, mit wildem Sex auf dem Futon oder im Freien, unterbrochen nur von…mehr

Produktbeschreibung
Erotisch, packend nervenaufreibend: "Wo die Erde bebt" führt nach Japan - und in die Abgründe menschlicher Begierde. Susanna Jones' sinnlicher Psychothriller handelt von einer Leidenschaft, die so unzähmbar ist, das sie nur in einer Katastrophe enden kann. Bei einem Regenspaziergang im nächtlichen Tokio lernt die Britin Lucy Fly den schönen Japaner Teiji kennen, einen Fotografen, der ihr durchs Kameraauge in die Seele zu schauen scheint. Eine Amour fou entspinnt sich zwischen dem Mann mit dem Fotoapparat und der Ich-Erzählerin, mit wildem Sex auf dem Futon oder im Freien, unterbrochen nur von den Gelagen in der dampfenden Garküche von Teijis Onkel, wo die beiden fasziniert über Sterne, Vulkane und Erdbeben sprechen. Eines morgens jedoch ist ein kleines Erdbeben das dunkle Vorzeichen für Lucys Verhaftung. Sie wird beschuldigt, ihre beste Freundin umgebracht zu haben. Und nun, als sie Teijis Hilfe braucht, ist er verschwunden... Lange sitzt Lucy in einer Verhörzelle der Tokioter Polizei vor dem Beamten, sinniert, schweigt, beginnt stockend zu reden. Sanft, freundlich und humorvoll wirbt sie dann für sich, für ihre Version der Geschichte, deren Schrecken doch kaum verborgen bleibt. Und immer wieder schimmert eine andere Lucy Fly durch: eine, die angeblich zwei Menschenleben auf dem Gewissen hat, eine, deren Zorn so zügellos ist wie ihre Selbsteinschätzung trügerisch. So wird der Leser zugleich Zeuge und heimlicher Komplize eines Verbrechens, das selbst in der subtilen Sprache dieses atmosphärischen und raffinierten Romans schaudern macht. Bis sich dann herausstellt, dass alles ganz anders war. Oder vieleicht doch nicht? "Wo die Erde bebt" ist ein Glücksfall: Thriller, Liebesgeschichte und ein subtiles Psychodrame - ein Buch mit einem spür- und fühlbaren Geheimnis.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Abgründig und immer wieder überraschend findet Rezensentin Silke Scheuermann diesen "Psychothriller". Nur der "reißerische deutsche Titel" scheint ihr nicht angemessen, denn "The Earthquake Bird" sei ein "subtiles Drama" - in knappem, oft schroffen Ton erzählt. Das Buch, heißt es mit einem ins Ärgerliche schwingenden Ton, gefällt sich in "spitzen Schilderungen der Umwelt" und steigert sich "in ungnädige Selbstbeschreibungen". Es geht, wie man der inhaltlichen Auseinandersetzung mit dem Stoff entnehmen kann, um eine Engländerin in Tokyo und deren Beziehung zu einem japanischen Fotografen, der nach dem Mord an einer Bekannten spurlos verschwunden ist. Selbstredend spielen im Buch auch die europäisch-japanischen Kulturunterschiede eine Rolle, die von der Autorin wohl auch dazu genutzt werden, die Protagonistin in eine "bis zum Hass gesteigerte Entfremdung" von ihrer eigenen Geschichte hineinzumanövrieren. Hierhin jedoch mag ihr die Rezensentin nicht mehr folgen. Auch, weil Autorin Jones mitunter ihre "sonst so geschickt gezogenen Register der Erzählkunst" in Manierismen abgleiten lässt.

© Perlentaucher Medien GmbH

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 08.11.2001

Der Unglücksfotograf
Fremd in Japan: Susanna Jones mag Tofu, schlürft aber bitteren Tee

Es ist ein knapper, oft schroffer Ton, den die Ich-Erählerin von der ersten Seite des Psychothrillers "Wo die Erde bebt" anschlägt, er gefällt sich in spitzen Schilderungen der Umwelt und steigert sich in ungnädigen Selbstbeschreibungen. Den reißerischen deutschen Titel hat das Debüt der 1967 in Yorkshire geborenen Autorin Susanna Jones, das im Original nach dem darin vorkommenden merkwürdigen Nachtvogel "The Earthquake Bird" heißt, nicht verdient, denn es handelt sich um ein subtiles Drama. Was ja trotzdem nicht bedeutet, daß das Buch nicht doch mit ziemlichem Donnerschlag beginnen könnte: indem es auf der ersten Seite bereits ein Erdbeben und die Verhaftung Lucys kurzschließt.

Auf der Tokioter Polizeiwache gibt Lucy sich dann aggressiv und spröde, als sie zum Tod ihrer Bekannten Lily befragt wird. Nein, sie weiß nicht, wer den Mord verübt haben könnte. Warum sie nach Japan gekommen sei? "Ein Interesse an der japanischen Kultur, ich wollte die Sprache lernen, ich mußte mir etwas Geld zusammensparen, ich wollte die Welt sehen, ich wollte aus diesem trostlosen England raus, ich mag Tofu", listet sie sämtliche Antworten auf, die ausgewanderte Europäer gerne geben. Nach außen werden ihre Auskünfte immer schnippischer, innerlich rollt ein Film ab. Lucy läßt die Beziehung zu dem japanischen Fotografen Teji Revue passieren, der seit Lilys Tod verschwunden ist.

Ziemlich wortkarg sind Lucy und Teji die ganze Zeit über im Umgang miteinander gewesen, erfährt man, und das, obwohl Lucy, die als Übersetzerin nach Tokio gekommen ist, die fremde Sprache perfekt beherrscht. Bereits zum Zeitpunkt ihres Kennenlernens ist der Fotoapparat dabei: Teji bannt seine glücklichen Momente auf Bilder, die er in Schachteln in seiner Wohnung hortet. Bevor noch ein Wort gewechselt ist, macht er sein erstes Foto von Lucy: "Er sah mir forschend ins Gesicht, als könne er nicht ganz das finden, was er wollte. Er führte die Kamera wieder ans Auge und visierte mich durch den Sucher an, wie ein Kind, das durch eine leere Klopapierrolle späht, um die Welt einmal anders zu sehen. Und die Kamera klickte und blitzte. Das waren die ersten Bilder, die er von mir aufnahm. Ich habe sie nie zu sehen bekommen." Später ist ihre Eifersucht geweckt, als er ihre neue Bekannte Lily fotografiert.

Rasch meint der Leser, verwandte psychiotische Geister im Liebespaar zu sehen: Die bis zum Haß gesteigerte Entfremdung Lucys von ihrer eigenen Geschichte und ihrer Umwelt scheint der Manie Tejis zu entsprechen, eine Situation nur gebrochen durch die Linse, als ständiges zeitverzögertes So-ist-es-gewesen, erleben zu können. Glaubt man jedoch an die spiegelbildliche Beziehung der Sonderlinge, die sich über alle kulturellen Abstände gefunden haben, ist man bereits auf die Fährte gebracht, auf der Susanna Jones den Leser haben will.

Mit der Etablierung der außergewöhnlichen Selbstentfremdung der Erzählerin hat die Autorin das Thema der Fremdheit von der ersten Seite an als existentielles eingeführt und kann es so den gesamten Roman in verschiedenen Färbungen durchziehen lassen. Sie sinniert nicht allzuviel über Unterschiede im Denken der Nationen und listet zum Glück nicht die für Europäer unglaublichen Lebensunterschiede in Japan auf pittoreske Weise auf: Die Erzählerin läßt ihre Informationen nur dort einfließen, wo sie im Rahmen der Geschichte auch sinnvoll sind, ob es nun um ein neues Mückenvernichtungsgerät geht oder ob Lucy auf unnachahmlich negative Weise ein Kompliment an die japanische Küche macht: "Ich war noch nicht lange genug in Japan, um den bitteren Geschmack des Tees und die widerliche Süße der Bohnenpaste schätzen zu können."

Nur ein literarisches Mittel in diesem abgründigen und immer wieder überraschenden Buch stört in den sonst so geschickt gezogenen Registern der Erzählkunst. Um den Abstand zu sich selbst besonders eindringlich aufzuzeigen, spricht die Ich-Erzählerin Lucy nämlich immer wieder plötzlich von sich in der dritten Person, was als Konzept plausibel erscheint, allerdings nur unfreiwillige Komik entstehen läßt, da es nicht in selbstironischen, sondern in todernsten Kontexten stattfindet. Etwa wenn, nachdem gerade die Beerdigungsriten der Japaner dargestellt wurden, es plötzlich unvermittelt heißt: "Lucy hätte nichts dagegen, eingeäschert und von ihren Freunden auseinandergenommen zu werden." Gerade in der Wiederholung stört diese Manieriertheit den Lesefluß. Daß man sich dem Text dennoch aussetzt, spricht dann wieder sehr für den Roman.

SILKE SCHEUERMANN

Susanna Jones: "Wo die Erde bebt". Roman. Aus dem Englischen übersetzt von Giovanni und Ditte Bandini. Rowohlt Verlag, Reinbek 2001. 208 S., geb., 39,90 DM.

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