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Wenn dir das Leben die Hand reicht, greife zu - Erfolg, Ruhm, Sex, schöne Dinge. Eine Geschichte aus dem Leben: Aufstieg und Fall des Studenten Gumbo in der Welt, den Medien, der Liebe - aus den Fängen der WIR-MASCHINE gibt es kein Entkommen.
Als der Student Gumbo eines Nachts in einem Hamburger Szenelokal von der Werberin Barbara aufgelesen wird, um tags darauf in ihren Latexlaken aufzuwachen, glaubt er sich vor seinem endgültigen Durchbruch. Doch das Leben ist bitter, Erfolg und schöner Schein entpuppen sich nur zu oft als bloßer Tand, dem die Seele fehlt. Ob der Erfolg nun winkt oder…mehr

Produktbeschreibung
Wenn dir das Leben die Hand reicht, greife zu - Erfolg, Ruhm, Sex, schöne Dinge.
Eine Geschichte aus dem Leben: Aufstieg und Fall des Studenten Gumbo in der Welt, den Medien, der Liebe - aus den Fängen der WIR-MASCHINE gibt es kein Entkommen.

Als der Student Gumbo eines Nachts in einem Hamburger Szenelokal von der Werberin Barbara aufgelesen wird, um tags darauf in ihren Latexlaken aufzuwachen, glaubt er sich vor seinem endgültigen Durchbruch. Doch das Leben ist bitter, Erfolg und schöner Schein entpuppen sich nur zu oft als bloßer Tand, dem die Seele fehlt. Ob der Erfolg nun winkt oder nicht: Gumbo ist längst Opfer der alles verschlingenden WIR-MASCHINE. Bissig, sarkastisch zeichnet Joachim Bessing das Porträt einer verlorenen Welt. Seine WIR-MASCHINE ist die Metapher einer entmenschlichten Glücks- und Erfolgsideologie, verhängnisvoll geschmückt mit Glamour, Geld, sex & drugs, großen Worten und wirren Ideen.
Autorenporträt
Joachim Bessing, geboren 1971, lebt als freier Schriftsteller, Drehbuchautor und Essayist in Berlin. Nach zahlreichen Zeitungspublikationen veröffentlichte er 1999 Tristesse Royale, das ihn als Popliteraten bekannt machte. im März 2002 heiratete er die Schriftstellerin Alexa Hennig von lange.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 29.12.2001

Heiße Sache, so ein Kältetod
Neuer Style, neuer Look: Joachim Bessing gibt den Schriftsteller

Die neue deutsche Popliteratur ist ohne ihren Markencharakter gar nicht denkbar. Ihre Generation definiert sich über eine Automarke, ihr Stil erschöpft sich weitgehend in der Wiedergabe von Markennamen, zu denen die Autoren längst selbst geworden sind. "Christian Kracht" oder "Benjamin von Stuckrad-Barre" könnte man sich auch auf ein T-Shirt drucken lassen. Die Namen natürlich, nicht ihre Texte.

Auch Joachim Bessing ist kein Unbekannter in der Szene, doch gründet sich sein Ruf bisher nicht auf belletristische Texte, sondern auf die Herausgabe eines Protokolls. Vier selbsternannte Popstars des Literaturbetriebs, darunter die beiden genannten, lud er für ein Wochenende ins Adlon nach Berlin ein, zeichnete die Gespräche (über Markennamen) auf und veröffentlichte die Transkription der Mitschnitte: "Tristesse Royal". So entstand ein Manifest.

Das große Problem von einmal profilierten Marken jedoch ist, daß sich der Massengeschmack von ihnen weg entwickeln kann. Dann wird es Zeit für ein "Re-modeling", wie man in Fachkreisen sagt, eines der Lieblingsthemen der fünf Popweisen. Nun hat Joachim Bessing es einmal selbst ausprobiert und sich zum Romancier umgestylt. "Wir Maschine" heißt etwas hermetisch der Titel seines ersten Romanversuchs, in dem der Wille zum sozialkritischen Tiefgang die dünne Hülle der Seifenblase Werbewelt zum Platzen bringen soll, die begrenzten literarischen Fähigkeiten jedoch die Oberfläche der selbst auferlegten Popästhetik nicht zu durchdringen vermögen.

Dabei funktioniert der Roman zuerst einmal gar nicht schlecht, wenn er den Fremd- und Selbstbetrug der Werbebranche aus der Insiderperspektive seziert. Die Ellbogenmentalität der Aufsteiger, der egozentrische Realitätsverlust der Spitzenreiter und der Selbstbetrug der Abgestürzten, all das wird schonungslos dargestellt von einem, der sich auszukennen scheint.

Wie zu erwarten war, passiert nicht wirklich etwas. Statt einer interessanten Handlung wird eine ganze Reihe von Personen vorgestellt, statt Beziehungen deren allgemeine Beziehungsunfähigkeit geschildert. Da ist zuerst einmal Gumbo, der so junge wie naive Held des Romans. Er hat sein ohnehin wenig erfolgversprechendes BWL-Studium aufgegeben, um für Barbara, die ihn eines Abends in einer Szenekneipe aufgelesen hat, in einer Werbeagentur zu arbeiten. Die Hochglanz-Karrierefrau ist eigentlich Lesbe, doch für Gumbo, den sie nach ihren eigenen Vorstellungen formen will, macht sie eine Ausnahme. Die Werbeagentur gehört dem fast nur noch von Drogen lebenden Francis, den sein eigener Erfolg bis zur absoluten Arbeitsunfähigkeit korrumpiert hat, die er allerdings ausschließlich seinen Mitarbeitern anlastet. Und da ist Bernd, ein ganz gewöhnlicher Computernerd, dessen unterwürfige Art, sich in das Leben der Werbeclique zu drängen, ein wenig unheimlich wirkt.

Bis dahin verläuft der Roman in vorhersehbaren Bahnen und würde als Umsetzung des popästhetischen Programms ein wohlwollendes Urteil verdienen. Man könnte lediglich fragen, warum Bessing, der erklärtermaßen so viel Mühe und Aufwand in die Perfektionierung seines Kleider- und Lebensstils steckt, diese Sorgfalt nicht auch seinem literarischen Stil angedeihen läßt. In den Zeiten von Oscar Wilde waren Dandys noch perfekt gekleidet und ihre Prosa funkelnd geschliffene Diamanten. Bessing jedoch ist im literarischen Schreiben noch ungeübt, wie die zahllosen Anleihen an Stereotypen der Trivialerzählung zeigen. Dabei wirken die fiktiven Dialoge in Bessings Roman oft noch natürlicher als die nach Tonbandaufzeichnungen verfaßten Diskussionen in "Tristesse Royal", die nicht selten wie der Fleißaufsatz eines altklugen Primaners klangen. Davon hat sich Bessing so weit gelöst, daß er in den Roman mit der Figur eines solchen Gymnasiasten sogar eine kleine Selbstparodie einbauen kann.

Der Autor ist also durchaus auf einem richtigen Weg, der Mangel an Handlung gründet auf der Stagnation der Werbewelt um Gumbo herum. Veränderungen messen sich hier höchstens an der Menge des Drogenkonsums, der entropische Kältetod weit "Unter Null" scheint das unausweichliche Ziel zu sein. Doch Joachim Bessing will ein heißeres Finale. Das wird schon durch die Wahl seines literarischen Vorbilds deutlich. Wie auch für die anderen Mitglieder des popkulturellen Quintetts ist Bret Easton Ellis für ihn stilbildend, doch erst nachdem er ihn von jeder Ironie gereinigt hat. Ellis' "American Psycho" etwa ist, auch wenn er das so gut versteckt wie vielleicht kein anderer Roman je, ein komisches Buch. Bessing hat jedoch jeder Ironie abgeschworen. "Irony is over, Bye Bye" hieß es programmatisch auf dem Rückcover der von Christian Kracht herausgegebenen Erzählsammlung "Mesopotamia".

Die Folge ist, daß sich das teils surreale, teils gewalttätige Ende von "Wir Maschine" nicht als ironischer oder auch zynischer Kommentar zum Vorhergehenden liest, sondern lediglich gegen den Rest des Buches sperrt. Der Untergang des schönen Oberflächenscheins nach dem alten Anarchistenmotto "Alles Scheiße, alles Dreck, eine Bombe alles weg" überrascht leider nicht auf eine überzeugende Art. Bessings persönlicher Ausweg aus dem "Teufelskreis der Kollektivierung des Individualismus" lautet so: "Von innen bomben." Jetzt ist seine Bombe geplatzt, auf dem Papier, und da ihr die nötige literarische Sprengkraft fehlt, richtet sie zumindest keinen Schaden an. Lieber ein schlechter Schriftsteller als ein guter Terrorist.

SEBASTIAN DOMSCH.

Joachim Bessing: "Wir Maschine". Roman. Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart 2001. 205 S., geb., 39,80 DM.

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Perlentaucher-Notiz zur ZEIT-Rezension

Kein gutes Haar lässt der Rezensent Sacha Verna am Romandebüt Joachim Bessings, von dem er vermutet, dass er sich mit "dieser hinkenden Parabel auf unsere luxuriös verrohte Welt" von seinem popliterarischen Etikett befreien wolle. Weder bringe er in seiner im Medienmilieu angesiedelten Geschichte inhaltlich irgendetwas Neues, was nicht auch schon von Houellebecq oder Beigbeder thematisiert worden sei, noch sei der Roman ansprechend präsentiert: "Während sich Joachim Bessing dramaturgisch an der Clip-Ästhetik orientiert, schwört er stilistisch auf Eintopfküche". Nicht einmal ansprechende Protagonisten seien zu auszumachen: "nichts als Sprücheklopfer und Klischeeträger". Dazu versehe Bessing seine Geschichte noch mit "einem pädagogischen Touch", was den Roman nach Vernas Ansicht schließlich vollständig ungenießbar macht.

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