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»Ein schreiend komischer, ein todernster, ein grandioser Roman.« Daniel Kehlmann
Wenn man jung ist und ein Mann, dann kann es sein, dass man ein Schulterzucker, ein Sitzer ist. Zumindest, wenn man zu einer Generation gehört, die nicht so recht weiß, wie man nun eigentlich leben soll. Woher und von wem sollte man das auch wissen, wenn man, wie Karl »Charlie« Kolostrum, Teil einer überspannten Familie ist und eine Mutter hat, deren Neigung zum Alkohol und zu promiskuitivem Sex schon früh den Vater verjagte. Wenn man also, kurz gesagt, sich selbst überlassen und nur mit der eigenen Person und…mehr

Produktbeschreibung
»Ein schreiend komischer, ein todernster, ein grandioser Roman.« Daniel Kehlmann

Wenn man jung ist und ein Mann, dann kann es sein, dass man ein Schulterzucker, ein Sitzer ist. Zumindest, wenn man zu einer Generation gehört, die nicht so recht weiß, wie man nun eigentlich leben soll. Woher und von wem sollte man das auch wissen, wenn man, wie Karl »Charlie« Kolostrum, Teil einer überspannten Familie ist und eine Mutter hat, deren Neigung zum Alkohol und zu promiskuitivem Sex schon früh den Vater verjagte. Wenn man also, kurz gesagt, sich selbst überlassen und nur mit der eigenen Person und deren Wirkung beschäftigt ist, dann braucht man auch eigene Lebensregeln, und zwar in so ziemlich jeder Hinsicht.

Da wäre zunächst natürlich die Liebe, denn man braucht eine Freundin, um überhaupt zur Geltung zu kommen. Auch den Intellekt sollte man nicht unterschätzen, hier kommt die Kunst des Scheins vor allem Sein. Unabdingbar ist außerdem die Frage nach den finanziellen Ressourcen, schließlich wird die 97jährige Tante, die einen immer so großzügig versorgt, nicht ewig leben. Mit dem Reifezeugnis in Händen wird's allerdings erst richtig kompliziert, vor allem deshalb, weil man noch immer die meiste Zeit sitzt: als Student der Kunstgeschichte unter lauter schönen Frauen, als Taxifahrer im Auto, um Geld zu verdienen, vor dem Computer des Mitbewohners, um zu spielen, und am Küchentisch der WG, um zu essen.

Doch merke: Auch als Sitzer lernt man irgendwann, wie man zu leben hat in einer Gesellschaft, die keine Helden mehr kennt. Und deshalb geschieht etwas mit Charlie Kolostrum, das sein Leben verändern wird.
Autorenporträt
Glavinic, Thomas
Thomas Glavinic wurde 1972 in Graz geboren und arbeitet seit 1991 als freier Schriftsteller. 1998 erschien sein viel beachtetes Debüt 'Carl Haffners Liebe zum Unentschieden', das vom 'Daily Telegraph' zum Buch des Jahres gewählt wurde. 2001 folgte der Roman 'Der Kameramörder', für den Glavinic mit dem Friedrich-Glauser-Preis ausgezeichnet wurde. Weitere Romane folgten. Thomas Glavinics Werke sind in zahlreiche Sprachen übersetzt. Zuletzt erschien 'Unterwegs im Namen des Herrn'. Er lebt in Wien.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 22.03.2004

Neues aus der Krachmacherstraße
Thomas Glavinics Roman: „Wie man leben soll”
Wenn man Thomas Glavinics Buch „Wie man leben soll” liest, denkt man gleich wieder an seine eigene Schulzeit und die Mofarockerbande, die in den Pausen vor der Turnhalle rauchte, niemanden ernst nahm und die ganze Welt für eine Zote hielt. Um ihre Anerkennung ringt dieser volkstümliche Schelmenroman der schweren „Schuh des Manitu”-Klasse mit allen Mitteln: mit flotter, angeberisch umstandskrämerischer (also vermeintlich „literarischer”) Schreibe und zwei bis drei Zoten pro Seite.
Die Verlage pflegen das Genre der spätpubertär verschwitzten Bekenntnis-Kolportage liebevoll, weil man viel Geld damit verdienen kann, ältere Mofarocker charmant daran zu erinnern, wie wild es einst in ihnen pulste und wie lächerlich und gleichermaßen krass das doch war. Der Held des Grazer Autors ist ein dicker Pennäler, später Student und Taxifahrer namens Karl Kolostrum, der zwischen der „Challenger”-Explosion und dem „Columbia”-Absturz viele total versaute Abenteuer erlebt und dabei aus Versehen einen Bekannten der Familie und eine Freundin umbringt.
Man könnte aus so einem fiesen, erotomanen Monster literarisch durchaus etwas machen, wenn man überhaupt einen Bezug zum Monströsen oder Literarischen hätte. Aber bei Glavinic bleibt jede Zote eine Zote. Schenkelklopfen ist Schenkelklopfen und Auflage ist Auflage. Ein einigermaßen empfindsamer Konsument wird nach dieser Lektüre zwei Jahre Robert Walser lesen müssen, um sich davon zu erholen. Mehr gibt es dazu einfach nicht zu sagen.
ROBIN DETJE
THOMAS GLAVINIC: Wie man leben soll. Roman. dtv premium, München 2004. 240 Seiten, 14 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.diz-muenchen.de
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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 08.12.2007

Was Männer wissen sollten
Von Tilmann Lahme

Niemand weiß weniger, wie man leben soll, als der tumbe Held in dem Ratgeberparodieroman "Wie man leben soll" von Thomas Glavinic. Aus Ungeschicklichkeit sorgt er für Tote. Zuletzt ist seine Freundin dran, die eine Gräte verschluckt hat, woraufhin er sie, marihuanabedröhnt, mit einem Luftröhrenschnitt zu retten versucht. Hier hätte Oliver Kuhn Schlimmes verhindern können. Sein Ratgeber "Alles, was ein Mann wissen muss" (Droemer), der sich als "guter Freund" anschmiegt, erklärt nämlich auch, wie man einen Luftröhrenschnitt setzt.

Selbstverteidigung, Jägerlatein, nützliches (Reifenwechsel, Haushaltstipps) und unnützes Wissen (wie man ein Upgrade im Flugzeug erhält: in Pilotenuniform erscheinen) fehlen nicht, hinzu kommt Basiswissen über Benimm, Mode, Technisches, Kultur. Aber auch Tipps für gefährliche Lagen: Wie man gegen ein Krokodil kämpft (Klappe zuhalten), dem Penisfisch aus dem Weg geht (nicht in Flüsse pinkeln) oder was bei Versagen der Autobremsen zu tun ist (vorausfahrende Autos "als Prellbock" benutzen). Ein Vademecum also für alle männlichen Lebenslagen, auch für besondere. Geiselnahme etwa: Locker bleiben im Kofferraum, heißt es, er ist nicht luftdicht.

Doch das alles ist nur Rahmenprogramm für den eigentlichen Text, auf den unser aufdringlicher Freund zusteuert: Frauen, die Unterschiede der Geschlechter und - natürlich - Verführungstechniken samt Auszug aus dem Kamasutra. Da wird erklärt, warum Männer nie etwas im Kleiderschrank finden (Tunnelblick), aber ein besseres räumliches Orientierungsvermögen haben (weshalb Frauen nicht Karten lesen und nicht rückwärts einparken können). Viel Löffeln also in trüber Klischeesuppe. Manchmal erscheint aber doch ein würziger Brocken. Die Erklärung etwa, warum Männer Brustwarzen haben (wegen der geschlechtlich unspezifischen Entwicklung in der frühen embryonalen Phase), samt der Behauptung, es habe schon Notlagen gegeben, in denen Männer zum Stillen ihres Kindes Milch produziert hätten.

Da röhrt der Hirsch auf dem lederstrumpfartigen Einband. Warum nur nervt unser bescheidwissender Buchfreund uns mit kleinlichen Sprachhinweisen (etwa der Unterscheidung von "scheinbar" und "anscheinend"), wenn wir erfahren, dass Männer ohnehin kein Interesse an Kommunikation haben? Es ist des Männlichen Widersprüchlichkeit. So anders sind wir also doch nicht, anscheinend.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Rezensent Robin Detje scheint zu schwanken, über wen er sich mehr ärgern soll: über einen Autor, der solch ein belangloses Buch schreibt, oder über einen Verlag, der es aus, wie Detje vermutet, marktwirtschaftlichem Interesse vertreibt. Thomas Glavinic betreibe eine Art Ehrenrettung der Mofarockerbande, wie sie jeder aus seiner eigenen Schulzeit kenne. Wie dies vonstatten geht, hat den Rezensenten nicht unbedingt beflügelt: "mit flotter, angeberisch umstandskrämerischer (also vermeintlich 'literarischer') Schreibe und zwei bis drei Zoten pro Seite". Um Glavinics Protagonisten, ein "fieses, erotomanes Monster", zur wahrhaft literarischen Figur zu erheben, hätte es in Detjes Augen allerdings jemand anderes gebraucht als Glavinic, da ihm jeder "Bezug zum Monströsen und Literarischen" völlig abgehe. Und so bleibe hier "jede Zote eine Zote", und das "Schenkelklopfen" gleichermaßen Schenkelklopfen. Sensiblen Lesern prophezeit Detje, dass sie "nach dieser Lektüre zwei Jahre Robert Walser lesen müssen, um sich davon zu erholen". Das sitzt.

© Perlentaucher Medien GmbH