![Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension]( "Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension")
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 31.10.1998Die Muscheltaucherin im Meer der Geschichten
Wer hat nicht schon einmal eine von diesen großen, gewundenen Muscheln an sein Ohr gehalten, den Atem angehalten, hineingelauscht in dieses ferne Meeresraunen und sich einfach fortgeträumt? Aber wer wußte schon, daß von hier, aus dem Gewinde der großen, rosa schimmernden Muscheln, die Geschichten kommen? Von hier sind sie in unsere Welt gekommen, und irgendwer hat sie einmal - "kwesukesulela", vor langer, langer Zeit - gesucht und gefunden. Das war Mazanendaba, eine Frau aus einem ganz kleinen Dorf am anderen Ende der Welt. Sie hatte drei Kinder und einen lieben, großen, starken Mann, und alles war gut, bis sie eines Tages merkten, daß ihnen etwas fehlte: etwas Lebenswichtiges,
Abendfüllendes, Herzerwärmendes. Ihnen fehlten Geschichten.
Die südafrikanische Autorin Gcina Mhlophe beschreibt hier ein friedvolles Abenteuer, wenn es so etwas denn gibt. Sie erzählt von der Suche einer Mutter nach dem Ursprung der Geschichten. Sie muß eine lange Reise machen, viele Fragen stellen und manche Aufgabe bestehen, um am Ende zu erfahren, daß man nur sich selbst zuhören muß: ein Geschenk vom tiefen Grund des Meeres. Diese langsame und fabelhafte Geschichte erhält Glanz durch ihre ausdrucksstarke, großflächige und schlichte Bebilderung. Die Illustratorin Silke Tessmer hat das sinnbildliche afrikanische Märchen ins rechte, nämlich unter sonnenheißes Licht gesetzt, zwischen große, schwarze Schatten und in wärmende Kontraste. Es sind klare und leuchtende Bilder, die eine ruhige, besonnene Geschichte tragen.
KATRIN STENDER.
Gcina Mhlophe: "Wie die Geschichten auf die Welt kamen". Aus dem Englischen von Susanne Koehler. Illustriert von Silke Tessmer. Peter Hammer Verlag, Wuppertal 1998. 32 S., geb., 24,80 DM. Ab 4 J.
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 31.10.1998