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Die in diesem Band erstmals veröffentlichte Korrespondenz zwischen Brigitte Reimann und Siegfried Pitschmann schließt eine Lücke in den bereits erschienenen Briefwechseln der DDR-Schriftstellerin und ermöglicht Einblicke in das private und berufliche Zusammenleben Brigitte Reimanns mit ihrem Ehemann und Schriftstellerkollegen Siegfried Pitschmann.Der Band gibt Auskunft auch über Ereignisse, die Brigitte Reimann in ihren Tagebüchern nicht thematisiert, und lässt bislang unbekannte Facetten der Autorin entdecken. Die zwischen 1958 und 1971 entstandenen Briefe zeugen darüber hinaus von der…mehr

Produktbeschreibung
Die in diesem Band erstmals veröffentlichte Korrespondenz zwischen Brigitte Reimann und Siegfried Pitschmann schließt eine Lücke in den bereits erschienenen Briefwechseln der DDR-Schriftstellerin und ermöglicht Einblicke in das private und berufliche Zusammenleben Brigitte Reimanns mit ihrem Ehemann und Schriftstellerkollegen Siegfried Pitschmann.Der Band gibt Auskunft auch über Ereignisse, die Brigitte Reimann in ihren Tagebüchern nicht thematisiert, und lässt bislang unbekannte Facetten der Autorin entdecken. Die zwischen 1958 und 1971 entstandenen Briefe zeugen darüber hinaus von der Euphorie der Künstler in der Frühzeit der DDR; sie geben ein authentisches Zeugnis aus der Zeit des "Bitterfelder Weges" und der "Ankunftsliteratur" und berichten vom Leben und Schreiben der Schriftsteller in der noch jungen Republik.Der Band ist illustriert mit Fotografien, die während der gemeinsamen Jahre entstanden. Auch eine Auswahl aus den 54 Zeichnungen, die Siegfried Pitschmann für Brigitte Reimann angefertigt hat, wird hier zum ersten Mal veröffentlicht.In kurzen Zwischentexten liefert die Herausgeberin Informationen, die zum besseren Verständnis der Briefe beitragen. Ein Register gibt Auskunft über die in den Briefen erwähnten Personen. Im Verzeichnis der Briefe werden alle Originalvorlagen aufgeführt, beschrieben, mit Inventarisierungsnummern versehen und ihre Aufbewahrungsorte nachgewiesen.
Autorenporträt
Kristina Stella forscht seit mehr als einem Jahrzehnt zu Leben und Werk Brigitte Reimanns.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 19.07.2013

Leben, schreiben, streiten, lieben
Chronik einer gescheiterten Schriftstellerehe: Der berührende Briefwechsel von Brigitte Reimann und Siegfried Pitschmann

In einem Schriftstellerheim der DDR treffen ein Mann und eine Frau aufeinander. Sie verlieben sich, verlassen füreinander den jeweiligen Ehepartner, heiraten, leben miteinander auf engem Raum, schreiben, reisen, knapsen, trinken, leiden unter den kurzen Trennungen und fallen sich danach wieder in die Arme. Nur manchmal verliebt sich die Frau in einen anderen. Und als es mit einem dieser Geliebten ernster wird, zieht ihr Mann den Schlussstrich.

So in etwa könnte man die Sache zusammenfassen. Und wie bei jeder Liebesgeschichte, bei der Anfang und Ende nicht völlig überraschen, kommt es mehr darauf an, wie erzählt wird als wovon. In diesem Fall sind es die Hauptfiguren Brigitte Reimann (1933 bis 1973), eine der wichtigsten Autorinnen der DDR, und ihr Kollege Siegfried Pitschmann (1930 bis 2002) selbst, die in ihren Briefen das Auf und Ab ihrer Liebe darstellen, von der ersten Begegnung im März 1958 bis zur Scheidung im Oktober 1964 und darüber hinaus.

Was jetzt in Buchform vorliegt, ist ein erhellender, durchweg interessanter, nicht selten bewegender Briefwechsel: durch das Übermaß dessen, was die beiden Briefpartner einander zumuten, durch die Ausweglosigkeit einer Situation, in der Treue ein zwar erwünschter, aber nicht immer gelebter Bestandteil der Beziehung ist, und schließlich durch die besonders von Reimann gewählte Transformation von Schmerz in sachliche Erörterungen über Finanzen oder Termine, die jederzeit die eigentlichen Emotionen durchschimmern lassen.

Insofern ist Kristina Stellas Edition des Briefwechsels verdienstvoll. Ihre editorischen Prinzipien lassen allerdings noch Wünsche offen. "Wo es für das Verständnis der Briefe hilfreich schien, wurden kurze Zwischentexte der Herausgeberin eingefügt, die den Kontext erhellen", schreibt Stella. Und weiter: "Auf weitere Anmerkungen zu den Briefen wurde bewusst verzichtet." Ob diese bewusste Entscheidung auch eine im Sinne des Lesers ist, mag man bezweifeln - ein kurzer biographischer Abriss zu den beiden Briefpartnern mit den schieren Lebensdaten oder den wichtigsten Publikationen wäre gerade bei zwei Schriftstellern unentbehrlich gewesen, von Anmerkungen zu einigen dunklen Stellen in den einzelnen Briefen ganz zu schweigen.

Anderes bleibt allzu knapp: Wo die Herausgeberin von der Reise des Paars "zum VI. Parteitag der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands nach Berlin" berichtet, wo beide "geladene Gäste des Politbüros" sind und auf Reimanns Artikel "Entdeckung einer schlichten Wahrheit" verwiesen wird, der "eine wahre Lawine losgetreten" habe - da wäre vielleicht ein Wort zum Inhalt des Artikels und allgemein zur Staatsnähe oder -ferne Reimanns und Pitschmanns angebracht gewesen, für all diejenigen Leser, die mit der Lebensgeschichte des Paars nicht im Übermaß vertraut sind. Immerhin hatte Reimann wenige Jahre zuvor ihre Kontakte mit der Stasi nach einigen Monaten abgebrochen und dies auch öffentlich gemacht.

In jedem Fall tut man gut daran, diesen Briefband parallel zu den - leider nur lückenhaft publizierten - Tagebüchern Brigitte Reimanns zu lesen, die 1997 und 1998 im Aufbau-Verlag erschienen sind. Manches im Briefwechsel erhellt sich hier. Vor allem aber zeigt der Vergleich, dass zumindest Reimann, die am kommenden Sonntag achtzig Jahre alt geworden wäre, in ihren Briefen dem Partner Wesentliches vorenthält, aus Rücksichtnahme oder aus Selbstschutz, und ihre Liebesbriefe an Pitschmann lesen sich vor dem Hintergrund ihrer gleichzeitigen Affären dann doch anders.

Bemerkenswert ist immerhin, dass die Vertrautheit der beiden manchen Sturm übersteht, manche Enttäuschung - und auch die sich abzeichnenden gegensätzlichen Karrieren, die Reimann zu einer heute noch schwärmerisch verehrten Erfolgsschriftstellerin, Pitschmann zu einem von Schreibblockaden gebeutelten, fast vergessenen Autor werden ließen. Das Gefühl, dass ihrer Verbindung etwas Besonderes innewohnt, einte sie auch noch eine Zeitlang nach der Trennung. Am 29. Januar 1964 schreibt Brigitte Reimann an Siegfried Pitschmann: "Du besitzt die einzige Schulter auf dieser Welt, an der ich zuweilen meinen Kopf legen kann und so etwas wie Frieden empfinde."

TILMAN SPRECKELSEN

"Wär schön gewesen!" Der Briefwechsel zwischen Brigitte Reimann und Siegfried Pitschmann.

Herausgegeben von Kristina Stella. Aisthesis Verlag, Bielefeld 2013. 309 S., geb., 24,80 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Der Briefwechsel der DDR-Schriftsteller Brigitte Reimann und Siegfried Pitschmann hat Tilman Spreckelsen sichtlich berührt. Die beiden lernten sich in einem Schriftstellerheim kennen, verliebten sich, verließen ihre Ehepartner füreinander und heirateten, es gab Reisen, Krisen, kurze Trennungen, Liebschaften, bis er nach einer ihrer Affären den Schlussstrich zieht, an und für sich nichts Außergewöhnliches, fasst der Rezensent zusammen. Aber bei Liebesbriefen zählt ohnehin mehr, wie geschrieben wird als wovon, erklärt Spreckelsen, und Schreiben können sie beide. Die einzige Kritik des Rezensenten richtet sich an die Edition Kristina Stellas: bei dem Briefwechsel zweier Schriftsteller hätte Spreckelsen wenigstens die wichtigsten Lebensdaten und Publikationen erwartet, wichtig wäre auch gewesen, ihr Verhältnis zu DDR und SED zu kennen, findet er. Deshalb empfiehlt der Rezensent, parallel zu den Briefen die Tagebücher Reimanns zu lesen, die erhellen einiges von dem, was Stella vernachlässigt hat.

© Perlentaucher Medien GmbH