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Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 06.07.2012

Handtuch mit Hibiskus
Wohnungen in der Stadt haben oft nur kleine Gärten. Ratgeber zeigen, was sich daraus machen lässt
Von Ingrid Weidner
Gärten in der Stadt sind rar. Und gibt es doch Grünflächen, sind diese oft klein. Vor allem Mieter haben in der Stadt meist nur wenige Quadratmeter Außenfläche. Daher sind gute Ideen gefragt. Bevor Garten-Enthusiasten mit dem Spaten ein Stück Land bearbeiten, sollten sie sich ein wenig vorbereiten. Millimeterpapier, Bleistift und ein paar Gestaltungstipps von Gartenexperten helfen weiter. Eine Reihe von Ratgebern liefert Ideen und Arbeitsanleitungen.
Eva Ott konzentriert sich in ihrem kleinen Band „Vorgärten schön gestalten“, 2012 im BLV-Verlag in München erschienen, ganz auf den Raum vor dem Haus. Die Ingenieurin für Landespflege und Grünplanung empfiehlt vor allem eine gründliche Vorbereitung.„Betrachten Sie Ihren Vorgarten immer wieder von allen Seiten und zu jeder Tageszeit, machen Sie sich Notizen und beziehen Sie die ganze Familie mit ein“, rät die Autorin. Wenn sich Baumhaus, Sandkiste, Abstellplätze für Auto und Räder sowie Mülltonnen die kleine Fläche teilen sollen, sind Kompromisse gefragt. Auch die Licht- und Schattenverhältnisse sollten Planer genau beobachten, um später bei der Pflanzenauswahl kein Schattengewächs in die pralle Sonne zu pflanzen.
Bei radikalen Ideen sollten Hobbygärtner vorsichtig sein, denn manchmal zerstört ein Kahlschlag auf Jahre hinaus die Aussicht aus dem Fenster; neue Pflanzennachbarschaften reichen oftmals aus, um die Flächen um das Haus herum neu zu gestalten. Ein Baum soll nach alter Tradition Haus und Hof schützen sowie die Besucher willkommen heißen. Doch auf kleinen Flächen ist eine ausladende Rosskastaniehäufig die falsche Wahl. Autorin Ott hat deshalb eine ganze Liste mit Alternativen zusammengestellt. Dort finden sich hilfreiche Informationen zur Wuchshöhe von Bäumen sowie zu anderen Eigenschaften wie bevorzugten Standorten.
Kleine Tricks, damit schmale Vorgärten größer wirken, gibt es viele in den Ratgebern. Beispielsweise wird dem Leser anhand von Skizzen schnell klar, dass schnurgerade Wege langweilig wirken und den Garten eher kleiner machen. Dagegen lenkt ein geschwungener Pfad den Blick ab. Auch das Material und die Anordnung, wie Pflastersteine verlegt werden, tragen entscheidend dazu bei. Ähnlich verhält es sich mit den ausgewählten Pflanzen. Gelbe und orangefarbene Blumen sollten besser im Vordergrund des Beetes gepflanzt werden, blaublühende dagegen nach hinten, um eine Tiefenwirkung zu erzeugen.
Tipps und Tricks für überschaubare Flächen bietet auch der Band „Kleine Gärten gestalten“ von Andrea Christmann, der ebenfalls 2012 im Münchner BLV-Verlag erschienen ist. Die Landschaftsarchitektin bietet jede Menge gut lesbare Theorie, wie etwa horizontale und vertikale Elemente wirken oder wie Bäume und Sträucher einen Garten ordnen können. Sie belegt mit zahlreichen Skizzen und Fotos ihre Ausführungen. In dem Buch wird auch erklärt, wie Heimwerker Pflastersteine verlegen, eine Pergola montieren oder Sträucher schneiden können. Mit beispielhaften Gartenentwürfen greift die Autorin aktuelle Trends auf. Ein Familiengarten beispielsweise mit Sandkasten und Baumhaus muss ganz anders geplant und bepflanzt werden als ein puristisches, japanisch angehauchtes Idyll mit Kieselsteinen und Bambus. Aber auch mediterrane und moderne Gärten, die strengen Formen folgen und ein eigenes Pflanzenarrangement brauchen, stellt die Autorin vor. Daneben finden sich auch Pläne für traditionelle Rosen- oder Bauerngärten. Doch nicht jeder Stil passt überall hin. Christmann empfiehlt daher, unbedingt die Architektur der Wohngebäude in die Planungen einzubeziehen.
Verglichen mit handtuchgroßen Grünstreifen wirken 150 Quadratmeter große Gartenreiche alles andere als klein. Doch die Autorin Hanneke Louwerse interpretiert in ihrem Buch „50 kleine Gärten“ die Größenangaben („von 20 bis 150 Quadratmeter“) ziemlich locker. Die vorgestellten, ganz unterschiedlichen Stilrichtungen werden in dem im Callwey-Verlag erschienenen Buch mit eindrücklichen Fotos in Szene gesetzt. Gediegene Buchsbaumhecken in symmetrischen Formen, ordentlich in genau abgegrenzten Beeten arrangiert, begeistern in ihrer Exaktheit vermutlich besonders ordnungsliebende Menschen. Die Symmetrie hat auch ihren Preis – denn nur, wer regelmäßig zur Schere greift oder schneiden lässt, kann diesen Garten genießen. Dagegen wirkt das bunte Durcheinander in einem anderen Beispielgarten wie eine Blütenexplosion. Auch ein Gemüse- und Kräutergarten finden sich in dem schön gestalteten Buch von Hanneke Louwerse, doch dieser ist alles andere als gewöhnlich. In großen Weidenkörben wachsen Rosmarin, Schnittlauch, Thymian oder auch Artischocken heran. Stadt- oder auch Landbewohner mit kleinem Garten finden jedenfalls viele Anregungen für etwas ausgefallenere Stauden, Blumen und Materialien jenseits der Standardware eines Gartencenters.
Ist der Garten klein, ist besonders viel Kreativität gefragt. Ob geschwungene Wege oder die Auswahl der Pflanzen: Mit kleinen Tricks werden Gärten nicht nur schöner, sondern wirken größer.
Foto: Louwerse,
50 kleine Gärten,
Callwey 2012
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