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Steffen Möller lebt seit 1994 freiwillig in Polen und ist mittlerweile zum zweitbekanntesten Deutschen avanciert - gleich nach dem Papst! Den preisgekrönten Kabarettisten kennt heute jeder Pole: Entweder als unglücklich verliebten Stefan Müller aus der Erfolgsserie L wie Liebe und aus der wöchentlichen Comedy-Show Europa da sie lubic (Deutsch:" Europa lässt sich mögen"). In über fünfzig Schlagworten, von Aberglaube und Anarchie bis zu Verschwörungstheorien und Warschauer U-Bahn versucht er, dem Geheimnis der polnischen Mentalität auf die Spur zu kommen. Außerdem nennt er die fünfzehn…mehr

Produktbeschreibung
Steffen Möller lebt seit 1994 freiwillig in Polen und ist mittlerweile zum zweitbekanntesten Deutschen avanciert - gleich nach dem Papst! Den preisgekrönten Kabarettisten kennt heute jeder Pole: Entweder als unglücklich verliebten Stefan Müller aus der Erfolgsserie L wie Liebe und aus der wöchentlichen Comedy-Show Europa da sie lubic (Deutsch:" Europa lässt sich mögen"). In über fünfzig Schlagworten, von Aberglaube und Anarchie bis zu Verschwörungstheorien und Warschauer U-Bahn versucht er, dem Geheimnis der polnischen Mentalität auf die Spur zu kommen. Außerdem nennt er die fünfzehn wichtigsten Sehenswürdigkeiten Polens und verrät einige polnische Wörter, die man nicht ins Deutsche übersetzen kann. Unentbehrlich für jede deutsch-polnische Ehe dürfte seine Liste des polnischen Hochzeits-Aberglaubens sein, während die Liebhaber des politischen Dialogs nicht mehr auskommen werden ohne Möllers sieben Regeln für eine deutsch-polnische Podiumsdiskussion.
Autorenporträt
Steffen Möller, Jahrgang 1969, ist in Wuppertal aufgewachsen. Nach dem Philosophie- und Theologie-Studium in Berlin ging er 1994 nach Polen, wo er zunächst als Deutschlehrer arbeitete und später den Kartoffelbauern Stefan Müller in der TV-Serie "M jak Milosc" spielte. Heute ist er, gleich nach dem Papst, der bekannteste Deutsche jenseits der Oder. 2006 erschien in Polen sein Buch über die polnische Mentalität, das sofort zum Bestseller wurde. Kabarett-Auftritte führen ihn mittlerweile auch immer häufiger nach Deutschland. Für seine Verdienste um das deutsch-polnische Verhältnis erhielt Möller 2005 das Bundesverdienstkreuz und 2008 den Prix du Livre européen. Am 11.März 2011 erhält Möller den ITB BuchAwards 2011 in der Kategorie »Das besondere literarische Reisebuch«.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 12.03.2008

Zwei Männer und drei Salzstangen
Steffen Möller als deutscher Gastarbeiter in Polen / Von Jörg Thomann

Kleines Ratespiel für Klischeeliebhaber: Vor uns liegen zwei Bücher, eines aus Deutschland und eines aus Polen. Der Verfasser ist derselbe, doch die Aufmachung sehr unterschiedlich. Buch eins ist ein buntes Hardcover, über dessen aufwendig gestalteten Seiten sich viele Farbfotos, Zeichnungen und Textkästchen verteilen. Buch zwei kommt wesentlich schmuckloser daher, als kompaktes Taschenbuch, textlastig mit spärlich eingestreuten, blass gedruckten Schwarzweißbildern. Frage nun: Aus welchem Land stammt welches Buch?

Die Antwort - die nicht jene ist, die das Vorurteil erwarten ließe - ergibt sich, wenn man den Autor nennt: Steffen Möller. Jenseits der Oder ist Möller ein Star. Aus Neugierde zog es ihn 1994 nach Warschau, wo er als Deutschlehrer und an der Universität arbeitete und sich irgendwann, als er genügend verwirrende Erfahrungen mit der polnischen Mentalität gesammelt hatte, auf die Kabarettbühne wagte. Seit 2002 spielt er in der Seifenoper "M jak Milosc" ("L wie Liebe"), die im Schnitt jeder vierte Pole verfolgt, eine fürs dortige Fernsehen exotische Rolle: einen netten, naiven Deutschen. Als kurz darauf eine Handvoll lustiger Ausländer in einer Fernsehrunde den Polen die Furcht vorm EU-Beitritt nehmen sollte, war auch Möller Stammgast bei "Europa da sie lubic" (Europa lässt sich mögen). "Polska da sie lubic", Polen lässt sich mögen, lautete dann der Titel seines Buches, in dem er seinen Gastgebern darlegt, wie es sich unter ihnen so leben lässt, nämlich nicht schlecht. Man muss nur ein paar lästige Kleinigkeiten in Kauf nehmen, die anzusprechen sich Möller nicht scheut, der polnischen Gepflogenheit zum Trotze, Kritik besser nie direkt zu äußern. Doch weil er sich solcher Waffen bedient, deren Handhabung sie einem Deutschen nie zugetraut hätten, nämlich Charme, Humor und Selbstironie, ließen sich die Polen gern den Spiegel vorhalten. Und stießen sich auch nicht daran, auf mancher Seite gleich fünf Fotos ihres Lieblingsdeutschen vorzufinden.

Danach befragt, ob dieser ganz spezielle Polen-Führer nicht auch hierzulande veröffentlicht werden sollte, mutmaßte Möller vor anderthalb Jahren: "Die Auflage dürfte sich im Dissertationsbereich bewegen." Seitdem ist einiges passiert. Das schwierige Verhältnis zwischen Deutschland und Polen rückte in den Blickpunkt - und damit auch Möller, der plötzlich zwischen Genscher und Schäuble bei Maybrit Illner saß. Da war es nur folgerichtig, dass er sein Buch jetzt doch auf Deutsch veröffentlicht hat und damit in die Bestsellerliste eingestiegen ist. "Viva Polonia" heißt die deutsche Version, die schlichter ausfällt und ihren Autor seltener ins Bild rückt, dafür aber eine höhere Seitenzahl aufweist; um den Deutschen die Geheimnisse der slawischen Seele offenzulegen, gilt es weiter auszuholen. Hinzugefügt wurden Kapitel, die sich Debattenschlagworten widmen wie dem ominösen "Radio Maryja", und als Zugeständnis an jene, die von so einem Buch vor allem "Service" erwarten, eine "Topliste polnischer Touristenziele".

Ein Kapiteltitel wie "Die deutsch-polnischen Beziehungen" mag beim Leser Leitartikelalarm auslösen. Doch sinniert Möller nicht über Kriege und Kreuzritter, sondern darüber, dass das Polnische als einige von wenigen Sprachen ein Äquivalent zum deutschen "gemütlich" kennt (przytulne) sowie eine beachtliche Anzahl aus dem Deutschen entlehnter Begriffe wie majstersztyk, bruderszaft oder frajda. "Viva Polonia" fügt sich in eine Reihe jüngerer Polen-Bücher von Radek Knapps "Gebrauchsanweisung für Polen" bis zu Adam Soboczynskis "Polski Tango", die Alltagsphänomene beschreiben, subjektiv, anekdotisch und plastisch. Als teilnehmender Beobachter der polnischen Gesellschaft seit mehr als dreizehn Jahren ist Möller bestens qualifiziert. Mit leichter Hand und klugen Gedanken skizziert er ein Panorama unserer Nachbarn, die "anarchisch, trotzig, skeptisch, abergläubisch und anderes mehr" sind, vor allem aber: liebenswert.

Die berühmte Improvisationskunst der Polen preist Möller ebenso wie die Tatsache, dass bei ihnen nicht die Arbeit der wichtigste Wert sei, sondern nach wie vor die Familie. Er lässt uns teilhaben an seiner Vernarrtheit ins "diabolische" Polnisch, das Dissertationen ermöglicht mit dem Titel "Der Dativ in den polnischen Dialekten der Region um Rzeszów herum", und gibt einen entzückenden Dialog mit seiner Zahnärztin wieder, dessen Dramatik entschärft wird durch die in Polen so beliebten Verkleinerungsformen ("Das Sechserchen gefällt mir überhaupt nicht"). Er widmet sich der Gastfreundschaft, auch wenn er dabei das eigene Land und sich selbst bloßstellen muss: Deutsche Besucher "kommen nie hungrig, da sie gar nicht damit rechnen, überhaupt etwas angeboten zu bekommen". Mit typisch polnischer Diskretion formulierte der Freund, der in Möllers Warschauer Küche zwei Stunden lang ein mit drei Salzstangen gefülltes Glas anstarren musste, sein Befremden: "Sag mal, Steffen, erwartest du noch jemanden?"

Mit seinem Geburtsland geht Möller bisweilen hart ins Gericht, wenn auch in der deutschen Ausgabe gröbste Zuspitzungen fehlen wie jene, die umweltbesessenen Deutschen seien dogmatischer als Fidel Castro. Nicht in jedem Punkt mag man seine Polen-Begeisterung teilen, etwa die Freude am "dichtesten Netz an Fastfood-Ketten in Europa", das ein Beleg für "Ideologiefreiheit" sei. Als Beispiel für den polnischen Mut wiederum nennt Möller nicht etwa den Warschauer Aufstand, sondern die "stoische Ruhe", mit welcher das Land auf Katastrophenmeldungen reagiere wie die 9/11-Anschläge oder die Vogelgrippe. Ob dies tatsächlich eine nationale Eigenart ist oder ob man nicht einfach erst eine bestimmte Wohlstandsgrenze überschreiten muss, um sich um das Weltenwohl zu sorgen? Selbst beim Anblick der kaputten Rolltreppen am Warschauer Zentralbahnhof lacht Möllers Herz, ist er doch wieder mal dem deutschen Perfektionismus entflohen: "In Polen fühlt sich der Einzelne stärker, weil der Staat schwächer ist." Zum hehren Zwecke der Völkerverständigung jedoch darf das Mittel der Schmeichelei durchaus mal als geheiligt betrachtet werden.

Lech Kaczynski hat Möllers Buch gewiss nicht angerührt; so manche (Magen-)Verstimmung hätte sich mit seiner Hilfe mildern lassen. Vielleicht blättert es nun wenigstens Angela Merkel mal durch, falls sie etwas lernen oder auch nur lachen möchte. So bleibt im Sinne der bruderszaft ein deutsch-polnisches Fazit zu ziehen: "Viva Polonia" ist ein kleines majstersztyk, dessen Lektüre über weite Strecken eine wahre frajda ist.

Steffen Möller: "Viva Polonia". Als deutscher Gastarbeiter in Polen. Scherz Verlag, Frankfurt am Main 2008. 368 S., Abb., br., 14,90 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 30.04.2008

Ruhm an der Weichsel
Steffen Möller zeichnet ein Polen-Bild nach Wunsch
Ein Buch über Polen auf einer Spitzenposition der Bestsellerlisten für Sachbücher! In der Geschichte des deutschen Buchhandels hat es das noch nicht gegeben. Gelungen ist dieses Kunststück dem seit fast anderthalb Jahrzehnten in Warschau lebenden Wuppertaler Philologen und Theologen Steffen Möller, der es mit einem Kabarettprogramm und dank seiner Fernsehauftritte an der Weichsel zu Ruhm und außerdem wegen seiner Verdienste um die deutsch-polnische Verständigung zum Bundesverdienstkreuz gebracht hat.
In seinem Kabarettprogramm, das indes nur in Polen und auf Polnisch funktioniert, nimmt er raffiniert das Deutschlandbild der Polen, aber auch deren Eigenarten und Eitelkeiten aufs Korn, wie umgekehrt das Polenbild der Deutschen.
Vor allem seine Mitwirkung an Fernsehshows sowie an der Seifenoper „L wie Liebe” haben den 40-Jährigen zu einer Bildschirmberühmtheit in Polen gemacht. Er spielt darin einen deutschen Kartoffelbauern, der ein großer Pechvogel ist. So kommen ihm die polnischen Mädchen und Bräute gleich reihenweise abhanden, denn er ist ein Weichei und Frauenversteher, wofür es in Polen weder bei Frauen noch bei Männern viel Verständnis gibt.
Selbstlose Frauen
In seinem Buch, für das er die Form eines Nachschlagewerks mit ausführlichen Stichwortartikeln gewählt hat, beleuchtet Steffen Möller die Problematik der deutsch-polnischen Paare. Seit vielen Jahren führen sie in beiden Ländern die Statistiken der gemischtnationalen Eheschließungen an, wobei in 95 Prozent der Fälle nach wie vor der Mann Deutscher ist und die Frau Polin.
Möller zitiert dazu eine Warschauer Bekannte, die in einem einzigen Satz ein großes soziales und historisches Panorama liefert: „Während sich unsere Männer vor allem mit dem eigenen Ehrgeiz und dem Knüpfen unzerreißbarer Seilschaften beschäftigen, ackern wir Frauen selbstlos für Kinder und Hof – so wie wir es während der zahlreichen polnischen Aufstände zu tun pflegten, während unsere Männer wieder ihr riskantes Spiel mit Russen oder Deutschen spielten.”
Dieses Zitat scheint zunächst das bekannte Klischee vom polnischen Romantiker zu bestätigen, der erst einmal losschlägt, ohne die Erfolgsaussichten seines Kampfes zu erwägen. Möller kommt wiederholt auf das Thema zurück, etwa unter den Stichworten „Ehre” und „Ulanen-Phantasie”. Dem stellt er das Bild der emanzipierten Frau entgegen, die aber nicht nur selbstbewusst ist, sondern auch weiblich geblieben ist.
Steffen Möller setzt also mit den altbekannten Bildern einen frischen Gegenakzent zu der politisch-korrekten These der letzten Jahre, nach der Vorurteile an sich nicht nur etwas Schlechtes und Falsches sind, sondern auch die trübe Quelle der deutsch-polnischen Spannungen der Gegenwart. Allerdings kommt in dem sehr persönlich geschriebenen Band das moderne Polen zu kurz. Das Land hat in den letzten anderthalb Jahrzehnten einen beispiellosen Erneuerungsschub erlebt und wird deshalb nach deutschem Verständnis immer „unpolnischer”. Die junge Führungsschicht unterscheidet sich kaum von ihren westeuropäischen Nachbarn, junge Polen stechen bei Wettbewerben um internationale Positionen sogar immer wieder ihre deutschen Altersgenossen aus.
Im Falle Möller kommt hinzu, dass er vor allem eigene Erlebnisse schildert. Doch ist er dabei nur in den seltensten Fällen der unbeteiligte Beobachter. Er wird nämlich als TV-Promi sogleich erkannt und um Autogramme gebeten, wie er selbst wiederholt anführt. Somit aber wird der Befund verzerrt.
So bleibt also das von ihm gezeichnete Bild der vielschichtigen und pluralistischen polnischen Gesellschaft unvollständig, zumal er als deutscher Protestant deren doppelbödigen absurden Humor oft gar nicht versteht – wie er selbst freimütig am Beispiel der beliebtesten polnischen Filmkomödien einräumt.
Und doch handelt es sich um ein über-aus verdienstvolles Buch, denn viele seiner Einzelbeobachtungen lassen sich auch als Gebrauchsanweisung lesen, wie die Gesprächstipps, zum Beispiel bei Begegnungen mit Verkehrspolizisten, mit Geschäftspartnern oder bei Diskussionen über die gemeinsame Geschichte, bei denen man tunlichst die Themen Antisemitismus oder Opfersyndrom der polnischen Männer meiden sollte.
Anarchische Männer
In wohl keinem anderen europäischen Land unterscheidet sich so sehr wie in Polen das Selbstbild der Nation von den Vorstellungen und Vorurteilen, die die Nachbarn über sie pflegen. Hier liegt der Grund für den Schmerz vieler Polen und für viele Missverständnisse, wie etwa das Stichwort „Polenwitze” zeigt.
Steffen Möller geht in kluger und dezenter Weise darauf ein, ergänzt durch den Hinweis auf polnische Deutschenwitze. Diese bemühen in vielfacher Weise das Bild vom ewigen Nazi – und werden in der Bundesrepublik völlig ignoriert, was viele Polen als Bestätigung für die Witzthese ansehen.
Insgesamt zeichnet Möller in seinem freundlichen, indes bei den Fakten oft unzuverlässigen Bestseller ein Bild von Polen, von dem wohl anzunehmen ist, dass die meisten Deutschen, die sich für das Nachbarland interessieren, es sich genauso wünschen: nette, leicht anarchische Männer und schöne tatkräftige Frauen. In Wirklichkeit aber sind heute beide Gesellschaften einander viel ähnlicher, als beide Seiten wahrhaben möchten.THOMAS URBAN
STEFFEN MÖLLER: Viva Polonia. Als deutscher Gastarbeiter in Polen. Scherz Verlag, Frankfurt am Main 2008. 368 Seiten, 14,90 Euro.
Ein Blick in die Warschauer Innenstadt Foto: imago
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Eine Dienstleistung der DIZ München GmbH
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Ganz angetan zeigt sich Rezensent Jörg Thomann von Steffen Möllers Buch "Viva Polonia", das jenseits der Oder ein Bestseller war und nun auch auf Deutsch vorliegt. Wie er berichtet, lebt der Autor seit 1994 in Polen und hat es dort als Schauspieler und Comedian zu enormer Popularität gebracht hat. Thoman attestiert Möller eine von Sympathie geleitete, kluge, amüsante und anekdotenreiche Annäherung an unsere polnischen Nachbarn und ihre Mentalität. Zwar kann er die Polen-Begeisterung des Autors nicht in allen Punkten teilen. Auch kommen die Deutschen in den Augen des Rezensenten ein wenig schlecht weg. Aber im Dienste der Völkerverständigung scheint ihm dies dann doch verzeihlich, zumal er die Lektüre des Buchs über weite Strecken höchst unterhaltsam findet.

© Perlentaucher Medien GmbH