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Tiere im Krieg
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Die Menschheitsgeschichte ist voll von Kriegen - und in den meisten waren Tiere wichtige Teilnehmer. Sie wurden (und werden) als Trag- und Zugtiere verwendet, um Güter und Waffen zu transportieren, als Reittiere, um schnelle und weiträumige Angriffe durchzuführen, und auch als Nachrichtenübermittler wurden sie benutzt, ja sie dienten sogar selbst als Waffe. Auch als Symbole des Krieges erwiesen bestimmte Tiere sich als vielfältig verwendbar. Bei der militärischen Nutzung von Tieren waren die Menschen also stets erfindungsreich, von der Antike bis zur Gegenwart. Der vorliegende Band widmet sich…mehr

Produktbeschreibung
Die Menschheitsgeschichte ist voll von Kriegen - und in den meisten waren Tiere wichtige Teilnehmer. Sie wurden (und werden) als Trag- und Zugtiere verwendet, um Güter und Waffen zu transportieren, als Reittiere, um schnelle und weiträumige Angriffe durchzuführen, und auch als Nachrichtenübermittler wurden sie benutzt, ja sie dienten sogar selbst als Waffe. Auch als Symbole des Krieges erwiesen bestimmte Tiere sich als vielfältig verwendbar. Bei der militärischen Nutzung von Tieren waren die Menschen also stets erfindungsreich, von der Antike bis zur Gegenwart. Der vorliegende Band widmet sich diesem bisher nur wenig erforschten Thema. Er betritt Neuland. Die Tiere im Krieg, die er behandelt, sind Elefanten und Pferde (die es zu einer eigenen Waffengattung, der Kavallerie, brachten), Löwen und Kamele, Brieftauben und Raben, und natürlich Hunde wie etwa 'Laika', die unfreiwillige russische Weltraumerkunderin, die zum Objekt medialer Kriegsdiskurse wurde. Aber auch Honigbienen beider Minensuche und Maultiere im afghanischen Jihad gegen die Rote Armee findet der Leser 'im Einsatz'.
Autorenporträt
Rainer Pöppinghege lehrt Neueste Geschichte und Didaktik an der Universität Paderborn, wo er über Kriegsgefangenen-Zeitungen des Ersten Weltkriegs habilitierte. Im Rahmen seiner bisherigen Forschungen hat er sich u. a. auch mit den historischen Mensch-Tier- Beziehungen beschäftigt.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 21.07.2009

EIN AUFSATZ
Alter Bekannter
Warum der Krieg gegen den Terror ohne Maultiere nicht denkbar wäre
Bei den täglichen Nachrichten aus Afghanistan ist sie der neue Held: die unbemannte Drohne, die mit Raketen auf Taliban und al-Qaida zielt. Wie keine andere Waffe steht sie für den Versuch westlicher Demokratien, die eigenen Verluste auf dem Schlachtfeld zu minimieren und zugleich die des Gegners zu maximieren. Doch die afghanische Wirklichkeit am Boden sieht anders aus. Hier ist es ein alter Bekannter aus dem Widerstand gegen die sowjetischen Besatzer, der eine Renaissance erlebt: das Maultier. Die Vereinigten Staaten führten es zur Unterstützung ihrer Truppen wieder ein. Vor einem Vierteljahrhundert haben sie mit ihm am Hindukusch kriegsentscheidende Erfahrungen gemacht.
Der an der Universität Zürich lehrende Guerillakrieg-Experte Albert A. Stahel schildert in seinem eben erschienenen Aufsatz „Der afghanische Jihad von 1985 bis 1992: Waffenlieferungen und Maultiere” (in: Tiere im Krieg. Von der Antike bis zur Gegenwart, hrsg. v. Rainer Pöppinghege, Ferdinand Schöningh Verlag, Paderborn 2009, 29,90 Euro), wie die USA für ihre Waffenlieferungen an die Mudschaheddin ein Transportmittel benötigten, das bis in die entlegensten Gebiete vordringen konnte.
Bis 1985 waren es allerdings vor allem Pferde und Dromedare, die in Afghanistan für Lastentransporte eingesetzt wurden. Die afghanische Kamelart war für ihre Leistungsfähigkeit bekannt. Bereits im 19. Jahrhundert war sie nach Australien exportiert worden. Dank ihr gelang es damals, Australien zu durchqueren. Ihre Nachkommen leben noch heute dort. Da sich Kamelkarawanen jedoch sehr langsam bewegen, sind sie aus der Luft leicht zu erkennen und anzugreifen. Auch Pferde erweisen sich im unwegsamen Gelände als nur bedingt tauglich. Und Jeeps und Lastwagen konnten in den achtziger Jahren nur an wenigen Übergängen des Grenzgebietes zwischen Pakistan und Afghanistan zum Einsatz kommen. Für Transporte auf Pfaden und Nebenwegen, die ins Kampfgebiet führten, fielen sie vollständig aus. In den amerikanischen Beratungen zur Unterstützung der Mudschaheddin, die CIA, Pentagon, Außenministerium, Kongressabgeordnete und Senatoren führten, kam die Idee auf, Maultiere aus einer privaten Zucht in Texas nach Pakistan zu bringen. Als einer der Ersten schlug dies der texanische Demokrat Charles Wilson vor, dem Hollywood 2007 mit „Charlie Wilson’s War” ein filmisches Denkmal gesetzt hat.
Maultiere sind ebenso anspruchslos wie Kamele. Ihnen gegenüber haben sie aber den Vorteil, dass sie schneller, kleiner und deshalb aus der Luft beinahe nicht zu erfassen sind. Zusammen mit Lieferungen von tragbaren Stinger-Luftabwehrraketen wurden die Maultiere aus den USA nach Islamabad geflogen. Pakistans Geheimdienst ISI half, sie in die Ausbildungslager der Mudschaheddin zu führen. Dort übernahmen die afghanischen Widerstandsgruppen unter Aufsicht pakistanischer Offiziere die Waffen und Maultiere. Über schwer zugängliche Bergpfade im Grenzgebiet gelangten Stinger und auch Panzerabwehrraketen auf dem Rücken der Tiere in die Kampfgebiete. Dank ihnen verschob sich das Kräfteverhältnis von den Sowjets zu den Mudschaheddin.
Trug das Maultier in den achtziger Jahren den Krieg also im wahrsten Sinne des Wortes von Pakistan nach Afghanistan, so versuchen die Amerikaner nun, die Richtung umzudrehen. Denn viele ihrer Alliierten von einst sind heute ihre Gegner – vor allem unter den Paschtunenstämmen im afghanisch-pakistanischen Grenzgebiet. Hier kann selbst der modernste Hubschrauber das Maultier als Transportmittel nicht ersetzen. Es bleibt der eigentliche Held auch im Krieg gegen Taliban und al-Qaida. THOMAS SPECKMANN
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