„Wenn das Schweigen der Vergangenheit auf die Gegenwart trifft“
Nach „Blutskinder“ war „Stumm“ der zweite Psychothriller aus der Feder von Sam Hayes, der Erstling hat mir wirklich gut gefallen, das zweite Buch des Autors übertrifft ihn aber um Längen. Julia Marshall ist Englischlehrerin, knapp 30
Jahre alt, Mutter zweier Kinder und fast geschieden. Eines Tages findet sie beim Spazieren gehen…mehr„Wenn das Schweigen der Vergangenheit auf die Gegenwart trifft“
Nach „Blutskinder“ war „Stumm“ der zweite Psychothriller aus der Feder von Sam Hayes, der Erstling hat mir wirklich gut gefallen, das zweite Buch des Autors übertrifft ihn aber um Längen. Julia Marshall ist Englischlehrerin, knapp 30 Jahre alt, Mutter zweier Kinder und fast geschieden. Eines Tages findet sie beim Spazieren gehen ihre Schülerin Grace schwer verletzt auf dem Weg. Und auch in der Familie läuft es nicht rund: ihre Mutter Mary ist seit Weihnachten in eine Art stumme Starre gefallen, ihr fast Exmann Murray ist ein unzuverlässiger Trinker. Zum Glück gibt es Dr. David, der sich aufopfernd um Mutter Mary und auch um Julia kümmert. Doch dann gerät David Carlyle unter Verdacht: hat er Grace niedergeschlagen? Die Dinge spitzen sich zu, als Grace verstirbt und Julia um ihre stumme Tochter Flora bangen muß. Ist Dr. David wirklich der, der er vorgibt zu sein, oder holt die Vergangenheit die Gegenwart ein?
Auf dem Cover steht:“Ein Page-Turner, bei dem sie Ihren Bus verpassen“ (Heat) Zum Glück bin ich nicht auf den Bus angewiesen, aber das ein oder andere ist tatsächlich liegen geblieben. „Stumm“ ist ein wirklich spannend geschriebener Mix aus Psycho-Krimi und Familiengeschichte,
der aus der Sicht von Julia, Murray und Mary erzählt wird: jeweils in Ich-Form erzählen sie die Ereignisse, die sich teilweise überschneiden, aus einer anderen Sicht. Dabei baut sich eine unheimliche Spannung auf, die der Autor auch durch das ganze Buch hindurch halten kann – und das ganz ohne Splattereffekte und blutige Details. So verschieden, wie die drei Hauptakteure sind, so verschieden sind auch die einzelnen Kapitel: Hayes hat den Erzählstil an die jeweilige Person angeglichen. Dabei verzichtet er auf strahlende Helden und schwarz-weiß-Zeichnungen von gut und böse: hier geht es um echte Menschen, Probleme und Fehler – Situationen und Szenarien, in die man sich Leser gut hinein versetzen kann. Zudem ist „Stumm“ eher im klassischen Stil geschrieben: der Leser geht zusammen mit den Hauptakteuren auf die Jagd nach dem Täter und kann die Rätsel und Geheimnisse Stück für Stück entdröseln. Der Plot war für mich eine echte Überraschung – ich muß zugeben, das der Autor mich lange Zeit aufs Eis geführt hat und ich das Ende nicht erwartet hätte. Trotzdem ist es schlüssig und logisch, so das keine Fragen offen bleiben. Ich kann „Stumm“ unbedingt weiter empfehlen und werde nach weiteren Büchern des Autors Ausschau halten.