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Wenn der Naturschutz auf der Strecke bleibt - Greenwashing, Vetternwirtschaft und Co.
»Es ist leichter, in die Geheimnisse der CIA einzudringen als in die des WWF«, sagt Raymond Bonner, Enthüllungsjournalist der New York Times. Wilfried Huismann hat es trotzdem gewagt. Allen Widerständen der WWF-Führungsspitze zum Trotz hat er die Strukturen und Projekte der Umweltschutzorganisation unter die Lupe genommen.
Das Ergebnis seiner Reise durch das grüne Empire des WWF ist erschütternd: Der WWF paktiert mit Energiekonzernen, die in Asien und Lateinamerika die letzten Regenwälder vernichten, um
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Produktbeschreibung
Wenn der Naturschutz auf der Strecke bleibt - Greenwashing, Vetternwirtschaft und Co.

»Es ist leichter, in die Geheimnisse der CIA einzudringen als in die des WWF«, sagt Raymond Bonner, Enthüllungsjournalist der New York Times. Wilfried Huismann hat es trotzdem gewagt. Allen Widerständen der WWF-Führungsspitze zum Trotz hat er die Strukturen und Projekte der Umweltschutzorganisation unter die Lupe genommen.

Das Ergebnis seiner Reise durch das grüne Empire des WWF ist erschütternd: Der WWF paktiert mit Energiekonzernen, die in Asien und Lateinamerika die letzten Regenwälder vernichten, um auf Soja- oder Palmölplantagen Biosprit zu produzieren. Ein gigantisches Geschäft, das die letzten natürlichen Ökosysteme der Erde gefährdet, Millionen Menschen von ihrem Land vertreibt und zu neuen Hungersnöten führt. Der WWF beteiligt sich an der Vertreibung von Eingeborenen aus den Wäldern Indiens und Afrikas - und er fördert die industrielle Landwirtschaft auf der Basis von Gentechnik. Der Panda des WWF genießt bislang das Vertrauen der Spender, doch er hat ein zweites Gesicht: Für Geld wäscht der WWF Umweltverbrechen der Industrie grün.

Ein erschütternder Blick hinter die blütenweiße Fassade der Vorzeige-Organisation WWF
Großwildjäger, Diktatoren, Industrielle - auf der Spur der korrupten Elite des WWF
WWF = 500 Mio. Spenden pro Jahr = Handlanger der Industrie?
Das Buch zum Film »Der Pakt mit dem Panda«
Autorenporträt
Wilfried Huismann, geboren 1951, studierte Geschichte und Sozialwissenschaften. Nach einer Tätigkeit als Entwicklungshelfer in Chile schrieb Huismann ab 1982 erste journalistische Beiträge für den Rundfunk. Ab 1986 wirkte er bei dem politischen Fernsehmagazin Monitor mit. Inzwischen gehört der investigative Journalist, Dreh- und Sachbuchautor zu den angesehensten und erfolgreichsten Dokumentarfilmern in Deutschland. Für seine Werke (z.B. Das Totenschiff (1994), Gesucht wird... Das Geheimnis um das Olympia-Attentat 1972 (1996), Machtspieler - Friedrich Hennemann und der Untergang des Bremer Vulkan (1999)) erhielt er mehrfach den Grimme-Preis und zahlreiche weitere Auszeichnungen. Er lebt in Bremen.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

"Ins Grübeln" kommt Manfred Kriener bei der Lektüre dieses Buchs über den World Wildlife Fund, den der Autor Wilfried Huismann in seinem - von Klagen überzogenen - Buch so scharf und grundlegend attackiert, dass vom positiven Image der Tierschutzorganisation kaum etwas übrig bleibt. In einigen Punkten muss Kriener dem Autor durchaus Recht geben, die Lachsfarmen des norwegischen Aquakultur-Konzerns Marine Harvest etwa kann man einfach nicht "grünwaschen", wie es der WWF tut, und Elefantenjäger Juan Carlos gibt auch keinen besonders glaubwürdigen Tierschutz-Präsidenten ab. Aber andererseits denkt Kriener an all die WWF-Leute in Hamburg ("Das sind doch die Guten. Eigentlich."), kratzt sich am Kopf und begreift, dass die Lage kompliziert sind: "Wer kann schon beurteilen, was in indischen Tigerreservaten los ist."

© Perlentaucher Medien GmbH

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 02.07.2012

Die Grünwäscher
Der World Wildlife Fund ist hoch angesehen –
zu Unrecht, sagt Wilfried Huismann
Kein anderes Buch hat dieses Jahr mehr Wirbel verursacht. Der Umweltthriller von Wilfried Huismann, mit dem er die Umweltorganisation WWF frontal attackiert, wurde mit Gegendarstellungen bombardiert, von Medienanwälten verfolgt und zeitweise aus dem Handel genommen. Er hat Gerichte beschäftigt, Journalistenverbände alarmiert und Tausende brave Geldspender irritiert, die Monat für Monat der Umwelt und Natur mit einer Überweisung an den Panda Gutes tun wollen.
Autor Huismann und der WWF sind tief im Schützengraben in Stellung gegangen. Und die Medien haben, wie die Schiedsrichter beim Tennis, mit schnellen Kopfbewegungen verfolgt, wie ihnen die Statements um die Ohren flogen. Auch der Zwischenentscheid des Landgerichts Köln, der beide Seiten auffordert, sich gütlich zu einigen, half nicht weiter.
Noch immer steht Aussage gegen Aussage. Hier der Grimme-Preisträger, der harte Rechercheur, der um die ganze Welt reist, dessen Buch „unterdrückt“ wird. Dort der größte aller Umweltverbände, der mit einer beispiellos großen Armada von Helfern und einem dicken Etat Tiger, Eisbären und Planeten retten will – und der jetzt „von einem schlampig recherchierten Buch“, so der WWF, an den Pranger gestellt wird. Wem soll man glauben?
Wer das Buch liest, wird sich zunächst auf die Seite Huismanns schlagen. So detail- und faktenreich und so umfassend, wie er das Sündenregister des WWF beschreibt, das macht Eindruck. Es entsteht das Bild einer industrienahen Umweltorganisation, die sich mit den Mächtigen und Reichen, den Öl-Konzernen und Gentech-Mafiosi einlässt und dabei ihre Ziele, ja ihre Identität verliert.
Die Kumpanei zwischen Leser und Autor wird allerdings immer wieder gestört. Denn angesichts der Ungeheuerlichkeit der Vorwürfe fragt man sich, ob das alles so stimmen kann. Wer kann beurteilen, was in indischen Tigerreservaten los ist? Hat man dort tatsächlich Menschen vertrieben, um den Tiger zu retten? Haben auch WWF-Leute die Peitsche mitgeschwungen? Und was geschieht in den Urwäldern Sumatras? Macht der WWF wirklich die Augen zu, wenn sich Palmölplantagen immer tiefer in den Regenwald fressen? Wenn man dann noch WWF-Aktivisten persönlich kennt, etwa die hochkompetenten Leute in Hamburg, die sich um Ozeane und Fischerei kümmern, dann gerät man ins Grübeln. Das sind doch die Guten. Eigentlich.
Eines der stärksten Kapitel des Buchs beschreibt die Zustände in der Aquakultur bei der Zucht und Mästung von Lachsen in Norwegen und Chile. Das Kapitel ist auch deshalb so spannend, weil die Problematik unseren eigenen Speiseplan berührt: Die Weltmeere sind weitgehend leergefischt – sollte man da nicht auf Aquakulturen setzen? Aber an die Käfigfische werden große Mengen Wildfisch verfüttert, was ein Frevel ist, weil es die Bestände der Ozeane weiter dezimiert. Wenn es aber nun gelänge, Käfigfische eher vegetarisch zu ernähren, was teilweise schon gemacht wird, dann könnte sich die Ökobilanz verbessern.
Nun ist die Aquakultur der am stärksten wachsende Zweig der Nahrungsmittelindustrie; sie scheint ohnehin nicht aufzuhalten zu sein. Müssen sich da die Umweltverbände nicht einmischen, um diese Industrie in verträgliche Bahnen zu lenken? Ist es nicht geradezu zwingend, mit den Lachsfarmen zu verhandeln und grüne Management-Pläne aufzustellen, Antibiotika-Orgien zu stoppen, den Meeresgrund von Exkrementen-Bergen zu befreien? Die Umweltaktivisten könnten womöglich das Schlimmste verhindern. Sie könnten aber auch einfach nur grünwaschen. So feine Abwägungsprozesse sind allerdings Huismanns Sache nicht. Er ist eher für die Attacke zuständig.
In seinem Buch geht es, unausgesprochen, immer wieder um die eine, ganz grundsätzliche Frage: Sollen die Umweltaktivisten auf Distanz bleiben und durch radikale Zwischenrufe und meist wirkungslosen Protest agieren? Oder lassen sie sich mit den großen Playern ein und riskieren dabei, korrumpiert zu werden?
Wenn sie sich einlassen, wo sind dann die Grenzen? Über diese Grenzziehung wird innerhalb des WWF durchaus kontrovers diskutiert. Deshalb ist es jammerschade, dass offenbar kurz vor Drucklegung des Buchs zwei Interviews mit WWF-Akteuren gestrichen werden mussten, weil diese, laut Huismann, ihre Einwilligung zum Abdruck zurückgezogen haben. So fehlt dem Buch ein wenig die Binnensicht, der Einblick in interne Debatten um den Kurs des WWF und um die Grenzen für Industriekooperationen.
Im Fall des Lachskönigs John Fredriksen und dessen Aquakultur-Konzerns Marine Harvest sind die Grenzen klar verletzt worden: In Norwegen gibt sich das Unternehmen umweltbewusst, es kooperiert und verhandelt mit dem WWF über nachhaltige Standards für Aquakulturen. Gleichzeitig herrschen in den chilenischen Lachsfarmen desselben Unternehmens unglaubliche Zustände. Nicht nur Millionen kranke Lachse sind hier krepiert, es sind auch viele Taucher gestorben. Sie werden auf Seelöwen angesetzt, die in die Lachskäfige eindringen.
Einerlei wie am 20. Juli das vorerst endgültige Gerichtsurteil zum Streit um das Buch ausfallen wird, der WWF ist angeschlagen. Er braucht dringend einen Ethikrat. Jedenfalls muss er in Zukunft sehr viel deutlicher machen, wo die Rote Linie verläuft. Diese Linie hat auch König Juan Carlos, der spanische WWF-Ehrenpräsident, überschritten, als er auf Elefantenjagd ging. Der erlauchte Herr sollte schleunigst vor die Tür gesetzt werden. Der WWF hat ihm den Rücktritt nahegelegt. Das immerhin ist ein gutes Zeichen.
MANFRED KRIENER
WILFRIED HUISMANN: Schwarzbuch WWF. Dunkle Geschäfte im Zeichen des Panda. Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh. 255 Seiten, 19,99 Euro.
Manfred Kriener ist Chefredakteur des Umweltmagazins zeo2. Auch zeo2 hat sich vergeblich um ein Gespräch mit Vertretern des WWF bemüht.
Der WWF lässt sich mit der
Industrie ein – wem nützt das,
der Umwelt oder dem WWF?
Touristen im Dschungel oder eine Ortsbegehung von WWF-Angehörigen? – Anstatt über Wilfried Huismanns Kritik öffentlich zu diskutieren, hat der WWF gleich den Rechtsweg eingeschlagen. Zeichnung: Ernst Kahl
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