Marktplatzangebote
13 Angebote ab € 1,50 €
  • Broschiertes Buch

Rudi Dutschke verkörperte wie kein zweiter die außerparlamentarische Opposition der sechziger Jahre. 1968 von den Kugeln des Rechtsextremisten Josef Bachmann in den Kopf getroffen, verstarb er 1979 , schon lange ein schwerkranker Mann, an den Folgen des Attentats. Gretchen Dutschke beruft sich in ihrem Buch, das sich liebevoll, witzig und mit analytischem Scharfsinn der Vergangenheit nähert, auf viele, der Öffentlichkeit bislang nicht zugängliche Briefe, Tagebucheintragungen und Notizen ihres Mannes.

Produktbeschreibung
Rudi Dutschke verkörperte wie kein zweiter die außerparlamentarische Opposition der sechziger Jahre. 1968 von den Kugeln des Rechtsextremisten Josef Bachmann in den Kopf getroffen, verstarb er 1979 , schon lange ein schwerkranker Mann, an den Folgen des Attentats. Gretchen Dutschke beruft sich in ihrem Buch, das sich liebevoll, witzig und mit analytischem Scharfsinn der Vergangenheit nähert, auf viele, der Öffentlichkeit bislang nicht zugängliche Briefe, Tagebucheintragungen und Notizen ihres Mannes.
Autorenporträt
Gretchen Dutschke, Jahrgang 1942, Witwe von Rudi Dutschke und Herausgeberin seiner Tagebücher, ist Webdesignerin. Sie lebt als politische Aktivistin in Waltham (Massachusetts).
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 21.11.1996

St. Rudi aus Luckenwalde
Gretchen Dutschke schreibt die Hagiographie ihres Mannes

Gretchen Dutschke: Wir hatten ein barbarisches, schönes Leben. Rudi Dutschke. Eine Biographie. Kiepenheuer & Witsch, Köln 1996. 512 Seiten, 48,- Mark.

Gretchen Dutschke, die Witwe von Rudi Dutschke, hat das Wagnis auf sich genommen, eine Biographie ihres Mannes zu schreiben. Sie hat lange daran gearbeitet. Frau Dutschke bekam außerdem über mehrere Jahre durch ein Stipendium der Reemtsma-Stiftung die Möglichkeit, das "Erbe" ihres Mannes, die Tagebücher, Aufzeichnungen, Konzepte, Niederschriften, zu sichten und zu überarbeiten. Diese Unterstützung fand sie genauso wenig erwähnenswert wie die Tatsache, daß die unterschiedlichsten Freunde ihres Gatten ihr vor Jahren umfangreiche Interviews gewährt hatten, um ihr den Zugang zu verschaffen zu den informellen Hintergründen der studentischen Revolte. Übrigens blieb diese "Erbschaft" bisher nur ihr zugänglich. An dieses "Kapital" läßt sie weder Freunde noch Historiker heran. Ihr Kalkül hat sich ausgezahlt, sie hat ein Buch geschrieben, das auf den weihnachtlichen Gabentischen der Altrevolutionäre landen wird - als Geschenk von den genervten Kindern, die Heldengeschichten von Barrikadennächten und Demonstrationen unzählige Male über sich ergehen lassen mußten.

Dutschke hat seit seiner Flucht nach West-Berlin kurz vor dem 13. August 1961 umfangreiche Tagebücher geschrieben. Seine Mutter, Geist und Haupt einer protestantischen Familie von vier Jungen aus Luckenwalde, hatte den Jüngsten ermahnt, täglich Bericht zu geben nach Hause, schon um sicherzustellen, daß er ihren Auflagen folgte, Fleiß und Selbstdisziplin zu üben, zielstrebig zu studieren und keinerlei Laster zu verfallen, weder dem Alkohol noch den Frauen. Der Vater, Berufssoldat, war erst Ende der vierziger Jahre, nach der Entlassung aus einem Gefangenenlager, zu dieser Gemeinschaft gestoßen. Er hatte sich weitgehend dem Erziehungsstil der Mutter gefügt, so daß ihre Dominanz bestehenblieb.

Dutschke schrieb täglich diese Briefe, in denen er die Diskussion eröffnete mit der Mutter über den Studentenprotest und die Idee des Sozialismus. In Luckenwalde wurden diese umfangreichen Briefe gesammelt, dann auf den Boden verfrachtet und nach dem Tode der Mutter verbrannt. In Berlin hatte Dutschke seinen Sendschreiben Blaupapier untergelegt und dadurch den Reigen seiner Tagebuchaufzeichnungen eröffnet. Erst sehr viel später wurde er gewahr, daß Berühmtheiten wie Ernst Jünger oder Che Guevara auch ihre Gedanken systematisierten und koordinierten. Im Nachlaß Dutschkes bleiben diese "Tagebuch-Briefe" erhalten und bieten heute den Zugang zu seiner Persönlichkeit und seinem Denken. Ergänzt wurden diese Notizen später durch Redekonzepte, Buchkommentare und Stichpunktaufzeichnungen zu Ereignissen und Kontroversen.

Gretchen Dutschke mißversteht vollständig die familiären Hintergründe dieser Tagebücher. Hier folgte ein strebsamer junger Mann den Mahnungen seiner Mutter. Selbst seine Radikalisierung blieb Sache familiärer Erörterungen. Dadurch fand vorerst keinerlei Entfremdung zum Protestantismus statt, nur daß Dutschke ihn vorsichtig herausnahm aus der altpreußischen Tradition von Duldsamkeit und Tugend und ihn interpretierte im Sinne eines christlichen Sozialismus, der bereits in der DDR wenige Fürsprecher hatte. Im Westen fand er seine Anhänger bei den Vertretern der "Bekennenden Kirche" wie etwa Helmut Gollwitzer, Menschen, die Dutschke kontaktierte. Jesus Christus erschien Dutschke als Übersetzer und Interpret des griechischen Humanismus und als Revolutionär, der die jüdische Religion eines wohlhabenden Mittelstands volksnah gestaltete und befreite von allen archaischen Anmaßungen und Traditionen. Nur dadurch wurde Jesus Verkünder für die einfachen und armen Menschen.

Für Dutschke sollen die geistigen Verfremdungen des deutschen Volkes durch die sowjetische und angloamerikanische Besetzung der beiden Deutschlands aufgebrochen werden über eine nationale Rückbesinnung, die sich jedoch auf den christlichen Sozialismus berief, auf die Werte der Nächstenliebe, der Toleranz, des Humanismus als Grundlage sozialer Umgestaltung. Erst als Dutschke, getrieben durch die Ereignisse und Umstände, den Revolutionär Jesus versöhnte mit den Revolutionären Marx und Che, war der Bruch mit dem familiären Protestantismus vorgegeben. Es wurde sicherlich sinnfällig in der Freundschaft und Liebe zu einem amerikanischen Hippiemädchen, die er heiratete, als sie schwanger ging mit dem gemeinsamen Sohn Hosea-Che. Die Familie hat sie nie akzeptiert.

Gretchen überträgt den eigenen, amerikanischen Sektenprotestantismus der Großstadt Chicago auf die Dutschke-Familie. Sie meint, diese sei genauso wortlos, hilflos und ängstlich gewesen wie ihre Familie, die mit der rebellischen Tochter keine gemeinsame Sprache fand und sie wortlos ziehen ließ an die Gestade Europas. Nein. Die Dutschkes waren im Gegensatz zum amerikanischen Gegenbild geradezu sprachgewaltig, voller Fürsorge und voller Strenge gegenüber den Söhnen, die bewahrt werden sollten vor dieser Besatzungsgesellschaft "DDR", aber auch vor dem Sündenpfuhl West-Berlin und dem Besatzerkapitalismus. Hier wurde um Positionen gerungen. Gretchen Dutschke redet sich ein, ihr Gatte sei ein "Fremder" gewesen, ein "jüdischer Findling", der so gar nicht in diese Doppelgesellschaft paßte, weder in die DDR-Vergangenheit noch in dieses männerbündische Geschehen sozialistischer Sekten und Außenseiter in West-Berlin. Weit gefehlt: Dutschke wurde die charismatische und widersprüchliche Persönlichkeit gerade durch diesen protestantischen Hintergrund und durch Selbstbehauptung in den intellektuellen Kreisen dieser Teil- und Großstadt.

Gretchen Dutschke sieht in den Eltern ihres Mannes nur die Spießer, die vor allem über Sauberkeit und Ordnung reden konnten. Auf diese Klischees reduziert sie alle, die Mutter, den Vater, die Brüder, ohne den kulturellen Hintergrund auch nur zu ahnen. Über das Bild des "Fremden" erhebt sie ihren Gatten zum Übermenschen. Seine Interpretationsgabe, sein Charisma, seine Führerschaft sind nicht Ergebnis von Herkunft, Auseinandersetzung, Situation, sondern besitzen geniehafte Quellen und Ursachen. Natürlich müssen dann Neid und Mißgunst im Spiel sein, wenn Freunde die Gefolgschaft versagen, wenn Rudi Dutschke als Medienstar abhebt und seinem Medienbild mehr Glauben schenkt als Kritik aus den eigenen Reihen. Durch diese Sichtweise kann Gretchen Dutschke nicht die Widersprüchlichkeit des "Berufsrevolutionärs" Dutschke vorstellen und analysieren. Er besaß ein Weltbild, das über das Alte und Neue Testament den griechischen Humanismus verband mit dem dissidenten Sozialismus, der sich grundsätzlich distanzierte von dem herrschenden Spätstalinismus im Osten. Über Dutschke gewann kurzfristig die Idee der sozialistischen Erneuerung der Gesellschaft Attraktivität bei jungen Studenten, weil er sie verband mit Vorstellungen einer nationalen Revolution und der antiautoritären Selbstbefreiung.

Dutschke war die Verkörperung von Idee und Tat. Er überzeugte die Masse der zögerlichen, verunsicherten und skeptischen Linksstudenten über die Sprache, Gestik, Identität der inneren Wahrnehmung, Ehrlichkeit und Fanatismus. Die Zuspitzung der Ereignisse schien ihn zu bestätigen. Die positive Seite dieses Charisma war begründet durch die Überzeugungskraft und durch die freie Sprache, die jenseits aller Festlegungen des Kalten Krieges sich bewegte. Die Negativität des Charisma blitzte auf in den Bereichen der Demagogie. Genau hier übersetzten ihn die Medien und transponierten ihn in die Symbolik von Geschichten und Bildern der Illustrierten und Nachrichtenmagazine und schließlich des Fernsehens und der Sensationspresse. So gewann Dutschke plötzlich die Konturen eines Medienstars.

Um ihn sammelten sich Gefolgschaften, homophile Spannungen und Ergebenheiten wurden sichtbar. Der Sohn aus der Mark konnte damit nicht umgehen. Er wurde rechthaberisch, mißverstand jede Kritik als Denunziation und Aufkündigung der Treue. Alle diese negativen Bezüge der Führerschaft analysiert Gretchen Dutschke nicht, sie erwähnt sie nicht einmal und tut so, als sei ihr "Rudi" ein Heiliger. Gretchen entgeht durch die Idealisierung ihres Gatten der negative Umschlag der Studentenrevolte in das sozialistische Sektierertum, das bereits nach dem 2. Juni 1967 einsetzte und seinen ersten Höhepunkt auf dem Vietnam-Kongreß im Februar 1968 fand. Hier hatte Dutschke seine Anteil. Das herauszuheben ist deshalb bedeutsam, weil Gretchen Dutschke den Lesern weismachen will, daß mit Dutschke diese Linksbewegung sich nicht ab 1970 gespalten hätte in die unzähligen K-Gruppen und Guerrillaeinheiten. Sie ist auch überzeugt, daß Dutschke nach 1977 die Linke wieder zusammengeführt hat in die Grüne Partei. Sie bleibt sich also treu in der Skizzierung eines Übermenschen. Doch die Gewaltfrage zerriß die neuartige Oppositions- und Protestbewegung. Auch in der Persönlichkeit Dutschkes fand das seinen Ausdruck.

Er war bemüht, all die Widersprüchlichkeiten theoretisch zu fassen, weshalb er neben Hans-Jürgen Krahl zu den authentischen Autoren und Theoretikern der antiautoritären Revolte gehörte. Die anderen "Führer" machten sich jeweils stark für Teilaspekte, für Hochschulreform, Rätedemokratie, kritische Universität, Pressekonzentration und so weiter. Da diese später oft durch die Extreme der K-Gruppen gingen, also ihre antiautoritäre Ursprünglichkeit verdrängten und verleugneten, waren plötzlich die Theoriebemühungen von Krahl und Dutschke die einzigen Zeugnisse dieser Opposition. Frau Dutschke zitiert aus diesen "Quellen", ihr sind jedoch die Spannungen und Widersprüchlichkeiten nicht bewußt.

Nach dem 2. Juni stritten die einzelnen Repräsentanten dieser neuartigen Bewegung über Strategie und Taktik, über die Organisationsfrage, einzelne Kampagnen und den Stellenwert illegaler und gewalttätiger Aktionen gegen den Staatsapparat. Innerhalb der Opposition, die das Pathos der Aufklärung gegen die "Charaktermasken" des Systems "kultivierte", nahmen archaische Herrschaftsbeziehungen beziehungsweise ideologische Verengungen überhand in Form von Eliten, Cliquen, Gefolgschaften, symbolischem Handeln, Sprüchen, Ritualen, Identifizierungen, Moralisierungen. Sie waren Ausdruck existentialistischer Frontstellungen gegen Regierungsstellen, Polizei, Justiz, Universität.

Dutschke herrschte über die "Medien", die seine Botschaften verbreiteten und ihn aufbauten als "Führer". Er hielt sich nicht an demokratische Gremien, sondern plazierte seine Gefolgschaft als "Verschwörung" im SDS und wollte diesen sprengen beziehungsweise radikalisieren. Über diese Gruppierung organisierte der den Vietnam-Kongreß als Zusammenkunft unterschiedlicher Widerstandszentren und Guerrillakerne in Westeuropa. Der Kongreß selbst wurde aufgezogen als "antiautoritärer Karneval", der in seiner Agit-Prop-Show die Legitimität herbeiführen sollte für eine weitere Radikalisierung des Studentenprotests und für die Eröffnung einer illegalen Front in Westeuropa gegen den US-Imperialismus. Dutschke nahm, weil er die "Revolte" auch auf die DDR, Polen, die CSSR, Ungarn übertragen wollte, um über antibürokratische Proteste revolutionäre Situationen in Gesamteuropa zu schaffen, SEW, KPD/DKP, SED in sein Bündniskonzept hinein und machte dadurch den reaktionären Staatssozialismus hoffähig.

Gegen diesen wachsenden Irrationalismus beziehungsweise gegen diese Phantasmen eines "einsamen Führers" protestierten die Freunde. Dutschke wollte dieser Kritik ausweichen, er hegte die Absicht, sich abzusetzen in die Vereinigten Staaten mit Frau und Sohn. Die Motive dieses Gesinnungswandel diskutierte er nicht öffentlich, sondern sprach sie in die ZDF-Kamera und Mikrophone des Reporters Venohr. Das Attentat auf Dutschke, im April 1968, verdeckte noch einmal all diese Probleme von Macht- und Führungswillen, ideologischen Streitigkeiten und dem demokratischen Aufbruch der APO und schuf für diese Opposition die letzte Gelegenheit, Einheit und Gemeinschaft zu demonstrieren. Wie bereits hervorgehoben, Gretchen Dutschke sieht sich außerstande, über diese Spannungen zu berichten, obwohl die Tagebücher voll sein müssen mit Notizen.

Diesen Umschlag in archaische Formen von Politik nachzuvollziehen ist schon deshalb bedeutsam, weil er den inneren, psychischen "Thermidor" der Radikalopposition charakterisierte und sie dazu brachte, sich einzufügen in den ostdeutschen Opportunismus von Führer- beziehungsweise Parteiglauben, Disziplin und Ordnung. Neben den Ansätzen, demokratische Formen einzuklagen, Traditionen zu hinterfragen, Autorität zu mißtrauen, neuen Umgangsformen und Lebensstilen das Wort zu sprechen, entstanden die skizzierten archaischen Verhältnisse, die noch potenziert wurden durch einen Gruppenzwang, sich abzuschotten gegen die Wirklichkeit, gegen Kritik und Diskussion. Beobachter hatten diesen "Umschlag" als "Linksfaschismus" (Habermas), "politische Romantik" (R. Löwenthal), "Wiedertäufertum" (Scheuch) kritisiert. Diese Kommentatoren wollten jedoch eher ablenken von ihrer geistigen Vaterschaft der Revolte oder suchten Charakterisierungen für eine erste pressewirksame Interpretation, die deshalb falsch war, weil diese Opposition keinerlei historische Vorläufer oder Parallelen besaß, weil die gegenwärtige Gesellschaft hierarchisierter Privilegienträger deutlich Distanz hielt zu einer politischen Klassengesellschaft der Vergangenheit.

Die Analogiesetzungen entstammten jedoch diesem Gesellschaftstyp. Die Revolte von 1967/68 stand dagegen für den Beginn des Zerfalls einer Wohlstands- und Privilegiengesellschaft. Als Ritual wurde diese Revolte von allen folgenden Oppositionsbewegungen immer neu wiederholt und karikiert. Schon aus diesen Gründen ist die Auseinandersetzung mit dieser "ersten" Revolte notwendig. Gretchen Dutschkes Buch hat durchaus starke Passagen: wo sie die ausführlich ihren Gatten zitiert. Problematisch wird es dort, wo ihre Interpretationen in den Vordergrund rücken beziehungsweise ihre Auslassungen Zusammenhänge offenlassen. Die deutsche Gesellschaft, vor allem die "deutsch-deutschen Komplikationen", sind ihr fremd.

Das wird deutlich in den letzten Kapiteln, wo sie die Umstände der Genesung Dutschkes beschreibt. Er kämpft um die Wiedergewinnung der Erinnerung, Sprache, die Reflexionsgabe, um die Wiederherstellung von Persönlichkeit. Sein einsamer Tod in der Badewanne am Heiligabend 1979 trug deshalb Symbolcharakter für eine gescheiterte Restitution. Ihm fehlte der Dialog mit der Familie. Gretchen konnte offenbar die "Mutter" nicht ersetzen. Er wurde beherrscht von Versagungsängsten, Mißtrauen, von dem Trauma des Attentats. Seine alten Gefolgschaften hatten sich aufgelöst. Die Freunde hatten Schwierigkeiten, mit ihm, dem Opfer, dem ehemaligen Führer, dem Emigranten und unsteten Rückkehrer, in Beziehung zu treten.

Viele hatten sich in die "Geborgenheit" der Sekten geflüchtet oder hatten sich dem Wunderglauben ds "sozialistischen Lagers" unterworfen. Gegen diese Ängste und den Zerfall der Radikalopposition schrieb Dutschke an. Er unternahm den Versuch einer Bestandsaufnahme und kam zum Ergebnis, daß der östliche Realsozialismus nicht das zweite Jahrtausend erreichen und daß sein Zusammenbruch auch den Realkapitalismus in den Sog von Krise und Zerfall reißen würde. Mit dieser Erkenntnis war er bemüht, eine neue Opposition zu begründen. Dieses Projekt war bei seinem Tode längst nicht erfüllt. Gretchen arbeitet diese Komplexität der Genesung kaum heraus. Es überwiegen die kleinen Enthüllungen und Sensationen, die immer auch die Spuren von Klatschgeschichten tragen. BERND RABEHL

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
…mehr