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Oda Krohg (1860-1935) war eine Beamtentochter, die zur zentralen Frauenfigur der Osloer Boheme wurde. Dabei begann alles ganz konventionell: Mit einer standesgemäßen Ehe und Kindern - bis die Neugier und die Sehnsucht nach einem selbstbestimmten Leben sie ausbrechen lassen. Sie wird Malerin und Muse, begehrt und berühmt. 'Eine Geschichte über den Platz der Liebe in unserem Leben, über Befreiung, Machtkampf und Verstellung.' Ketil Bjørnstad

Produktbeschreibung
Oda Krohg (1860-1935) war eine Beamtentochter, die zur zentralen Frauenfigur der Osloer Boheme wurde. Dabei begann alles ganz konventionell: Mit einer standesgemäßen Ehe und Kindern - bis die Neugier und die Sehnsucht nach einem selbstbestimmten Leben sie ausbrechen lassen. Sie wird Malerin und Muse, begehrt und berühmt. 'Eine Geschichte über den Platz der Liebe in unserem Leben, über Befreiung, Machtkampf und Verstellung.' Ketil Bjørnstad
Autorenporträt
Ketil Bjørnstad, geboren 1952, studierte in Oslo, London und Paris klassisches Klavier. Sein musikalisches Debüt gab er im Alter von 16 Jahren mit dem Philharmonischen Orchester Oslo, wandte sich dann aber der Jazzmusik und dem Schreiben zu. Sein erster Gedichtband erschien 1972. Heute lebt Bjørnstad als Schriftsteller und Musiker mit seiner Familie in Oslo. Zu seinen erfolgreichsten Büchern zählen Villa Europa und Oda sowie die Trilogie um den jungen Pianisten Aksel Vinding: Vindings Spiel, Der Fluß und Die Frau im Tal. Lothar Schneider, geboren 1946 in Prien am Chiemsee, studierte Skandinavistik, Geschichte und Philosophie in Regensburg, München, Kopenhagen (Dänemark) und Bergen (Norwegen). Er arbeitet als Verfasser, Herausgeber, Lehrer für Philosophie und Übersetzer norwegischer Texte. Ketil Bjørnstad, geboren 1952, studierte in Oslo, London und Paris klassisches Klavier. Sein musikalisches Debüt gab er im Alter von 16 Jahren mit dem Philharmonischen Orchester Oslo, wandte sich dann aber der Jazzmusik und dem Schreiben zu. Sein erster Gedichtband erschien 1972. Heute lebt Bjørnstad als Schriftsteller und Musiker mit seiner Familie in Oslo. Zu seinen erfolgreichsten Büchern zählen Villa Europa und Oda sowie die Trilogie um den jungen Pianisten Aksel Vinding: Vindings Spiel, Der Fluß und Die Frau im Tal.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 20.08.2008

Bin ich Ihnen zu alt?
Das wahre Leben ist anstrengend: Ketil Bjørnstads Roman „Olga”
Oda ist ein Rufname, beinah ein Kosename, der einem sofort vertraut vorkommt wie eine alte Bekannte. Oda Krohg ist aber nicht mehr bekannt, sie ist eine halb schon vergessene norwegische Landschafts- und Porträtmalerin, Protagonistin der Osloer Bohème um die vorletzte Jahrhundertwende, Künstlerin aus dem Kreis Edward Munchs, des Schriftstellers Hans Jaeger, des Malers Christian Krohg, ihres zweiten Mannes. In diesem Roman ist Oda überdies die Kurzformel für ein selbstbewusstes Frauendasein. Aus Literatur und Archivmaterial erzählt der Roman die Geschichte dieser Frau zwischen Leben und Kunst.
   Der 1952 geborene Schriftsteller und Musiker Ketil Bjørnstad ist in Deutschland in den letzten Jahren bekannt geworden. Dieser Roman war im norwegischen Original 1983 mit einem Ausrufezeichen im Titel versehen, „ODA!”, als wäre dieser Frauenname der Losungsruf einer ganzen Generation. Das Buch ist eine Huldigung ans wahrhafte Leben ohne Verstellung und ohne Selbstbetrug. „Du musst wahrhaftig sein in deinen Gefühlen”, ermahnt der zwanzigjährig im Sterben liegende Per seine Lieblingsschwester. Oda wird sich an die Mahnung des geliebten Bruders erinnern. „Wir sind fertig miteinander, Jørgen”, sagt sie ohne Gefühle, ohne Feindschaft, ohne Mitleid zu ihrem Mann, kaum ist das zweite Kind aus dieser Ehe geboren. Und ihrer verblüfften Familie kündigt sie an, sie werde eine eigene Wohnung nehmen und malen.
Der Unterricht bei dem schon bekannten Maler Christian Krohg, die Begegnung mit den neuen Ideen zur Rolle der Frau, zum richtigen Leben, dem Künstlerdasein, das Ein- und Ausgehen im Grand Café von Oslo und der Lebenswechsel überhaupt ergeben bald den Rest. „Sich ganz präzise ausdrücken” – das wird zur Grundregel der jungen Frau, künstlerisch wie existentiell, Aufrichtigkeit der Gefühle wird ihr erstes Prinzip. „Mögen Sie mich, Munch, oder bin ich Ihnen zu alt?” – fragt sie in einem Anfall von plötzlicher Vertrautheit den eher verschlossenen Malerkollegen. Als dieser zurückweicht, bemerkt sie dessen Bild vom kranken Kind auf der Staffelei: „Aber Munch, was ist denn das?” Instinktsicher erkennt sie im Bild sich selbst als unglückliche Mutter, oder vielmehr ihre Tochter, die zu Hause vergeblich auf sie wartet. Ihren Lebensgefährten Krohg fordert sie auf, ebenfalls hinüber zu gehen und sich das Bild von Munch anzuschauen. „Das ist genial”, sagt er bei der Rückkehr, leichenblass. „Ist das alles, was du zu sagen hast?” – bohrt sie ungehalten. So ist sie, die Oda, anspruchsvoll, ehrlich und etwas nervig mit ihrem Wahrhaftigkeitsstreben.
   Bjørnstad zeichnet sie in ihrer komplizierten Doppelbeziehung zwischen Krohg und dem Anarchisten Hans Jaeger, bei ihrer Abreise nach Paris und ihrem Verhältnis dort mit dem Maler Jappe Nilsson, bei ihrer Rückkehr nach Oslo und in der Einsamkeit ihres Alters temperamentvoll, sprunghaft und doch in den Affekten konstant. Erhaltene Briefwechsel und Aufzeichnungen aus der Nationalbibliothek Oslo werden ins Geschehen eingefügt, zeitgenössische Debatten über Realismus und Naturalismus freizügig ausgeschmückt. Das ergibt eine Mischung aus dokumentarischem Roman und phantasierter Monographie, eine „unvollendete Selbstbiographie”, wie der Autor im Nachwort es selbst nennt.
Etwas weniger direkte Rede und etwas straffer geführte Erzählungsabläufe wären dem Buch zuträglich gewesen. Dass diese Frau das Maskenspiel der Freiheit zwischen Aufrichtigkeit und neuer Verstellung, das die Generation des Autors dann in vollen Zügen auslebte, fast ein Jahrhundert früher schon vorgelebt hat, wollen wir gern glauben. Ihre Unkenntnis dessen, was die Nachahmer draus machten, hat sie ihnen und auch diesem Roman voraus. JOSEPH HANIMANN
KETIL BJØRNSTAD: Oda. Roman. Aus dem Norwegischen von Lothar Schneider. Insel Verlag, Frankfurt am Main 2008. 429 Seiten, 19,80 Euro.
Ketil Bjørnstad Foto: Davids/Darmer
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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 25.10.2008

Die umtriebige Oda und ihre Affären
Ketil Bjørnstads eleganter Roman über eine früh Emanzipierte

Von Matthias Hannemann

Natürlich war das kein Umgang, nicht für ein Mädchen aus gutem Hause. Und zunächst lief es ja auch noch so, wie es sich der Vater erhofft hatte: Othilia imitierte die Liebe, machte einen Unternehmer zum Ehemann, schenkte ihm im Handumdrehen zwei Kinder und ignorierte das Gefühl, wie Ibsens Nora in ein Puppenhaus gesteckt worden zu sein, in eine furchteinflößend fürsorgliche Ehekulisse, künstlich bis auf die Matratze. Der Anbruch einer "neuen Zeit" aber war selbst im Hause des Ministerialrats ein heißdiskutiertes Thema, und die Faszination der "Kristiania-Bohème", der Maler und Schriftsteller, die Ende des neunzehnten Jahrhunderts in Norwegens Hauptstadt mit bewusstseinserweiternden Drogen wie dem Absinth und dem Liberalismus experimentierten, gewaltig: Also verließ Othilia, genannt Oda, ihren Mann. Sie zeigte sich selbstbewusst in den Cafés der Stadt. Und weil sie ein besonderes Gespür für das Licht und die Farben zu haben schien, ließ sie sich von Christian Krogh, dem norwegischen Skagenmaler, in die Geheimnisse der Malerei einführen.

Dies war der eigentliche Beginn eines leidenschaftlichen, oft auch tieftraurigen Künstlerlebens - faszinierend vielleicht erst aus dem Blickwinkel derjenigen, die es in der Retrospektive, in dem eleganten neuen Roman von Ketil Bjørnstad, besichtigen dürfen und dabei aus dem Staunen nicht herauskommen, wie sehr sich in dieser einen Person die skandinavische Kulturgeschichte des ausgehenden neunzehnten Jahrhunderts widerspiegelt. Denn nicht nur bewegt sich Oda in Kristiania, dem heutigen Oslo, im Umfeld von Männern wie Hans Jæger oder Edvard Munch; dem Erstgenannten, einem stets am Rande des Wahns balancierenden Bürgerschreck, der ein Buch über Kondome zu schreiben gedenkt, wird sie den Kopf bis hin zu Suizidgedanken verdrehen, Letztgenannten zu seiner "Melancholie" inspirieren. Sie reist auch umher, nach Paris etwa und nach Deutschland, das für skandinavische Künstler einst der zentrale Kanal zur Welt war. Und in Deutschland, im Umfeld des Munch-Skandals 1892, wird sie auch August Strindberg treffen.

"Natürlich kenne ich Sie, Frau Krogh", wird der begnadete Frauenhasser dabei zetern, "Sie sind schließlich der Prototyp, wenn ich so sagen darf. Der Prototyp des Oberflächlichen, Verantwortungslosen. Sie können nicht lieben, Frau Krogh. Sie können nur betrügen, im Stich lassen." Nicht jeder verfiel Odas Charme und Körper hemmungslos. Es sind Szenen wie diese, mit denen Bjørnstad eine vorschnelle Stilisierung Odas zur Ikone der Emanzipation oder gar der "freien Liebe" hinauszögert. Er hat zusammengetragen, was über die umtriebige Oda und ihre Affären schon von Zeitgenossen festgehalten wurde; er hat Briefe und Selbstzeugnisse der "Kristiania-Bohème" aufgestöbert; er hat das Tagebuch Edvard Munchs gesichtet, dem er ebenfalls einen Dokumentarroman widmete (und als Jazzpianist, gemeinsam mit Kari Bremnes, ein grandioses Album, so wie sich parallel zu "Oda" auch ein Oda Krogh gewidmeter Titel auf dem neuen Album "The Light" findet).

Und dies alles, die Musikalität inklusive, streut er in den Roman mit großer Selbstverständlichkeit ein, um die Inszenierungen derjenigen zu hinterfragen, die ein exemplarisches Leben leben wollten, und zu verstehen, was mitunter kaum zu erklären ist: die Psychologie einer Frau, die sich auf immer neue Abenteuer einließ, nach einer eigenen Identität suchend und eingezwängt zwar von den Konventionen der Zeit, in ihrer Abwehr zugleich aber durchaus kopf- und skrupellos.

Bjørnstad ist kein origineller, aber ein verlässlicher, behende die Themen und Perspektiven wechselnder Erzähler, und das ist gerade bei einem biographischen Roman, der in der Fremde spielt, viel wert; es gibt genug überambitionierte Bücher, zuletzt Jan Arnalds Künstlerbiographie "Maria und Artur" - auch dort der Versuch, in der nordischen Vergangenheit vermeintlich moderne Liebesentwürfe aufzuspüren -, denen es schlichtweg an diesem Sinn für das Erzählerische, am Erzählfluss, mangelt.

Doch was heißt das überhaupt: in der Fremde? "Oda" taucht im Grunde ja bloß ein in die alte und unlösbare Frage danach, was ein Leben und eine Liebe ausmacht, ausmachen soll. "Sie war ein Mensch ohne Identität. Sie war für alles empfänglich", schreibt Bjørnstad, wie nebenher. Das ist es wohl, was dieses im Original bereits 1983 und mit einem Ausrufezeichen im Titel erschienene Buch so empfehlenswert macht. Die Emanzipation mag seit Odas Zeiten einige Schritte vorangekommen sein. Das Rätsel des Menschseins aber: bleibt.

- Ketil Bjørnstad. Oda. Roman. Aus dem Norwegischen übersetzt von Lothar Schneider. Insel Verlag. 429 S., geb., 19,80 [Euro].

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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Gelungen und elegant findet Rezensent Matthias Hannemann den Roman "Oda" von Ketil Bjornstad. Erzählt wird darin die Lebensgeschichte der emanzipierten Malerin Oda Krogh, einer Prinzessin der Boheme Kristianias, des späteren Oslo, im ausgehenden 19. Jahrhundert. Hannemann ist erstaunt, wie sehr Oda "Ikone" ihrer Zeit und der skandinavischen Kulturgeschichte ist und lobt den Autor ausdrücklich dafür, dass er sie nicht voreilig zu einem "Prototyp der Emanzipation und der freien Liebe" verherrlicht. Bjornstad habe sorgfältig recherchiert und erweise sich als zwar nicht sehr ausgefallener, aber doch talentierter Erzähler, der die Psychologie seiner Protagonistin geschickt zu entfalten verstehe.

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»Ein leidenschaftliches, auch tieftrauriges Künstlerleben.«
Matthias Hannemann, Frankfurter Allgemeine Zeitung