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Als 1942 die ersten Bomben auf Berlin fielen, war Michael Degen zehn Jahre alt. Ein Jahr später mussten er und seine Mutter in den Untergrund. Zwei Jahre lang, immer auf der Flucht vor Verrat, Entdeckung und dem sicheren Tod verbrachte Michael Degen seine Kindheit. Einfühlsam, ohne jede Sentimentalität und aus der Sicht des Jungen erzählt der bekannte Schauspieler seine Erlebnisse und erinnert sich liebevoll an die Menschen, denen er eigentlich sein Leben verdankt.

Produktbeschreibung
Als 1942 die ersten Bomben auf Berlin fielen, war Michael Degen zehn Jahre alt. Ein Jahr später mussten er und seine Mutter in den Untergrund. Zwei Jahre lang, immer auf der Flucht vor Verrat, Entdeckung und dem sicheren Tod verbrachte Michael Degen seine Kindheit.
Einfühlsam, ohne jede Sentimentalität und aus der Sicht des Jungen erzählt der bekannte Schauspieler seine Erlebnisse und erinnert sich liebevoll an die Menschen, denen er eigentlich sein Leben verdankt.

Autorenporträt
Michael Degen, 1932 in Chemnitz geboren, Schauspieler und Schriftsteller, überlebte den Nationalsozialismus mit seiner Mutter im Berliner Untergrund. Nach dem Krieg absolvierte er eine Ausbildung am Deutschen Theater in Berlin. Er trat an allen großen Bühnen auf und arbeitete mit Regisseuren wie Ingmar Bergman, Peter Zadek und George Tabori zusammen.
Rezensionen
"Dass Degen nichts beschönigt, weder sein Handeln und Denken, noch das der anderen Personen, ist eine der Stärken des Buches." (DIE WELT)

"Vor allem ist das Buch ein wundersam schlichtes Denkmal für all jene, Deutsche waren sie, die den Degens unter der Gefährdung ihres Lebens und ihrer Familie halfen." (STUTTGARTER ZEITUNG)

"Ein außerordentliches Zeitgemälde." (MITTELDEUTSCHE ZEITUNG)

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 04.03.2000

Mit Martchen
Die Kindheitserinnerungen des
Schauspielers Michael Degen
„Bis zum heutigen Tag werde ich das Gefühl von Minderwertigkeit nicht los, das ich als Kind eingeimpft bekam” – der jüdische Junge, der davon träumt, in die SS eintreten zu dürfen („Die Macht wäre auf meiner Seite”), verbarg sich die letzten beiden Kriegsjahre mit seiner Mutter in Berlin, angewiesen auf die geradezu tollkühne Hilfsbereitschaft von Menschen, die sich selbst damit in Lebensgefahr brachten. Nicht alle waren Mörder ist der Titel dieser Erinnerungen an die Helfer in finsteren Zeiten: an den kommunistischen Gärtner und seine gütige Schwägerin Martchen mit ihrer Nase „in fabelhafter Überlänge”; an die adelige russische Emigrantin, die dem elfjährigen Jungen Sexspielchen beibringt und Chopin spielt „bis zum Gehtnichtmehr”; an die freundliche Nutte Grete mit ihren Zahnstummeln und Säbelbeinen; an Nationalsozialisten, die längst nicht mehr an den Endsieg glauben; an das Personal in Botschaften und Gefangenenlagern, das gefälschte Papiere besorgt und Nahrungsmittel abzweigt, um die Verfolgten durchzufüttern – keine Widerstandskämpfer, sondern Menschen, die sich wie selbstverständlich über Verbote und Vorschriften des Unrechtsregimes hinwegsetzen. Ihrer grandiosen Unbekümmertheit verdankt der Erzähler das Leben. Und sie verdanken ihm nun ihre plakative Wiederbelebung. Denn Michael Degen findet keine Sprache für sein Material, so wie ihm auch offenbar nicht bewusst ist, dass für einen solchen Rückblick in die Kindheit eine Erzählweise hätte gewählt werden müssen, in der sich erzählendes und erlebendes Ich voneinander abgrenzen.
So plaudert er sich durch den Schrecken, wie wir es aus Talkshows kennen, wenn Prominente ihre Vergangenheit ausbreiten: bewegt, aber nicht zu sehr – ein schneller Scherz bremst die Betroffenheit, Anekdoten auf Pointe hin serviert, aber durchaus dem Ernst des Themas angeglichen, ganz viel wörtliche Rede im Dienste der Authentizität, und das klingt dann – zum Beispiel über den Luftangriff der Amerikaner – so: „Mein Gott, dachte ich, da sitzen die Leute in ihren Flugzeugen, haben andere Uniformen an, sprechen eine andere Sprache und wir sitzen hier unten zwischen dieser beschissenen Mörderbande mit ihrem beschissenen Onkel Adolf und seiner beschissenen Ausrotter-SS. Gleich werden die da oben ihre Bomben runterschmeißen auf diese miese Bande. Aber sie können auch uns töten. ”
GERDA MARKO
MICHAEL DEGEN: Nicht alle waren Mörder. Eine Kindheit in Berlin. Econ, München 1999. 320 S. , 39,90 Mark.
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