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Zum 850-Jahr-Jubiläum
Was in München um 1900 passiert, ist stets ein wenig bizarrer als anderswo. Unter Begriffen wie »Jugendstil«, »Simplicissimus« oder »Blauer Reiter« treten Gruppen ins internationale Rampenlicht, Künstlerfürsten wie von Lenbach, Stuck oder Hildebrand residieren in München, Schwabing entfaltet seine Sogwirkung. Karl Valentin sondiert sein Terrain, Thomas Mann bleibt gleich vierzig Jahre, Giorgio de Chirico drei, Marcel Duchamp bedarf des München-Erlebnisses zum Take-off in die Weltkarriere.
Der Kunstkritiker Rainer Metzger und der Bildermensch Christian Brandstätter
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Produktbeschreibung
Zum 850-Jahr-Jubiläum

Was in München um 1900 passiert, ist stets ein wenig bizarrer als anderswo. Unter Begriffen wie »Jugendstil«, »Simplicissimus« oder »Blauer Reiter« treten Gruppen ins internationale Rampenlicht, Künstlerfürsten wie von Lenbach, Stuck oder Hildebrand residieren in München, Schwabing entfaltet seine Sogwirkung. Karl Valentin sondiert sein Terrain, Thomas Mann bleibt gleich vierzig Jahre, Giorgio de Chirico drei, Marcel Duchamp bedarf des München-Erlebnisses zum Take-off in die Weltkarriere.

Der Kunstkritiker Rainer Metzger und der Bildermensch Christian Brandstätter skizzieren Münchens Beitrag zu einer Kulturgeschichte der Moderne und entwerfen das Kaleidoskop einer leuchtenden Beinahe-Weltstadt.
Autorenporträt
Rainer Metzger, geboren 1961, ist Kunstkritiker und Autor. Als Professor für Kunstgeschichte lehrt er an der Kunstakademie Karlsruhe.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 20.07.2009

Zu bunt getrieben
Münchens goldenes Zeitalter in einem Bildband
München sonnt sich gerne im Ruhm weniger Jahrzehnte, in denen es Anziehungspunkt der Künstler aus ganz Europa war. Gründe waren das billige Leben in der überschaubaren Residenzstadt und der gute Ruf ihrer Historienmaler, die im jungen Königreich große Ausstattungsprojekte verwirklichen durften. Dies wurde zum Nährboden einer bunten Mischung aus Malern, Literaten und Theaterleuten, die das legendäre Schwabing bevölkerten. Die erste Sezessionsbewegung weg von den traditionellen Großausstellungen in Europa begründete das moderne Ausstellungswesen und neue Vertriebswege. Die Protagonisten der Zeitschrift Der Blaue Reiter sowie Zeichner und Schriftsteller, die sich um Zeitschriften wie den Simplicissimus und Jugend scharten, leisteten Bemerkenswertes. Gegen so manche Konvention wurde beherzt verstoßen.
Wie in wohl keiner anderen Stadt durften sich die Künstler als Fürsten inszenieren, und das Vereinsleben mit seinen aufwendigen Festen trug nicht wenig zum Ruf Münchens als Künstlermetropole bei. Doch die Blüte war von kurzer Dauer. Der Erste Weltkrieg vertrieb das internationale Völkchen. Zurück blieben Resignation und konservative Reaktion. Die blutige Niederschlagung der Revolution erstickte auch den Aufbruch zu einer Kunst, die sich schon wieder gewandelt hatte. Es gab zu viele, die ihren Besitzstand wahren wollten, als dass anarchischer Kreativität noch Freiräume hätten bewahrt werden können.
Die faszinierende Mischung aus Architektur, Malerei, Design, Theater, Musik, Kabaret, Literatur, Buchkunst und Verlagswesen um 1900 führt der opulent bebilderte Band von Christian Brandstätter und Rainer Metzger vor Augen. Mit den Konkurrenzmetropolen Wien und Berlin hatte man dies schon erfolgreich vorexerziert. Selten reproduzierte Fotos und zahlreiche kolorierte Postkarten lassen die Zeit lebendig werden. Die Glanzpunkte der Ausstellungen, des scharfzüngigen Kabarets und der so freizügigen wie spintisierenden literarischen Zirkel werden ebenso versammelt wie die Schattenseiten der Vereinsmeierei und ständiger Ressentiments gegen das Neue. Ungewöhnlich ist es, aber sehr berechtigt, den Illustratoren, der Werbegraphik und der Buchgestaltung breiten Raum zu gewähren, denn dies war eine wirkliche Stärke der Münchner Kunstszene.
Die große Bandbreite der Künste dieser Zeit ist beeindruckend und erfordert vom Autor einen noch größeren Spagat als von der Bildregie. Leider schwadroniert der Text mehr von Stilblüte zu Stilblüte, als dass er präzise die historischen Fakten lieferte. Da ist es umso enttäuschender, als dass die Reproduktionen, vor allem der Gemälde, in geradezu ekliger Buntheit versinken. So legt man das Buch inspiriert, aber zugleich auch mit dem Bauchweh beiseite, wie es der Genuss von zu viel Süßem verursacht. ANDREAS STROBL
RAINER METZGER, CHRISTIAN BRANDSTÄTTER: München. Die große Zeit um 1900. Kunst, Leben und Kultur 1890-1920. Christian Brandstätter Verlag, Wien 2008. 376 Seiten, 49,90 Euro. (Erscheint im November als Paperback bei dtv, 29,90 Euro.)
Ein Titelblatt der 1896 gegründeten Zeitschrift „Jugend” Foto: oh
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