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Hier erklärt Franz Müntefering einen neuen Gesellschaftsentwurf: Die Verbindung der Lebensziele von Menschen mit den Maximen demokratischer und sozialer Gemeinschaft. Er benennt die sich rapide verändernden Lebenswirklichkeiten, die bestimmt sind von sozialen, technischen und medizinischen Fortschritten, von der Globalisierung, von Demografie und Integration. Mit diesen Veränderungen muss die Politik Schritt halten, deshalb seine Forderung: Macht Politik! - sozial, demokratisch und mit Liebe zum Leben. Müntefering spricht aber auch über seinen Weg in die Politik, macht seine Haltung zur…mehr

Produktbeschreibung
Hier erklärt Franz Müntefering einen neuen Gesellschaftsentwurf: Die Verbindung der Lebensziele von Menschen mit den Maximen demokratischer und sozialer Gemeinschaft. Er benennt die sich rapide verändernden Lebenswirklichkeiten, die bestimmt sind von sozialen, technischen und medizinischen Fortschritten, von der Globalisierung, von Demografie und Integration. Mit diesen Veränderungen muss die Politik Schritt halten, deshalb seine Forderung: Macht Politik! - sozial, demokratisch und mit Liebe zum Leben. Müntefering spricht aber auch über seinen Weg in die Politik, macht seine Haltung zur Linkspartei deutlich, nimmt Stellung zur Agenda 2010, übt Kritik am Parteiegoismus der CDU in der großen Koalition und wirft einen Blick auf die Bundestagswahl und den Wahlkampf 2009.
Autorenporträt
Tissy Bruns, geboren 1951, ist Chefkorrespondentin des "Tagesspiegel". Von 1991 bis 1999 war sie für "taz", "Stern", "Wochenpost" und "Die Welt" als Parlamentskorrespondentin in Bonn tätig, von 1999 bis 2003 - als erste Frau in diesem Amt - Vorsitzende der Bundespressekonferenz.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 07.10.2008

Einfache Wahrheiten, kleine Weisheiten
Franz Münteferings Interview-Buch enthält Seitenhiebe gegen Angela Merkel und Aufschlussreiches über ihn selbst
Erhard Eppler ist ein sozialdemokratischer Denker, Franz Müntefering ist ein sozialdemokratischer Macher. Jetzt hat er ein Buch gemacht, und die Journalistin Tissy Bruns hat ihm dabei geholfen. Müntefering hat sich von ihr befragen lassen. Die vielen Fragen und Antworten ergeben zusammen 223 Seiten – ein Buch der einfachen Wahrheiten und der kleinen Weisheiten; kein Zukunftsentwurf für die Sozialdemokratie, sondern eher ein schlichtes Vademecum für den kleinen Sozialdemokraten, mit gelegentlichen Seitenhieben gegen Angela Merkel.
Dieser Seitenhiebe wegen ist das Buch für die Tagespolitik interessant, denn der frühere Vizekanzler und wieder designierte SPD-Vorsitzende formuliert Sätze voller Bitterkeit: „Sie blieb CDU-Vorsitzende, wo sie Kanzlerin hätte werden müssen.” Müntefering rechnet sehr kühl ab mit Angela Merkel; aus der herzlichen Beziehung, die es zu Beginn der großen Koalition zwischen den beiden gab, aus der eine Vertrauensbeziehung werden sollte, ist ein gefriergetrocknetes Verhältnis geworden. Müntefering wirft ihr „Parteiegoismus” vor, deswegen sei das Handeln der Koalition „Schritt für Schritt zerronnen”.
Man blättert ansonsten durch Mün-
teferings Seiten wie durch einen Abreißkalender mit Merksprüchen zum Tage. Da wird, natürlich, viel leeres Stroh
gedroschen, da finden sich, seiten-
weise, dicht aneinandergereihte Plattitüden: „Es muss Orientierung geben”, und dabei ist „nicht nur die Politik
gefordert, aber sie vor allem”, denn „Stillstand wäre Rückschritt”, also „wir müssen uns bewegen”, dürfen „nicht Wolken schieben”, dann bleiben „die Dinge in Bewegung”, denn „niemand hat per se die Wahrheit auf seiner Seite”. Ja, ja. Das hält man beim Lesen nur dann aus, wenn man sich dazu
die knarzige Stimme von Müntefering vorstellt.
Aber dann kommt die Belohnung, man stößt auf die ebenso schlichten wie zauberhaften Sätze, deretwegen sich die Lektüre lohnt – dort etwa, wo Müntefering über das „Du” in der SPD sinniert. Und über das Wesen des Sozialdemokratischen: „Du musst das Leben nehmen wie es ist. Aber Du darfst es nicht so lassen.” Das ist, sagt Müntefering, „Sozialdemokratie pur”. Dieser Satz stammt von einem alten Genossen, dieser hat Müntefering so geantwortet, als der ihm zum hundertsten Geburtstag gratulierte, und nach dem Resümee seines Lebens fragte.
Es ist dies das Resümee wohl auch des politischen Lebens von Franz Müntefering. Also ist, so folgert er, „der Bedarf von Sozialdemokratie endlos”. Wohl auch deswegen, weil „der moderne Kapitalismus” die „Achtung vor dem Ethos des guten und anständigen Unternehmers” untergrabe. Die Beziehungen zur Linkspartei: Müntefering hält nichts mehr von der jahrelangen SPD-Doktrin „Im Osten ja, im Westen nein”: Es könne auch im Westen Zusammenarbeit geben, „wenn unsere Leute vor Ort das wollen”. Es gelte dabei „das Prinzip Verantwortung”: Damit meint er eine Koalition. Eine bloße Duldung, wie sie in Hessen geplant ist, bei der „Lafontaine von der Couch aus den Daumen rauf- oder runterhalten kann”, schätzt er nicht.
Die Buchseiten über Lafontaine sind interessant. Müntefering ist hier offener und böser als es Schröder in seinem Buch über die Kanzlerjahre ist. Münteferings Erklärung für Lafontaines Rücktritt als SPD-Chef, für diese „irreparable Selbstdemontage” lautet so: „Ich glaube, dass er sich für das absolute Genie hält und auch damals nicht akzeptieren wollte, dass er an zweiter Stelle steht.” Man erfährt einiges über den Menschen Müntefering: Erich Fried und Robert Gernhardt, sagt er, „gehen mir eher ein als Hölderlin”. In der Architektur schätzt er, wen wundert’s, die klare Kante Mies van der Rohes, in der Malerei den Kubismus. So ist auch die Politik Münteferings: Würfel aufeinanderstellen, Türme damit bauen.
Türme bauen. Je mehr Leute dabei helfen, je mehr Leute Türme bauen, umso fester wird die Burg. Deshalb heißt Münteferings Buch „Macht Politik”. Der Anklang an das Wort Machtpolitik ist beabsichtigt, weil Müntefering ein Machtpolitiker ist, bei dem dieses Wort ungefährlich klingt: „Das Leben bleibt ein Prozess. Neues steht an. Es gibt zu tun.” HERIBERT PRANTL
FRANZ MÜNTEFERING (mit Tissy Bruns): Macht Politik! Herder Verlag, Freiburg 2008. 19,95 Euro, 223 Seiten.
„Du musst das Leben
nehmen wie es ist, aber Du darfst es nicht so lassen.
Das ist Sozialdemokratie pur.”
SZ-Zeichnung: Hanitzsch
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