„Herzerfrischend von Anfang bis Ende“
Als die 89jährige Liselotte plötzlich Witwe wird, trifft sie dieser harte Schicksalsschlag völlig unvorbereitet. 62 Jahre lang waren sie und ihr innig geliebter Franz Ferdinand verheiratet, Tag und Nacht zusammen, unzertrennlich. Um alles hat sich stets Franz
Ferdinand gekümmert. Ob es banale Dinge, wie der Haushalt waren oder die finanziellen Geschichten,…mehr„Herzerfrischend von Anfang bis Ende“
Als die 89jährige Liselotte plötzlich Witwe wird, trifft sie dieser harte Schicksalsschlag völlig unvorbereitet. 62 Jahre lang waren sie und ihr innig geliebter Franz Ferdinand verheiratet, Tag und Nacht zusammen, unzertrennlich. Um alles hat sich stets Franz Ferdinand gekümmert. Ob es banale Dinge, wie der Haushalt waren oder die finanziellen Geschichten, von denen Liselotte so gar keine Ahnung hat. Um nichts musste sie sich je Gedanken machen. Jeden Wunsch las ihr der geliebte Gatte von den Augen ab und jeden Luxus, den sie sich wünschte, versuchte er, ihr zu ermöglichen.
Dass Liselotte plötzlich ganz alleine sein soll, erscheint ihr anfangs einfach unbegreiflich. Es kann und darf eigentlich gar nicht sein, spukt es in ihren Gedanken herum, denn schließlich hatte ihr Franz Ferdinand doch auch fest versprochen, dass er immer für sie da sein werde und sogar, dass sie vor ihm sterben werde, hatte er ihr doch einst hoch und heilig geschworen.
Doch jetzt ist alles anders. Trotz der tiefen Trauer um den Tod ihres geliebten Ehemannes, muss Liselotte Stück für Stück begreifen, dass das Leben weitergehen muss. Doch wie? Schließlich kann sie ja nicht mal den neuen Induktionsherd, geschweige denn den hochmodernen Kaffeeautomaten bedienen, den Franz Ferdinand kurz vor seinem Tod noch erworben hat. An Haushalt, Finanzen, Auto etc., war gar nicht erst zu denken.
Da bringt die neueste Ausgabe einer französischen Frauenzeitschrift die rüstige Dame auf eine Idee. Eine Gesellschafterin muss her und zwar auf schnellstem Wege und am besten so eine, die sich auch um den Haushalt und alles andere kümmert, von dem Liselotte so gar keine Ahnung hat. Immerhin hat sie ja noch ihre schöne große Altbau-Eigentumswohnung, die sie mit ihrem Mann all die vielen Jahre alleine bewohnte. Ein Untermieter könnte also die Lösung all ihrer Probleme sein, denkt sich Liselotte. Sie beschließt, in einer nahegelegenen Universität, per Aushang am schwarzen Brett, nach einem Mitbewohner oder einer Mitbewohnerin zu suchen. Und es dauert gar nicht lange, bis die ersten Bewerber vor ihrer Tür auftauchen.
Wen Liselotte da findet und was sie mit ihren neuen Mitbewohnern alles erlebt? Das würde Euch Florian Herb sicher gerne selbst erzählen mit dieser einfühlsamen, kuriosen, zum Denken anregenden und zum Schmunzeln verleitenden, warmherzigen Geschichte, die mich einfach nur von Anfang bis Ende begeistert hat.
Ein Roman, der ablenkt vom Altwerden und Altsein, von düsteren Pflegeheimen, vom Alleinsein im Alter, von allem schlechten, das doch immer wieder so viele erleben müssen. Schade, dass die Wirklichkeit oft leider nicht so aussieht, wie Herr Herb es für Liselotte vorgesehen hat. Könnte es doch nur so vielen älteren oder gebrechlichen Menschen auch in der Realität so ähnlich ergehen wie dieser liebenswerten Dame. Dieser schale Nachgeschmack blieb mir leider, als ich Herrn Herbs wunderschöne Geschichte zu Ende gelesen hatte.
Trotzdem hat diese warmherzige Geschichte auf meiner Bewertungsskala fast die volle Punktzahl erreicht. Für mich ein ganz persönlicher „Lesetipp“ an Jung und Alt. Ich hoffe, Herr Herb hat noch mehr von solch schönen Büchern auf Lager und ich werde auf alle Fälle verfolgen, was da von ihm noch so kommt.