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'Es wird immer Menschen geben, die mehr gelesen haben als man selber, und immer mehr Bücher, als man je lesen kann. Eigentlich ist das auch ein Glück.'
Was geschieht mit uns, wenn wir lesen, und warum tun wir es so gern? Muß man alles zu Ende lesen, und was sollte man wirklich über den Autor wissen? Muß man sich einschüchtern lassen von großen Werken, und wie nähert man sich denen am elegantesten, an denen man bislang, sich respektvoll verbeugend, vorbeigerauscht ist? Und wo liest man was am besten? Fragen, die jede leidenschaftliche Leserin und jeden Leser, der es werden will, umtreiben…mehr

Produktbeschreibung
'Es wird immer Menschen geben, die mehr gelesen haben als man selber, und immer mehr Bücher, als man je lesen kann. Eigentlich ist das auch ein Glück.'
Was geschieht mit uns, wenn wir lesen, und warum tun wir es so gern? Muß man alles zu Ende lesen, und was sollte man wirklich über den Autor wissen? Muß man sich einschüchtern lassen von großen Werken, und wie nähert man sich denen am elegantesten, an denen man bislang, sich respektvoll verbeugend, vorbeigerauscht ist? Und wo liest man was am besten?
Fragen, die jede leidenschaftliche Leserin und jeden Leser, der es werden will, umtreiben und die Ulrich Greiner, der Literaturchef der ZEIT, in seinem intelligenten und unterhaltsamen "Leseverführer" behutsam und sehr persönlich beantwortet. Das Buch wendet sich bewußt an die "Laien", an Leseanfänger und solche, die mehr darüber wissen wollen, was sie begeistert tun, aber es ist auch für die "Profis" ein Vergnügen. Ulrich Greiners Leseverführer ist kein Kanon, sondern eine passionierte Gebrauchsanweisung für den Weg durch das schöne Labyrinth der Literatur.
Autorenporträt
Ulrich Greiner, 1945 geboren, war von 1998 bis April 2009 verantwortlicher Redakteur des Ressorts Literatur bei der ZEIT und ist nun deren Kulturkorrespondent sowie Herausgeber von ZEIT-Literatur. Er war Gastprofessor in Hamburg, Essen, Göttingen und St. Louis. Er ist Mitglied des PEN-Zentrums Deutschland sowie der freien Akademie der Künste in Hamburg.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 17.12.2005

Worte wenden
Enthusiasmus ohne große Geste: Ulrich Greiners „Leseverführer”
Das allgemeine Lob des Lesens hat etwas Fatales. Denn es verwandelt das Lesen in ein Verdienst und rückt es so in die Nähe der Arbeit. Außerdem schafft es eine Pädagogik des Lesens, deren imperativer Charakter allem wirklichen Interesse an Büchern Hohn spricht. Ein wenig misstrauisch nimmt man daher das jüngste Buch von Ulrich Greiner, dem Literaturchef der Zeit, in die Hand. Denn es heißt „Leseverführer” , und aus dem Titel scheint die Not einer durch Leseimperative unter Druck geratenen Literaturkritik zu sprechen, die glaubt, mit jeder Rezension auch ein Plädoyer für die Lektüre schlechthin abliefern zu müssen. Und sind überhaupt diese Werbeveranstaltungen, ganz gleich, ob sie nun „Leseverführer” oder „Stiftung Lesen” heißen, nicht von vornherein vergeblich? Sie können nichts anderes als Verschwendung von kultureller Energie sein, weil sie voraussetzen, was sie erst zu erreichen trachten: Man muss schon zum Lesen verführt worden sein, bevor man einen „Leseverführer” in die Hand nimmt.
Glücklicherweise ist das Buch dann auch gar keine Verführung zur Lektüre, sondern eine zuweilen sehr praktische, zuweilen weit ins Ästhetische ausgreifende Handreichung zum Lesen von Werken der Romankunst - ein Kursus in einer imaginären Volkshochschule, wenn man so will, in dem man sich einmal in der Woche versammelt, um sich Gedanken darüber zu machen, warum man beim Lesen von Romanen vergisst, dass man sich, in unterschiedlichem Grad, mit „Erfundenem” beschäftigt. Um sich nicht nur an den Unterschied von „erzählter Zeit” und „Erzählzeit” erinnern zu lassen, sondern über das Vergehen und Festhalten von Zeit im Buch überhaupt zu philosophieren. Und auch, um sich ein Bewusstsein von der intellektuellen Freiheit zu beschaffen, die der Umgang mit Dichtung in sich trägt. Der „liebe Leser”, die rhetorische Figur, von der sich Ulrich Greiner durch das gesamte Buch begleiten lässt, hat zwar einen gewissen Hang zur Betulichkeit, aber er wird aufmerksam und klug behandelt.
Die stärksten Passagen hat diese Hinführung, die eigentlich eine Handreichung ist, wenn sich Ulrich Greiner nicht zur Literatur bekennt, sondern an ihr arbeitet. Dann redet er über den Körper der „Penthesilea” bei Heinrich von Kleist, über die Form der direkten Anrede des Lesers in Herman Melvilles „Moby Dick”, über das Prinzip der kleinen Hoffnung in Virginia Woolfs „Zum Leuchtturm”, über die Vorliebe für das Substantiv sowie die Abneigung gegen sprechende Verben bei Adalbert Stifter. Nicht zufällig sind diese Passagen, in denen der Autor die Didaktik seines Unternehmens offenbar fast vergisst, zugleich diejenigen, die den Leser am meisten überzeugen - ja sogar verführen, nämlich dazu, den „Moby Dick” aus dem Regal zu nehmen und allein weiterzulesen. Die Kraft des Textes stammt hier aus der Begeisterung seines Autors, und Wendell Kretzschmar, der etwas überdrehte Musiklehrer aus Thomas Manns „Doktor Faustus”, scheint noch immer der beste aller Pädagogen zu sein.
Aus diesen Seiten tritt dem Leser ein Kritiker entgegen, der es mit der Literatur ernst meint, einer, der weiß, dass Literaturkritik zuweilen auch gegen die Literatur vorgehen muss, einer, der mit Beobachtung und Analyse überzeugen und das Publikum nicht mit suggestiven Kaufbefehlen und großen Gesten heimsuchen will. Sogar der „Eskapismus”, zu dem sich Ulrich Greiner zu Beginn seines Buches bekennt, ist nicht die Weltflucht, als die er sich angekündigt hatte, sondern entpuppt sich als Figur der Distanz, der Gelassenheit und der Reflexion. Einen solchen Kollegen schätzt man sehr.
THOMAS STEINFELD
ULRICH GREINER: Leseverführer. Eine Gebrauchsanweisung zum Lesen schöner Literatur. C. H. Beck Verlag, München 2005. 216 Seiten, 14,90 Euro.
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Thomas Steinfeld begrüßt diesen "Leseverführer", den der Literaturchef der Zeit, Ulrich Greiner, vorgelegt hat. Dabei äußert er sich zunächst überaus skeptisch gegenüber jeder Pädagogik des Lesens und dem üblichen Plädoyer für die Lektüre. Umso erfreuter ist er, dass Greiners Buch gar keine Verführung zur Lektüre im befürchteten Sinn darstellt. Vielmehr erblickt er darin eine "sehr praktische, zuweilen weit ins Ästhetische ausgreifende Handreichung zum Lesen von Werken der Romankunst". Am stärksten findet er Greiners Buch, wenn sich der Autor nicht zur Literatur bekenne, "sondern an ihr arbeitet" - wenn er etwa über den Körper der "Penthesilea" bei Heinrich von Kleist, über die Form der direkten Anrede des Lesers in Herman Melvilles "Moby Dick" oder über die Vorliebe für das Substantiv bei Adalbert Stifter spricht. Das sind für Steinfeld die Passagen, in denen der Autor die Didaktik seines Unternehmens "offenbar fast vergisst" und die ihn "am meisten überzeugen". Hier nämlich trete Greiner dem Leser als Kritiker entgegen, der es ernst meine mit der Literatur, als einer, "der mit Beobachtung und Analyse überzeugen und das Publikum nicht mit suggestiven Kaufbefehlen und großen Gesten heimsuchen will".

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