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2 Kundenbewertungen

"Ich muss zugeben, dass das, was ich ihm nun verabreichte, nicht mehr als Schubser durchgehen kann. Seltsamerweise schien er überhaupt nicht erstaunt zu sein über das, was mit ihm geschah. Vielleicht hielt er es für einen Scherz? Die knapp zehn Meter brachte er jedenfalls im freien Fall hinter sich." Wenn man klein, käseweiß, dick und mit rapide dünner werdendem rotem Haar gestraft ist, könnten einzig Macht und Reichtum das ausbügeln. Aber als stinknormaler Kassierer einer Bankfiliale ist man in unserer schönheitsgläubigen Zeit ein Niemand und hat guten Grund, sich an dieser Welt rächen zu…mehr

Produktbeschreibung
"Ich muss zugeben, dass das, was ich ihm nun verabreichte, nicht mehr als Schubser durchgehen kann. Seltsamerweise schien er überhaupt nicht erstaunt zu sein über das, was mit ihm geschah. Vielleicht hielt er es für einen Scherz? Die knapp zehn Meter brachte er jedenfalls im freien Fall hinter sich."
Wenn man klein, käseweiß, dick und mit rapide dünner werdendem rotem Haar gestraft ist, könnten einzig Macht und Reichtum das ausbügeln. Aber als stinknormaler Kassierer einer Bankfiliale ist man in unserer schönheitsgläubigen Zeit ein Niemand und hat guten Grund, sich an dieser Welt rächen zu wollen, die einen täglich hundertmal ignoriert. Der Held dieses Romans hat es auf die Liebhaber seiner Kolleginnen abgesehen. Irgendetwas in ihm hofft wider alle Vernunft, das plötzliche Ableben ihrer Liebhaber könnte sie in seine tröstenden Arme treiben. Natürlich geht die Rechnung nicht auf. Und nicht nur die Polizei wird stutzig, als es im Umkreis der kleinen Münchner Bank mal wieder einen Toten gibt...
Autorenporträt
Philipp Moog arbeitet als Schauspieler, Autor und Sprecher. Er ist regelmäßig im Fernsehen zu sehen ("Sperling", "Polizeiruf 110"," Marias letzte Reise") und leiht seine unverwechselbare Stimme u. a. Ewan McGregor, Owen Wilson und Orlando Bloom. Als gebürtiger Münchner ist er bestens vertraut mit den (sprachlichen) Eigenheiten des bayerischen Alltags
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 27.11.2008

Zu dick
Böses Glanzstück: Philipp Moogs "Lebenslänglich"

Er ist nicht nur viel zu dick, er hat auch rote Haare und einen auffällig rosafarbenen Teint. "Ich sehe aus wie ein Schwein", vertraut er seinem Tagebuch an, in dem er über das Gewicht seines Doppelkinns klagt und ausführlich das "Brennen an der Innenseite der Oberschenkel" beschreibt, das der Stoff der zu eng sitzenden Hose hervorruft. Hier nimmt es jemand sehr genau mit dem Selbsthass: Säuberlich vermerkt der Autor des Diariums die "drei trauten, dunklen, feuchten Flecken" unter den Armen und am Rücken seines Hemds, die sich schon am Morgen zeigen, auf dem Weg zum Arbeitsplatz am Kassenschalter in einer Münchner Bank.

Der Erzähler in Philipp Moogs Roman "Lebenslänglich" hat keinen Namen, nur den unförmigen Körper eines "anlagebedingten Fettsacks", und zwischen den Hautfalten und Speckwülsten des übergewichtigen Kassierers lauert bereits das Ressentiment. Während er in der Mittagspause ein Mettbrötchen mit Cola light herunterspült, wächst sein Hass auf die solariumgebräunten und fitnessgestählten Mitbürger, Mordpläne reifen bei einer Tafel Trauben-Nuss-Schokolade. Seine ersten Opfer wählt der Bankangestellte aus dem Kreis der Liebhaber der für ihn leider unerreichbaren Kolleginnen. Den einen erschlägt er mit einem Stein am Ufer der Isar, den anderen - Claudio, BMW-Fahrer - ersticht er mit der Gabel des Fonduesets, das ihm sein Filialleiter zum zehnjährigen Jubiläum überreicht hat. Auch die blutige Tat findet Eingang ins Tagebuch: "Seine Pupillen sind weit geöffnet. Bell'uomo. Dann bricht sein Blick. Goodbye."

"Lebenslänglich" ist eine zynische Glanzleistung, ein rabenschwarzes und gnadenlos komisches Buch über den Rachefeldzug eines hässlichen Zwei-Zentner-Entleins. München drängt sich als Kulisse geradezu auf. Philipp Moog, Jahrgang 1961, lebt als Schauspieler und Drehbuchautor in der Stadt der Reichen und Schönen, und die herausgeputzten Kabrio-Fahrer samt ihren topmodelverdächtigen Beifahrerinnen, die die neidvollen Blicke seines frustrierten Protagonisten anziehen, dürfte er aus eigener Anschauung kennen. Allerdings besteht die Raffinesse seines Romandebüts nicht in den versteckten Spitzen gegen die Möchtegern-Gesellschaft, sondern in den bösen Beobachtungen aus der ganz normalen Horrorwelt des kleinen Angestellten.

Die Schrecken der Bürogemeinschaft sind in der deutschsprachigen Literatur bis heute immer etwas stiefmütterlich behandelt worden. Derzeit kann man sich eigentlich nur an Wilhelm Genazinos feinsinnige Texte über die stille Tragödie der "nichtselbständig Beschäftigten" und ihrer Gehülfen halten. Philipp Moog wählt natürlich gröberes Besteck, wenn er seinen diätresistenten Angestellten im Umfeld des eigenen Arbeitsplatzes zum Serienkiller werden lässt. Trotzdem gelangt er aus dieser Perspektive zu einer treffsicheren Beschreibung jener seltsamen Spezies Mensch, die kurz vor Feierabend ihren Drehstuhl vorsorglich "in Morgenposition" bringt und am Wochenende auf dem "Superbike zum ambitionierten Freizeitsportler in Polyesterhaut" mutiert.

Routine ist alles, selbst unerwartete Todesfälle können die munteren Angestellten in diesem Roman nicht aus der Fassung bringen. Die Belegschaft sammelt Geld, um den trauernden Kolleginnen eine preiswerte Klassik-Kollektion als Trostgeschenk zu überreichen, ein Abteilungsleiter steht in Sakko und Seidenhemd bereits als Witwentröster bereit. Das Leben muss weitergehen, spätestens in der nächsten Kalenderwoche.

KOLJA MENSING

Philipp Moog: "Lebenslänglich". Roman. DuMont Buchverlag, Köln 2008. 188 S., geb., 17,90 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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"Eine zynische Glanzleistung, ein rabenschwarzes und gnadenlos komisches Buch." -- FAZ

"Mit Philipp Moog ist dem deutschsprachigen Krimi eine eigenwillige und vor allem bitterböse Stimme zugewachsen, die aufhorchen lässt. Stilistisch lakonisch, psychologisch dafür umso komplexer ist die Geschichte, die Moog erzählt." -- DIE WELT

"Ein wunderbares Buch ... Von Schauspieler Philipp Moog auf eine wohltuend schlanke Art komponiert, soll heißen: kein Wort zu viel." -- PRISMA

Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Bestens amüsiert hat sich Kolja Mensing bei der Lektüre von Philipp Moogs tiefschwarzem Roman "Lebenslänglich". Er lobt das Buch um den Rachefeldzug eines fettleibigen, rothaarigen Münchner Bankangestellten, der in der Mittagspause bei Trauben-Nuss-Schokolade Mordpläne schmiedet und alsbald tatsächlich einige seiner gutaussehenden Kollegen hinmeuchelt, als komisches, "böses Glanzstück". Besonders gefallen Mensing die Schilderungen des Büroalltags der kleinen Angestellten, zumal diese in der deutschsprachigen Literatur bisher eher "stiefmütterlich" behandelt wurden. Sein Fazit: eine "zynische Glanzleistung".

© Perlentaucher Medien GmbH