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» und überhaupt bist Du, meine Arbeit vielleicht ausgenommen, das beste, was ich habe.« Lion Feuchtwanger in einem Brief an seine Frau Marta. Sie lebten im Schatten ihrer berühmten Ehemänner und tauchen in der Literatur über diese oft nur als biografische Randnotiz auf. Dabei ermöglichten erst Mathilde Beckmann, Charlotte Berend-Corinth, Marta Feuchtwanger, Hedwig Kubin, Liesl Frank, Mathilde Vollmoeller-Purrmann und Anna von König ihren Partnern uneingeschränkte künstlerische Entfaltung. Sie führten ihnen den Haushalt, waren ihre Sekretärinnen, Kritikerinnen, Managerinnen und Musen und trugen…mehr

Produktbeschreibung
» und überhaupt bist Du, meine Arbeit vielleicht ausgenommen, das beste, was ich habe.« Lion Feuchtwanger in einem Brief an seine Frau Marta. Sie lebten im Schatten ihrer berühmten Ehemänner und tauchen in der Literatur über diese oft nur als biografische Randnotiz auf. Dabei ermöglichten erst Mathilde Beckmann, Charlotte Berend-Corinth, Marta Feuchtwanger, Hedwig Kubin, Liesl Frank, Mathilde Vollmoeller-Purrmann und Anna von König ihren Partnern uneingeschränkte künstlerische Entfaltung. Sie führten ihnen den Haushalt, waren ihre Sekretärinnen, Kritikerinnen, Managerinnen und Musen und trugen somit entscheidend zur Vervollkommnung eines herausragenden Werkes bei. Einige von ihnen begleiteten ihre Männer ins Exil und gaben ihnen auch dort Lebenskraft und Energie. In einfühlsamen Porträts würdigt Eva-Maria Herbertz die individuelle Bedeutung jeder dieser sieben Frauen als Lebensgefährtin eines Künstlers und gibt Einblick in außergewöhnliche Paarbeziehungen und Lebensgeschichten.
Autorenporträt
Eva-Maria Herbertz, geb. 1947 in Nordrhein-Westfalen, studierte Germanistik und Geschichte in München, war einige Jahre im Lehramt tätig und lebt seit 1982 in Feldafing am Starnberger See. Sie beschäftigt sich mit der Ortsgeschichte, recherchiert zu verschiedenen Künstlern, die dort gelebt und gearbeitet haben, schrieb darüber mehrere Zeitungsartikel, hielt Vorträge und führt Gruppen auf den Spuren von Künstlern in Feldafing.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 27.01.2010

Starke Frauen
In „Leben in seinem Schatten” beschreibt Eva-Maria Herbertz das Schicksal von sieben Künstlergattinnen
„Und überhaupt bist Du, meine Arbeit vielleicht ausgenommen, das beste, was ich habe.” Die Worte Lion Feuchtwangers auf dem Klappentext, aus einem Brief an seine Frau Marta, führen ein wenig in die Irre. Das Buch „Leben in seinem Schatten” ist durchaus keine Ansammlung dankbarer Ergüsse in Anerkennung jahrelanger Loyalität, Unterstützung, Selbstaufgabe. Eher im Gegenteil. Die „Frauen berühmter Männer”, die in dem Band portraitiert werden, sind nach allem, was man dort nachlesen kann, bedauernswert selten in den Genuss angemessenen Respekts gekommen. Und insofern kann man die Autorin Eva-Maria Herbertz auch wieder verstehen, was des Herausheben der Briefstelle betrifft : So, wie das ganze Buch die Leistungen der Ehefrauen Beckmann, Feuchtwanger, Corinth und anderer nachträglich ins rechte Licht setzen möchte, so mag das schwärmerische Feuchtwanger-Zitat als eine Art Leitmotiv gedacht sein dafür, wie es hätte sein können. Aber eben viel zu selten war.
Mathilde Beckmann, Charlotte Berend-Corinth, Marta Feuchtwanger, Hedwig Kubin, Liesl Frank, Mathilde Vollmoeller-Purrmann, Anna von König: Herbertz’ sieben Protagonistinnen ist gemeinsam, dass sie mit Künstlern verheiratet waren. Und die waren alle ziemlich egozentrisch. Die konfliktträchtige Konstellation, in der ein Partner sich ungestört in seinem Werk entfaltet, während der (fast immer die) andere das gemeinsame Leben organisiert, ist Gegenstand vieler Abhandlungen gewesen. Die streng feministische Forschung hat sich dabei in ihrer Blütezeit etwas engstirnig auf die zweifellos beklagenswerte Existenz mancher Dichter- oder Komponistenfrau kapriziert und unbedingt deren direktes Mitwirken am männlichen Œuvre beweisen wollen. Auch Eva-Maria Herbertz geht mit gewisser Empörung an ihre Frauenfiguren heran, wie es denn sein könne, dass deren Beitrag zu einer erfolgreichen Laufbahn so wenig wahrgenommen werde. Ihr fehlt aber angenehmerweise jeder verbissene Ton – dafür ist sie, das bemerkt man bei der Lektüre rasch, viel zu fasziniert von diesen Künstlerleben und -partnerschaften.
Zum anderen funktioniert der knapp 200 Seiten starke Band deshalb, weil die Frauen, von denen er handelt, für sich alleine interessant sind. In welchem Ausmaß sie zurückstanden als Sekretärinnen, Managerinnen, Musen hinter ihren Männern, mag aus heutiger Sicht frappieren – man muss das aus der damaligen Zeit begreifen, schwerpunktmäßig die frühe erste Hälfte des 20. Jahrhunderts, in der echte Gleichberechtigung selbst in der Theorie kaum vorstellbar war, von der Praxis zu schweigen. Dazu passt das Titelfoto des Buchs: Der Schriftsteller Bruno Frank posiert selbstbewusst, weit zurückgelehnt in einem Kaffeehausstuhl, Zigarre schmauchend. Daneben seine Frau Elisabeth, nach vorn gebeugt, ein kleines Lächeln hinter der Mokkatasse verborgen. Hier scheint klar zu sein, wer „im Schatten” steht. Man sollte aber die Zigarette von Frau Frank, lässig in der Linken, nicht übersehen. Liesl Frank war durchaus selbstbewusst, hatte ihre eigene Geschichte, und sie ist erzählens- und lesenswert. Genau wie die der sechs anderen Hauptpersonen.
Da ist Charlotte Berend, die als Kind betet, Gott möge sie „nicht alltäglich”, sondern Künstlerin werden lassen. 21-jährig schreibt sich die jüdische Berlinerin aus gutem Haus an Lovis Corinths „Malschule für Weiber” ein, drei Jahre später ist sie seine Frau. Der rastlos malende Corinth findet die Sehnsüchte seiner viel jüngeren Frau nach Zweisamkeit lästig („Gejammer von Juni und schwühlen Nächten”) und beansprucht volle Unterstützung. Den Wunsch nach eigener künstlerischer Produktion muss Charlotte Berend auf die Zeit nach seinem Tod verschieben – bezeichnend, dass sie im amerikanischen Exil notiert, hier quäle sie niemand mit der „stereotypen Frage”, ob sie „die Malerei Lovis Corinths fortzusetzen versuche”.
Liesl Frank, eine kluge Schönheit mit schrägen Augen und von der befreundeten Familie Mann „Frau Kätzchen” genannt, passt sich ganz dem Lebensrhythmus ihres (erfolgreich) schriftstellernden Mannes an. Sie ist Gastgeberin in der Bogenhausener Villa, im kalifornischen Exil, wo Bruno Frank von Pascha-Allüren Abschied nehmen muss. Liesl stürzt sich mit Leidenschaft in eine neue Aufgabe, der Unterstützung emigrierter, weniger privilegierter Künstlerkollegen aus Deutschland, und lebt nach dem Tod ihres Mannes als literarische Agentin in New York.
Marta Feuchtwanger schließlich ist Protagonistin von Herbertz’ schönstem Kapitel. Die Geschichte der Münchnerin aus wohlhabender jüdischer Familie erzählt die Autorin lebendig wie einen Roman. Von der „Hochzeitswanderung” mit dem eigenwilligen Lion, die in eine zweijährige Vagabundenreise entlang des Mittelmeers mündet, bis zur abenteuerlichen Flucht aus Nazideutschland über Südfrankreich – wo das Paar interniert wurde – nach Pacific Palisades in die später legendäre „Villa Aurora”: Marta Feuchtwanger, großgewachsen, sportlich, beherzt, bekommt so ziemlich alles organisiert. Sie liebt schnelle Autos, verzeiht ihres Mannes ständige Affären, entzückt die deutsche Gemeinde in Kalifornien mit selbstgemachtem Apfelstrudel. Sie wird sechsundneunzig Jahre alt und schwimmt bis zuletzt bei jedem Wetter täglich im Pazifik. Anne Goebel
Eva-Maria Herbertz: Leben in seinem Schatten. Frauen berühmter Künstler, Allitera Verlag, 192 Seiten, 18,90 Euro.
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„Meine stärksten Lebensjahre gab ich Lovis”: Charlotte Berend-Corinth und Lovis Corinth 1912 in dem Seebad Bordighera an der Riviera. Foto: SZ / Scherl
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